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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

springe der allgemeinen Unzufriedenheit des deutschen Volks mit seiner Regierung.
Die Nation sei sich erst jetzt der Folgen ihrer Welt- und Kolonialpolitik bewußt
geworden; die Sache werde ihr zu teuer. Schon jetzt habe man die Mittel zur
Fortführung des Kampfes in Südwestafrika verweigert; die allgemeinen Wahlen
würden darüber zu entscheiden haben, ob das deutsche Volk überhaupt seine über¬
seeische Politik und die Vergrößerung der Flotte fortführen wolle. i

Der Daily Graphic ist ein durch keine Parteiangehörigkeit gebundnes, viel¬
gelesenes Blatt, das mit einer gewissen Sorgfalt darauf achtet, in solchen Fragen,
in denen der stark ausgeprägte nationale Instinkt des Engländers eine bestimmte
Richtung weist, die Hand am Puls der Nation zu haben. Man muß darum der
Wiedergabe so bestimmter Eindrücke an dieser Stelle eine gewisse Bedeutung bei¬
messen. Es fehlt auch sonst nicht an Beweisen dafür, daß die englische Auffassung
in der erwähnten Stimme richtig bezeichnet worden ist. In England hat man nur
die praktische Wirkung des ablehnenden Beschlusses der Reichstagsmehrheit in
Rechnung gezogen. An die Sophismen, mit denen der Abgeordnete Dr. spähn zu
beweisen versuchte, daß seine Partei jeden Mann und jeden Groschen bewilligt habe,
konnte dort kein Mensch glauben. Man nahm den Beschluß so, wie er gefaßt
worden war, als Ablehnung der Forderungen, die die völlige und rasche Nieder¬
werfung des Aufstandes in der Kolonie ermöglichen sollten. Ein Engländer ist
dem Gedanken völlig unzugänglich, daß man einen entscheidenden Beschluß in einer
nationalen Ehrensache anders fassen könnte, als um ihn auszuführen, weil man
ihn für richtig hält -- daß ein Parlament in einer solchen Sache einen Beschluß
fassen könnte, nur um ein taktisches Manöver zur Demütigung der Regierung aus¬
zuführen. Darum hat man in England die Abstimmung vom 13. Dezember im
deutschen Reichstage bitter ernst genommen und würde, wenn sich die Regierung
dem Zentrum unterworfen hätte, darin mehr gesehen haben als nur die Macht¬
probe einer Partei. Man würde den Beschluß als die wirkliche Absicht der deutschen
Politik gedeutet haben, mindestens den Süden des südwestafrikanischen Schutzgebiets
zu räumen und aufzugeben. Und so hätte der Telegraph auch den Vorgang nach
Kapstadt übermittelt. Wenige Tage darauf wäre die Nachricht am Oranjefluß ver¬
breitet gewesen, aber schwerlich in der ursprünglichen Form, sondern durch Zusätze
und Gerüchte weiter entwickelt, in einer Fassung, die für die Hottentotten den
Ansporn zu einem letzten allgemeinen und verzweifelten Widerstande bis aufs Messer
gegeben hätte. Die Auflösung des Reichstags hat das verhütet, sie hat zunächst
den ernsten Willen der Regierung bekundet, in Südwestafrika die deutsche Macht¬
stellung aufrecht zu erhalten. Und dadurch sind auch die Einflüsse gelähmt worden,
die dem Widerstand der Hottentotten neue Nahrung zuzuführen im Begriff standen.

Das Zentrum darf also nicht den Ruhm für sich in Anspruch nehmen, mit
seiner Abstimmung die Lage in Südwestafrika richtiger beurteilt zu haben. Zugleich
zeigt sich in dem Ausblick auf die in England erweckten Eindrücke, daß die Sonder¬
frage, die den Gegenstand der letzten Abstimmung des aufgelösten Reichtags bildete,
nur einen kleinen Bestandteil der weit umfassendern Frage bedeutet, auf die das
deutsche Volk am 25. Januar zu antworten hat. Das Ausland erwartet von der
Fortdauer des Parteiregiments, das zur Ablehnung des Nachtragsetats geführt
hat, eine Politik, die darauf verzichtet, den vorwärtsstrebender wirtschaftlichen Kräften
des deutschen Volks neue Bahnen zu eröffnen und die schwer errungne Machtstellung
zu erhalten. Es kann uns wenig nützen, daß die Zentrumspartei selbst nachträglich
entschieden ableugnet, dergleichen gewollt zu haben. Mißbräuche, wie sie die Partei
zur Befestigung ihres Regiments getrieben hat, können sich gegen die guten Absichten
einer gewissenhaften und weitschauenden Regierung immer nur auf die Kurzsichtig¬
keit und die Engherzigkeit der blöden Masse stützen. Mit der gewissenhaften Sorge
um den Geldbeutel der Steuerzahler läßt sich jeder Gedanke, der neue Ziele steckt


