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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr.

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einen Nachsatz, der das Prestige der Anstalt vor Schädigung bewahrt: (Art. 7)
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gliedern dieses musterhaft organisierten, der Universität kaum lose angegliederten
Seminars ein weiter Spielraum und recht viel Bewegungsfreiheit gelassen.
Andrerseits aber ist der dreijährige Stufengang dieser höhern praktischen Aus¬
bildung, wobei jedes gewissenhaft ausgenutzte Studienjahr eine positive Er¬
rungenschaft verzeichnet, so sorgsam überwacht, daß sich lässige und unfähige
Elemente immer wieder ganz von selbst ausmerzen. Die Wahl der Fächer
bleibt zwar dem Gutdünken der Schüler selbst überlassen, längeres Fernbleiben
aber muß durch vollgiltige Entschuldigungsgründe motiviert werden. Denn
von unsrer deutschen viel gerühmten akademischen Freiheit kann natürlich an
dieser strengen Arbeitsstätte nicht die Rede sein, da sich viele Übungen und
vertiefte Studien wie eng gefügte Glieder einer fortlaufenden Kette aneinander-
reihen. Wer sie in ungebührlicher Form zerreißt, veranlaßt schmerzhafte Stö¬
rungen, die nicht geduldet werden können.

Nicht wenig Ausländer erfreuen sich der nutzbringenden Vergünstigungen
dieser reichhaltigen Bildungsstätte, die gleichwohl spezifisch französische Prägung
trägt. Wer hier einmal ein Jahr oder länger mitgearbeitet hat, kann getrost
sagen, daß er dem echten Pulsschläge französischer wissenschaftlicher Arbeit bis
w die feinsten psychischen Regungen hinein zu lauschen vermocht hat. Wer
sich den ausnahmslos vorgeschrieben Bedingungen fügt, genießt hier ohne
Unterschied der Nation dieselbe teilnahmvolle intellektuelle Gastfreundschaft.
Erst nach und nach dämmerte mir die Erkenntnis, daß man sich in Deutsch¬
land wohl zumeist überhaupt noch nicht die Mühe genommen hat. nachzu¬
forschen, welches Ansehen und welche Berechtigung die novis xratiaus in
Frankreich selbst genießt, und wieviel Vorteile dem in Paris Aufenthalt
nehmenden Neuphilologen ersprießen können, wenn er sich eine Zeit lang Seite
°n Seite mit französischen Studiengenossen (meist schon reifern Alters) unter
der direkten Anleitung hervorragender Fachgelehrten noch methodisch weiterbilden
kann. Die Zahl der Neuphilologen, die den Pariser Aufenthalt nach dieser
Richtung hin voll zu nützen verstehen, ist bei uns immer noch erstaunlich klein
Zwar weist die vorletzte gedruckte Jnskriptionsliste der Mois (^uuuairs 1900)
für die historisch-philologischen Fächer 66 Deutsche (die höchste Ziffer unter
den fremden Nationalitäten) auf. aber bei eingehender Prüfung stimmt die ein¬
seitige Art der Benützung der gebotnen Übungen immer wieder recht skeptisch.
Die Aufstellung einer kurz gedrängten Statistik bestätigte mir nur die persön¬
liche Wahrnehmung des Jahres 1894, daß es mit deutscher Beteiligung an
der streng disziplinierten Arbeit der Kools xi-Maus nicht um ein Haar anders
geworden ist. Sehr zu unsern Ungunsten fällt der Vergleich mit dem Ver¬
halten der Schweizer Philologen aus. Von den 66 erwähnten Angehörigen


einen Nachsatz, der das Prestige der Anstalt vor Schädigung bewahrt: (Art. 7)
U u'sse sxiZs auvuns von-Won et'-iZs, as Urals on as nationMtv xour
i'mserixtion Ä ig. Leotiou et'Iiistoirs se as vlüloloo'is; og.is 1s8 SAuclict-its fort
soumis Ä un 8w8ö. Im allgemeinen ist den stufenweise ausrückenden Mit¬
gliedern dieses musterhaft organisierten, der Universität kaum lose angegliederten
Seminars ein weiter Spielraum und recht viel Bewegungsfreiheit gelassen.
Andrerseits aber ist der dreijährige Stufengang dieser höhern praktischen Aus¬
bildung, wobei jedes gewissenhaft ausgenutzte Studienjahr eine positive Er¬
rungenschaft verzeichnet, so sorgsam überwacht, daß sich lässige und unfähige
Elemente immer wieder ganz von selbst ausmerzen. Die Wahl der Fächer
bleibt zwar dem Gutdünken der Schüler selbst überlassen, längeres Fernbleiben
aber muß durch vollgiltige Entschuldigungsgründe motiviert werden. Denn
von unsrer deutschen viel gerühmten akademischen Freiheit kann natürlich an
dieser strengen Arbeitsstätte nicht die Rede sein, da sich viele Übungen und
vertiefte Studien wie eng gefügte Glieder einer fortlaufenden Kette aneinander-
reihen. Wer sie in ungebührlicher Form zerreißt, veranlaßt schmerzhafte Stö¬
rungen, die nicht geduldet werden können.

Nicht wenig Ausländer erfreuen sich der nutzbringenden Vergünstigungen
dieser reichhaltigen Bildungsstätte, die gleichwohl spezifisch französische Prägung
trägt. Wer hier einmal ein Jahr oder länger mitgearbeitet hat, kann getrost
sagen, daß er dem echten Pulsschläge französischer wissenschaftlicher Arbeit bis
w die feinsten psychischen Regungen hinein zu lauschen vermocht hat. Wer
sich den ausnahmslos vorgeschrieben Bedingungen fügt, genießt hier ohne
Unterschied der Nation dieselbe teilnahmvolle intellektuelle Gastfreundschaft.
Erst nach und nach dämmerte mir die Erkenntnis, daß man sich in Deutsch¬
land wohl zumeist überhaupt noch nicht die Mühe genommen hat. nachzu¬
forschen, welches Ansehen und welche Berechtigung die novis xratiaus in
Frankreich selbst genießt, und wieviel Vorteile dem in Paris Aufenthalt
nehmenden Neuphilologen ersprießen können, wenn er sich eine Zeit lang Seite
°n Seite mit französischen Studiengenossen (meist schon reifern Alters) unter
der direkten Anleitung hervorragender Fachgelehrten noch methodisch weiterbilden
kann. Die Zahl der Neuphilologen, die den Pariser Aufenthalt nach dieser
Richtung hin voll zu nützen verstehen, ist bei uns immer noch erstaunlich klein
Zwar weist die vorletzte gedruckte Jnskriptionsliste der Mois (^uuuairs 1900)
für die historisch-philologischen Fächer 66 Deutsche (die höchste Ziffer unter
den fremden Nationalitäten) auf. aber bei eingehender Prüfung stimmt die ein¬
seitige Art der Benützung der gebotnen Übungen immer wieder recht skeptisch.
Die Aufstellung einer kurz gedrängten Statistik bestätigte mir nur die persön¬
liche Wahrnehmung des Jahres 1894, daß es mit deutscher Beteiligung an
der streng disziplinierten Arbeit der Kools xi-Maus nicht um ein Haar anders
geworden ist. Sehr zu unsern Ungunsten fällt der Vergleich mit dem Ver¬
halten der Schweizer Philologen aus. Von den 66 erwähnten Angehörigen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_310410/583>, abgerufen am 02.10.2024.