Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.Die wedelt-Usedomsche Beschwerde über den Minister Manteuffel hiervon ja nicht die Rede gewesen wäre, hätten Eure Majestät nicht Jahre darüber Sehen Sie es huldreich nach, mein Allergnädigster Herr, wenn mich der Eure Majestät habe ich neulich sehr dringend zu bitten gewagt, mir die Opfer Eure Majestät kennen mich genug, um zu wissen, was jene Opfer mich kosten Es zeigt von einer Engelsgeduld des Königs, daß er auf diese im *) Manteuffel hatte am 10. August 18S7 dem Generalinspektor Saegert aus Berlin ge¬ schrieben, er, der Minister, habe über die Ordensverleihung an Usedom wiederholt mit dem Könige gesprochen. "Der König habe erwidert: Was die Ordensverleihung betreffe, so sei das eine Sache, welche S. M. persönlich angehe, und an welche ich nicht weiter zu er¬ innern habe." Der Ministerpräsident von Manteuffel, der ein Studiengenosse Usedoms aus Halle a. S.
war, wo beide dem Korps Saxonia angehörten. Die wedelt-Usedomsche Beschwerde über den Minister Manteuffel hiervon ja nicht die Rede gewesen wäre, hätten Eure Majestät nicht Jahre darüber Sehen Sie es huldreich nach, mein Allergnädigster Herr, wenn mich der Eure Majestät habe ich neulich sehr dringend zu bitten gewagt, mir die Opfer Eure Majestät kennen mich genug, um zu wissen, was jene Opfer mich kosten Es zeigt von einer Engelsgeduld des Königs, daß er auf diese im *) Manteuffel hatte am 10. August 18S7 dem Generalinspektor Saegert aus Berlin ge¬ schrieben, er, der Minister, habe über die Ordensverleihung an Usedom wiederholt mit dem Könige gesprochen. „Der König habe erwidert: Was die Ordensverleihung betreffe, so sei das eine Sache, welche S. M. persönlich angehe, und an welche ich nicht weiter zu er¬ innern habe." Der Ministerpräsident von Manteuffel, der ein Studiengenosse Usedoms aus Halle a. S.
war, wo beide dem Korps Saxonia angehörten. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0191" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/302179"/> <fw type="header" place="top"> Die wedelt-Usedomsche Beschwerde über den Minister Manteuffel</fw><lb/> <p xml:id="ID_858" prev="#ID_857"> hiervon ja nicht die Rede gewesen wäre, hätten Eure Majestät nicht Jahre darüber<lb/> hingehen lassen, bevor Sie am 15. Mai die Beilegung und Composition der Sache<lb/> Allerhöchstselbst in die Hand zu nehmen Sich entschlossen? Ja in dem Augenblick,<lb/> wo ich schreibe, haben Eure Majestät nicht abermals ein Vierteljahr seit dem<lb/> Kabinetschreiben vom 15. Mai und meinem Verzicht vom 19. dahin gehen lassen,<lb/> in welchem Sie der huldreichen Composition vom 15. Mai nicht nur Allerhöchst¬<lb/> selbst vergessen, sondern auch Herrn v. Manteuffel sxxrsssis vsrdis verboten haben,<lb/> „Sie daran zu erinnern"?"') Der Minister soll hiernach nicht mehr auf Anträge<lb/> zurückkommen, welche laut Kabinetschreiben vom 15. Mai Eure Majestät Selbst<lb/> ihm zu stellen veranlaßt hatten. Kann ich es Eurer Majestät gegenüber ver¬<lb/> schweigen, daß Sie damit die Beilegung der gesammten Angelegenheit wieder rück¬<lb/> läufig machen und in den status <zuo vor dem 15. Mai zurückversetzen, wo ich<lb/> denn auch meinen Verzicht vom 19. Mai mir zurückerbitten müßte? Denn ich<lb/> weiß jene Aeußerung gegen den Minister mit den gnädigen Worten vom 21. August<lb/> durchaus nicht zu vereinigen und würde dann Allerhöchstdieselben vor Allem bitten<lb/> müssen, mich hierüber huldreichst zu beruhigen. Eure Majestät haben es in der<lb/> Hand, eine immerhin ernste und Ihnen Selbst unerwünschte Streitsache friedlich<lb/> mit einem einzigen Federstrich beizulegen, — und Sie thun es nicht.