Maßgebliches und Unmaßgebliches

springe der allgemeinen Unzufriedenheit des deutschen Volks mit seiner Regierung.
Die Nation sei sich erst jetzt der Folgen ihrer Welt- und Kolonialpolitik bewußt
geworden; die Sache werde ihr zu teuer. Schon jetzt habe man die Mittel zur
Fortführung des Kampfes in Südwestafrika verweigert; die allgemeinen Wahlen
würden darüber zu entscheiden haben, ob das deutsche Volk überhaupt seine über¬
seeische Politik und die Vergrößerung der Flotte fortführen wolle. i

Der Daily Graphic ist ein durch keine Parteiangehörigkeit gebundnes, viel¬
gelesenes Blatt, das mit einer gewissen Sorgfalt darauf achtet, in solchen Fragen,
in denen der stark ausgeprägte nationale Instinkt des Engländers eine bestimmte
Richtung weist, die Hand am Puls der Nation zu haben. Man muß darum der
Wiedergabe so bestimmter Eindrücke an dieser Stelle eine gewisse Bedeutung bei¬
messen. Es fehlt auch sonst nicht an Beweisen dafür, daß die englische Auffassung
in der erwähnten Stimme richtig bezeichnet worden ist. In England hat man nur
die praktische Wirkung des ablehnenden Beschlusses der Reichstagsmehrheit in
Rechnung gezogen. An die Sophismen, mit denen der Abgeordnete Dr. spähn zu
beweisen versuchte, daß seine Partei jeden Mann und jeden Groschen bewilligt habe,
konnte dort kein Mensch glauben. Man nahm den Beschluß so, wie er gefaßt
worden war, als Ablehnung der Forderungen, die die völlige und rasche Nieder¬
werfung des Aufstandes in der Kolonie ermöglichen sollten. Ein Engländer ist
dem Gedanken völlig unzugänglich, daß man einen entscheidenden Beschluß in einer
nationalen Ehrensache anders fassen könnte, als um ihn auszuführen, weil man
ihn für richtig hält — daß ein Parlament in einer solchen Sache einen Beschluß
fassen könnte, nur um ein taktisches Manöver zur Demütigung der Regierung aus¬
zuführen. Darum hat man in England die Abstimmung vom 13. Dezember im
deutschen Reichstage bitter ernst genommen und würde, wenn sich die Regierung
dem Zentrum unterworfen hätte, darin mehr gesehen haben als nur die Macht¬
probe einer Partei. Man würde den Beschluß als die wirkliche Absicht der deutschen
Politik gedeutet haben, mindestens den Süden des südwestafrikanischen Schutzgebiets
zu räumen und aufzugeben. Und so hätte der Telegraph auch den Vorgang nach
Kapstadt übermittelt. Wenige Tage darauf wäre die Nachricht am Oranjefluß ver¬
breitet gewesen, aber schwerlich in der ursprünglichen Form, sondern durch Zusätze
und Gerüchte weiter entwickelt, in einer Fassung, die für die Hottentotten den
Ansporn zu einem letzten allgemeinen und verzweifelten Widerstande bis aufs Messer
gegeben hätte. Die Auflösung des Reichstags hat das verhütet, sie hat zunächst
den ernsten Willen der Regierung bekundet, in Südwestafrika die deutsche Macht¬
stellung aufrecht zu erhalten. Und dadurch sind auch die Einflüsse gelähmt worden,
die dem Widerstand der Hottentotten neue Nahrung zuzuführen im Begriff standen.

Das Zentrum darf also nicht den Ruhm für sich in Anspruch nehmen, mit
seiner Abstimmung die Lage in Südwestafrika richtiger beurteilt zu haben. Zugleich
zeigt sich in dem Ausblick auf die in England erweckten Eindrücke, daß die Sonder¬
frage, die den Gegenstand der letzten Abstimmung des aufgelösten Reichtags bildete,
nur einen kleinen Bestandteil der weit umfassendern Frage bedeutet, auf die das
deutsche Volk am 25. Januar zu antworten hat. Das Ausland erwartet von der
Fortdauer des Parteiregiments, das zur Ablehnung des Nachtragsetats geführt
hat, eine Politik, die darauf verzichtet, den vorwärtsstrebender wirtschaftlichen Kräften
des deutschen Volks neue Bahnen zu eröffnen und die schwer errungne Machtstellung
zu erhalten. Es kann uns wenig nützen, daß die Zentrumspartei selbst nachträglich
entschieden ableugnet, dergleichen gewollt zu haben. Mißbräuche, wie sie die Partei
zur Befestigung ihres Regiments getrieben hat, können sich gegen die guten Absichten
einer gewissenhaften und weitschauenden Regierung immer nur auf die Kurzsichtig¬
keit und die Engherzigkeit der blöden Masse stützen. Mit der gewissenhaften Sorge
um den Geldbeutel der Steuerzahler läßt sich jeder Gedanke, der neue Ziele steckt


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253/68>, abgerufen am 24.07.2024.