Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.Die Beziehungen des Deutschen Reiches zu den vereinigten Staaten von Amerika von Dove noch nicht benutzten Statistik ergibt. Im Außenhandel betrug 1905 Drei Gattungen landwirtschaftlicher Erzeugnisse sind es. die der Union In überzeugender Weise schildert Dove den segensreichen Einfluß, deu Die Beziehungen des Deutschen Reiches zu den vereinigten Staaten von Amerika von Dove noch nicht benutzten Statistik ergibt. Im Außenhandel betrug 1905 Drei Gattungen landwirtschaftlicher Erzeugnisse sind es. die der Union In überzeugender Weise schildert Dove den segensreichen Einfluß, deu <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0611" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/302599"/> <fw type="header" place="top"> Die Beziehungen des Deutschen Reiches zu den vereinigten Staaten von Amerika</fw><lb/> <p xml:id="ID_2613" prev="#ID_2612"> von Dove noch nicht benutzten Statistik ergibt. Im Außenhandel betrug 1905<lb/> der Anteil der landwirtschaftlichen Produkte 56 Prozent aller ausgeführten<lb/> Waren. Die Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion ist aber fast aus¬<lb/> schließlich durch den Westen bewirkt worden, während in einem Teile des<lb/> Nordens sogar ein Rückgang der Landwirtschaft erfolgt ist. Dove hält diese<lb/> Erscheinung für sehr bedenklich, da die Stellung der Vereinigten Staaten auf<lb/> dem Weltmarkte hauptsächlich in ihrer Bodcnproduktiou begründet sei, und<lb/> darum jede Schädigung dieser in einem Teile der Union auch einen Rückgang<lb/> in der wirtschaftlichen'Weltstellung zur Folge haben könne, der keineswegs<lb/> immer durch eine Steigerung der industriellen Gütererzeugung ausgeglichen<lb/> werden dürfte. In der Entstehung starker Gegensätze in der Verufsverteilung<lb/> innerhalb einzelner Landesteile liege für das Riesenland eine große Gefahr,<lb/> und eine Verschärfung dieser Juteresseuverschiedenheiten könne bei der Aus¬<lb/> dehnung der Einzelgebiete dereinst für die Festigkeit des politischen Gefüges<lb/> der Gesamtstaaten eine mehr oder weniger fühlbare Schwächung bedeuten.</p><lb/> <p xml:id="ID_2614"> Drei Gattungen landwirtschaftlicher Erzeugnisse sind es. die der Union<lb/> ihre gebietende Stellung ans dem Weltmarkte verschafft haben: Baumwolle,<lb/> Getreide und die Produkte der Viehzucht. Dove weist nach, daß für eine<lb/> rentable Kultur der Baumwollpflanze innerhalb der Union nach den frühern<lb/> »ugünstigen Erfahrungen jetzt der 37. Breitengrad als Polargrenze gelten<lb/> müsse, daß also an eine bedeutende Vermehrung der Baumwollerzeugung nicht<lb/> M denken, und daß die Vieh- und Getreideproduktiou in viel höherm Maße<lb/> steigerungsfähig sei. Der Wert der Ausfuhr von Vieh, Fleischwaren und<lb/> Brotstoffen sei auf den Kopf der Bevölkerung berechnet von 22 Mark im<lb/> Jahre 1890 ans 27 Mark im Jahre 1899 gestiegen. Die nordwestlichen<lb/> Staaten, die nur etwa ein Sechstel der Landstände der Union ohne Alaska<lb/> einnahmen, hätten im Jahre 1900 45 Prozent der gesamten Weizenmenge und<lb/> 44 Prozent der gesamten Mnismenge hervorgebracht. Auch hieraus ergebe sich<lb/> die Spannung zwischen diesem Gebiete und den übrigen Gegenden der Ver¬<lb/> einigten Staaten.</p><lb/> <p xml:id="ID_2615" next="#ID_2616"> In überzeugender Weise schildert Dove den segensreichen Einfluß, deu<lb/> die Natur auf die amerikanische Viehhaltung ausübt, und wie sich die öffnen<lb/> Weiden, die keinerlei kostspielige Stallanlagen erfordern, in der Rinderhaltung<lb/> ebenso günstig bemerkbar machen wie die klimatisch bevorzugten Maisgebiete<lb/> des Nordens in der Schweinezucht. Er führt zum Vergleiche mit europäischen<lb/> Verhältnissen an. daß im Jahre 1900 auf je tausend Menschen ni Gro߬<lb/> britannien 268 Stück Hornvieh und 96 Schweine, in Deutschland 337 Stück<lb/> Hornvieh und 296 Schweine, im Staate Newyork 357 Rinder und 93 Schweine.<lb/> dagegen im Staate Iowa 2405 Rinder und 4356 Schweine und um Staate<lb/> Teras 3092 Rinder und 874 Schweine gezählt wurden. Dove folgert auch<lb/> aus diesen Zahlen daß die Vieh- und Fleischausfuhr für alle Staaten im<lb/> Westen des Mississippi sowie für die nordwestliche Mittellandschaft eine Lebens-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0611]
