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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr.

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Betrachtungen zu den deutschen Aaisermanövern

wirklich so überzeugt wäre, wie es immer heißt, sie doch aller Wahrscheinlichkeit
nach längst die sechzehn Kompagnien aufgestellt haben würde, die ihr zu den sechs
bis jetzt vorhandnen noch fehlen, aber schon vor vielen Jahren vom Parlament
bewilligt worden sind. Zu den weitern lehrreichen Versuchen, die im Kaisermanöver
gemacht worden sind, gehört die Aufstellung kriegsstarker Formationen
bei der Artillerie. Es sollte hierdurch den Führern Gelegenheit geboten werden,
die vielfachen Schwierigkeiten kennen zu lernen, die der Leitung in der Bewegung
und in der Verwendung solcher Massen im Gelände erwachsen. Demgemäß
waren beim roten 16. Armeekorps bei der 34. Infanteriedivision von der
34. Fcldartilleriebrigade die zweite fahrende Abteilung des 69. Feldartillerie-
regünents, beim blauen 15. Armeekorps bei der 31. Infanteriedivision von der
31. Fcldartilleriebrigade die zweite fahrende Abteilung vom 67. Feldartillcrie-
regiment, ferner bei der 3. bayrischen Infanteriedivision die zweite fahrende
Abteilung des kombinierten 7. Feldartillerieregiments in voller Kriegsstärke
aufgestellt, ebenso waren den beiden der roten Kavalleriedivision ^. zugeteilten
reitenden Batterien der Feldartillerieregimentcr 8 und 15 je eine mobile
leichte Munitionskolonne mit den dazu gehörenden Fahrzeugen und eine
Sanitätskolonne zugeteilt. Auch die den beiden Kavalleriedivisionen zugeteilten
sechsspännigen Patronenwagen (bei der Kavalleriedivision ^ 4, bei ö 3 Wagen)
mögen an dieser Stelle als eines kriegsgemäßen Versuchs Erwähnung finden,
der bestimmt war, die Schwierigkeiten des Munitionsersatzes für die
Karabiner der Kavallerie zum erstenmal eingehend zu untersuchen. Das Er¬
gebnis aller dieser Erprobungen ist günstig gewesen. Denn weder hat die
Beweglichkeit der verschiednen Truppenteile trotz der kriegsgemüßen Verstärkungen
und der Mitführung der Munitionskolonnen und Patronenwagen irgendwie
gelitten, noch haben sich bei der Artillerie Schwierigkeiten in der Gefechts¬
verwendung der weiter als sonst ausgedehnten Batterieaufstellungen gezeigt.
Und für die Kavalleriedivisionen war die Mitnahme der Karabinermunition eine
sehr wertvolle Belehrung im Hinblick auf die erhöhte Bedeutung, die heutzutage
das Fußgefecht der Kavallerie hat, und die damit verbundne Notwendigkeit,
daß die notwendige Munition in genügender Zahl und rechtzeitig zur Stelle
sein muß.

Nicht weniger instruktiv als die vorstehend erwähnten Versuche auf den
verschiedensten Gebieten der Truppenorganisation sind in den diesjährigen
großen Herbstübungen die vielen Erprobungen gewesen, zu denen die Fort¬
schritte der Technik für das Nachrichten-, Verkehrs- und Verpflegungswesen
Veranlassung gegeben haben.

Da sind in erster Linie wieder die Personenselbstfahrer beim Frei¬
willigen Automobilkorps zu nennen, die, wie in den beiden letzten
Jahren, zahlreich vertreten waren und den Stäben, denen sie zur Überbringung
von Nachrichten und Befehlen zugeteilt gewesen sind, gute Dienste geleistet
haben. Für einen Teil dieser Herren ist ja die diesjährige Preiskonkurrenzfahrt
mit dem österreichisch-ungarischen Freiwilligen Automobilkorps von Wien nach


Betrachtungen zu den deutschen Aaisermanövern

wirklich so überzeugt wäre, wie es immer heißt, sie doch aller Wahrscheinlichkeit
nach längst die sechzehn Kompagnien aufgestellt haben würde, die ihr zu den sechs
bis jetzt vorhandnen noch fehlen, aber schon vor vielen Jahren vom Parlament
bewilligt worden sind. Zu den weitern lehrreichen Versuchen, die im Kaisermanöver
gemacht worden sind, gehört die Aufstellung kriegsstarker Formationen
bei der Artillerie. Es sollte hierdurch den Führern Gelegenheit geboten werden,
die vielfachen Schwierigkeiten kennen zu lernen, die der Leitung in der Bewegung
und in der Verwendung solcher Massen im Gelände erwachsen. Demgemäß
waren beim roten 16. Armeekorps bei der 34. Infanteriedivision von der
34. Fcldartilleriebrigade die zweite fahrende Abteilung des 69. Feldartillerie-
regünents, beim blauen 15. Armeekorps bei der 31. Infanteriedivision von der
31. Fcldartilleriebrigade die zweite fahrende Abteilung vom 67. Feldartillcrie-
regiment, ferner bei der 3. bayrischen Infanteriedivision die zweite fahrende
Abteilung des kombinierten 7. Feldartillerieregiments in voller Kriegsstärke
aufgestellt, ebenso waren den beiden der roten Kavalleriedivision ^. zugeteilten
reitenden Batterien der Feldartillerieregimentcr 8 und 15 je eine mobile
leichte Munitionskolonne mit den dazu gehörenden Fahrzeugen und eine
Sanitätskolonne zugeteilt. Auch die den beiden Kavalleriedivisionen zugeteilten
sechsspännigen Patronenwagen (bei der Kavalleriedivision ^ 4, bei ö 3 Wagen)
mögen an dieser Stelle als eines kriegsgemäßen Versuchs Erwähnung finden,
der bestimmt war, die Schwierigkeiten des Munitionsersatzes für die
Karabiner der Kavallerie zum erstenmal eingehend zu untersuchen. Das Er¬
gebnis aller dieser Erprobungen ist günstig gewesen. Denn weder hat die
Beweglichkeit der verschiednen Truppenteile trotz der kriegsgemüßen Verstärkungen
und der Mitführung der Munitionskolonnen und Patronenwagen irgendwie
gelitten, noch haben sich bei der Artillerie Schwierigkeiten in der Gefechts¬
verwendung der weiter als sonst ausgedehnten Batterieaufstellungen gezeigt.
Und für die Kavalleriedivisionen war die Mitnahme der Karabinermunition eine
sehr wertvolle Belehrung im Hinblick auf die erhöhte Bedeutung, die heutzutage
das Fußgefecht der Kavallerie hat, und die damit verbundne Notwendigkeit,
daß die notwendige Munition in genügender Zahl und rechtzeitig zur Stelle
sein muß.

