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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr.

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Der ägyptische Zndan

Von dieser Summe müssen jedoch andrerseits 4647150 Mark abgezogen
werden, die Ägypten an Zöllen, durch Eisenbahn, Post und Telegraphen u. a.
einnimmt, sodaß einschließlich der Summe von 2070000 Mark an Zinsen von
Kapitalien, die Ägypten für den Sudan aufgewandt hat, die tatsächliche Bei¬
steuer der ägyptischen Finanzverwaltung für den Sudan sich auf rund 2,7 Millionen
Mark beläuft, eine Summe, die sehr gering ist im Verhältnis zu den Vorzügen,
die für Ägypten aus einer geordneten Regierung im Sudan und aus dem
gesicherten Besitze des Nils erwachsen.

An Eisenbahnen verfügt der Sudan nunmehr über eine Strecke von
1686 Kilometern. Die Bahnlinie vom Nil nach dem Roten Meer wurde erst
im Januar 1906 eröffnet. Für den Betrieb war das Jahr infolge außer¬
gewöhnlich schwerer Regenfälle und der noch nicht vollständigen Fertigstellung
mehrerer Brücken und Kanalisationsanlagen äußerst ungünstig. In Port Sudan
und Suakin häuften sich die Güter und machten besondre Maßnahmen für den
Abtransport nötig.

Das Verhältnis der Betriebs Unkosten zu den Gesamteinnahmen betrug in
den Jahren 1903 110,2 Prozent, 1904 87,7 Prozent, 1905 69,4 Prozent
und 1906 68,5 Prozent. Im letzten Jahre stehn einer Gesamteinnahme von
4878343 Mark Betriebsunkosten in Höhe von 3 342843 Mark gegenüber. An
Reisenden wurden außer den auf Kosten der Regierung fahrenden im ab"
gelcmfnen Jahre 247125 befördert. Ganz besonders schnell hat die Zahl der
die vierte Klasse benutzenden zugenommen; sie belief sich allein auf 135301.
Mit Ausnahme der für die Regierung mitgeführten Güter usw. wurden auf
private Rechnung 64442 Tonnen Güter und 31425 Häupter lebenden In¬
ventars befördert.

Gegen 2575 Kilometer neuer Straßen wurden im Jahre 1906 gebaut.
In der Provinz Bahr-el-Gazal ist der Versuch gemacht worden, zur Lösung
der infolge der großen Sterblichkeit von Kamelen, Eseln und Maultieren in
dieser Gegend besonders schwierigen Beförderungsfrage Motorlowrys zu benutzen,
und man hofft auf diesem Wege Erfolge zu erreichen. Auf der Straße von
Khartum nach Kassala wurde bis zum Atbara mit einem gewissen Erfolge
eine Art von Wüstenwagen, die durch Kamele gezogen werden, verwandt.

Die Tätigkeit der Post- und Telegraphenverwaltung ist in sehr rascher
Zunahme begriffen. Die Zahl der Privattelegramme ist von 117000 im
Jahre 1904 aus 167000 im Jahre 1905 und auf 231000 im Jahre 1906
gestiegen. An Geldern (auf Postanweisungen) wurden in den drei genannten
Jahren 11,4 (1904), 16,7 (1905) und 24,8 (1906) Millionen Mark durch die Post
befördert. Die Gesamtlänge der Telegraphenlinien beträgt jetzt 6817 Kilometer.

Während im Jahre 1904 das Departement der Posten und Telegraphen
noch mit einem Verlust von 124200 Mark gearbeitet hatte, blieben im Jahre 1905
Einnahmen und Ausgaben annähernd gleich. Im Jahre 1906 standen den
regelmäßigen Ausgaben in Höhe von 765900 Mark Einnahmen im Betrage von


Der ägyptische Zndan

Von dieser Summe müssen jedoch andrerseits 4647150 Mark abgezogen
werden, die Ägypten an Zöllen, durch Eisenbahn, Post und Telegraphen u. a.
einnimmt, sodaß einschließlich der Summe von 2070000 Mark an Zinsen von
Kapitalien, die Ägypten für den Sudan aufgewandt hat, die tatsächliche Bei¬
steuer der ägyptischen Finanzverwaltung für den Sudan sich auf rund 2,7 Millionen
Mark beläuft, eine Summe, die sehr gering ist im Verhältnis zu den Vorzügen,
die für Ägypten aus einer geordneten Regierung im Sudan und aus dem
gesicherten Besitze des Nils erwachsen.

An Eisenbahnen verfügt der Sudan nunmehr über eine Strecke von
1686 Kilometern. Die Bahnlinie vom Nil nach dem Roten Meer wurde erst
im Januar 1906 eröffnet. Für den Betrieb war das Jahr infolge außer¬
gewöhnlich schwerer Regenfälle und der noch nicht vollständigen Fertigstellung
mehrerer Brücken und Kanalisationsanlagen äußerst ungünstig. In Port Sudan
und Suakin häuften sich die Güter und machten besondre Maßnahmen für den
Abtransport nötig.

Das Verhältnis der Betriebs Unkosten zu den Gesamteinnahmen betrug in
den Jahren 1903 110,2 Prozent, 1904 87,7 Prozent, 1905 69,4 Prozent
und 1906 68,5 Prozent. Im letzten Jahre stehn einer Gesamteinnahme von
4878343 Mark Betriebsunkosten in Höhe von 3 342843 Mark gegenüber. An
Reisenden wurden außer den auf Kosten der Regierung fahrenden im ab«
gelcmfnen Jahre 247125 befördert. Ganz besonders schnell hat die Zahl der
die vierte Klasse benutzenden zugenommen; sie belief sich allein auf 135301.
Mit Ausnahme der für die Regierung mitgeführten Güter usw. wurden auf
private Rechnung 64442 Tonnen Güter und 31425 Häupter lebenden In¬
ventars befördert.