</p><lb/> <p xml:id="ID_859"> Sehen Sie es huldreich nach, mein Allergnädigster Herr, wenn mich der<lb/> Gegenstand weiter geführt hat, als ich wollte, und wenn ich heut bereits das<lb/> Vergehen begangen zu haben scheine, was ich für den 27. September vermeiden<lb/> wollte. Aber Allerhöchstdieselben verstehen mich jetzt, wenn ich mich vor einer<lb/> solchen Rechtfertigung und Explikation fürchte und daß mir Eurer Majestät Ver¬<lb/> zeihung ohne Rechtfertigung lieber ist als eine Rechtfertigung ohne Verzeihung.</p><lb/> <p xml:id="ID_860"> Eure Majestät habe ich neulich sehr dringend zu bitten gewagt, mir die Opfer<lb/> zu ersparen, die ein ungünstiger Verlauf dieser Sache mir nothwendig auferlegen<lb/> müßte; ich erneuere diese Bitte nach Empfang des gnädigen Handschreibens vom<lb/> 21. c. noch herzlicher und zuversichtlicher</p><lb/> <p xml:id="ID_861"> Eure Majestät kennen mich genug, um zu wissen, was jene Opfer mich kosten<lb/> würden!</p><lb/> <p xml:id="ID_862" next="#ID_863"> Es zeigt von einer Engelsgeduld des Königs, daß er auf diese im<lb/> Grunde wenig taktvollen Zeilen Usedoms für diesen noch einmal eine freund¬<lb/> liche Antwort hatte, wie die folgenden am 1. September 1857 aus Sanssouci<lb/> an ihn gerichteten Zeilen ersehen lassen: „Ich lese so eben Ihre Antwort vom<lb/> 27. August und bitte Sie mir anzeigen zu wollen, wenn die Ccnnpbellsche<lb/> Heirath geschehen ist und Ihre Zeit freiläßt. Haben Sie Klage wider mich,<lb/> so müssen Sie dieselbe mir ins Gesicht aussprechen. — Bitten, die ein alter<lb/> Freund und Dutzbruder^) mir für Sie erbethen hat, bin ich zu erfüllen nicht<lb/> berufen oder verpflichtet und säbelnd diesem »Freunde« gegenüber dies ehr¬<lb/> lich und fest ausgesprochen. Wie innig froh und glücklich es mich machen</p><lb/> <note xml:id="FID_22" place="foot"> *) Manteuffel hatte am 10. August 18S7 dem Generalinspektor Saegert aus Berlin ge¬<lb/> schrieben, er, der Minister, habe über die Ordensverleihung an Usedom wiederholt mit dem<lb/> Könige gesprochen. „Der König habe erwidert: Was die Ordensverleihung betreffe, so sei<lb/> das eine Sache, welche S. M. persönlich angehe, und an welche ich nicht weiter zu er¬<lb/> innern habe."</note><lb/> <note xml:id="FID_23" place="foot"> Der Ministerpräsident von Manteuffel, der ein Studiengenosse Usedoms aus Halle a. S.<lb/> war, wo beide dem Korps Saxonia angehörten.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0191]
Die wedelt-Usedomsche Beschwerde über den Minister Manteuffel
hiervon ja nicht die Rede gewesen wäre, hätten Eure Majestät nicht Jahre darüber
hingehen lassen, bevor Sie am 15. Mai die Beilegung und Composition der Sache
Allerhöchstselbst in die Hand zu nehmen Sich entschlossen? Ja in dem Augenblick,
wo ich schreibe, haben Eure Majestät nicht abermals ein Vierteljahr seit dem
