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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr.

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Der ägyptische Sudan

wurde dann ein Übereinkommen zwischen der britischen Regierung und der des
Kongofreistaates unterzeichnet, dessen Folge die Zurückziehung der Truppen
des Kongostaates aus verschiednen benachbarten Plätzen ist.

Die erhoffte Erschließung einer unmittelbaren Wasserverbindung mit dem
französischen Kongo konnte infolge der großen beim Katarakt von Raffile sich
entgegenstellenden Schwierigkeiten leider noch nicht durchgeführt werden; doch
hofft man auch diese in kurzer Zeit zu überwältigen. Nach Uganda haben sich
einige Handelsverbindungen zwischen Mongalla und Gondokoro angebahnt.

Auch die Beziehungen zwischen dem Sultan Ali Dinar von Darfur
und der Regierung des Sudans sind dauernd völlig zufriedenstellend. Des
Sultans Bemühungen zur Hebung des Handels haben gute Früchte getragen;
seinen Tribut bezahlt er regelmäßig. Die gesamte Lage Darfurs hat sich
verbessert.

Eine Betrachtung der Lcmdeserzeugmsse zeigt zunächst, daß der Anbau
von Baumwolle noch mit ganz bedeutenden Schwierigkeiten zu kämpfen hat.
Er weist denn auch zunächst einen kleinen Rückgang auf; während im Jahre 1905
9669 Hektar mit Baumwolle bepflanzt waren, verringerte sich diese Fläche im
Jahre 1906 auf 8815 Hektar. Bis Ende September 1906 wurden über Halfa
37215 Kilogramm und über Port Sudan 880425 Kilogramm Baumwolle
ausgeführt. Die Behörden aller Provinzen bemühen sich um eine Hebung des
Baumwollbaues.

Dem Rückgang der baumwollbepslanzten Fläche steht eine Zunahme
des Weizenanbaues gegenüber. Hier stehen 8931,5 Hektar im Jahre 1905
10282 Hektar im Jahre 1906 gegenüber. Es hat den Anschein, als ob der
Weizenbau die Zukunft des Sudans bilden solle. Mit dem Anbau von Kautschuk
und Gummi werden ausgedehnte Versuche gemacht. Ebenso werden von Staats
wegen die zur regelmüßigen Gewinnung von Perlmutter nötigen Maßnahmen
getroffen. Die Ausfuhr von Straußenfedern hat etwas zugenommen; doch
könnte auf diesem Gebiete noch viel geschehn.

Über die Entwicklung des sudanesischen Handels geben nachstehende Zahlen
Aufschluß. Trotz der Eröffnung der Bahnlinie vom Nil nach dem Noten
Meere ist die Gesamthöhe der Einfuhr über Halfa von 13662 Millionen Mark
im Jahre 1905 auf 12937 Millionen Mark im Jahre 1906 herabgegangen.
Der Wert der Einfuhr über Suakin und Port Sudan ist von 5071 Millionen
Mark im Jahre 1905 auf 10495 Millionen Mark im Jahre 1906 gestiegen.
In diesen Zahlen sind die von der Regierung eingeführten Materialien nicht
inbegriffen. Es handelt sich hierbei um Maschinen aller Art, Eisenbahnban¬
materialien, rollendes Material, Pumpen, Bauholz, Zement u. a. im Gesamtwerte
von 2153 Millionen Mark. Mehr als die Hälfte dieser Materialien ist aus
England eingeführt worden, ein großer Teil aus Ägypten und Holland, kleinere
Mengen aus Belgien, Deutschland, Schweden, den Vereinigten Staaten und
Österreich.


Der ägyptische Sudan

wurde dann ein Übereinkommen zwischen der britischen Regierung und der des
Kongofreistaates unterzeichnet, dessen Folge die Zurückziehung der Truppen
des Kongostaates aus verschiednen benachbarten Plätzen ist.

Die erhoffte Erschließung einer unmittelbaren Wasserverbindung mit dem
französischen Kongo konnte infolge der großen beim Katarakt von Raffile sich
entgegenstellenden Schwierigkeiten leider noch nicht durchgeführt werden; doch
hofft man auch diese in kurzer Zeit zu überwältigen. Nach Uganda haben sich
einige Handelsverbindungen zwischen Mongalla und Gondokoro angebahnt.

Auch die Beziehungen zwischen dem Sultan Ali Dinar von Darfur
und der Regierung des Sudans sind dauernd völlig zufriedenstellend. Des
Sultans Bemühungen zur Hebung des Handels haben gute Früchte getragen;
seinen Tribut bezahlt er regelmäßig. Die gesamte Lage Darfurs hat sich
verbessert.

Eine Betrachtung der Lcmdeserzeugmsse zeigt zunächst, daß der Anbau
von Baumwolle noch mit ganz bedeutenden Schwierigkeiten zu kämpfen hat.
Er weist denn auch zunächst einen kleinen Rückgang auf; während im Jahre 1905
9669 Hektar mit Baumwolle bepflanzt waren, verringerte sich diese Fläche im
Jahre 1906 auf 8815 Hektar. Bis Ende September 1906 wurden über Halfa
37215 Kilogramm und über Port Sudan 880425 Kilogramm Baumwolle
ausgeführt. Die Behörden aller Provinzen bemühen sich um eine Hebung des
Baumwollbaues.

