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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Nachdem er die politische Tätigkeit aufgegeben hatte, hat er sich seinen alten Studien
wieder zugewandt und neuerdings ein von der Kritik schon Mit- lebhaftem Beifall
cmfgenommnes Werk "Psychologie der Volksdichtung" veröffentlicht. > - S ^

Ter Zusammenhang der konservativen Partei mit der romantischen Bewegung
kann niemand verkennen; einen prägnanten Ausdruck findet er darin, daß der Dichter
Heinrich von Kleist zugleich einer der ersten konservativen Publizisten gewesen ist.
Die Darstellung der weitern Geschichte der Partei wird dadurch schwierig, das;
Bewegungen verschiedner Art in sie einmünden. Stahl (vgl. Wegener S. 5,3) unter¬
schied drei Gruppen der Konservativen: Anhänger der absoluten Monarchie. An¬
hänger der altständischen Monarchie und Anhänger der ständisch-konstitutionellen
Monarchie. Diese Gruppen haben sich erst im Laufe der Zeit zu einer Einheit
zusammengeschlossen, die dann noch neue Elemente aufgenommen hat. Wie sehr etwa
zur Zeit der Thronbesteigung Friedrich Wilhelms des Vierten noch verschiedne kon¬
servative Bestrebungen nebeneinander hergingen und sich teilweise bekämpften, ersieht
man unter anderm ans den kürzlich veröffentlichten Rochowschen Memoiren mit
ihrer Schilderung des Gegensatzes zwischen Minister Rochow und dem Kreise der
Brüder Gerlach. Uuter den Dingen> die die konservative Partei später stark be¬
einflußt haben, ist selbstverständlich in vorderster Reihe die Politik Bismnrcks zu
zu^ nennen, der seinerseits wiederum aus itM hervorgegangen ist. Mit Recht wird
diese seine Herkunft von Wegener stark betont. Manche Autoren wollen uns freilich
glauben machen, es sei nur Zufall, daß Bismarck zunächst als Konservativer auf¬
getreten sei, und er habe seine Taten im Gegensatz zu den konservativen Mächten
vollbracht (am schärfsten hat sich so der Nationalökonom Tietzel in seinem Artikel
über Bisniarck im Handwörterbuch der Staatswissenschaften geäußert). Gewiß läßt
sich Bismarck nicht bloß ans der konservativen Partei herleiten;' je bedeutender eine
Persönlichkeit ist, um so weniger läßt sie sich in ein Parteischema hineinzwängt;
bei namhaften Liberalen (man denke zum Beispiel an Miquel und Mevissen) machen
wir dieselbe' Beobachtung. Allein bei vlledem bleibt es bestehn. daß Bismarck starke
Wurzeln seiner Kraft im konservativen Boden hatte. Es genügt schön/ daran zu
erinnern, daß in jener Zeit nur in konservativen Meisen das rechte Verständnis
für die Bedeutung eines schlagfertigen Heeres Vorhanden wär. Wenn Man sich
darauf beruft, daß das Ideal der Einigung Deutschlands bei den ältern .Konservativen
nicht vorhanden gewesen sei, so ist doch auch dieses Argument nicht unbedingt richtig;
denn Einzelne einflußreiche Konservative, zum Beispiel der Oberpräsident voll PoMMern,
von Senfft-Pilsach (vgl. über ihn den ' Artikel von H. von Peiersdorff in der All¬
gemeinen deutschen Biographie), haben jenes, Ideal tatsächlich vertreten.

Tie jüngste Entwicklung der konservativen Partei behandelt Wegener nicht
historisch; er legt hier vielmehr programmatisch die Grundsätze dar, die nach seiner
Auffassung eine konservative Politik angesichts der Aufgaben der Gegenwart zu
befolgen hat. Als Motto stellt er diesen Betrachtungen einen Satz aus dem Pro¬
gramm der Kreuzzeitung vom Juli 1848 voran, der auch seinen eignen Standpunkt
kennzeichnet: "Nur dem gehört die Zukunft, der auf die bewegenden Gedanken der
Gegenwart positiv einzugeh" vermag." Wir' führen ferner die trefflichen Worte an,
Mit denen er der Behauptung entgegentritt, die Sozialpolitik sei zu verurteilen, weil
sich M' ^vMdeckotrctten/nicht 'dankbarMW zeigten. "Der Eifer in der Erfüllung
der Aufgabe kann nicht abhängig sein von der Erwartung einer besondern Dank-.
barkeÜ bei ^eüjetjigeji, denen sich die Fürsorge zuwendet. !.. Wer Wohltaten erweist,
M' Dankbarkeit zu ernten, gesellt sich de das Gesetz erfüllt, um,
sich zur Belohnung die Überzeugung einer besondern Vortrefflichkeit anzueignen."
Wegener sieht andrerseits ein Maß für die Betätigung der sozialen Fürsorge in
den Rücksichten auf die internationalen Produl'tionsKerhältnisfe. ? K


