Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Drittes Vierteljahr.Die moderne chinesische Armee Eingekeilt werden die Bannertruppen in acht Korps, von denen die drei Die acht Banner gliedern sich in 25 Divisionen von ganz ungleicher Stärke. Die 2. bis 10. Division der Bannertruppen gehören zur Besatzung der Auch die Stärke der Divisionen 11 bis 25 ist ganz verschieden. Die 12. Di¬ Ebenso ungleich wie die Stärke der einzelnen Divisionen der Bannertruppen Obgleich ohne feste militärische Organisation, verfügen die Bannertruppen Weit schlechter als mit diesen Bannertruppen des alten Heeres ist es mit Die moderne chinesische Armee Eingekeilt werden die Bannertruppen in acht Korps, von denen die drei Die acht Banner gliedern sich in 25 Divisionen von ganz ungleicher Stärke. Die 2. bis 10. Division der Bannertruppen gehören zur Besatzung der Auch die Stärke der Divisionen 11 bis 25 ist ganz verschieden. Die 12. Di¬ Ebenso ungleich wie die Stärke der einzelnen Divisionen der Bannertruppen Obgleich ohne feste militärische Organisation, verfügen die Bannertruppen Weit schlechter als mit diesen Bannertruppen des alten Heeres ist es mit <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0114" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/302816"/> <fw type="header" place="top"> Die moderne chinesische Armee</fw><lb/> <p xml:id="ID_464"> Eingekeilt werden die Bannertruppen in acht Korps, von denen die drei<lb/> ersten (gelbes, rotgelbes und weißes Banner) ausschließlich aus Mongolen und<lb/> Tataren gebildet werden und unter andern die Kaiserliche Garde formieren;<lb/> sie stehn auch theoretisch unter dem direkten Befehl des Kaisers im Gegensatz<lb/> zu den fünf andern Bannerkorps (weiß-rot, rot, rot-weiß, blau und blau-rot),<lb/> die zum Patronat der Prinzen des Kaiserlichen Hauses gehören.</p><lb/> <p xml:id="ID_465"> Die acht Banner gliedern sich in 25 Divisionen von ganz ungleicher Stärke.<lb/> Die 1. Division, die Kaiserliche Garde, ist 3000 Mann (Infanterie und Kavallerie)<lb/> stark und wird von 25 Mandarinen erster und zweiter Stufe sowie von drei<lb/> Prinzen befehligt, die zu ihrer Unterstützung und Ausführung ihrer Befehle<lb/> 1000 Subalternoffiziere zur Seite haben. Der Vorzug der Gardedivision vor<lb/> den andern Divisionen besteht unter anderm darin, daß sie ihr eignes Straf¬<lb/> gesetzbuch hat. Die geringste Strafe besteht in hundert Stockschlägen, die schwerste<lb/> in „langsamem Tode" wegen Landesverrat oder Achtungsvcrletzung gegen den<lb/> Kaiser.</p><lb/> <p xml:id="ID_466"> Die 2. bis 10. Division der Bannertruppen gehören zur Besatzung der<lb/> Provinz Petschili. Ihre genaue Stärke läßt sich kaum feststellen. In den<lb/> Frontrapporten, die gelegentlich der aller drei Jahre abzuhaltenden Paraden<lb/> vorgelegt werden, sind 150000 Mann ausgeführt. In Wirklichkeit kann man<lb/> jedoch höchstens 80000 Mann zählen, da einzelne Divisionen durch Deserteure,<lb/> Kraute usw. große Abgänge haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_467"> Auch die Stärke der Divisionen 11 bis 25 ist ganz verschieden. Die 12. Di¬<lb/> vision in Schankung zum Beispiel ist insgesamt 3000 Köpfe stark, während<lb/> die 24. Division, die vor der Ankunft der Russen in der Mandschurei stand,<lb/> mit 30000 Mann die Höchstzahl erreicht. Der 25. Division ist die Bewachung<lb/> der Kaiserlichen Gräber in den Provinzen anvertraut. Zusammen sollen die<lb/> fünfzehn Divisionen etwa 100000 Mann aufbringen.</p><lb/> <p xml:id="ID_468"> Ebenso ungleich wie die Stärke der einzelnen Divisionen der Bannertruppen<lb/> ist auch ihre Zusammensetzung nach Waffengattungen. So besteht z. B. die<lb/> zweite Division nur aus Infanterie, die dritte zur Hälfte aus Infanterie und<lb/> Kavallerie, die vierte ebenfalls aus Infanterie und Kavallerie und dazu noch<lb/> ans einigen zwanzig Batterien, die sechste bildet nur Fußartilleristen aus, und<lb/> der siebenten ist die Exekutivstrafgewalt übertragen.