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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr.

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Das Militärbildungswesen in den vereinigten Staaten von Nordamerika

Nicht eigentlich zu den Schulen gehörend, jedoch im Rahmen dieses Auf¬
satzes hier zu nennen ist noch das ^rin/ Lollsgö. Es hat nicht den
Zweck, Offizieren höhern akademischen Unterricht zu erteilen, sondern soll sie
dazu anregen, die Kenntnisse, die sie sich schon erworben haben, praktisch zu
verwerten. Das Personal der Schule besteht aus einem General als Chef,
zwei Direktoren (Oberst und Oberstleutnant des Generalstabs), einem Sekretär,
den Offizieren der dritten Abteilung des Generalstabs und einer bestimmten
Anzahl von zugeteilten Offizieren. Die Arbeiten des ständigen Personals be¬
fiehl! in der Vorbereitung von Orgcmiscitions- und Mobilmachungsentwürfen,
Truppenzusammenziehungen, Feldzugsplänen und ersten Operationen der
Truppen, der Bearbeitung strategischer Aufgaben, die sich auf Mobilmachung
und Versammlung von Truppen beziehen, der Ausarbeitung von taktischen
Aufgaben für die Schulen und Prüfung der eingehenden Lösungen usw., Stellung
von Aufgaben für Offiziere der Garnison und Beurteilung der eingehenden
Arbeiten, die von den Divisionskommandeuren eingereicht werden, Überweisung
der Lehrprogramme der verschiednen Schulen unter Aufsicht des Generalstabs¬
chefs sowie der privaten Militärschulen, für die die Armee Lehrer stellt, Prüfung
der Berichte der Inspekteure jener Anstalten usw., Beurteilung von Berichten
über fremde Armeen, die zur Veröffentlichung bestimmt sind, Entwürfe von
Manöverbestimmungen für das Heer oder für das Zusammenwirken von Heer
und Flotte, wobei im letzten Fall auch Marineoffiziere hinzuzuziehen sind.
'

Die außer dem stündigen Personal dem Ag.r (üollöge zugeteilten Offiziere
werden vom Chef des Generalstabs unter den Hauptleuten und Majorem aus¬
gewählt, wobei solche Offiziere bevorzugt werden, die die Generalstabsschule
durchgemacht haben. Von diesen Offizieren sind die nachbenannten Arbeiten
anzufertigen: Kritische Studie über einen fertigen Operationsplan mit Vor¬
schlügen zur Änderung, Prüfung der Ausgangssituation, auf der ein schon
vorliegender Operationsplan aufgebaut worden ist, und Ausarbeitung eines
neuen Plans mit Begründung der vorgeschlagnen Abänderungen. Eingehende
Studie über einige aus einer Kriegsperiode zusammengestellte Operationstage,
Entwurf von Tagesbefehlen für Märsche, Biwaks, Trains und Kolonnen usw.,
Besprechung von technischen Aufgaben für die an den Operationen beteiligten
Truppen, Vorschlüge für den Munitionsersatz, Unterbringung und Versorgung
der Verwundeten im Felde usw.

Seiner ganzen Organisation und seiner Bestimmung nach soll sich das
OollöAe eng an den Generalstab anschließen, und auch die Aufgaben, die
^ sich gestellt hat, greifen vielfach in die Tätigkeit der einzelnen Bureaus dieser
Behörde hinüber. Daraus werden sich aber leicht Konflikte entwickeln können,
deren Beseitigung nicht immer ganz leicht sein dürfte. Da die für das ^Var
LioUsM bestimmten Baulichkeiten erst jetzt beendet worden sind, hat es seine
Tätigkeit noch nicht im ganzen Umfang aufgenommen, und es konnte bis
jetzt nur eine kleine Anzahl von Offizieren: ein Oberst, ein Oberstleutnant,


Das Militärbildungswesen in den vereinigten Staaten von Nordamerika

Nicht eigentlich zu den Schulen gehörend, jedoch im Rahmen dieses Auf¬
satzes hier zu nennen ist noch das ^rin/ Lollsgö. Es hat nicht den
Zweck, Offizieren höhern akademischen Unterricht zu erteilen, sondern soll sie
dazu anregen, die Kenntnisse, die sie sich schon erworben haben, praktisch zu
verwerten. Das Personal der Schule besteht aus einem General als Chef,
zwei Direktoren (Oberst und Oberstleutnant des Generalstabs), einem Sekretär,
den Offizieren der dritten Abteilung des Generalstabs und einer bestimmten
Anzahl von zugeteilten Offizieren. Die Arbeiten des ständigen Personals be¬
fiehl! in der Vorbereitung von Orgcmiscitions- und Mobilmachungsentwürfen,
Truppenzusammenziehungen, Feldzugsplänen und ersten Operationen der
Truppen, der Bearbeitung strategischer Aufgaben, die sich auf Mobilmachung
und Versammlung von Truppen beziehen, der Ausarbeitung von taktischen
Aufgaben für die Schulen und Prüfung der eingehenden Lösungen usw., Stellung
von Aufgaben für Offiziere der Garnison und Beurteilung der eingehenden
Arbeiten, die von den Divisionskommandeuren eingereicht werden, Überweisung
der Lehrprogramme der verschiednen Schulen unter Aufsicht des Generalstabs¬
chefs sowie der privaten Militärschulen, für die die Armee Lehrer stellt, Prüfung
der Berichte der Inspekteure jener Anstalten usw., Beurteilung von Berichten
über fremde Armeen, die zur Veröffentlichung bestimmt sind, Entwürfe von
Manöverbestimmungen für das Heer oder für das Zusammenwirken von Heer
und Flotte, wobei im letzten Fall auch Marineoffiziere hinzuzuziehen sind.
'