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Nachdem er die politische Tätigkeit aufgegeben hatte, hat er sich seinen alten Studien
wieder zugewandt und neuerdings ein von der Kritik schon Mit- lebhaftem Beifall
cmfgenommnes Werk „Psychologie der Volksdichtung" veröffentlicht. > - S ^

Ter Zusammenhang der konservativen Partei mit der romantischen Bewegung
kann niemand verkennen; einen prägnanten Ausdruck findet er darin, daß der Dichter
Heinrich von Kleist zugleich einer der ersten konservativen Publizisten gewesen ist.
Die Darstellung der weitern Geschichte der Partei wird dadurch schwierig, das;
Bewegungen verschiedner Art in sie einmünden. Stahl (vgl. Wegener S. 5,3) unter¬
schied drei Gruppen der Konservativen: Anhänger der absoluten Monarchie. An¬
hänger der altständischen Monarchie und Anhänger der ständisch-konstitutionellen
Monarchie. Diese Gruppen haben sich erst im Laufe der Zeit zu einer Einheit
zusammengeschlossen, die dann noch neue Elemente aufgenommen hat. Wie sehr etwa
zur Zeit der Thronbesteigung Friedrich Wilhelms des Vierten noch verschiedne kon¬
servative Bestrebungen nebeneinander hergingen und sich teilweise bekämpften, ersieht
man unter anderm ans den kürzlich veröffentlichten Rochowschen Memoiren mit
ihrer Schilderung des Gegensatzes zwischen Minister Rochow und dem Kreise der
Brüder Gerlach. Uuter den Dingen> die die konservative Partei später stark be¬
einflußt haben, ist selbstverständlich in vorderster Reihe die Politik Bismnrcks zu
zu^ nennen, der seinerseits wiederum aus itM hervorgegangen ist. Mit Recht wird
diese seine Herkunft von Wegener stark betont. Manche Autoren wollen uns freilich
glauben machen, es sei nur Zufall, daß Bismarck zunächst als Konservativer auf¬
getreten sei, und er habe seine Taten im Gegensatz zu den konservativen Mächten
vollbracht (am schärfsten hat sich so der Nationalökonom Tietzel in seinem Artikel
über Bisniarck im Handwörterbuch der Staatswissenschaften geäußert). Gewiß läßt
sich Bismarck nicht bloß ans der konservativen Partei herleiten;' je bedeutender eine
Persönlichkeit ist, um so weniger läßt sie sich in ein Parteischema hineinzwängt;
bei namhaften Liberalen (man denke zum Beispiel an Miquel und Mevissen) machen
wir dieselbe' Beobachtung. Allein bei vlledem bleibt es bestehn. daß Bismarck starke
Wurzeln seiner Kraft im konservativen Boden hatte. Es genügt schön/ daran zu
erinnern, daß in jener Zeit nur in konservativen Meisen das rechte Verständnis
für die Bedeutung eines schlagfertigen Heeres Vorhanden wär. Wenn Man sich
darauf beruft, daß das Ideal der Einigung Deutschlands bei den ältern .Konservativen
nicht vorhanden gewesen sei, so ist doch auch dieses Argument nicht unbedingt richtig;
denn Einzelne einflußreiche Konservative, zum Beispiel der Oberpräsident voll PoMMern,
von Senfft-Pilsach (vgl. über ihn den ' Artikel von H. von Peiersdorff in der All¬
gemeinen deutschen Biographie), haben jenes, Ideal tatsächlich vertreten.

Tie jüngste Entwicklung der konservativen Partei behandelt Wegener nicht
historisch; er legt hier vielmehr programmatisch die Grundsätze dar, die nach seiner
Auffassung eine konservative Politik angesichts der Aufgaben der Gegenwart zu
befolgen hat. Als Motto stellt er diesen Betrachtungen einen Satz aus dem Pro¬
gramm der Kreuzzeitung vom Juli 1848 voran, der auch seinen eignen Standpunkt
kennzeichnet: „Nur dem gehört die Zukunft, der auf die bewegenden Gedanken der
Gegenwart positiv einzugeh» vermag." Wir' führen ferner die trefflichen Worte an,
Mit denen er der Behauptung entgegentritt, die Sozialpolitik sei zu verurteilen, weil
sich M' ^vMdeckotrctten/nicht 'dankbarMW zeigten. „Der Eifer in der Erfüllung
der Aufgabe kann nicht abhängig sein von der Erwartung einer besondern Dank-.
barkeÜ bei ^eüjetjigeji, denen sich die Fürsorge zuwendet. !.. Wer Wohltaten erweist,
M' Dankbarkeit zu ernten, gesellt sich de das Gesetz erfüllt, um,
sich zur Belohnung die Überzeugung einer besondern Vortrefflichkeit anzueignen."
Wegener sieht andrerseits ein Maß für die Betätigung der sozialen Fürsorge in
den Rücksichten auf die internationalen Produl'tionsKerhältnisfe. ? K