</p><lb/> <p xml:id="ID_469"> Obgleich ohne feste militärische Organisation, verfügen die Bannertruppen<lb/> doch über Reserven, die zu Kriegsdiensten herangezogen werden. Eine Kontrolle<lb/> über sie wird seitens der Ortsbehörden geführt, indem sie von sämtlichen<lb/> Familienangehörigen von Geschlecht zu Geschlecht genaue Listen anlegen und<lb/> für die Ausbildung der in diese Listen eingetragnen Leute Sorge tragen, je<lb/> nachdem Zeit und Mittel dazu vorhanden sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_470" next="#ID_471"> Weit schlechter als mit diesen Bannertruppen des alten Heeres ist es mit<lb/> den Provinzialtruppen bestellt, die als Neste einer um die Mitte des siebzehnten<lb/> Jahrhunderts geschaffnen stehenden Armee anzusehen sind. Sie sind über</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0114]
Die moderne chinesische Armee
Eingekeilt werden die Bannertruppen in acht Korps, von denen die drei
ersten (gelbes, rotgelbes und weißes Banner) ausschließlich aus Mongolen und
Tataren gebildet werden und unter andern die Kaiserliche Garde formieren;
sie stehn auch theoretisch unter dem direkten Befehl des Kaisers im Gegensatz
zu den fünf andern Bannerkorps (weiß-rot, rot, rot-weiß, blau und blau-rot),
die zum Patronat der Prinzen des Kaiserlichen Hauses gehören.
Die acht Banner gliedern sich in 25 Divisionen von ganz ungleicher Stärke.
Die 1. Division, die Kaiserliche Garde, ist 3000 Mann (Infanterie und Kavallerie)
stark und wird von 25 Mandarinen erster und zweiter Stufe sowie von drei
Prinzen befehligt, die zu ihrer Unterstützung und Ausführung ihrer Befehle
1000 Subalternoffiziere zur Seite haben. Der Vorzug der Gardedivision vor
den andern Divisionen besteht unter anderm darin, daß sie ihr eignes Straf¬
gesetzbuch hat. Die geringste Strafe besteht in hundert Stockschlägen, die schwerste
in „langsamem Tode" wegen Landesverrat oder Achtungsvcrletzung gegen den
Kaiser.
Die 2. bis 10. Division der Bannertruppen gehören zur Besatzung der
Provinz Petschili. Ihre genaue Stärke läßt sich kaum feststellen. In den
Frontrapporten, die gelegentlich der aller drei Jahre abzuhaltenden Paraden
vorgelegt werden, sind 150000 Mann ausgeführt. In Wirklichkeit kann man
jedoch höchstens 80000 Mann zählen, da einzelne Divisionen durch Deserteure,
Kraute usw. große Abgänge haben.
Auch die Stärke der Divisionen 11 bis 25 ist ganz verschieden. Die 12. Di¬
vision in Schankung zum Beispiel ist insgesamt 3000 Köpfe stark, während
die 24. Division, die vor der Ankunft der Russen in der Mandschurei stand,
mit 30000 Mann die Höchstzahl erreicht. Der 25. Division ist die Bewachung
der Kaiserlichen Gräber in den Provinzen anvertraut. Zusammen sollen die
fünfzehn Divisionen etwa 100000 Mann aufbringen.
Ebenso ungleich wie die Stärke der einzelnen Divisionen der Bannertruppen
ist auch ihre Zusammensetzung nach Waffengattungen. So besteht z. B. die
zweite Division nur aus Infanterie, die dritte zur Hälfte aus Infanterie und
Kavallerie, die vierte ebenfalls aus Infanterie und Kavallerie und dazu noch
ans einigen zwanzig Batterien, die sechste bildet nur Fußartilleristen aus, und
der siebenten ist die Exekutivstrafgewalt übertragen.
Obgleich ohne feste militärische Organisation, verfügen die Bannertruppen
doch über Reserven, die zu Kriegsdiensten herangezogen werden. Eine Kontrolle
über sie wird seitens der Ortsbehörden geführt, indem sie von sämtlichen
Familienangehörigen von Geschlecht zu Geschlecht genaue Listen anlegen und
für die Ausbildung der in diese Listen eingetragnen Leute Sorge tragen, je
nachdem Zeit und Mittel dazu vorhanden sind.
Weit schlechter als mit diesen Bannertruppen des alten Heeres ist es mit
den Provinzialtruppen bestellt, die als Neste einer um die Mitte des siebzehnten
Jahrhunderts geschaffnen stehenden Armee anzusehen sind. Sie sind über
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |