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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

den Weg zu gehen. Rechnet man freilich zum Christentum als wesentlich den
Glanben an den Apfelbiß im Paradiese mit seinen mystische" Folgen, an die
nnwiderbringliche Verdammnis der nicht Auserwählten, an die Wunder gegen die
Gesetze der Natur, an das Abgerissensein Gottes von seiner Welt, an all das
Unerbauliche, womit die Theologen gemeinhin das Christentum ausbauen, so ist die
Lehre, die hier vorgetragen wird, nicht christlich, Ich aber rechne alles das, wovon
in Christi eigner Lehre nichts zu finden ist, was die Menschheit nicht besser, nicht
glücklicher, nicht weiser macht, was sich selbst, der Natur der Dinge und des Menschen
widerspricht, was den Geist verdüstert, die Wissenschaft verstört, ein trübes Wesen
in das Leben mischt, zu dem, was fallen muß, damit die Lehre Christi stehe," --
Von Merciers Psychologie (siehe das 20. Heft) ist (bei Jos. Kösel in Kempten
nud München, 1907) die Übersetzung des zweiten Bandes: das Verstandes- und
Vernunftleben, erschienen. Man überzeugt sich bei der Lektüre mit Interesse davon,
daß die Lehren der Scholastiker gar nicht so weit abliegen von denen unsrer
modernen Philosophen, und daß z. B. der Satz: nilnl sse in inwUvotu, cinoä non
xriiis knsrlt in sfuhr, schon von Thomas von Aquin begründet, wenn anch nicht
mit denselben Worten ausgesprochen wird; der Darstellung jedoch gereicht die Ver¬
wendung der scholastischen Kategorien und Kunstausdrücke nicht zum Vorteil, obwohl
die Ergebnisse stellenweise, z. B. bei der Behandlung des Problems der Willens¬
freiheit, recht befriedigend ausfallen. Studierenden das Buch als Leitfaden zu
empfehlen, verbieten die letzten Kapitel. Da wird vom Ursprung der Seele und
des Menschengeschlechts gehandelt, was nicht in die Psychologie, sondern in die
Anthropologie gehört. Die Unsterblichkeitsfrage darf zwar in der Psychologie er¬
örtert, aber nicht, wie es von Mercier geschieht, mit scholastisch-theologischen "Be¬
weisen" entschieden werden. Und zuletzt wird gar die Ewigkeit der Höllenstrafen
"philosophisch" begründet, indem sie Mercier als eine psychologische Notwendigkeit
darstellt. -- Heinrich Gomperz behandelt Das Problem der Willensfreiheit
(Jena, Eugen Diederichs, 1907) und schlagt dabei neue Wege ein. Die heutige
Naturwissenschaft verfechte den Determinismus gegen die Kirche, aber vor ein paar
hundert Jahren sei das ganz anders gewesen: "Eine Frömmigkeit, die sich nicht
vermaß, mit unsern Begriffen von Gut und Schlecht die Welt zu richten, schöpfte
gerade aus der Überzeugung, daß, wie alles Geschehen, so auch das menschliche
Wollen von Gott bestimmt sei, die Zuversicht, daß wir uns in einer guten, demütig
zu bejahenden Welt befinden. Und ihr gegenüber verfocht ein Freisinn, den die
Abhängigkeit von Gott entwürdigend dünkte, unsre schrankenlose Herrschaft über
unser Tun und Lassen: die Freiheit des Willens." Daraus folge zunächst, "daß
Determinismus und Indeterminismus nicht eine eindeutige Beziehung zu Aufklärung
und Aberglauben haben können". Der Verfasser unterwirft die Auffassung und
Lösung des Problems in den verschiednen Philosophenschulen und bei den einzelnen
Denkern einer kritischen Beleuchtung und prüft besonders gründlich Kants Freiheits¬
lehre. Dann zeigt er, daß beide entgegengesetzten Theorien unbefriedigend sind,
und zwar die deterministische in höherm Grade; denn durch Motive gezwungen
werden sei ein Leiden, Leiden aber das Gegenteil der gewallten und darum freien
Tätigkeit, die uns unser Bewußtsein bezeuge: der Indeterminismus erkläre wenigstens
die Freiheit durch sich selbst, der Determinismus aber erkläre sie durch ihr Gegenteil,
den Zwang. Sehr schön wird der Widerspruch hervorgehoben, in den sich die
Naturforscher verwickeln, indem sie den Kausalttätszwcmg für die menschlichen Hand¬
lungen behaupten in dem gegenwärtigen Augenblicke, wo thuen die Kausalität selbst
in dem hergebrachten Sinne zweifelhaft geworden ist, und wird das mythologische
Wesen abgetan, das die Naturforscher aus dem Gesetz und der Gesetzmäßigkeit