Gegen 2575 Kilometer neuer Straßen wurden im Jahre 1906 gebaut.
In der Provinz Bahr-el-Gazal ist der Versuch gemacht worden, zur Lösung
der infolge der großen Sterblichkeit von Kamelen, Eseln und Maultieren in
dieser Gegend besonders schwierigen Beförderungsfrage Motorlowrys zu benutzen,
und man hofft auf diesem Wege Erfolge zu erreichen. Auf der Straße von
Khartum nach Kassala wurde bis zum Atbara mit einem gewissen Erfolge
eine Art von Wüstenwagen, die durch Kamele gezogen werden, verwandt.

Die Tätigkeit der Post- und Telegraphenverwaltung ist in sehr rascher
Zunahme begriffen. Die Zahl der Privattelegramme ist von 117000 im
Jahre 1904 aus 167000 im Jahre 1905 und auf 231000 im Jahre 1906
gestiegen. An Geldern (auf Postanweisungen) wurden in den drei genannten
Jahren 11,4 (1904), 16,7 (1905) und 24,8 (1906) Millionen Mark durch die Post
befördert. Die Gesamtlänge der Telegraphenlinien beträgt jetzt 6817 Kilometer.

Während im Jahre 1904 das Departement der Posten und Telegraphen
noch mit einem Verlust von 124200 Mark gearbeitet hatte, blieben im Jahre 1905
Einnahmen und Ausgaben annähernd gleich. Im Jahre 1906 standen den
regelmäßigen Ausgaben in Höhe von 765900 Mark Einnahmen im Betrage von


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[0173] Der ägyptische Zndan Von dieser Summe müssen jedoch andrerseits 4647150 Mark abgezogen werden, die Ägypten an Zöllen, durch Eisenbahn, Post und Telegraphen u. a. einnimmt, sodaß einschließlich der Summe von 2070000 Mark an Zinsen von Kapitalien, die Ägypten für den Sudan aufgewandt hat, die tatsächliche Bei¬ steuer der ägyptischen Finanzverwaltung für den Sudan sich auf rund 2,7 Millionen Mark beläuft, eine Summe, die sehr gering ist im Verhältnis zu den Vorzügen, die für Ägypten aus einer geordneten Regierung im Sudan und aus dem gesicherten Besitze des Nils erwachsen. An Eisenbahnen verfügt der Sudan nunmehr über eine Strecke von 1686 Kilometern. Die Bahnlinie vom Nil nach dem Roten Meer wurde erst im Januar 1906 eröffnet. Für den Betrieb war das Jahr infolge außer¬ gewöhnlich schwerer Regenfälle und der noch nicht vollständigen Fertigstellung mehrerer Brücken und Kanalisationsanlagen äußerst ungünstig. In Port Sudan und Suakin häuften sich die Güter und machten besondre Maßnahmen für den Abtransport nötig. Das Verhältnis der Betriebs Unkosten zu den Gesamteinnahmen betrug in den Jahren 1903 110,2 Prozent, 1904 87,7 Prozent, 1905 69,4 Prozent und 1906 68,5 Prozent. Im letzten Jahre stehn einer Gesamteinnahme von 4878343 Mark Betriebsunkosten in Höhe von 3 342843 Mark gegenüber. An Reisenden wurden außer den auf Kosten der Regierung fahrenden im ab« gelcmfnen Jahre 247125 befördert. Ganz besonders schnell hat die Zahl der die vierte Klasse benutzenden zugenommen; sie belief sich allein auf 135301. Mit Ausnahme der für die Regierung mitgeführten Güter usw. wurden auf private Rechnung 64442 Tonnen Güter und 31425 Häupter lebenden In¬ ventars befördert. Gegen 2575 Kilometer neuer Straßen wurden im Jahre 1906 gebaut. In der Provinz Bahr-el-Gazal ist der Versuch gemacht worden, zur Lösung der infolge der großen Sterblichkeit von Kamelen, Eseln und Maultieren in dieser Gegend besonders schwierigen Beförderungsfrage Motorlowrys zu benutzen, und man hofft auf diesem Wege Erfolge zu erreichen. Auf der Straße von Khartum nach Kassala wurde bis zum Atbara mit einem gewissen Erfolge eine Art von Wüstenwagen, die durch Kamele gezogen werden, verwandt. Die Tätigkeit der Post- und Telegraphenverwaltung ist in sehr rascher Zunahme begriffen. Die Zahl der Privattelegramme ist von 117000 im Jahre 1904 aus 167000 im Jahre 1905 und auf 231000 im Jahre 1906 gestiegen. An Geldern (auf Postanweisungen) wurden in den drei genannten Jahren 11,4 (1904), 16,7 (1905) und 24,8 (1906) Millionen Mark durch die Post befördert. Die Gesamtlänge der Telegraphenlinien beträgt jetzt 6817 Kilometer. Während im Jahre 1904 das Departement der Posten und Telegraphen noch mit einem Verlust von 124200 Mark gearbeitet hatte, blieben im Jahre 1905 Einnahmen und Ausgaben annähernd gleich. Im Jahre 1906 standen den regelmäßigen Ausgaben in Höhe von 765900 Mark Einnahmen im Betrage von

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311080/173>, abgerufen am 22.07.2024.