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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.

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Die Zertrümmerung der Bauerngüter

Kindlichkeit Versteigerungen an und bekommen dadurch einen Überblick über
die Käufer, die in den Gasthof bestellt und reichlich bewirtet werden. Erst
wenn begründete Aussicht vorhanden ist. daß die Ländereien Abnehmer finden,
wird der Ausschlächter mit dem Verkäufer fest abschließen, das Land kataster¬
amtlich vermessen lassen und dann möglichst schnell in einzelnen Parzellen
weiterverkaufen. Sehr selten bleibt er mit den weniger ertragsfähigen Stucken
einige Jahre hängen, hat aber auch in solchem Falle kaum einen Verlust. da
er durch den Verkauf der bessern Äcker schon längst einen reichlichen Gewinn
eingeheimst hat.

.^.-,,,Wer längere Jahre als Grundbuchrichter in einem Bezirk gearbeitet hat.
W dem viele Bauerngüter ausgeschlachtet werden, kann den Leuten, die sich
meist zu zweien zusammentun, genau nachrechnen, was sie verdienen: es sind
Summen, die in die Tausende gehn, und zwar oft genug für eme geringe,
nicht einmal immer ehrenhafte Arbeit. Die Vermittlungsgeschäfte dieser Art.
die mit Vorliebe von Jsraeliten betrieben werden, sind also sehr einträglich,
und man sollte deshalb meinen, daß die Verkäufer selbst die Vermittlungs¬
gebühren verdienen und direkt mit den Käufern, die ja meist Nachbarn und
gute Freunde sind, verhandeln könnten. Das geschieht jedoch fast niemals.
Das gegenseitige Mißtrauen unter den Landleuten ist zu groß, als daß sie
sich über einen solchen Kauf einigen würden. Außerdem aber - und das ist
Wohl die Hauptsache - machen es die Ausschlächter den Verkäufern sehr be-
Mm; sie zahlen den ganzen Kaufpreis bar aus. sorgen für Tilgung und
Löschung der auf den Grundstücken haftenden Lasten und Schulden lassen sich
Weh gleich zur Auflassung an die Käufer Vollmacht geben Mit auf d.e e Weise
braucht der Verkän er kann den Finger zu rühren, um s-in Gu lo znwerde.
Auf der andern Seite haben aber auch die Käufer keine großen Um^bare Geld ist Nebensache, die Ausschlächter lassen den Kaufpreis ° s H^h
tragen, jedoch unter Mitverpfändnng des übr gen Eigentums s^ u
alle Fälle gesichert, ja sie legen manchmal dadurch schon denKeiM fu^rw t:g
weitere Zertrümmemngeu. da die Zinsenlast oft g.o er ist der G.°in
aus den nen erworbnen Grundstücken. Auf drehe Weise sin f it ^hrM
viele schöne Bauerngüter verschwunden, und man steht aus den in in Do f^noch vorhandnen Nestgütern, wie groß der Umfang )er Besitz engen el se g
Wesen ist Das N staut besteht in der Regel aus dem Hof und in g
Morgen Lar? in der Nähe, wird an kleinere Besitzer "
Arbeiterwohnungen hergerichtet, wenn die Gebäude nicht ganz von der (.rde
verschwinden und auf Abbruch verkauft werden.

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Steuerkraft verschwunden, nicht etwa bloß n"t Er eilt ^rd n D K^.
?eben für den neuen, mir wenig Morgen um^ut " ^lasteten Besitz keinen Pfennig neue Steuern, ihre Arbeitskräfte und Gespanne


Die Zertrümmerung der Bauerngüter

Kindlichkeit Versteigerungen an und bekommen dadurch einen Überblick über
die Käufer, die in den Gasthof bestellt und reichlich bewirtet werden. Erst
wenn begründete Aussicht vorhanden ist. daß die Ländereien Abnehmer finden,
wird der Ausschlächter mit dem Verkäufer fest abschließen, das Land kataster¬
amtlich vermessen lassen und dann möglichst schnell in einzelnen Parzellen
weiterverkaufen. Sehr selten bleibt er mit den weniger ertragsfähigen Stucken
einige Jahre hängen, hat aber auch in solchem Falle kaum einen Verlust. da
er durch den Verkauf der bessern Äcker schon längst einen reichlichen Gewinn
eingeheimst hat.

