Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.Der kleine Napoleon studiert sein, es gibt auch andre Berufe. Aber denken Sie an die Zwillinge, wie Wann sind sie denn zuerst gekommen, mein liebes gnädiges Fräulein, der Fassen Sie einmal die Wirklichkeit ins Auge, Tauenden: Sie sind ein altes So predigte es vor den Ohren der Tante, die Stimme eines, den sie nicht Es pochte an. Das Fräulein fuhr auf. Da stand der Student im Tür¬ Das Fräulein atmete auf. Nur herein! sagte es befangen. Es wurde aufgeladen, der schöne Otto und der Student sorgten dafür, daß Die Harsfelder hatten ein junges starkes Fuchsgespann geschickt. Von Gunder¬ Das Fräulein weinte beim Abschiednehmen, und der schöne Otto sagte: Wir (Schluß folgt) Der kleine Napoleon studiert sein, es gibt auch andre Berufe. Aber denken Sie an die Zwillinge, wie Wann sind sie denn zuerst gekommen, mein liebes gnädiges Fräulein, der Fassen Sie einmal die Wirklichkeit ins Auge, Tauenden: Sie sind ein altes So predigte es vor den Ohren der Tante, die Stimme eines, den sie nicht Es pochte an. Das Fräulein fuhr auf. Da stand der Student im Tür¬ Das Fräulein atmete auf. Nur herein! sagte es befangen. Es wurde aufgeladen, der schöne Otto und der Student sorgten dafür, daß Die Harsfelder hatten ein junges starkes Fuchsgespann geschickt. Von Gunder¬ Das Fräulein weinte beim Abschiednehmen, und der schöne Otto sagte: Wir (Schluß folgt) <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0052" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/302040"/> <fw type="header" place="top"> Der kleine Napoleon</fw><lb/> <p xml:id="ID_212" prev="#ID_211"> studiert sein, es gibt auch andre Berufe. Aber denken Sie an die Zwillinge, wie<lb/> die Sie noch gebrauchen mit ihren jungen Herzen und ihren unreifen Gaben ...</p><lb/> <p xml:id="ID_213"> Wann sind sie denn zuerst gekommen, mein liebes gnädiges Fräulein, der<lb/> Hochmut und die Unrast, daß Sie nicht bleiben wollen? Im Frühjahr ist die<lb/> große Sehnsucht über Sie gekommen? Die Sehnsucht auszufliegen? Der kleine<lb/> Napoleon ist daran schuld, der Glück- und Machterzwinger? Der Mann des Auf¬<lb/> stiegs? Vielleicht ist es auch nur das Frühjahr gewesen, mein liebes, liebes Fräulein<lb/> Tante, das Ihnen ins Blut gegangen ist, sodaß Sie sich von unbestimmten<lb/> Empfindungen beeinflussen lassen, die Sie nicht klarstellen können — von unbe¬<lb/> stimmten Sehnsuchten — das ist menschlich! menschlich!</p><lb/> <p xml:id="ID_214"> Fassen Sie einmal die Wirklichkeit ins Auge, Tauenden: Sie sind ein altes<lb/> Mädchen, das Kinder hat. Das trifft zu, nicht wahr? Denn die Zwillinge sind<lb/> Ihre Kinder. Sie haben sie erzogen, darum gehören sie Ihnen. Durch die Kinder<lb/> sind Sie tausendfach gesegnet, Tauenden, und tausendfach gebunden. Nieder also<lb/> auf Ihre Knie und bitten Sie ab! Rutschen Sie auf Ihren Knien zu Gunder¬<lb/> manns und flehen Sie inständig mit erhabnen Händen, daß man Sie hier be¬<lb/> halte — weinen Sie — bitten Sie — betteln Sie —</p><lb/> <p xml:id="ID_215"> So predigte es vor den Ohren der Tante, die Stimme eines, den sie nicht<lb/> sah, eines, der in ihr selbst war, eines starken, feinen, gerechten Menschen. Und<lb/> die Stühle waren alle besetzt von Schatten, die durch ihr Leben gegangen waren,<lb/> Schatten von Menschen, die noch vielleicht atmeten, und Schatten von Menschen,<lb/> die längst schon gestorben waren.</p><lb/> <p xml:id="ID_216"> Es pochte an. Das Fräulein fuhr auf. Da stand der Student im Tür¬<lb/> rahmen, faßte sich krampfhaft beim Rockaufschlag und meldete, daß das Gespann<lb/> aus Harsfelde da sei, um die Möbel der Tante zu holen.