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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr.

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Die Dividenden bei den Lebensoersicherungsanstalten

Setzung der interessanten Sammlung finden -- wir Deutschen könnten daraus
lernen, wie nahe beieinander die ultramontane und die polnische Gefahr stehn.
Weiter würden wir daraus lernen, daß wir gegen diesen Feind mit materiellen
Mitteln allein nichts ausrichten, daß wir vielmehr einen energischen Griff in
das Schulwesen unsrer Ostmark tun müssen, wollen wir die Anstrengungen der
Polnischen Gesellschaft nutzlos machen.

Neben der Volksauftlürung beschäftigt man sich bei den Polen mit der
Organisation von wirtschaftlichen Vereinen. Die landwirtschaftlichen Vereine (16)
sind schon über ganz Polen und Litauen ausgedehnt und nach dem Muster
der posenschen Genossenschaften eingerichtet. Außerdem sucht man die Volks¬
massen den sozialdemokratischen Kassen zu entfremden durch Gründung von
Spar- und Vorschnßkassen. Soweit es sich um Kassen der ?. ?. 8. handelt,
ist deren Übergang an "bürgerliche" in sieben Fällen nachgewiesen. Die meisten
der Kassen sind von Polen aus Posen eingerichtet. Überall tritt der Wunsch
zutage, alle Einrichtungen gesellschaftlicher Organisation mit den in Posen be¬
stehenden in Einklang zu bringen, obwohl örtliche Verhältnisse vielfach Schwierig¬
keiten bereiten. Warum? Um die durch vier verschiedne Landesgesetzgebungen
voneinander getrennten Polen durch gleichartige Organisationen der Selbst¬
verwaltung und Gesellschaft ebenso zusammenzuführen wie durch die katholische
Kirche.

Die Polen geben wohl zu, wie viel sie von den Deutschen gelernt haben,
und daß ihre gesamte moderne Kultur deutschen Ursprungs ist, aber sie trachten
diese Gemeinsamkeit nicht auszunutzen, um mit dem Meister in Frieden zu leben
und diese Kultur zu verbreiten, sondern suchen ihn mit seinen eignen Waffen
zu erschlagen. Deutsche und Polen könnten sehr wohl friedlich beieinander
leben, wenn die Polen nicht den wahnsinnigen Ehrgeiz hätten, ihr Reich von
Meer zu Meer zu errichten. Darum, deutsche Männer, hinaus auf die Vor¬
posten und scharfen Ausguck gehalten!




Die Dividenden bei den Lebensversicherungsanstalten

ach meiner Kenntnis verteilt die Mehrzahl der deutschen Lebens-
versicherungsgesellschaften die Dividende, das ist den jährlichen
Geschäftsgewinn (Ersparnis an dem Verwaltungskostenaufschlag,
Sterblichkeitsgewinn, Gewinn bei Aufgabe von Versicherungen,
Mehrertrag an Zinsen usw.) an die Versicherten, gleichviel ob die
versicherte Summe beim Ableben oder schon vorher bei Erreichung eines im
voraus bestimmten Lebensalters zahlbar wird, nach der Höhe der von ihnen


Grenzboten I 1907 72
Die Dividenden bei den Lebensoersicherungsanstalten

Setzung der interessanten Sammlung finden — wir Deutschen könnten daraus
lernen, wie nahe beieinander die ultramontane und die polnische Gefahr stehn.
Weiter würden wir daraus lernen, daß wir gegen diesen Feind mit materiellen
Mitteln allein nichts ausrichten, daß wir vielmehr einen energischen Griff in
das Schulwesen unsrer Ostmark tun müssen, wollen wir die Anstrengungen der
Polnischen Gesellschaft nutzlos machen.

Neben der Volksauftlürung beschäftigt man sich bei den Polen mit der
Organisation von wirtschaftlichen Vereinen. Die landwirtschaftlichen Vereine (16)
sind schon über ganz Polen und Litauen ausgedehnt und nach dem Muster
der posenschen Genossenschaften eingerichtet. Außerdem sucht man die Volks¬
massen den sozialdemokratischen Kassen zu entfremden durch Gründung von
Spar- und Vorschnßkassen. Soweit es sich um Kassen der ?. ?. 8. handelt,
ist deren Übergang an „bürgerliche" in sieben Fällen nachgewiesen. Die meisten
der Kassen sind von Polen aus Posen eingerichtet. Überall tritt der Wunsch
zutage, alle Einrichtungen gesellschaftlicher Organisation mit den in Posen be¬
stehenden in Einklang zu bringen, obwohl örtliche Verhältnisse vielfach Schwierig¬
keiten bereiten. Warum? Um die durch vier verschiedne Landesgesetzgebungen
voneinander getrennten Polen durch gleichartige Organisationen der Selbst¬
verwaltung und Gesellschaft ebenso zusammenzuführen wie durch die katholische
Kirche.

