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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr.

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Der Marquis von "Larabas

Das mag als ein Beispiel gelten, bestätigte Kalt. Draußen neben Ihrem
letzten Unternehmen habe ich ein paar Felder gesehen, die mir gefallen. Sind Sie
nun bereit, diese für uns zu bebauen?

Kalt wollte durchaus Geschäfte machen, und er hatte sich ausgerechnet, daß
der Anwalt zusagen müsse.

Können Sie Grundstücke bezahlen?

Nein, sagte Kalt etwas ärgerlich. Unser Gewinn soll herauskommen, wenn
die Besitztümer verkauft werden, alles andre ist Ihre Sache.

Und die Handwerker?

Die sitzen ja draußen in dichten Haufen. Mir ist es ganz egal, was für
Kamele Sie zu der Sache benutzen. Wir bauen ja nicht für unsre Nachwelt. Nun?
Sie riskieren bei der Sache nichts, und wenn es geht, dann werde ich einen Teil
des Gewinns bis zum nächsten Geschäft stehn lassen.

Kann ich Steenfelds Namen bei der Bank nennen?

Das können Sie wohl.

Und wird er selbst unterschreiben?

Nein, wir bilden eine Aktiengesellschaft. Wir wollen ebenfalls nichts riskieren.
Schlägt das Unternehmen nachher fehl, dann müssen Sie den Verlust auf die
Lieferanten, wie Sie sonst zu tun pflegen, verteilen. Sie selbst werden wir
schadlos halten.

Es vergingen einige Minuten in Stillschweigen. Bögedal rechnete auf einem
Stück Löschpapier.

Das wird ein Unternehmen von anderthalb Millionen, sagte er.

So ungefähr habe ich auch gedacht, versetzte Kalt.

Und Sie bezahlen?

Was die Grundstückspapiere kosten.

Schon während des Bauens?

Nicht ein Or, sagte Kalt bestimmt, aber, fügte er hinzu, wenn Sie bei
einem Ihrer andern Unternehmen, das wirklich gut ist, einmal Geld brauchen
sollten und nicht gern extra zur Bank laufen möchten, dann sind wir bereit,
Ihnen helfend unter die Arme zu greifen. Kredit haben wir, wie ich Ihnen
schon sagte.

Bögedal zog eine neue Zigarre hervor und warf den Stummel der Havanna
auf den Schreibtisch.

Hören Sie, Herr Kattruv, Sie sind doch gut mit dem Lehnsgrafen Mark-
danner bekannt, nicht wahr? Wissen Sie, ob er seine Grundstücke hier in der Stadt
verkaufen will?

Kalt hatte sich erhoben; er sah ungeheuer feierlich aus.

Herr Anwalt, sagte er, es gibt Dinge, über die man nur mit seinen intimsten
Freunden spricht.

Sie sind doch wirklich ein Stück von einem Abenteurer, Herr Kattrup, ver¬
setzte Bögedal ingrimmig.

Mein guter Herr Anwalt, erwiderte Kalt mit Würde, vor einem Jahre wurde
ich freilich wegen eines Paars Stiefel aus dem Kollegium gejagt. Aber dennoch
sind Sie durchaus nicht im Zweifel darüber, daß das Geschäft, das Sie heute mit
mir schließen, das beste ist, das Sie seit Jahr und Tag geschlossen haben, und
was noch mehr gilt, Sie sind durchaus überzeugt davon, daß wir beide noch dazu
kommen werden, miteinander Geschäfte zu machen, zu denen im Vergleich das heute
geschlossene das reine Kinderspiel ist. Nicht?


Der Marquis von «Larabas

Das mag als ein Beispiel gelten, bestätigte Kalt. Draußen neben Ihrem
letzten Unternehmen habe ich ein paar Felder gesehen, die mir gefallen. Sind Sie
nun bereit, diese für uns zu bebauen?

Kalt wollte durchaus Geschäfte machen, und er hatte sich ausgerechnet, daß
der Anwalt zusagen müsse.

Können Sie Grundstücke bezahlen?

Nein, sagte Kalt etwas ärgerlich. Unser Gewinn soll herauskommen, wenn
die Besitztümer verkauft werden, alles andre ist Ihre Sache.

Und die Handwerker?

Die sitzen ja draußen in dichten Haufen. Mir ist es ganz egal, was für
Kamele Sie zu der Sache benutzen. Wir bauen ja nicht für unsre Nachwelt. Nun?
Sie riskieren bei der Sache nichts, und wenn es geht, dann werde ich einen Teil
des Gewinns bis zum nächsten Geschäft stehn lassen.

Kann ich Steenfelds Namen bei der Bank nennen?

Das können Sie wohl.

Und wird er selbst unterschreiben?

Nein, wir bilden eine Aktiengesellschaft. Wir wollen ebenfalls nichts riskieren.
Schlägt das Unternehmen nachher fehl, dann müssen Sie den Verlust auf die
Lieferanten, wie Sie sonst zu tun pflegen, verteilen. Sie selbst werden wir
schadlos halten.

Es vergingen einige Minuten in Stillschweigen. Bögedal rechnete auf einem
Stück Löschpapier.

Das wird ein Unternehmen von anderthalb Millionen, sagte er.

So ungefähr habe ich auch gedacht, versetzte Kalt.

Und Sie bezahlen?