</p><lb/> <p xml:id="ID_217"> Das Fräulein atmete auf.</p><lb/> <p xml:id="ID_218"> Nur herein! sagte es befangen.</p><lb/> <p xml:id="ID_219"> Es wurde aufgeladen, der schöne Otto und der Student sorgten dafür, daß<lb/> alles wohl bedeckt wurde und gegen Abscheuern und Bruch geschützt.</p><lb/> <p xml:id="ID_220"> Die Harsfelder hatten ein junges starkes Fuchsgespann geschickt. Von Gunder¬<lb/> manns wurde vorausgesetzt, daß sie die Tante irgendwie hinüber schicken würden.<lb/> Gundermanns erklärten sich auch gleich bereit, gewiß, der Student solle mit den<lb/> Ponys die Tante fahren.</p><lb/> <p xml:id="ID_221"> Das Fräulein weinte beim Abschiednehmen, und der schöne Otto sagte: Wir<lb/> haben heute den Dorfbruunen abschließen müssen. Es ist fürchterlich. Nun werden<lb/> den Familien ihre Paar Eimer Wasser zugemessen. Dann zogen die Pferde an»<lb/> und der Staub, der scheußliche, puderfeine Staub wirbelte auf.</p><lb/> <p xml:id="ID_222"> (Schluß folgt)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0052]
Der kleine Napoleon
studiert sein, es gibt auch andre Berufe. Aber denken Sie an die Zwillinge, wie
die Sie noch gebrauchen mit ihren jungen Herzen und ihren unreifen Gaben ...
Wann sind sie denn zuerst gekommen, mein liebes gnädiges Fräulein, der
Hochmut und die Unrast, daß Sie nicht bleiben wollen? Im Frühjahr ist die
große Sehnsucht über Sie gekommen? Die Sehnsucht auszufliegen? Der kleine
Napoleon ist daran schuld, der Glück- und Machterzwinger? Der Mann des Auf¬
stiegs? Vielleicht ist es auch nur das Frühjahr gewesen, mein liebes, liebes Fräulein
Tante, das Ihnen ins Blut gegangen ist, sodaß Sie sich von unbestimmten
Empfindungen beeinflussen lassen, die Sie nicht klarstellen können — von unbe¬
stimmten Sehnsuchten — das ist menschlich! menschlich!
Fassen Sie einmal die Wirklichkeit ins Auge, Tauenden: Sie sind ein altes
Mädchen, das Kinder hat. Das trifft zu, nicht wahr? Denn die Zwillinge sind
Ihre Kinder. Sie haben sie erzogen, darum gehören sie Ihnen. Durch die Kinder
sind Sie tausendfach gesegnet, Tauenden, und tausendfach gebunden. Nieder also
auf Ihre Knie und bitten Sie ab! Rutschen Sie auf Ihren Knien zu Gunder¬
manns und flehen Sie inständig mit erhabnen Händen, daß man Sie hier be¬
halte — weinen Sie — bitten Sie — betteln Sie —
So predigte es vor den Ohren der Tante, die Stimme eines, den sie nicht
sah, eines, der in ihr selbst war, eines starken, feinen, gerechten Menschen. Und
die Stühle waren alle besetzt von Schatten, die durch ihr Leben gegangen waren,
Schatten von Menschen, die noch vielleicht atmeten, und Schatten von Menschen,
die längst schon gestorben waren.
Es pochte an. Das Fräulein fuhr auf. Da stand der Student im Tür¬
rahmen, faßte sich krampfhaft beim Rockaufschlag und meldete, daß das Gespann
aus Harsfelde da sei, um die Möbel der Tante zu holen.
Das Fräulein atmete auf.
Nur herein! sagte es befangen.
Es wurde aufgeladen, der schöne Otto und der Student sorgten dafür, daß
alles wohl bedeckt wurde und gegen Abscheuern und Bruch geschützt.
Die Harsfelder hatten ein junges starkes Fuchsgespann geschickt. Von Gunder¬
manns wurde vorausgesetzt, daß sie die Tante irgendwie hinüber schicken würden.
Gundermanns erklärten sich auch gleich bereit, gewiß, der Student solle mit den
Ponys die Tante fahren.
Das Fräulein weinte beim Abschiednehmen, und der schöne Otto sagte: Wir
haben heute den Dorfbruunen abschließen müssen. Es ist fürchterlich. Nun werden
den Familien ihre Paar Eimer Wasser zugemessen. Dann zogen die Pferde an»
und der Staub, der scheußliche, puderfeine Staub wirbelte auf.
(Schluß folgt)
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