Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr.Goetheerinnerungen im nordwestlichen Böhmen augenblicklich der Friede Gottes über mich, der, mich und mir selbst und mit Vielleicht ist nie ein Buch in die Welt getreten, das so mit einem einzigen Goetheerinnerungen im nordwestlichen Böhmen augenblicklich der Friede Gottes über mich, der, mich und mir selbst und mit Vielleicht ist nie ein Buch in die Welt getreten, das so mit einem einzigen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0035" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/301289"/> <fw type="header" place="top"> Goetheerinnerungen im nordwestlichen Böhmen</fw><lb/> <p xml:id="ID_81" prev="#ID_80"> augenblicklich der Friede Gottes über mich, der, mich und mir selbst und mit<lb/> der Welt in's Gleiche zu setzen, sanft und kräftig genug war." Wir müssen<lb/> es uns mit Rücksicht auf den Raum leider versagen, die ganze, in der Tat sehr<lb/> schöne Würdigung des Naturforschers Goethe hier einzufügen, die, als an einer<lb/> heute sehr entlegnen Stelle gedruckt, kaum einem der Leser dieser Zeitschrift be¬<lb/> kannt sein dürfte; nur die kurze allgemeine Einleitung sei wiedergegeben; sie<lb/> läßt ahnen, wie wohl das Ganze dem aus schwerer Krankheit eben erst ins<lb/> Leben und Wirken Zurückgekehrten tun mußte, um so mehr wohltun mußte,<lb/> als er gerade auf diesem, von ihm mit größtem Eifer und wahrer Hingebung seit<lb/> nahezu einem halben Jahrhundert durchforschten Gebiet fortgesetzt Nichtbeachtung<lb/> und Anfeindung zu erdulden hatte. Nees von Esenbeck schreibt:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_7" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <p xml:id="ID_82" next="#ID_83"> Vielleicht ist nie ein Buch in die Welt getreten, das so mit einem einzigen<lb/> Wort sein Innerstes erschlossen, und dem Empfänglichen das Herz abgewonnen<lb/> hätte, wie es diesem Werk unseres Goethe durch das angeführte Motto aus Hiob<lb/> verliehen war, das wir deßhalb auch zur Ueberschrift unserer Anzeige wählen, und<lb/> die Leser im Boraus versichern wollen, wie sie, sofern ihnen darin die Physiognomie<lb/> des in dem Werke waltenden Naturgeistes schon erschienen sein sollte, nicht erwarten<lb/> dürfen, daß der Recensent ihnen viel Neues daraus oder darüber vorbringen werde.<lb/> Er wird sich nemlich wohl hüten, da eigene Worte einzumischen, wo die Natur ver¬<lb/> nehmlicher Weise selbst ihre schöne Stimme hören läßt; vielmehr will er sich in<lb/> diesem Zaubergärten ergehen, und hie und da ein laut werdendes Blatt auf den<lb/> Weg streuen, zum Wahrzeichen, daß er da auf wohlbetretenen Gängen und nicht<lb/> in der Irre herumwandte. Dabei werden sich denn Viele der Stellen wieder er¬<lb/> innern, wo auch sie oft den Frühling einer reinen und herrlichen Naturerkenntniß<lb/> geathmet, und welche Laute sie da vernommen haben. — Doch Eins müssen wir<lb/> in unserem eigenen Namen vorausschicken, nemlich unser Bekenntniß über den Text<lb/> aus Hiob, welchen wir dem Buch so hoch anrechnen, daß wir behaupten möchten,<lb/> es offenbare schon allein dadurch seine Höhe Persönlichkeit und das klare Selbst¬<lb/> bewußtsein eines lebendigen Geistes, daß es sich so leicht in Anderen, ja in recht<lb/> Alten, zu finden, und zugleich auch von sich zu reden weiß, statt daß andere Bücher<lb/> höchstens von dem Autor handeln, und selten, oder nie, von sich selbst etwas wissen<lb/> oder aussagen können. Der Grund hievon liegt in dem, was wohl auch eingewendet<lb/> zu werden pflegt, wenn man Goethes Schriften „Zur Naturwissenschaft" in ihrem<lb/> Fach, als wissenschaftlich, aufführt, oder gar an vielen Orten vorangestellt wissen<lb/> will als Grundlagen eines wissenschaftlichen Ganzen, und als Führer in der Methode<lb/> der Naturforschung. Die Einrede ist da gewöhnlich, daß doch der Verfasser eigentlich,<lb/> und von Natur, Dichter sei; was er dann so nebenbei noch in der Naturkunde<lb/> treibe und vor sich bringe, sei zwar allerdings verdienstlich, aber es stehe doch<lb/> einzeln da, wie Poetische Offenbarungen des Genius, es sei folglich höchst angenehm,<lb/> und als Muster des Stils gar wohl zu gebrauchen, aber mau müsse eingestehen,<lb/> daß der Verfasser die Sache nicht als Gelehrter vom Fach behandle, vieles leicht<lb/> nehme, was von diesem schwer genommen werde, und daß ihm überhaupt das<lb/> Schwere nirgends viel Mühe und Anstrengung koste, durch welche sich doch allein<lb/> die Gründlichkeit und der systematische Zusammenhang recht bewähren könne. Wie<lb/> oft wir nun auch diese Ausstellung vernommen haben: so wollte sie doch nie einen</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0035]