Was die Grundstückspapiere kosten.

Schon während des Bauens?

Nicht ein Or, sagte Kalt bestimmt, aber, fügte er hinzu, wenn Sie bei
einem Ihrer andern Unternehmen, das wirklich gut ist, einmal Geld brauchen
sollten und nicht gern extra zur Bank laufen möchten, dann sind wir bereit,
Ihnen helfend unter die Arme zu greifen. Kredit haben wir, wie ich Ihnen
schon sagte.

Bögedal zog eine neue Zigarre hervor und warf den Stummel der Havanna
auf den Schreibtisch.

Hören Sie, Herr Kattruv, Sie sind doch gut mit dem Lehnsgrafen Mark-
danner bekannt, nicht wahr? Wissen Sie, ob er seine Grundstücke hier in der Stadt
verkaufen will?

Kalt hatte sich erhoben; er sah ungeheuer feierlich aus.

Herr Anwalt, sagte er, es gibt Dinge, über die man nur mit seinen intimsten
Freunden spricht.

Sie sind doch wirklich ein Stück von einem Abenteurer, Herr Kattrup, ver¬
setzte Bögedal ingrimmig.

Mein guter Herr Anwalt, erwiderte Kalt mit Würde, vor einem Jahre wurde
ich freilich wegen eines Paars Stiefel aus dem Kollegium gejagt. Aber dennoch
sind Sie durchaus nicht im Zweifel darüber, daß das Geschäft, das Sie heute mit
mir schließen, das beste ist, das Sie seit Jahr und Tag geschlossen haben, und
was noch mehr gilt, Sie sind durchaus überzeugt davon, daß wir beide noch dazu
kommen werden, miteinander Geschäfte zu machen, zu denen im Vergleich das heute
geschlossene das reine Kinderspiel ist. Nicht?


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[0242] Der Marquis von «Larabas Das mag als ein Beispiel gelten, bestätigte Kalt. Draußen neben Ihrem letzten Unternehmen habe ich ein paar Felder gesehen, die mir gefallen. Sind Sie nun bereit, diese für uns zu bebauen? Kalt wollte durchaus Geschäfte machen, und er hatte sich ausgerechnet, daß der Anwalt zusagen müsse. Können Sie Grundstücke bezahlen? Nein, sagte Kalt etwas ärgerlich. Unser Gewinn soll herauskommen, wenn die Besitztümer verkauft werden, alles andre ist Ihre Sache. Und die Handwerker? Die sitzen ja draußen in dichten Haufen. Mir ist es ganz egal, was für Kamele Sie zu der Sache benutzen. Wir bauen ja nicht für unsre Nachwelt. Nun? Sie riskieren bei der Sache nichts, und wenn es geht, dann werde ich einen Teil des Gewinns bis zum nächsten Geschäft stehn lassen. Kann ich Steenfelds Namen bei der Bank nennen? Das können Sie wohl. Und wird er selbst unterschreiben? Nein, wir bilden eine Aktiengesellschaft. Wir wollen ebenfalls nichts riskieren. Schlägt das Unternehmen nachher fehl, dann müssen Sie den Verlust auf die Lieferanten, wie Sie sonst zu tun pflegen, verteilen. Sie selbst werden wir schadlos halten. Es vergingen einige Minuten in Stillschweigen. Bögedal rechnete auf einem Stück Löschpapier. Das wird ein Unternehmen von anderthalb Millionen, sagte er. So ungefähr habe ich auch gedacht, versetzte Kalt. Und Sie bezahlen? Was die Grundstückspapiere kosten. Schon während des Bauens? Nicht ein Or, sagte Kalt bestimmt, aber, fügte er hinzu, wenn Sie bei einem Ihrer andern Unternehmen, das wirklich gut ist, einmal Geld brauchen sollten und nicht gern extra zur Bank laufen möchten, dann sind wir bereit, Ihnen helfend unter die Arme zu greifen. Kredit haben wir, wie ich Ihnen schon sagte. Bögedal zog eine neue Zigarre hervor und warf den Stummel der Havanna auf den Schreibtisch. Hören Sie, Herr Kattruv, Sie sind doch gut mit dem Lehnsgrafen Mark- danner bekannt, nicht wahr? Wissen Sie, ob er seine Grundstücke hier in der Stadt verkaufen will? Kalt hatte sich erhoben; er sah ungeheuer feierlich aus. Herr Anwalt, sagte er, es gibt Dinge, über die man nur mit seinen intimsten Freunden spricht. Sie sind doch wirklich ein Stück von einem Abenteurer, Herr Kattrup, ver¬ setzte Bögedal ingrimmig. Mein guter Herr Anwalt, erwiderte Kalt mit Würde, vor einem Jahre wurde ich freilich wegen eines Paars Stiefel aus dem Kollegium gejagt. Aber dennoch sind Sie durchaus nicht im Zweifel darüber, daß das Geschäft, das Sie heute mit mir schließen, das beste ist, das Sie seit Jahr und Tag geschlossen haben, und was noch mehr gilt, Sie sind durchaus überzeugt davon, daß wir beide noch dazu kommen werden, miteinander Geschäfte zu machen, zu denen im Vergleich das heute geschlossene das reine Kinderspiel ist. Nicht?

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311080/242>, abgerufen am 22.07.2024.