Maßgebliches und Unmaßgebliches

den Weg zu gehen. Rechnet man freilich zum Christentum als wesentlich den
Glanben an den Apfelbiß im Paradiese mit seinen mystische» Folgen, an die
nnwiderbringliche Verdammnis der nicht Auserwählten, an die Wunder gegen die
Gesetze der Natur, an das Abgerissensein Gottes von seiner Welt, an all das
Unerbauliche, womit die Theologen gemeinhin das Christentum ausbauen, so ist die
Lehre, die hier vorgetragen wird, nicht christlich, Ich aber rechne alles das, wovon
in Christi eigner Lehre nichts zu finden ist, was die Menschheit nicht besser, nicht
glücklicher, nicht weiser macht, was sich selbst, der Natur der Dinge und des Menschen
widerspricht, was den Geist verdüstert, die Wissenschaft verstört, ein trübes Wesen
in das Leben mischt, zu dem, was fallen muß, damit die Lehre Christi stehe," —
Von Merciers Psychologie (siehe das 20. Heft) ist (bei Jos. Kösel in Kempten
nud München, 1907) die Übersetzung des zweiten Bandes: das Verstandes- und
Vernunftleben, erschienen. Man überzeugt sich bei der Lektüre mit Interesse davon,
daß die Lehren der Scholastiker gar nicht so weit abliegen von denen unsrer
modernen Philosophen, und daß z. B. der Satz: nilnl sse in inwUvotu, cinoä non
xriiis knsrlt in sfuhr, schon von Thomas von Aquin begründet, wenn anch nicht
mit denselben Worten ausgesprochen wird; der Darstellung jedoch gereicht die Ver¬
wendung der scholastischen Kategorien und Kunstausdrücke nicht zum Vorteil, obwohl
die Ergebnisse stellenweise, z. B. bei der Behandlung des Problems der Willens¬
freiheit, recht befriedigend ausfallen. Studierenden das Buch als Leitfaden zu
empfehlen, verbieten die letzten Kapitel. Da wird vom Ursprung der Seele und
des Menschengeschlechts gehandelt, was nicht in die Psychologie, sondern in die
Anthropologie gehört. Die Unsterblichkeitsfrage darf zwar in der Psychologie er¬
örtert, aber nicht, wie es von Mercier geschieht, mit scholastisch-theologischen „Be¬
weisen" entschieden werden. Und zuletzt wird gar die Ewigkeit der Höllenstrafen
„philosophisch" begründet, indem sie Mercier als eine psychologische Notwendigkeit
darstellt. — Heinrich Gomperz behandelt Das Problem der Willensfreiheit
(Jena, Eugen Diederichs, 1907) und schlagt dabei neue Wege ein. Die heutige
Naturwissenschaft verfechte den Determinismus gegen die Kirche, aber vor ein paar
hundert Jahren sei das ganz anders gewesen: „Eine Frömmigkeit, die sich nicht
vermaß, mit unsern Begriffen von Gut und Schlecht die Welt zu richten, schöpfte
gerade aus der Überzeugung, daß, wie alles Geschehen, so auch das menschliche
Wollen von Gott bestimmt sei, die Zuversicht, daß wir uns in einer guten, demütig
zu bejahenden Welt befinden. Und ihr gegenüber verfocht ein Freisinn, den die
Abhängigkeit von Gott entwürdigend dünkte, unsre schrankenlose Herrschaft über
unser Tun und Lassen: die Freiheit des Willens." Daraus folge zunächst, „daß
Determinismus und Indeterminismus nicht eine eindeutige Beziehung zu Aufklärung
und Aberglauben haben können". Der Verfasser unterwirft die Auffassung und
Lösung des Problems in den verschiednen Philosophenschulen und bei den einzelnen
Denkern einer kritischen Beleuchtung und prüft besonders gründlich Kants Freiheits¬
lehre. Dann zeigt er, daß beide entgegengesetzten Theorien unbefriedigend sind,
und zwar die deterministische in höherm Grade; denn durch Motive gezwungen
werden sei ein Leiden, Leiden aber das Gegenteil der gewallten und darum freien
Tätigkeit, die uns unser Bewußtsein bezeuge: der Indeterminismus erkläre wenigstens
die Freiheit durch sich selbst, der Determinismus aber erkläre sie durch ihr Gegenteil,
den Zwang. Sehr schön wird der Widerspruch hervorgehoben, in den sich die
Naturforscher verwickeln, indem sie den Kausalttätszwcmg für die menschlichen Hand¬
lungen behaupten in dem gegenwärtigen Augenblicke, wo thuen die Kausalität selbst
in dem hergebrachten Sinne zweifelhaft geworden ist, und wird das mythologische
Wesen abgetan, das die Naturforscher aus dem Gesetz und der Gesetzmäßigkeit