Die außer dem stündigen Personal dem Ag.r (üollöge zugeteilten Offiziere
werden vom Chef des Generalstabs unter den Hauptleuten und Majorem aus¬
gewählt, wobei solche Offiziere bevorzugt werden, die die Generalstabsschule
durchgemacht haben. Von diesen Offizieren sind die nachbenannten Arbeiten
anzufertigen: Kritische Studie über einen fertigen Operationsplan mit Vor¬
schlügen zur Änderung, Prüfung der Ausgangssituation, auf der ein schon
vorliegender Operationsplan aufgebaut worden ist, und Ausarbeitung eines
neuen Plans mit Begründung der vorgeschlagnen Abänderungen. Eingehende
Studie über einige aus einer Kriegsperiode zusammengestellte Operationstage,
Entwurf von Tagesbefehlen für Märsche, Biwaks, Trains und Kolonnen usw.,
Besprechung von technischen Aufgaben für die an den Operationen beteiligten
Truppen, Vorschlüge für den Munitionsersatz, Unterbringung und Versorgung
der Verwundeten im Felde usw.

Seiner ganzen Organisation und seiner Bestimmung nach soll sich das
OollöAe eng an den Generalstab anschließen, und auch die Aufgaben, die
^ sich gestellt hat, greifen vielfach in die Tätigkeit der einzelnen Bureaus dieser
Behörde hinüber. Daraus werden sich aber leicht Konflikte entwickeln können,
deren Beseitigung nicht immer ganz leicht sein dürfte. Da die für das ^Var
LioUsM bestimmten Baulichkeiten erst jetzt beendet worden sind, hat es seine
Tätigkeit noch nicht im ganzen Umfang aufgenommen, und es konnte bis
jetzt nur eine kleine Anzahl von Offizieren: ein Oberst, ein Oberstleutnant,


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[0187] Das Militärbildungswesen in den vereinigten Staaten von Nordamerika Nicht eigentlich zu den Schulen gehörend, jedoch im Rahmen dieses Auf¬ satzes hier zu nennen ist noch das ^rin/ Lollsgö. Es hat nicht den Zweck, Offizieren höhern akademischen Unterricht zu erteilen, sondern soll sie dazu anregen, die Kenntnisse, die sie sich schon erworben haben, praktisch zu verwerten. Das Personal der Schule besteht aus einem General als Chef, zwei Direktoren (Oberst und Oberstleutnant des Generalstabs), einem Sekretär, den Offizieren der dritten Abteilung des Generalstabs und einer bestimmten Anzahl von zugeteilten Offizieren. Die Arbeiten des ständigen Personals be¬ fiehl! in der Vorbereitung von Orgcmiscitions- und Mobilmachungsentwürfen, Truppenzusammenziehungen, Feldzugsplänen und ersten Operationen der Truppen, der Bearbeitung strategischer Aufgaben, die sich auf Mobilmachung und Versammlung von Truppen beziehen, der Ausarbeitung von taktischen Aufgaben für die Schulen und Prüfung der eingehenden Lösungen usw., Stellung von Aufgaben für Offiziere der Garnison und Beurteilung der eingehenden Arbeiten, die von den Divisionskommandeuren eingereicht werden, Überweisung der Lehrprogramme der verschiednen Schulen unter Aufsicht des Generalstabs¬ chefs sowie der privaten Militärschulen, für die die Armee Lehrer stellt, Prüfung der Berichte der Inspekteure jener Anstalten usw., Beurteilung von Berichten über fremde Armeen, die zur Veröffentlichung bestimmt sind, Entwürfe von Manöverbestimmungen für das Heer oder für das Zusammenwirken von Heer und Flotte, wobei im letzten Fall auch Marineoffiziere hinzuzuziehen sind. ' Die außer dem stündigen Personal dem Ag.r (üollöge zugeteilten Offiziere werden vom Chef des Generalstabs unter den Hauptleuten und Majorem aus¬ gewählt, wobei solche Offiziere bevorzugt werden, die die Generalstabsschule durchgemacht haben. Von diesen Offizieren sind die nachbenannten Arbeiten anzufertigen: Kritische Studie über einen fertigen Operationsplan mit Vor¬ schlügen zur Änderung, Prüfung der Ausgangssituation, auf der ein schon vorliegender Operationsplan aufgebaut worden ist, und Ausarbeitung eines neuen Plans mit Begründung der vorgeschlagnen Abänderungen. Eingehende Studie über einige aus einer Kriegsperiode zusammengestellte Operationstage, Entwurf von Tagesbefehlen für Märsche, Biwaks, Trains und Kolonnen usw., Besprechung von technischen Aufgaben für die an den Operationen beteiligten Truppen, Vorschlüge für den Munitionsersatz, Unterbringung und Versorgung der Verwundeten im Felde usw. Seiner ganzen Organisation und seiner Bestimmung nach soll sich das OollöAe eng an den Generalstab anschließen, und auch die Aufgaben, die ^ sich gestellt hat, greifen vielfach in die Tätigkeit der einzelnen Bureaus dieser Behörde hinüber. Daraus werden sich aber leicht Konflikte entwickeln können, deren Beseitigung nicht immer ganz leicht sein dürfte. Da die für das ^Var LioUsM bestimmten Baulichkeiten erst jetzt beendet worden sind, hat es seine Tätigkeit noch nicht im ganzen Umfang aufgenommen, und es konnte bis jetzt nur eine kleine Anzahl von Offizieren: ein Oberst, ein Oberstleutnant,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_303415/187>, abgerufen am 01.07.2024.