.^.-,,,Wer längere Jahre als Grundbuchrichter in einem Bezirk gearbeitet hat.
W dem viele Bauerngüter ausgeschlachtet werden, kann den Leuten, die sich
meist zu zweien zusammentun, genau nachrechnen, was sie verdienen: es sind
Summen, die in die Tausende gehn, und zwar oft genug für eme geringe,
nicht einmal immer ehrenhafte Arbeit. Die Vermittlungsgeschäfte dieser Art.
die mit Vorliebe von Jsraeliten betrieben werden, sind also sehr einträglich,
und man sollte deshalb meinen, daß die Verkäufer selbst die Vermittlungs¬
gebühren verdienen und direkt mit den Käufern, die ja meist Nachbarn und
gute Freunde sind, verhandeln könnten. Das geschieht jedoch fast niemals.
Das gegenseitige Mißtrauen unter den Landleuten ist zu groß, als daß sie
sich über einen solchen Kauf einigen würden. Außerdem aber - und das ist
Wohl die Hauptsache - machen es die Ausschlächter den Verkäufern sehr be-
Mm; sie zahlen den ganzen Kaufpreis bar aus. sorgen für Tilgung und
Löschung der auf den Grundstücken haftenden Lasten und Schulden lassen sich
Weh gleich zur Auflassung an die Käufer Vollmacht geben Mit auf d.e e Weise
braucht der Verkän er kann den Finger zu rühren, um s-in Gu lo znwerde.
Auf der andern Seite haben aber auch die Käufer keine großen Um^bare Geld ist Nebensache, die Ausschlächter lassen den Kaufpreis ° s H^h
tragen, jedoch unter Mitverpfändnng des übr gen Eigentums s^ u
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aus den nen erworbnen Grundstücken. Auf drehe Weise sin f it ^hrM
viele schöne Bauerngüter verschwunden, und man steht aus den in in Do f^noch vorhandnen Nestgütern, wie groß der Umfang )er Besitz engen el se g
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Morgen Lar? in der Nähe, wird an kleinere Besitzer »
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[0505] Die Zertrümmerung der Bauerngüter Kindlichkeit Versteigerungen an und bekommen dadurch einen Überblick über die Käufer, die in den Gasthof bestellt und reichlich bewirtet werden. Erst wenn begründete Aussicht vorhanden ist. daß die Ländereien Abnehmer finden, wird der Ausschlächter mit dem Verkäufer fest abschließen, das Land kataster¬ amtlich vermessen lassen und dann möglichst schnell in einzelnen Parzellen weiterverkaufen. Sehr selten bleibt er mit den weniger ertragsfähigen Stucken einige Jahre hängen, hat aber auch in solchem Falle kaum einen Verlust. da er durch den Verkauf der bessern Äcker schon längst einen reichlichen Gewinn eingeheimst hat. .^.-,,,Wer längere Jahre als Grundbuchrichter in einem Bezirk gearbeitet hat. W dem viele Bauerngüter ausgeschlachtet werden, kann den Leuten, die sich meist zu zweien zusammentun, genau nachrechnen, was sie verdienen: es sind Summen, die in die Tausende gehn, und zwar oft genug für eme geringe, nicht einmal immer ehrenhafte Arbeit. Die Vermittlungsgeschäfte dieser Art. die mit Vorliebe von Jsraeliten betrieben werden, sind also sehr einträglich, und man sollte deshalb meinen, daß die Verkäufer selbst die Vermittlungs¬ gebühren verdienen und direkt mit den Käufern, die ja meist Nachbarn und gute Freunde sind, verhandeln könnten. Das geschieht jedoch fast niemals. Das gegenseitige Mißtrauen unter den Landleuten ist zu groß, als daß sie sich über einen solchen Kauf einigen würden. Außerdem aber - und das ist Wohl die Hauptsache - machen es die Ausschlächter den Verkäufern sehr be- Mm; sie zahlen den ganzen Kaufpreis bar aus. sorgen für Tilgung und Löschung der auf den Grundstücken haftenden Lasten und Schulden lassen sich Weh gleich zur Auflassung an die Käufer Vollmacht geben Mit auf d.e e Weise braucht der Verkän er kann den Finger zu rühren, um s-in Gu lo znwerde. Auf der andern Seite haben aber auch die Käufer keine großen Um^bare Geld ist Nebensache, die Ausschlächter lassen den Kaufpreis ° s H^h tragen, jedoch unter Mitverpfändnng des übr gen Eigentums s^ u alle Fälle gesichert, ja sie legen manchmal dadurch schon denKeiM fu^rw t:g weitere Zertrümmemngeu. da die Zinsenlast oft g.o er ist der G.°in aus den nen erworbnen Grundstücken. Auf drehe Weise sin f it ^hrM viele schöne Bauerngüter verschwunden, und man steht aus den in in Do f^noch vorhandnen Nestgütern, wie groß der Umfang )er Besitz engen el se g Wesen ist Das N staut besteht in der Regel aus dem Hof und in g Morgen Lar? in der Nähe, wird an kleinere Besitzer » Arbeiterwohnungen hergerichtet, wenn die Gebäude nicht ganz von der (.rde verschwinden und auf Abbruch verkauft werden. durckdieDas ist der regelmäßige Gang °er Anstellung der ^Ausschlächter; den Schaden hat das Gemeinwesen- den» in d GM ist u Steuerkraft verschwunden, nicht etwa bloß n"t Er eilt ^rd n D K^. ?eben für den neuen, mir wenig Morgen um^ut " ^lasteten Besitz keinen Pfennig neue Steuern, ihre Arbeitskräfte und Gespanne

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301987/505>, abgerufen am 05.02.2025.