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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr.

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Die Leipziger Ahnen des Fürsten Bismarck

Unkenntnis der über die mütterlichen Ahnen Bismarcks schon vorhandnen Lite¬
ratur, von der ich nur die Ahnentafel des Fürsten Bismarck zu acht Ahnen
von Dr. Walther Gräbner im 31. Jahrgange des Deutschen Herold, Nummer 5
vom Mai 1900, Seite 93. und meinen obenerwähnten Aufsatz: "Über einen
mütterlichen Ahnen Bismarcks" nenne, legt nämlich Ueltzen - Barkhausen irr¬
tümlich der im Eingang erwähnten Mutter Bismarcks eine Ahnfrau bei, die
diese nie gehabt hat. Der genealogisch-methodische Fehler, durch den er zu
diesem Irrtume gelangt ist, ist aber so lehrreich, daß die Klarstellung des
wahren Sachverhältnisses allein schon deshalb nicht ohne Bedeutung ist. Sie
darf aber auch, abgesehen hiervon, Aufmerksamkeit beanspruchen, weil die Frage,
welche Personen die Ahnen, auch die mütterlichen, eines der größten deutschen
Männer gewesen sind, unter allen Umständen beachtenswert ist.

Ueltzen-Barkhausen läßt den Kabinettsrat Anastasius Ludwig Mencken
nämlich, den mütterlichen Großvater des Fürsten Bismarck, den Vater also der
Wilhelmine Luise Mencken, nicht den Sohn sein der Luise Maria Mitten,
sondern einer mit dem mütterlichen Urgroßvater des Fürsten Bismarck, also
dem schon erwähnten Gottfried Ludwig Mencke dem Jüngern vorher ver¬
heiratet gewesnen Marianne Elisabeth Zöller. Danach wären alle bisherigen
Fachschriftsteller, die sich mit dem Gegenstande schon beschäftigt und Luise Maria
Mitten als die eine der mütterlichen Urgroßmutter Bismarcks hingestellt haben,
im Irrtume!

In Wirklichkeit hat Ueltzen-Barkhausen die erste und die zweite Frau
Gottfried Ludwig Menckes des Jüngern verwechselt. Genauer gesagt: er hat
einen Sohn aus der zweiten Ehe dieses Mannes mit Maria Luise Mitten
fälschlich für einen Sohn aus der ersten Ehe mit Marianne Elisabeth Zöller
angesehen.

Um den Beweis hierfür schnell zu erledigen, teile ich zunächst den Tauf¬
schein des Großvaters Bismarcks, also des Kabinettsrats Anastasius Ludwig
Mencke(n) im Wortlaute mit. Dieser ist am 2. August 1752 zu Helmstedt ge¬
boren, wo sein Vater damals Professor der Rechte an der Hochschule war.
Der Taufeintrag findet sich im Kirchenbuche von Se. Stephan.

Er lautet:

"Am zweiten August eintausend sieben hundert zwei und fünfzig (den 2. August
1752), wurde dem v. et ?rot. ^r. x. ora. x. t. Vios-Reotor Herrn Gottfriede
Ludewig Mencke Hierselbst ein Sohn geboren, welcher in der heiligen Taufe
am zweiten August ej. a. die Namen Anastasius Ludewig erhalten hat. Paten:
1. Herr Anastasius Mitten, Senior des Kayferl. freyen Stiftes zu Ganders-
heim. 2. Frau Agnesia Sophia Mitten, dessen Eheliebste geb. Geiteln. 3. Herr
Leonhard Ludewig Mencke voot, -tur. und ^sgössortaeult. ^r. zu Wittenberg."

Da in dem vorstehenden Taufscheine der Name der Mutter nicht ent¬
halten ist, so ist das Datum der Geburt, der 2. August 1752, besonders zu
beachten.


Die Leipziger Ahnen des Fürsten Bismarck

Unkenntnis der über die mütterlichen Ahnen Bismarcks schon vorhandnen Lite¬
ratur, von der ich nur die Ahnentafel des Fürsten Bismarck zu acht Ahnen
von Dr. Walther Gräbner im 31. Jahrgange des Deutschen Herold, Nummer 5
vom Mai 1900, Seite 93. und meinen obenerwähnten Aufsatz: „Über einen
mütterlichen Ahnen Bismarcks" nenne, legt nämlich Ueltzen - Barkhausen irr¬
tümlich der im Eingang erwähnten Mutter Bismarcks eine Ahnfrau bei, die
diese nie gehabt hat. Der genealogisch-methodische Fehler, durch den er zu
diesem Irrtume gelangt ist, ist aber so lehrreich, daß die Klarstellung des
wahren Sachverhältnisses allein schon deshalb nicht ohne Bedeutung ist. Sie
darf aber auch, abgesehen hiervon, Aufmerksamkeit beanspruchen, weil die Frage,
welche Personen die Ahnen, auch die mütterlichen, eines der größten deutschen
Männer gewesen sind, unter allen Umständen beachtenswert ist.

Ueltzen-Barkhausen läßt den Kabinettsrat Anastasius Ludwig Mencken
nämlich, den mütterlichen Großvater des Fürsten Bismarck, den Vater also der
Wilhelmine Luise Mencken, nicht den Sohn sein der Luise Maria Mitten,
sondern einer mit dem mütterlichen Urgroßvater des Fürsten Bismarck, also
dem schon erwähnten Gottfried Ludwig Mencke dem Jüngern vorher ver¬
heiratet gewesnen Marianne Elisabeth Zöller. Danach wären alle bisherigen
Fachschriftsteller, die sich mit dem Gegenstande schon beschäftigt und Luise Maria
Mitten als die eine der mütterlichen Urgroßmutter Bismarcks hingestellt haben,
im Irrtume!