Die Polen geben wohl zu, wie viel sie von den Deutschen gelernt haben,
und daß ihre gesamte moderne Kultur deutschen Ursprungs ist, aber sie trachten
diese Gemeinsamkeit nicht auszunutzen, um mit dem Meister in Frieden zu leben
und diese Kultur zu verbreiten, sondern suchen ihn mit seinen eignen Waffen
zu erschlagen. Deutsche und Polen könnten sehr wohl friedlich beieinander
leben, wenn die Polen nicht den wahnsinnigen Ehrgeiz hätten, ihr Reich von
Meer zu Meer zu errichten. Darum, deutsche Männer, hinaus auf die Vor¬
posten und scharfen Ausguck gehalten!




Die Dividenden bei den Lebensversicherungsanstalten

ach meiner Kenntnis verteilt die Mehrzahl der deutschen Lebens-
versicherungsgesellschaften die Dividende, das ist den jährlichen
Geschäftsgewinn (Ersparnis an dem Verwaltungskostenaufschlag,
Sterblichkeitsgewinn, Gewinn bei Aufgabe von Versicherungen,
Mehrertrag an Zinsen usw.) an die Versicherten, gleichviel ob die
versicherte Summe beim Ableben oder schon vorher bei Erreichung eines im
voraus bestimmten Lebensalters zahlbar wird, nach der Höhe der von ihnen


Grenzboten I 1907 72
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[0561] Die Dividenden bei den Lebensoersicherungsanstalten Setzung der interessanten Sammlung finden — wir Deutschen könnten daraus lernen, wie nahe beieinander die ultramontane und die polnische Gefahr stehn. Weiter würden wir daraus lernen, daß wir gegen diesen Feind mit materiellen Mitteln allein nichts ausrichten, daß wir vielmehr einen energischen Griff in das Schulwesen unsrer Ostmark tun müssen, wollen wir die Anstrengungen der Polnischen Gesellschaft nutzlos machen. Neben der Volksauftlürung beschäftigt man sich bei den Polen mit der Organisation von wirtschaftlichen Vereinen. Die landwirtschaftlichen Vereine (16) sind schon über ganz Polen und Litauen ausgedehnt und nach dem Muster der posenschen Genossenschaften eingerichtet. Außerdem sucht man die Volks¬ massen den sozialdemokratischen Kassen zu entfremden durch Gründung von Spar- und Vorschnßkassen. Soweit es sich um Kassen der ?. ?. 8. handelt, ist deren Übergang an „bürgerliche" in sieben Fällen nachgewiesen. Die meisten der Kassen sind von Polen aus Posen eingerichtet. Überall tritt der Wunsch zutage, alle Einrichtungen gesellschaftlicher Organisation mit den in Posen be¬ stehenden in Einklang zu bringen, obwohl örtliche Verhältnisse vielfach Schwierig¬ keiten bereiten. Warum? Um die durch vier verschiedne Landesgesetzgebungen voneinander getrennten Polen durch gleichartige Organisationen der Selbst¬ verwaltung und Gesellschaft ebenso zusammenzuführen wie durch die katholische Kirche. Die Polen geben wohl zu, wie viel sie von den Deutschen gelernt haben, und daß ihre gesamte moderne Kultur deutschen Ursprungs ist, aber sie trachten diese Gemeinsamkeit nicht auszunutzen, um mit dem Meister in Frieden zu leben und diese Kultur zu verbreiten, sondern suchen ihn mit seinen eignen Waffen zu erschlagen. Deutsche und Polen könnten sehr wohl friedlich beieinander leben, wenn die Polen nicht den wahnsinnigen Ehrgeiz hätten, ihr Reich von Meer zu Meer zu errichten. Darum, deutsche Männer, hinaus auf die Vor¬ posten und scharfen Ausguck gehalten! Die Dividenden bei den Lebensversicherungsanstalten ach meiner Kenntnis verteilt die Mehrzahl der deutschen Lebens- versicherungsgesellschaften die Dividende, das ist den jährlichen Geschäftsgewinn (Ersparnis an dem Verwaltungskostenaufschlag, Sterblichkeitsgewinn, Gewinn bei Aufgabe von Versicherungen, Mehrertrag an Zinsen usw.) an die Versicherten, gleichviel ob die versicherte Summe beim Ableben oder schon vorher bei Erreichung eines im voraus bestimmten Lebensalters zahlbar wird, nach der Höhe der von ihnen Grenzboten I 1907 72

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253/561>, abgerufen am 24.07.2024.