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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.

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Atlantischer und Stiller Gzean
Stiller Ozean

Riesenverkehrshäfen: Singapore, Shanghai, Hongkong.

Großverkehrshäfen: Canton, Tschinkiang, Wuhu, Kiukicmg, Tschifu, Kobe (bei
Hiogo unweit Osaka), Dokohama, Nagasaki, Melbourne, Sydney.

Mittelverkehrshäfen: Swatau, Nangking, Harlan, Moji (an der Nordspitze von
Kiushiu), Shimonoseki, Soerabaja, Adelaide, Newcastle in Australien.

Ähnlich wie bei den beiden Seiten Amerikas ist auch hier die Zahl der
ausmündenden Ströme sehr verschieden. Aber ein wesentlicher Unterschied ist
insofern zu beachten, als der Hauptwert in Europa nicht so sehr auf der
Größe und der Ausdehnung ihrer Flußgebiete beruht als auf ihrer mehr oder
weniger günstigen Lage. Den mächtigen ostasiatischen Stromgebieten des Amur,
Hoangho und Jangtsekiang können wir zwar die äußerlich ebenso gewaltigen
Wasseradern Afrikas Nil, Niger, Kongo gegenüberstellen. Ihrer wirtschaftlichen
Bedeutung nach sind sie aber unter sich keineswegs gleichwertig, und alle sechs
stehen an Bedeutung zurück hinter den viel weniger ausgedehnten und weniger
wasserreichen Flüssen Europas. Diese weit hinauf befahrbaren Wasserwege
bilden in der Tat ein ganz unvergleichlich großartiges Netz von Straßen, das
durch die weitreichende Kanalisation noch wesentlich vergrößert nur wenig Teile
des Festlandes unberührt läßt.

Wir erfahren, daß die Länge der schiffbaren Flüsse in Deutschland nahezu
12000 Kilometer, in Frankreich 8000 Kilometer, in Großbritannien 3200 Kilo¬
meter beträgt. Die Gesamtlänge der Wasserstraßen, der Kanäle einbegriffen, in
Rußland, Deutschland, Frankreich, Österreich-Ungarn und Großbritannien wird
auf mehr als 90000 Kilometer beziffert. Die schiffbare Strecke des Jangtsekiang
wird dagegen auf etwa 2500 Kilometer angegeben, während der Hoangho teils
durch sein starkes Gefälle im Oberlauf und im Mittellauf, teils durch seine vielen
Sandbänke im Unterlauf dem Verkehr schwere Hindernisse in den Weg legt,
und die übrigen ostasiatischen Ströme kaum in Betracht kommen. Doch
ist zu beachten, daß in dieser Frage eine eigentliche statistische Vergleichung
nur von beschränktem Wert ist, da sich, ganz abgesehen davon, daß uns für Ost¬
asien alle genauen Zahlen fehlen, in der Ausdehnung der Wasserwege ein ganz
besonders stark persönlicher Zug ausspricht. Sicher ließe sich das chinesische
Netz bei intensiver Kulturtütigkcit in der großartigsten Weise ausbauen, sodciß
es dem europäischen wenigstens vergleichbar sein könnte. Ist doch die Fläche
der großen Ebene Chinas mit 440000 Quadratkilometer gleich vier Fünftel der
Gesamtfläche des Deutschen Reiches. Allerdings lassen sich auf atlantischer Seite
auch Nil, Niger, Kongo noch ganz anders ausbauen, als es bisher, wo wir
noch im Beginn der wirtschaftlichen Erschließung Afrikas stehen, geschehen ist.




Atlantischer und Stiller Gzean
Stiller Ozean

Riesenverkehrshäfen: Singapore, Shanghai, Hongkong.

Großverkehrshäfen: Canton, Tschinkiang, Wuhu, Kiukicmg, Tschifu, Kobe (bei
Hiogo unweit Osaka), Dokohama, Nagasaki, Melbourne, Sydney.

Mittelverkehrshäfen: Swatau, Nangking, Harlan, Moji (an der Nordspitze von
Kiushiu), Shimonoseki, Soerabaja, Adelaide, Newcastle in Australien.

Ähnlich wie bei den beiden Seiten Amerikas ist auch hier die Zahl der
ausmündenden Ströme sehr verschieden. Aber ein wesentlicher Unterschied ist
insofern zu beachten, als der Hauptwert in Europa nicht so sehr auf der
Größe und der Ausdehnung ihrer Flußgebiete beruht als auf ihrer mehr oder
weniger günstigen Lage. Den mächtigen ostasiatischen Stromgebieten des Amur,
Hoangho und Jangtsekiang können wir zwar die äußerlich ebenso gewaltigen
Wasseradern Afrikas Nil, Niger, Kongo gegenüberstellen. Ihrer wirtschaftlichen
Bedeutung nach sind sie aber unter sich keineswegs gleichwertig, und alle sechs
stehen an Bedeutung zurück hinter den viel weniger ausgedehnten und weniger
wasserreichen Flüssen Europas. Diese weit hinauf befahrbaren Wasserwege
bilden in der Tat ein ganz unvergleichlich großartiges Netz von Straßen, das
durch die weitreichende Kanalisation noch wesentlich vergrößert nur wenig Teile
des Festlandes unberührt läßt.

