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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.

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Alte und neue Pagen

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R7>>in für sächsische, namentlich militärische Kreise wertvolles Buch
von Heinrich Meschwitz, Königlich Sächsischen Leutnant a. D.,*)
behandelt, auf eingehendes Quellenstudium gestützt und von
schöner Hand illustriert, die Wandlungen, unter denen das seit
>1878 in Dresden-Albertstadt untergebrachte sächsische Kadetten¬
korps zur gegenwärtigen Blüte gelangt ist. Wer sich für diese Wandlungen
und die dabei maßgebend gewesnen Ereignisse und Persönlichkeiten interessiert,
wird in dem Buche in wohlgeordneter und übersichtlicher Form mit Inhalts¬
verzeichnis, Quellenangabe, Plänen alles finden, worüber er sich zu unter¬
richten oder nochmals zu vergewissern wünscht. Auch werden die, die Ver¬
wandte, Freunde und Bekannte im Korps haben oder der Anstalt einen Sohn,
einen Bruder, ein Mündel anzuvertrauen beabsichtigen, das Werk mit Aussicht
auf vollste Befriedigung zu Rate ziehen können.

Zwölf bunte Tafeln (zwei weitere beschäftigen sich mit dem Pageukorps)
veranschaulichen vortrefflich die seit den? Jahre 1692 vorgekommnen Uniform¬
veränderungen. Der an solche Uniformfigurinen anzulegende Maßstab ist be¬
kanntlich ein besondrer: es kommt bei ihnen hauptsächlich ans Genauigkeit
der Farbe, des Schnittes, der Abzeichen und aller sonstigen Einzelheiten an.
Wenn sich die als Probeexemplare gezeichneten Persönchen von dem elfenbein¬
farbigen Grunde der Tafel vielleicht etwas modejournalartig abheben, und
unser durch Faksimiles und Photogravüren verwöhntes Auge vergeblich nach
Halbtönen, Luftreflexen, verschwommnen Umrissen und künstlerisch wirkenden
Olair-c-bsour sucht, so sagt sich jeder, daß dieses besondre Genre Reize solcher
Art überhaupt nur in den seltensten Fällen bietet. Die aquarellierten
Originale mögen diese Reize gehabt haben: der für dergleichen Abbildungen
übliche Buntdruck aber nimmt auf sie grundsätzlich keine Rücksicht und ent¬
schädigt uns für diesen Ausfall dadurch, daß er uns ermöglicht, die Liezen
und Knöpfe jedes Rockes, jeder Weste zu zählen und uns für ein Kostümfest
eine den Adjustierungsvorschriften der jemaligen Zeit völlig entsprechende
Uniform beim Redoutenschneider zu bestellen. Besondres Gefallen habe ich
an dem Kadetten von 1697 gefunden. Während alle übrigen Darstellungen
modern gehalten sind und die uns bekannten Typen jugendlich anmutiger



*) Geschichte des K, S, Kadetten- und Pagen-Korps von Heinrich Meschwitz, L. a. D. Dresden
Carl Damm. 1907.


Alte und neue Pagen

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R7>>in für sächsische, namentlich militärische Kreise wertvolles Buch
von Heinrich Meschwitz, Königlich Sächsischen Leutnant a. D.,*)
behandelt, auf eingehendes Quellenstudium gestützt und von
schöner Hand illustriert, die Wandlungen, unter denen das seit
>1878 in Dresden-Albertstadt untergebrachte sächsische Kadetten¬
korps zur gegenwärtigen Blüte gelangt ist. Wer sich für diese Wandlungen
und die dabei maßgebend gewesnen Ereignisse und Persönlichkeiten interessiert,
wird in dem Buche in wohlgeordneter und übersichtlicher Form mit Inhalts¬
verzeichnis, Quellenangabe, Plänen alles finden, worüber er sich zu unter¬
richten oder nochmals zu vergewissern wünscht. Auch werden die, die Ver¬
wandte, Freunde und Bekannte im Korps haben oder der Anstalt einen Sohn,
einen Bruder, ein Mündel anzuvertrauen beabsichtigen, das Werk mit Aussicht
auf vollste Befriedigung zu Rate ziehen können.

Zwölf bunte Tafeln (zwei weitere beschäftigen sich mit dem Pageukorps)
veranschaulichen vortrefflich die seit den? Jahre 1692 vorgekommnen Uniform¬
veränderungen. Der an solche Uniformfigurinen anzulegende Maßstab ist be¬
kanntlich ein besondrer: es kommt bei ihnen hauptsächlich ans Genauigkeit
der Farbe, des Schnittes, der Abzeichen und aller sonstigen Einzelheiten an.
Wenn sich die als Probeexemplare gezeichneten Persönchen von dem elfenbein¬
farbigen Grunde der Tafel vielleicht etwas modejournalartig abheben, und
unser durch Faksimiles und Photogravüren verwöhntes Auge vergeblich nach
Halbtönen, Luftreflexen, verschwommnen Umrissen und künstlerisch wirkenden
Olair-c-bsour sucht, so sagt sich jeder, daß dieses besondre Genre Reize solcher
Art überhaupt nur in den seltensten Fällen bietet. Die aquarellierten
Originale mögen diese Reize gehabt haben: der für dergleichen Abbildungen
übliche Buntdruck aber nimmt auf sie grundsätzlich keine Rücksicht und ent¬
schädigt uns für diesen Ausfall dadurch, daß er uns ermöglicht, die Liezen
und Knöpfe jedes Rockes, jeder Weste zu zählen und uns für ein Kostümfest
eine den Adjustierungsvorschriften der jemaligen Zeit völlig entsprechende
Uniform beim Redoutenschneider zu bestellen. Besondres Gefallen habe ich
an dem Kadetten von 1697 gefunden. Während alle übrigen Darstellungen
modern gehalten sind und die uns bekannten Typen jugendlich anmutiger



*) Geschichte des K, S, Kadetten- und Pagen-Korps von Heinrich Meschwitz, L. a. D. Dresden
Carl Damm. 1907.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301987/195>, abgerufen am 06.02.2025.