In Wirklichkeit hat Ueltzen-Barkhausen die erste und die zweite Frau
Gottfried Ludwig Menckes des Jüngern verwechselt. Genauer gesagt: er hat
einen Sohn aus der zweiten Ehe dieses Mannes mit Maria Luise Mitten
fälschlich für einen Sohn aus der ersten Ehe mit Marianne Elisabeth Zöller
angesehen.

Um den Beweis hierfür schnell zu erledigen, teile ich zunächst den Tauf¬
schein des Großvaters Bismarcks, also des Kabinettsrats Anastasius Ludwig
Mencke(n) im Wortlaute mit. Dieser ist am 2. August 1752 zu Helmstedt ge¬
boren, wo sein Vater damals Professor der Rechte an der Hochschule war.
Der Taufeintrag findet sich im Kirchenbuche von Se. Stephan.

Er lautet:

„Am zweiten August eintausend sieben hundert zwei und fünfzig (den 2. August
1752), wurde dem v. et ?rot. ^r. x. ora. x. t. Vios-Reotor Herrn Gottfriede
Ludewig Mencke Hierselbst ein Sohn geboren, welcher in der heiligen Taufe
am zweiten August ej. a. die Namen Anastasius Ludewig erhalten hat. Paten:
1. Herr Anastasius Mitten, Senior des Kayferl. freyen Stiftes zu Ganders-
heim. 2. Frau Agnesia Sophia Mitten, dessen Eheliebste geb. Geiteln. 3. Herr
Leonhard Ludewig Mencke voot, -tur. und ^sgössortaeult. ^r. zu Wittenberg."

Da in dem vorstehenden Taufscheine der Name der Mutter nicht ent¬
halten ist, so ist das Datum der Geburt, der 2. August 1752, besonders zu
beachten.


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[0518] Die Leipziger Ahnen des Fürsten Bismarck Unkenntnis der über die mütterlichen Ahnen Bismarcks schon vorhandnen Lite¬ ratur, von der ich nur die Ahnentafel des Fürsten Bismarck zu acht Ahnen von Dr. Walther Gräbner im 31. Jahrgange des Deutschen Herold, Nummer 5 vom Mai 1900, Seite 93. und meinen obenerwähnten Aufsatz: „Über einen mütterlichen Ahnen Bismarcks" nenne, legt nämlich Ueltzen - Barkhausen irr¬ tümlich der im Eingang erwähnten Mutter Bismarcks eine Ahnfrau bei, die diese nie gehabt hat. Der genealogisch-methodische Fehler, durch den er zu diesem Irrtume gelangt ist, ist aber so lehrreich, daß die Klarstellung des wahren Sachverhältnisses allein schon deshalb nicht ohne Bedeutung ist. Sie darf aber auch, abgesehen hiervon, Aufmerksamkeit beanspruchen, weil die Frage, welche Personen die Ahnen, auch die mütterlichen, eines der größten deutschen Männer gewesen sind, unter allen Umständen beachtenswert ist. Ueltzen-Barkhausen läßt den Kabinettsrat Anastasius Ludwig Mencken nämlich, den mütterlichen Großvater des Fürsten Bismarck, den Vater also der Wilhelmine Luise Mencken, nicht den Sohn sein der Luise Maria Mitten, sondern einer mit dem mütterlichen Urgroßvater des Fürsten Bismarck, also dem schon erwähnten Gottfried Ludwig Mencke dem Jüngern vorher ver¬ heiratet gewesnen Marianne Elisabeth Zöller. Danach wären alle bisherigen Fachschriftsteller, die sich mit dem Gegenstande schon beschäftigt und Luise Maria Mitten als die eine der mütterlichen Urgroßmutter Bismarcks hingestellt haben, im Irrtume! In Wirklichkeit hat Ueltzen-Barkhausen die erste und die zweite Frau Gottfried Ludwig Menckes des Jüngern verwechselt. Genauer gesagt: er hat einen Sohn aus der zweiten Ehe dieses Mannes mit Maria Luise Mitten fälschlich für einen Sohn aus der ersten Ehe mit Marianne Elisabeth Zöller angesehen. Um den Beweis hierfür schnell zu erledigen, teile ich zunächst den Tauf¬ schein des Großvaters Bismarcks, also des Kabinettsrats Anastasius Ludwig Mencke(n) im Wortlaute mit. Dieser ist am 2. August 1752 zu Helmstedt ge¬ boren, wo sein Vater damals Professor der Rechte an der Hochschule war. Der Taufeintrag findet sich im Kirchenbuche von Se. Stephan. Er lautet: „Am zweiten August eintausend sieben hundert zwei und fünfzig (den 2. August 1752), wurde dem v. et ?rot. ^r. x. ora. x. t. Vios-Reotor Herrn Gottfriede Ludewig Mencke Hierselbst ein Sohn geboren, welcher in der heiligen Taufe am zweiten August ej. a. die Namen Anastasius Ludewig erhalten hat. Paten: 1. Herr Anastasius Mitten, Senior des Kayferl. freyen Stiftes zu Ganders- heim. 2. Frau Agnesia Sophia Mitten, dessen Eheliebste geb. Geiteln. 3. Herr Leonhard Ludewig Mencke voot, -tur. und ^sgössortaeult. ^r. zu Wittenberg." Da in dem vorstehenden Taufscheine der Name der Mutter nicht ent¬ halten ist, so ist das Datum der Geburt, der 2. August 1752, besonders zu beachten.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_303415/518>, abgerufen am 22.07.2024.