Wir erfahren, daß die Länge der schiffbaren Flüsse in Deutschland nahezu
12000 Kilometer, in Frankreich 8000 Kilometer, in Großbritannien 3200 Kilo¬
meter beträgt. Die Gesamtlänge der Wasserstraßen, der Kanäle einbegriffen, in
Rußland, Deutschland, Frankreich, Österreich-Ungarn und Großbritannien wird
auf mehr als 90000 Kilometer beziffert. Die schiffbare Strecke des Jangtsekiang
wird dagegen auf etwa 2500 Kilometer angegeben, während der Hoangho teils
durch sein starkes Gefälle im Oberlauf und im Mittellauf, teils durch seine vielen
Sandbänke im Unterlauf dem Verkehr schwere Hindernisse in den Weg legt,
und die übrigen ostasiatischen Ströme kaum in Betracht kommen. Doch
ist zu beachten, daß in dieser Frage eine eigentliche statistische Vergleichung
nur von beschränktem Wert ist, da sich, ganz abgesehen davon, daß uns für Ost¬
asien alle genauen Zahlen fehlen, in der Ausdehnung der Wasserwege ein ganz
besonders stark persönlicher Zug ausspricht. Sicher ließe sich das chinesische
Netz bei intensiver Kulturtütigkcit in der großartigsten Weise ausbauen, sodciß
es dem europäischen wenigstens vergleichbar sein könnte. Ist doch die Fläche
der großen Ebene Chinas mit 440000 Quadratkilometer gleich vier Fünftel der
Gesamtfläche des Deutschen Reiches. Allerdings lassen sich auf atlantischer Seite
auch Nil, Niger, Kongo noch ganz anders ausbauen, als es bisher, wo wir
noch im Beginn der wirtschaftlichen Erschließung Afrikas stehen, geschehen ist.




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[0082] Atlantischer und Stiller Gzean Stiller Ozean Riesenverkehrshäfen: Singapore, Shanghai, Hongkong. Großverkehrshäfen: Canton, Tschinkiang, Wuhu, Kiukicmg, Tschifu, Kobe (bei Hiogo unweit Osaka), Dokohama, Nagasaki, Melbourne, Sydney. Mittelverkehrshäfen: Swatau, Nangking, Harlan, Moji (an der Nordspitze von Kiushiu), Shimonoseki, Soerabaja, Adelaide, Newcastle in Australien. Ähnlich wie bei den beiden Seiten Amerikas ist auch hier die Zahl der ausmündenden Ströme sehr verschieden. Aber ein wesentlicher Unterschied ist insofern zu beachten, als der Hauptwert in Europa nicht so sehr auf der Größe und der Ausdehnung ihrer Flußgebiete beruht als auf ihrer mehr oder weniger günstigen Lage. Den mächtigen ostasiatischen Stromgebieten des Amur, Hoangho und Jangtsekiang können wir zwar die äußerlich ebenso gewaltigen Wasseradern Afrikas Nil, Niger, Kongo gegenüberstellen. Ihrer wirtschaftlichen Bedeutung nach sind sie aber unter sich keineswegs gleichwertig, und alle sechs stehen an Bedeutung zurück hinter den viel weniger ausgedehnten und weniger wasserreichen Flüssen Europas. Diese weit hinauf befahrbaren Wasserwege bilden in der Tat ein ganz unvergleichlich großartiges Netz von Straßen, das durch die weitreichende Kanalisation noch wesentlich vergrößert nur wenig Teile des Festlandes unberührt läßt. Wir erfahren, daß die Länge der schiffbaren Flüsse in Deutschland nahezu 12000 Kilometer, in Frankreich 8000 Kilometer, in Großbritannien 3200 Kilo¬ meter beträgt. Die Gesamtlänge der Wasserstraßen, der Kanäle einbegriffen, in Rußland, Deutschland, Frankreich, Österreich-Ungarn und Großbritannien wird auf mehr als 90000 Kilometer beziffert. Die schiffbare Strecke des Jangtsekiang wird dagegen auf etwa 2500 Kilometer angegeben, während der Hoangho teils durch sein starkes Gefälle im Oberlauf und im Mittellauf, teils durch seine vielen Sandbänke im Unterlauf dem Verkehr schwere Hindernisse in den Weg legt, und die übrigen ostasiatischen Ströme kaum in Betracht kommen. Doch ist zu beachten, daß in dieser Frage eine eigentliche statistische Vergleichung nur von beschränktem Wert ist, da sich, ganz abgesehen davon, daß uns für Ost¬ asien alle genauen Zahlen fehlen, in der Ausdehnung der Wasserwege ein ganz besonders stark persönlicher Zug ausspricht. Sicher ließe sich das chinesische Netz bei intensiver Kulturtütigkcit in der großartigsten Weise ausbauen, sodciß es dem europäischen wenigstens vergleichbar sein könnte. Ist doch die Fläche der großen Ebene Chinas mit 440000 Quadratkilometer gleich vier Fünftel der Gesamtfläche des Deutschen Reiches. Allerdings lassen sich auf atlantischer Seite auch Nil, Niger, Kongo noch ganz anders ausbauen, als es bisher, wo wir noch im Beginn der wirtschaftlichen Erschließung Afrikas stehen, geschehen ist.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301987/82>, abgerufen am 06.02.2025.