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[0551] Maßgebliches und Unmaßgebliches den Weg zu gehen. Rechnet man freilich zum Christentum als wesentlich den Glanben an den Apfelbiß im Paradiese mit seinen mystische» Folgen, an die nnwiderbringliche Verdammnis der nicht Auserwählten, an die Wunder gegen die Gesetze der Natur, an das Abgerissensein Gottes von seiner Welt, an all das Unerbauliche, womit die Theologen gemeinhin das Christentum ausbauen, so ist die Lehre, die hier vorgetragen wird, nicht christlich, Ich aber rechne alles das, wovon in Christi eigner Lehre nichts zu finden ist, was die Menschheit nicht besser, nicht glücklicher, nicht weiser macht, was sich selbst, der Natur der Dinge und des Menschen widerspricht, was den Geist verdüstert, die Wissenschaft verstört, ein trübes Wesen in das Leben mischt, zu dem, was fallen muß, damit die Lehre Christi stehe," — Von Merciers Psychologie (siehe das 20. Heft) ist (bei Jos. Kösel in Kempten nud München, 1907) die Übersetzung des zweiten Bandes: das Verstandes- und Vernunftleben, erschienen. Man überzeugt sich bei der Lektüre mit Interesse davon, daß die Lehren der Scholastiker gar nicht so weit abliegen von denen unsrer modernen Philosophen, und daß z. B. der Satz: nilnl sse in inwUvotu, cinoä non xriiis knsrlt in sfuhr, schon von Thomas von Aquin begründet, wenn anch nicht mit denselben Worten ausgesprochen wird; der Darstellung jedoch gereicht die Ver¬ wendung der scholastischen Kategorien und Kunstausdrücke nicht zum Vorteil, obwohl die Ergebnisse stellenweise, z. B. bei der Behandlung des Problems der Willens¬ freiheit, recht befriedigend ausfallen. Studierenden das Buch als Leitfaden zu empfehlen, verbieten die letzten Kapitel. Da wird vom Ursprung der Seele und des Menschengeschlechts gehandelt, was nicht in die Psychologie, sondern in die Anthropologie gehört. Die Unsterblichkeitsfrage darf zwar in der Psychologie er¬ örtert, aber nicht, wie es von Mercier geschieht, mit scholastisch-theologischen „Be¬ weisen" entschieden werden. Und zuletzt wird gar die Ewigkeit der Höllenstrafen „philosophisch" begründet, indem sie Mercier als eine psychologische Notwendigkeit darstellt. — Heinrich Gomperz behandelt Das Problem der Willensfreiheit (Jena, Eugen Diederichs, 1907) und schlagt dabei neue Wege ein. Die heutige Naturwissenschaft verfechte den Determinismus gegen die Kirche, aber vor ein paar hundert Jahren sei das ganz anders gewesen: „Eine Frömmigkeit, die sich nicht vermaß, mit unsern Begriffen von Gut und Schlecht die Welt zu richten, schöpfte gerade aus der Überzeugung, daß, wie alles Geschehen, so auch das menschliche Wollen von Gott bestimmt sei, die Zuversicht, daß wir uns in einer guten, demütig zu bejahenden Welt befinden. Und ihr gegenüber verfocht ein Freisinn, den die Abhängigkeit von Gott entwürdigend dünkte, unsre schrankenlose Herrschaft über unser Tun und Lassen: die Freiheit des Willens." Daraus folge zunächst, „daß Determinismus und Indeterminismus nicht eine eindeutige Beziehung zu Aufklärung und Aberglauben haben können". Der Verfasser unterwirft die Auffassung und Lösung des Problems in den verschiednen Philosophenschulen und bei den einzelnen Denkern einer kritischen Beleuchtung und prüft besonders gründlich Kants Freiheits¬ lehre. Dann zeigt er, daß beide entgegengesetzten Theorien unbefriedigend sind, und zwar die deterministische in höherm Grade; denn durch Motive gezwungen werden sei ein Leiden, Leiden aber das Gegenteil der gewallten und darum freien Tätigkeit, die uns unser Bewußtsein bezeuge: der Indeterminismus erkläre wenigstens die Freiheit durch sich selbst, der Determinismus aber erkläre sie durch ihr Gegenteil, den Zwang. Sehr schön wird der Widerspruch hervorgehoben, in den sich die Naturforscher verwickeln, indem sie den Kausalttätszwcmg für die menschlichen Hand¬ lungen behaupten in dem gegenwärtigen Augenblicke, wo thuen die Kausalität selbst in dem hergebrachten Sinne zweifelhaft geworden ist, und wird das mythologische Wesen abgetan, das die Naturforscher aus dem Gesetz und der Gesetzmäßigkeit

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311740/551>, abgerufen am 20.06.2024.