Goetheerinnerungen im nordwestlichen Böhmen
augenblicklich der Friede Gottes über mich, der, mich und mir selbst und mit
der Welt in's Gleiche zu setzen, sanft und kräftig genug war." Wir müssen
es uns mit Rücksicht auf den Raum leider versagen, die ganze, in der Tat sehr
schöne Würdigung des Naturforschers Goethe hier einzufügen, die, als an einer
heute sehr entlegnen Stelle gedruckt, kaum einem der Leser dieser Zeitschrift be¬
kannt sein dürfte; nur die kurze allgemeine Einleitung sei wiedergegeben; sie
läßt ahnen, wie wohl das Ganze dem aus schwerer Krankheit eben erst ins
Leben und Wirken Zurückgekehrten tun mußte, um so mehr wohltun mußte,
als er gerade auf diesem, von ihm mit größtem Eifer und wahrer Hingebung seit
nahezu einem halben Jahrhundert durchforschten Gebiet fortgesetzt Nichtbeachtung
und Anfeindung zu erdulden hatte. Nees von Esenbeck schreibt:
Vielleicht ist nie ein Buch in die Welt getreten, das so mit einem einzigen
Wort sein Innerstes erschlossen, und dem Empfänglichen das Herz abgewonnen
hätte, wie es diesem Werk unseres Goethe durch das angeführte Motto aus Hiob
verliehen war, das wir deßhalb auch zur Ueberschrift unserer Anzeige wählen, und
die Leser im Boraus versichern wollen, wie sie, sofern ihnen darin die Physiognomie
des in dem Werke waltenden Naturgeistes schon erschienen sein sollte, nicht erwarten
dürfen, daß der Recensent ihnen viel Neues daraus oder darüber vorbringen werde.
Er wird sich nemlich wohl hüten, da eigene Worte einzumischen, wo die Natur ver¬
nehmlicher Weise selbst ihre schöne Stimme hören läßt; vielmehr will er sich in
diesem Zaubergärten ergehen, und hie und da ein laut werdendes Blatt auf den
Weg streuen, zum Wahrzeichen, daß er da auf wohlbetretenen Gängen und nicht
in der Irre herumwandte. Dabei werden sich denn Viele der Stellen wieder er¬
innern, wo auch sie oft den Frühling einer reinen und herrlichen Naturerkenntniß
geathmet, und welche Laute sie da vernommen haben. — Doch Eins müssen wir
in unserem eigenen Namen vorausschicken, nemlich unser Bekenntniß über den Text
aus Hiob, welchen wir dem Buch so hoch anrechnen, daß wir behaupten möchten,
es offenbare schon allein dadurch seine Höhe Persönlichkeit und das klare Selbst¬
bewußtsein eines lebendigen Geistes, daß es sich so leicht in Anderen, ja in recht
Alten, zu finden, und zugleich auch von sich zu reden weiß, statt daß andere Bücher
höchstens von dem Autor handeln, und selten, oder nie, von sich selbst etwas wissen
oder aussagen können. Der Grund hievon liegt in dem, was wohl auch eingewendet
zu werden pflegt, wenn man Goethes Schriften „Zur Naturwissenschaft" in ihrem
Fach, als wissenschaftlich, aufführt, oder gar an vielen Orten vorangestellt wissen
will als Grundlagen eines wissenschaftlichen Ganzen, und als Führer in der Methode
der Naturforschung. Die Einrede ist da gewöhnlich, daß doch der Verfasser eigentlich,
und von Natur, Dichter sei; was er dann so nebenbei noch in der Naturkunde
treibe und vor sich bringe, sei zwar allerdings verdienstlich, aber es stehe doch
einzeln da, wie Poetische Offenbarungen des Genius, es sei folglich höchst angenehm,
und als Muster des Stils gar wohl zu gebrauchen, aber mau müsse eingestehen,
daß der Verfasser die Sache nicht als Gelehrter vom Fach behandle, vieles leicht
nehme, was von diesem schwer genommen werde, und daß ihm überhaupt das
Schwere nirgends viel Mühe und Anstrengung koste, durch welche sich doch allein
die Gründlichkeit und der systematische Zusammenhang recht bewähren könne. Wie
oft wir nun auch diese Ausstellung vernommen haben: so wollte sie doch nie einen
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