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[0468] Maßgebliches und Unmaßgebliches Nachdem er die politische Tätigkeit aufgegeben hatte, hat er sich seinen alten Studien wieder zugewandt und neuerdings ein von der Kritik schon Mit- lebhaftem Beifall cmfgenommnes Werk „Psychologie der Volksdichtung" veröffentlicht. > - S ^ Ter Zusammenhang der konservativen Partei mit der romantischen Bewegung kann niemand verkennen; einen prägnanten Ausdruck findet er darin, daß der Dichter Heinrich von Kleist zugleich einer der ersten konservativen Publizisten gewesen ist. Die Darstellung der weitern Geschichte der Partei wird dadurch schwierig, das; Bewegungen verschiedner Art in sie einmünden. Stahl (vgl. Wegener S. 5,3) unter¬ schied drei Gruppen der Konservativen: Anhänger der absoluten Monarchie. An¬ hänger der altständischen Monarchie und Anhänger der ständisch-konstitutionellen Monarchie. Diese Gruppen haben sich erst im Laufe der Zeit zu einer Einheit zusammengeschlossen, die dann noch neue Elemente aufgenommen hat. Wie sehr etwa zur Zeit der Thronbesteigung Friedrich Wilhelms des Vierten noch verschiedne kon¬ servative Bestrebungen nebeneinander hergingen und sich teilweise bekämpften, ersieht man unter anderm ans den kürzlich veröffentlichten Rochowschen Memoiren mit ihrer Schilderung des Gegensatzes zwischen Minister Rochow und dem Kreise der Brüder Gerlach. Uuter den Dingen> die die konservative Partei später stark be¬ einflußt haben, ist selbstverständlich in vorderster Reihe die Politik Bismnrcks zu zu^ nennen, der seinerseits wiederum aus itM hervorgegangen ist. Mit Recht wird diese seine Herkunft von Wegener stark betont. Manche Autoren wollen uns freilich glauben machen, es sei nur Zufall, daß Bismarck zunächst als Konservativer auf¬ getreten sei, und er habe seine Taten im Gegensatz zu den konservativen Mächten vollbracht (am schärfsten hat sich so der Nationalökonom Tietzel in seinem Artikel über Bisniarck im Handwörterbuch der Staatswissenschaften geäußert). Gewiß läßt sich Bismarck nicht bloß ans der konservativen Partei herleiten;' je bedeutender eine Persönlichkeit ist, um so weniger läßt sie sich in ein Parteischema hineinzwängt; bei namhaften Liberalen (man denke zum Beispiel an Miquel und Mevissen) machen wir dieselbe' Beobachtung. Allein bei vlledem bleibt es bestehn. daß Bismarck starke Wurzeln seiner Kraft im konservativen Boden hatte. Es genügt schön/ daran zu erinnern, daß in jener Zeit nur in konservativen Meisen das rechte Verständnis für die Bedeutung eines schlagfertigen Heeres Vorhanden wär. Wenn Man sich darauf beruft, daß das Ideal der Einigung Deutschlands bei den ältern .Konservativen nicht vorhanden gewesen sei, so ist doch auch dieses Argument nicht unbedingt richtig; denn Einzelne einflußreiche Konservative, zum Beispiel der Oberpräsident voll PoMMern, von Senfft-Pilsach (vgl. über ihn den ' Artikel von H. von Peiersdorff in der All¬ gemeinen deutschen Biographie), haben jenes, Ideal tatsächlich vertreten. Tie jüngste Entwicklung der konservativen Partei behandelt Wegener nicht historisch; er legt hier vielmehr programmatisch die Grundsätze dar, die nach seiner Auffassung eine konservative Politik angesichts der Aufgaben der Gegenwart zu befolgen hat. Als Motto stellt er diesen Betrachtungen einen Satz aus dem Pro¬ gramm der Kreuzzeitung vom Juli 1848 voran, der auch seinen eignen Standpunkt kennzeichnet: „Nur dem gehört die Zukunft, der auf die bewegenden Gedanken der Gegenwart positiv einzugeh» vermag." Wir' führen ferner die trefflichen Worte an, Mit denen er der Behauptung entgegentritt, die Sozialpolitik sei zu verurteilen, weil sich M' ^vMdeckotrctten/nicht 'dankbarMW zeigten. „Der Eifer in der Erfüllung der Aufgabe kann nicht abhängig sein von der Erwartung einer besondern Dank-. barkeÜ bei ^eüjetjigeji, denen sich die Fürsorge zuwendet. !.. Wer Wohltaten erweist, M' Dankbarkeit zu ernten, gesellt sich de das Gesetz erfüllt, um, sich zur Belohnung die Überzeugung einer besondern Vortrefflichkeit anzueignen." Wegener sieht andrerseits ein Maß für die Betätigung der sozialen Fürsorge in den Rücksichten auf die internationalen Produl'tionsKerhältnisfe. ? K

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_310410/468>, abgerufen am 24.08.2024.