Nicht weniger instruktiv als die vorstehend erwähnten Versuche auf den
verschiedensten Gebieten der Truppenorganisation sind in den diesjährigen
großen Herbstübungen die vielen Erprobungen gewesen, zu denen die Fort¬
schritte der Technik für das Nachrichten-, Verkehrs- und Verpflegungswesen
Veranlassung gegeben haben.

Da sind in erster Linie wieder die Personenselbstfahrer beim Frei¬
willigen Automobilkorps zu nennen, die, wie in den beiden letzten
Jahren, zahlreich vertreten waren und den Stäben, denen sie zur Überbringung
von Nachrichten und Befehlen zugeteilt gewesen sind, gute Dienste geleistet
haben. Für einen Teil dieser Herren ist ja die diesjährige Preiskonkurrenzfahrt
mit dem österreichisch-ungarischen Freiwilligen Automobilkorps von Wien nach


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[0320] Betrachtungen zu den deutschen Aaisermanövern wirklich so überzeugt wäre, wie es immer heißt, sie doch aller Wahrscheinlichkeit nach längst die sechzehn Kompagnien aufgestellt haben würde, die ihr zu den sechs bis jetzt vorhandnen noch fehlen, aber schon vor vielen Jahren vom Parlament bewilligt worden sind. Zu den weitern lehrreichen Versuchen, die im Kaisermanöver gemacht worden sind, gehört die Aufstellung kriegsstarker Formationen bei der Artillerie. Es sollte hierdurch den Führern Gelegenheit geboten werden, die vielfachen Schwierigkeiten kennen zu lernen, die der Leitung in der Bewegung und in der Verwendung solcher Massen im Gelände erwachsen. Demgemäß waren beim roten 16. Armeekorps bei der 34. Infanteriedivision von der 34. Fcldartilleriebrigade die zweite fahrende Abteilung des 69. Feldartillerie- regünents, beim blauen 15. Armeekorps bei der 31. Infanteriedivision von der 31. Fcldartilleriebrigade die zweite fahrende Abteilung vom 67. Feldartillcrie- regiment, ferner bei der 3. bayrischen Infanteriedivision die zweite fahrende Abteilung des kombinierten 7. Feldartillerieregiments in voller Kriegsstärke aufgestellt, ebenso waren den beiden der roten Kavalleriedivision ^. zugeteilten reitenden Batterien der Feldartillerieregimentcr 8 und 15 je eine mobile leichte Munitionskolonne mit den dazu gehörenden Fahrzeugen und eine Sanitätskolonne zugeteilt. Auch die den beiden Kavalleriedivisionen zugeteilten sechsspännigen Patronenwagen (bei der Kavalleriedivision ^ 4, bei ö 3 Wagen) mögen an dieser Stelle als eines kriegsgemäßen Versuchs Erwähnung finden, der bestimmt war, die Schwierigkeiten des Munitionsersatzes für die Karabiner der Kavallerie zum erstenmal eingehend zu untersuchen. Das Er¬ gebnis aller dieser Erprobungen ist günstig gewesen. Denn weder hat die Beweglichkeit der verschiednen Truppenteile trotz der kriegsgemüßen Verstärkungen und der Mitführung der Munitionskolonnen und Patronenwagen irgendwie gelitten, noch haben sich bei der Artillerie Schwierigkeiten in der Gefechts¬ verwendung der weiter als sonst ausgedehnten Batterieaufstellungen gezeigt. Und für die Kavalleriedivisionen war die Mitnahme der Karabinermunition eine sehr wertvolle Belehrung im Hinblick auf die erhöhte Bedeutung, die heutzutage das Fußgefecht der Kavallerie hat, und die damit verbundne Notwendigkeit, daß die notwendige Munition in genügender Zahl und rechtzeitig zur Stelle sein muß. Nicht weniger instruktiv als die vorstehend erwähnten Versuche auf den verschiedensten Gebieten der Truppenorganisation sind in den diesjährigen großen Herbstübungen die vielen Erprobungen gewesen, zu denen die Fort¬ schritte der Technik für das Nachrichten-, Verkehrs- und Verpflegungswesen Veranlassung gegeben haben. Da sind in erster Linie wieder die Personenselbstfahrer beim Frei¬ willigen Automobilkorps zu nennen, die, wie in den beiden letzten Jahren, zahlreich vertreten waren und den Stäben, denen sie zur Überbringung von Nachrichten und Befehlen zugeteilt gewesen sind, gute Dienste geleistet haben. Für einen Teil dieser Herren ist ja die diesjährige Preiskonkurrenzfahrt mit dem österreichisch-ungarischen Freiwilligen Automobilkorps von Wien nach

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_310410/320>, abgerufen am 22.07.2024.