Kabinetschreiben vom 15. Mai und meinem Verzicht vom 19. dahin gehen lassen,
in welchem Sie der huldreichen Composition vom 15. Mai nicht nur Allerhöchst¬
selbst vergessen, sondern auch Herrn v. Manteuffel sxxrsssis vsrdis verboten haben,
„Sie daran zu erinnern"?"') Der Minister soll hiernach nicht mehr auf Anträge
zurückkommen, welche laut Kabinetschreiben vom 15. Mai Eure Majestät Selbst
ihm zu stellen veranlaßt hatten. Kann ich es Eurer Majestät gegenüber ver¬
schweigen, daß Sie damit die Beilegung der gesammten Angelegenheit wieder rück¬
läufig machen und in den status <zuo vor dem 15. Mai zurückversetzen, wo ich
denn auch meinen Verzicht vom 19. Mai mir zurückerbitten müßte? Denn ich
weiß jene Aeußerung gegen den Minister mit den gnädigen Worten vom 21. August
durchaus nicht zu vereinigen und würde dann Allerhöchstdieselben vor Allem bitten
müssen, mich hierüber huldreichst zu beruhigen. Eure Majestät haben es in der
Hand, eine immerhin ernste und Ihnen Selbst unerwünschte Streitsache friedlich
mit einem einzigen Federstrich beizulegen, — und Sie thun es nicht.
Sehen Sie es huldreich nach, mein Allergnädigster Herr, wenn mich der
Gegenstand weiter geführt hat, als ich wollte, und wenn ich heut bereits das
Vergehen begangen zu haben scheine, was ich für den 27. September vermeiden
wollte. Aber Allerhöchstdieselben verstehen mich jetzt, wenn ich mich vor einer
solchen Rechtfertigung und Explikation fürchte und daß mir Eurer Majestät Ver¬
zeihung ohne Rechtfertigung lieber ist als eine Rechtfertigung ohne Verzeihung.
Eure Majestät habe ich neulich sehr dringend zu bitten gewagt, mir die Opfer
zu ersparen, die ein ungünstiger Verlauf dieser Sache mir nothwendig auferlegen
müßte; ich erneuere diese Bitte nach Empfang des gnädigen Handschreibens vom
21. c. noch herzlicher und zuversichtlicher
Eure Majestät kennen mich genug, um zu wissen, was jene Opfer mich kosten
würden!
Es zeigt von einer Engelsgeduld des Königs, daß er auf diese im
Grunde wenig taktvollen Zeilen Usedoms für diesen noch einmal eine freund¬
liche Antwort hatte, wie die folgenden am 1. September 1857 aus Sanssouci
an ihn gerichteten Zeilen ersehen lassen: „Ich lese so eben Ihre Antwort vom
27. August und bitte Sie mir anzeigen zu wollen, wenn die Ccnnpbellsche
Heirath geschehen ist und Ihre Zeit freiläßt. Haben Sie Klage wider mich,
so müssen Sie dieselbe mir ins Gesicht aussprechen. — Bitten, die ein alter
Freund und Dutzbruder^) mir für Sie erbethen hat, bin ich zu erfüllen nicht
berufen oder verpflichtet und säbelnd diesem »Freunde« gegenüber dies ehr¬
lich und fest ausgesprochen. Wie innig froh und glücklich es mich machen
*) Manteuffel hatte am 10. August 18S7 dem Generalinspektor Saegert aus Berlin ge¬
schrieben, er, der Minister, habe über die Ordensverleihung an Usedom wiederholt mit dem
Könige gesprochen. „Der König habe erwidert: Was die Ordensverleihung betreffe, so sei
das eine Sache, welche S. M. persönlich angehe, und an welche ich nicht weiter zu er¬
innern habe."
Der Ministerpräsident von Manteuffel, der ein Studiengenosse Usedoms aus Halle a. S.
war, wo beide dem Korps Saxonia angehörten.
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