Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr.Goetheerinnerungen im nordwestlichen Böhmen tun und konnte dieser Autodidaktin nach Goethes Herzen keine größere Freude Außer im Goethehause konnte ich von Nachkommen derer, mit denen Goethe Sostlis. VV. Rio ? 26. Hat sich im Nachlaß des or. Scheu Handschriftliches von Goethe, wie es Grenzboten I 1907 4
Goetheerinnerungen im nordwestlichen Böhmen tun und konnte dieser Autodidaktin nach Goethes Herzen keine größere Freude Außer im Goethehause konnte ich von Nachkommen derer, mit denen Goethe Sostlis. VV. Rio ? 26. Hat sich im Nachlaß des or. Scheu Handschriftliches von Goethe, wie es Grenzboten I 1907 4
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0033" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/301287"/> <fw type="header" place="top"> Goetheerinnerungen im nordwestlichen Böhmen</fw><lb/> <p xml:id="ID_75" prev="#ID_74"> tun und konnte dieser Autodidaktin nach Goethes Herzen keine größere Freude<lb/> machen, als ihr folgende Stelle aus Goethes Tagebuch vorzulesen, Marienbad,<lb/> 10. Juli 1823: „Stadelmann brachte abermals Gebirgsarten. Frauenzimmer<lb/> im Hause, das sich dafür interessiert." Es kann nicht anders sein, dieser schlichte<lb/> Goethesegen wird die prächtige Sammlung noch um manche Mnsterstufe be¬<lb/> reichern.</p><lb/> <p xml:id="ID_76"> Außer im Goethehause konnte ich von Nachkommen derer, mit denen Goethe<lb/> während des Sommers 1823 in Marienbad verkehrte, noch mehrere begrüßen.<lb/> Herr Geheimrat Dr. Heidler von Heilborn bewahrt als kostbaren Schatz einige<lb/> Briefe Goethes an seinen Großvater, den hochverdienten damaligen Brunnenarzt,<lb/> die er mir vorzulegen die Güte hatte. Bei Herrn August Herzig, einem Enkel<lb/> des mit Goethe wohlbekannten Marienbader Arztes Dr. Scheu, in dem schon<lb/> genannten Hause „Zum grünen Kreuz", neben dem Goethehause, sah ich ein<lb/> mir bisher unbekanntes, in Deutschland wenig verbreitetes Goethebild: Goethes<lb/> Kopf im Profil, nach der bekannten Zeichnung Jagemanns, mit der Unter¬<lb/> schrift LtsinäruoK von 0. Rha-in in I^itmsrit«. X. ?8co.uxxi,K Zrav.;<lb/> darunter in Faksimile die Strophe („Leuchtender Stern über Winkelwage, Blei<lb/> und Zirkel"):</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_5" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <note type="bibl"> Sostlis.</note><lb/> <p xml:id="ID_77"> VV. Rio ? 26.</p><lb/> <p xml:id="ID_78"> Hat sich im Nachlaß des or. Scheu Handschriftliches von Goethe, wie es<lb/> scheint, nicht erhalten, so war ich doppelt überrascht, ganz unvermutet an andrer<lb/> Stelle ein prächtiges Goetheautographon zu finden: eine in der wissenschaft¬<lb/> lichen Forschung noch nicht bekannte Niederschrift des in Böhmen gedichteten<lb/> Liedchens „Se. Nepomucks Vorabend. Carlsbad den 15. Mai 1820", vom<lb/> Dichter selbst mit kräftiger lateinischer Schrift auf ein Quartblatt geschrieben.<lb/> Der Besitzer, Herr Korvettenkapitän Fraenkl, bewahrt das Blatt unter Glas und<lb/> Nahmen als kostbares Familienerbstück; ein beiliegender Brief des Weimarer<lb/> Bibliotheksekretärs Kräuter vom 26. September 1830 bezeugt ausdrücklich die<lb/> Echtheit der Handschrift. Sie bietet ein besondres Interesse dadurch, daß Goethe<lb/> in der ersten Strophe an drei Stellen auf schmale übergeklebte Papierstreifen<lb/> eigenhändig Änderungen geschrieben hat; diese Änderungen stimmen mit dem<lb/> Wortlaut in Goethes Werken überein. Nach genauerer Untersuchung, die der<lb/> liebenswürdige Herr Kapitän mit dankenswerter Bereitwilligkeit gestattete,<lb/> ergab sich der ursprüngliche, unter den aufgeklebten Streifen stehende Wortlaut,<lb/> wie folgt:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_6" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten I 1907 4</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0033]
Goetheerinnerungen im nordwestlichen Böhmen
tun und konnte dieser Autodidaktin nach Goethes Herzen keine größere Freude
machen, als ihr folgende Stelle aus Goethes Tagebuch vorzulesen, Marienbad,
10. Juli 1823: „Stadelmann brachte abermals Gebirgsarten. Frauenzimmer
im Hause, das sich dafür interessiert." Es kann nicht anders sein, dieser schlichte
Goethesegen wird die prächtige Sammlung noch um manche Mnsterstufe be¬
reichern.
Außer im Goethehause konnte ich von Nachkommen derer, mit denen Goethe
während des Sommers 1823 in Marienbad verkehrte, noch mehrere begrüßen.
Herr Geheimrat Dr. Heidler von Heilborn bewahrt als kostbaren Schatz einige
Briefe Goethes an seinen Großvater, den hochverdienten damaligen Brunnenarzt,
die er mir vorzulegen die Güte hatte. Bei Herrn August Herzig, einem Enkel
des mit Goethe wohlbekannten Marienbader Arztes Dr. Scheu, in dem schon
genannten Hause „Zum grünen Kreuz", neben dem Goethehause, sah ich ein
mir bisher unbekanntes, in Deutschland wenig verbreitetes Goethebild: Goethes
Kopf im Profil, nach der bekannten Zeichnung Jagemanns, mit der Unter¬
schrift LtsinäruoK von 0. Rha-in in I^itmsrit«. X. ?8co.uxxi,K Zrav.;
darunter in Faksimile die Strophe („Leuchtender Stern über Winkelwage, Blei
und Zirkel"):
Sostlis.
VV. Rio ? 26.
Hat sich im Nachlaß des or. Scheu Handschriftliches von Goethe, wie es
scheint, nicht erhalten, so war ich doppelt überrascht, ganz unvermutet an andrer
Stelle ein prächtiges Goetheautographon zu finden: eine in der wissenschaft¬
lichen Forschung noch nicht bekannte Niederschrift des in Böhmen gedichteten
Liedchens „Se. Nepomucks Vorabend. Carlsbad den 15. Mai 1820", vom
Dichter selbst mit kräftiger lateinischer Schrift auf ein Quartblatt geschrieben.
Der Besitzer, Herr Korvettenkapitän Fraenkl, bewahrt das Blatt unter Glas und
Nahmen als kostbares Familienerbstück; ein beiliegender Brief des Weimarer
Bibliotheksekretärs Kräuter vom 26. September 1830 bezeugt ausdrücklich die
Echtheit der Handschrift. Sie bietet ein besondres Interesse dadurch, daß Goethe
in der ersten Strophe an drei Stellen auf schmale übergeklebte Papierstreifen
eigenhändig Änderungen geschrieben hat; diese Änderungen stimmen mit dem
Wortlaut in Goethes Werken überein. Nach genauerer Untersuchung, die der
liebenswürdige Herr Kapitän mit dankenswerter Bereitwilligkeit gestattete,
ergab sich der ursprüngliche, unter den aufgeklebten Streifen stehende Wortlaut,
wie folgt:
Grenzboten I 1907 4
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