Dem Rückgang der baumwollbepslanzten Fläche steht eine Zunahme
des Weizenanbaues gegenüber. Hier stehen 8931,5 Hektar im Jahre 1905
10282 Hektar im Jahre 1906 gegenüber. Es hat den Anschein, als ob der
Weizenbau die Zukunft des Sudans bilden solle. Mit dem Anbau von Kautschuk
und Gummi werden ausgedehnte Versuche gemacht. Ebenso werden von Staats
wegen die zur regelmüßigen Gewinnung von Perlmutter nötigen Maßnahmen
getroffen. Die Ausfuhr von Straußenfedern hat etwas zugenommen; doch
könnte auf diesem Gebiete noch viel geschehn.

Über die Entwicklung des sudanesischen Handels geben nachstehende Zahlen
Aufschluß. Trotz der Eröffnung der Bahnlinie vom Nil nach dem Noten
Meere ist die Gesamthöhe der Einfuhr über Halfa von 13662 Millionen Mark
im Jahre 1905 auf 12937 Millionen Mark im Jahre 1906 herabgegangen.
Der Wert der Einfuhr über Suakin und Port Sudan ist von 5071 Millionen
Mark im Jahre 1905 auf 10495 Millionen Mark im Jahre 1906 gestiegen.
In diesen Zahlen sind die von der Regierung eingeführten Materialien nicht
inbegriffen. Es handelt sich hierbei um Maschinen aller Art, Eisenbahnban¬
materialien, rollendes Material, Pumpen, Bauholz, Zement u. a. im Gesamtwerte
von 2153 Millionen Mark. Mehr als die Hälfte dieser Materialien ist aus
England eingeführt worden, ein großer Teil aus Ägypten und Holland, kleinere
Mengen aus Belgien, Deutschland, Schweden, den Vereinigten Staaten und
Österreich.


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[0171] Der ägyptische Sudan wurde dann ein Übereinkommen zwischen der britischen Regierung und der des Kongofreistaates unterzeichnet, dessen Folge die Zurückziehung der Truppen des Kongostaates aus verschiednen benachbarten Plätzen ist. Die erhoffte Erschließung einer unmittelbaren Wasserverbindung mit dem französischen Kongo konnte infolge der großen beim Katarakt von Raffile sich entgegenstellenden Schwierigkeiten leider noch nicht durchgeführt werden; doch hofft man auch diese in kurzer Zeit zu überwältigen. Nach Uganda haben sich einige Handelsverbindungen zwischen Mongalla und Gondokoro angebahnt. Auch die Beziehungen zwischen dem Sultan Ali Dinar von Darfur und der Regierung des Sudans sind dauernd völlig zufriedenstellend. Des Sultans Bemühungen zur Hebung des Handels haben gute Früchte getragen; seinen Tribut bezahlt er regelmäßig. Die gesamte Lage Darfurs hat sich verbessert. Eine Betrachtung der Lcmdeserzeugmsse zeigt zunächst, daß der Anbau von Baumwolle noch mit ganz bedeutenden Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Er weist denn auch zunächst einen kleinen Rückgang auf; während im Jahre 1905 9669 Hektar mit Baumwolle bepflanzt waren, verringerte sich diese Fläche im Jahre 1906 auf 8815 Hektar. Bis Ende September 1906 wurden über Halfa 37215 Kilogramm und über Port Sudan 880425 Kilogramm Baumwolle ausgeführt. Die Behörden aller Provinzen bemühen sich um eine Hebung des Baumwollbaues. Dem Rückgang der baumwollbepslanzten Fläche steht eine Zunahme des Weizenanbaues gegenüber. Hier stehen 8931,5 Hektar im Jahre 1905 10282 Hektar im Jahre 1906 gegenüber. Es hat den Anschein, als ob der Weizenbau die Zukunft des Sudans bilden solle. Mit dem Anbau von Kautschuk und Gummi werden ausgedehnte Versuche gemacht. Ebenso werden von Staats wegen die zur regelmüßigen Gewinnung von Perlmutter nötigen Maßnahmen getroffen. Die Ausfuhr von Straußenfedern hat etwas zugenommen; doch könnte auf diesem Gebiete noch viel geschehn. Über die Entwicklung des sudanesischen Handels geben nachstehende Zahlen Aufschluß. Trotz der Eröffnung der Bahnlinie vom Nil nach dem Noten Meere ist die Gesamthöhe der Einfuhr über Halfa von 13662 Millionen Mark im Jahre 1905 auf 12937 Millionen Mark im Jahre 1906 herabgegangen. Der Wert der Einfuhr über Suakin und Port Sudan ist von 5071 Millionen Mark im Jahre 1905 auf 10495 Millionen Mark im Jahre 1906 gestiegen. In diesen Zahlen sind die von der Regierung eingeführten Materialien nicht inbegriffen. Es handelt sich hierbei um Maschinen aller Art, Eisenbahnban¬ materialien, rollendes Material, Pumpen, Bauholz, Zement u. a. im Gesamtwerte von 2153 Millionen Mark. Mehr als die Hälfte dieser Materialien ist aus England eingeführt worden, ein großer Teil aus Ägypten und Holland, kleinere Mengen aus Belgien, Deutschland, Schweden, den Vereinigten Staaten und Österreich.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311080/171>, abgerufen am 22.07.2024.