Die Beziehungen des Deutschen Reiches zu den vereinigten Staaten von Amerika
von Dove noch nicht benutzten Statistik ergibt. Im Außenhandel betrug 1905
der Anteil der landwirtschaftlichen Produkte 56 Prozent aller ausgeführten
Waren. Die Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion ist aber fast aus¬
schließlich durch den Westen bewirkt worden, während in einem Teile des
Nordens sogar ein Rückgang der Landwirtschaft erfolgt ist. Dove hält diese
Erscheinung für sehr bedenklich, da die Stellung der Vereinigten Staaten auf
dem Weltmarkte hauptsächlich in ihrer Bodcnproduktiou begründet sei, und
darum jede Schädigung dieser in einem Teile der Union auch einen Rückgang
in der wirtschaftlichen'Weltstellung zur Folge haben könne, der keineswegs
immer durch eine Steigerung der industriellen Gütererzeugung ausgeglichen
werden dürfte. In der Entstehung starker Gegensätze in der Verufsverteilung
innerhalb einzelner Landesteile liege für das Riesenland eine große Gefahr,
und eine Verschärfung dieser Juteresseuverschiedenheiten könne bei der Aus¬
dehnung der Einzelgebiete dereinst für die Festigkeit des politischen Gefüges
der Gesamtstaaten eine mehr oder weniger fühlbare Schwächung bedeuten.
Drei Gattungen landwirtschaftlicher Erzeugnisse sind es. die der Union
ihre gebietende Stellung ans dem Weltmarkte verschafft haben: Baumwolle,
Getreide und die Produkte der Viehzucht. Dove weist nach, daß für eine
rentable Kultur der Baumwollpflanze innerhalb der Union nach den frühern
»ugünstigen Erfahrungen jetzt der 37. Breitengrad als Polargrenze gelten
müsse, daß also an eine bedeutende Vermehrung der Baumwollerzeugung nicht
M denken, und daß die Vieh- und Getreideproduktiou in viel höherm Maße
steigerungsfähig sei. Der Wert der Ausfuhr von Vieh, Fleischwaren und
Brotstoffen sei auf den Kopf der Bevölkerung berechnet von 22 Mark im
Jahre 1890 ans 27 Mark im Jahre 1899 gestiegen. Die nordwestlichen
Staaten, die nur etwa ein Sechstel der Landstände der Union ohne Alaska
einnahmen, hätten im Jahre 1900 45 Prozent der gesamten Weizenmenge und
44 Prozent der gesamten Mnismenge hervorgebracht. Auch hieraus ergebe sich
die Spannung zwischen diesem Gebiete und den übrigen Gegenden der Ver¬
einigten Staaten.
In überzeugender Weise schildert Dove den segensreichen Einfluß, deu
die Natur auf die amerikanische Viehhaltung ausübt, und wie sich die öffnen
Weiden, die keinerlei kostspielige Stallanlagen erfordern, in der Rinderhaltung
ebenso günstig bemerkbar machen wie die klimatisch bevorzugten Maisgebiete
des Nordens in der Schweinezucht. Er führt zum Vergleiche mit europäischen
Verhältnissen an. daß im Jahre 1900 auf je tausend Menschen ni Gro߬
britannien 268 Stück Hornvieh und 96 Schweine, in Deutschland 337 Stück
Hornvieh und 296 Schweine, im Staate Newyork 357 Rinder und 93 Schweine.
dagegen im Staate Iowa 2405 Rinder und 4356 Schweine und um Staate
Teras 3092 Rinder und 874 Schweine gezählt wurden. Dove folgert auch
aus diesen Zahlen daß die Vieh- und Fleischausfuhr für alle Staaten im
Westen des Mississippi sowie für die nordwestliche Mittellandschaft eine Lebens-
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