Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Der geflügelte Sieger

Minuten wieder da, mit der Antwort, der Herr Offizier möge "immer" in den
Garten gehn, das gnädige Fraulein werde gleich herunterkommen. Nachdem er
seine Holzschuhe mit den Zeigefingern wie mit ein Paar Angelhaken weggehoben
hatte, war er, "als ob die Erd ihn verschluckt", mit einemmale verschwunden.

Rosa kam, und wenn Herzberg nicht ganz und gar außer sich gewesen wäre,
würde ihm ihre Haltung als die einer wirklichen Heldin erschienen sein: so wenig
kommt es in diesem Punkt auf die Umgebung und so viel auf die Persönlichkeit an.
Sie gab zu, daß sie nur mit Herzberg hatte glücklich werden können. Wenn sie
ihn gekannt hätte, sagte sie, ehe sie sich mit ihrem Vetter Verlobte, würde sie lieber
nie geheiratet haben als einem andern als ihm ihre Hand zu reichen. Es sei
anders gekommen. Sie habe ihn zu spät keimen gelernt. Sie habe ihrem Vetter
ihr Wort gegeben, und das werde sie halten, und wenn ihr das Herz darüber
brechen sollte. Sie sei das ihm und ihrer Mutter und seinen Eltern schuldig, die
nie anders als mit verwandtschaftlicher Liebe und Treue an ihr gehandelt hätten.

Herzberg, der weder ein Don Juan noch ein Demosthenes war, versuchte ihren
Entschluß durch inständiges Bitten zu erschüttern. Er ging so weit, ihr zu sagen,
sie würde auf diese Weise ihn und sich unglücklich, ihren Vetter aber nicht glücklich
machen.

Ob es ihr gelingen werde, Ernst glücklich zu machen, entgegnete sie, könne
sie freilich nicht sagen, aber bemühen werde sie sich redlich, es zu tun, und da er,
Herzberg, sie wirklich liebe, wie sie recht wohl fühle, so werde er ihr die einzige
Bitte nicht abschlagen, die sie nun an ihn habe. Er müsse ihr versprechen, er
wolle alles tun, was in seiner Macht stehe, damit ein Wiedersehen zwischen ihnen
vermieden werde. Bei diesen Worten brach sie zusammen, und mit von Tränen
erstickter Stimme rief sie: Versprechen Sie es, wenn Sie mich lieben, Herzberg,
versprechen Sie es.

Ihr Jammer und auch der seine hätten Steine erweichen müssen. Er ver--
sprach endlich, was sie verlangte, und nach einem langen schmerzlichen Händedruck
-- beide glaubten, sie könnten es nicht überleben -- trennten sie sich, wie sie
sagte, und wie er mit gebrochner tonloser Stimme wiederholte, für ewig.

Er war wie ein im Traum Wandelnder nach Lnnzenau zurückgekehrt, und als
er sich so weit gefaßt hatte, daß er die um diese Zeit gewöhnlich in kleinen Gruppen
zerstreute Gesellschaft wieder aufsuchen konnte, sagte er, er müsse sich für den
nächsten Morgen verabschieden. Er habe Nachrichten bekommen, die zunächst seine
unverzügliche Rückkehr in die Garnison und, sobald er Urlaub erhalte, eine längere
Reise ins Ausland nötig machten. Der Gattin des Schloßherrn, die sich, wie
bisher, freundlich und wohlwollend für ihn zeigte, war der mögliche Zusammen¬
hang zwischen Rosas heutigem Ausbleiben und seinem spätern Verschwinden nicht
entgangen. Sie war beunruhigt und konnte ihre gewohnte Fassung nur mit Mühe
bewahren. Onkel Franz war mit seinem Neffen, dem Leutnant, zu ungewöhnlich
früher Stunde nach Leudeck zurückgekehrt. Daß er aufgebrochen war, sobald er
Herzbergs Verschwinden bemerkt hatte, wußte sie recht wohl. Es hatte sie in dem
Glauben, daß sie mit ihren Vermutungen auf richtiger Fährte sei, bestärkt. Sie
rechnete im stillen darauf, daß sie am nächsten Morgen aus dieser verschwiegnen
und zuverlässigen Quelle erfahren werde, was es gegeben habe. Der alte Herr
und Ernst, die, wie das von ihnen nicht anders zu erwarten war, nichts be¬
sondres bemerkt hatten, waren wie alle Tage und machten beide wiederholte Ver¬
suche, den ihnen sehr wohl gefallenden Gast zu längerm Bleiben zu bereden.

Als Herzberg am nächsten Morgen -- er hatte gebeten, auch Ernst möge sich
nicht inkommodieren -- von seinem Burschen gefolgt aus dem Hofe ritt, gab Fritz
seine Ansicht dahin kund, daß er sagte, er wolle nur wünschen, daß in "dem jungen


Der geflügelte Sieger

Minuten wieder da, mit der Antwort, der Herr Offizier möge „immer" in den
Garten gehn, das gnädige Fraulein werde gleich herunterkommen. Nachdem er
seine Holzschuhe mit den Zeigefingern wie mit ein Paar Angelhaken weggehoben
hatte, war er, „als ob die Erd ihn verschluckt", mit einemmale verschwunden.

Rosa kam, und wenn Herzberg nicht ganz und gar außer sich gewesen wäre,
würde ihm ihre Haltung als die einer wirklichen Heldin erschienen sein: so wenig
kommt es in diesem Punkt auf die Umgebung und so viel auf die Persönlichkeit an.
Sie gab zu, daß sie nur mit Herzberg hatte glücklich werden können. Wenn sie
ihn gekannt hätte, sagte sie, ehe sie sich mit ihrem Vetter Verlobte, würde sie lieber
nie geheiratet haben als einem andern als ihm ihre Hand zu reichen. Es sei
anders gekommen. Sie habe ihn zu spät keimen gelernt. Sie habe ihrem Vetter
ihr Wort gegeben, und das werde sie halten, und wenn ihr das Herz darüber
brechen sollte. Sie sei das ihm und ihrer Mutter und seinen Eltern schuldig, die
nie anders als mit verwandtschaftlicher Liebe und Treue an ihr gehandelt hätten.

Herzberg, der weder ein Don Juan noch ein Demosthenes war, versuchte ihren
Entschluß durch inständiges Bitten zu erschüttern. Er ging so weit, ihr zu sagen,
sie würde auf diese Weise ihn und sich unglücklich, ihren Vetter aber nicht glücklich
machen.

Ob es ihr gelingen werde, Ernst glücklich zu machen, entgegnete sie, könne
sie freilich nicht sagen, aber bemühen werde sie sich redlich, es zu tun, und da er,
Herzberg, sie wirklich liebe, wie sie recht wohl fühle, so werde er ihr die einzige
Bitte nicht abschlagen, die sie nun an ihn habe. Er müsse ihr versprechen, er
wolle alles tun, was in seiner Macht stehe, damit ein Wiedersehen zwischen ihnen
vermieden werde. Bei diesen Worten brach sie zusammen, und mit von Tränen
erstickter Stimme rief sie: Versprechen Sie es, wenn Sie mich lieben, Herzberg,
versprechen Sie es.

Ihr Jammer und auch der seine hätten Steine erweichen müssen. Er ver--
sprach endlich, was sie verlangte, und nach einem langen schmerzlichen Händedruck
— beide glaubten, sie könnten es nicht überleben — trennten sie sich, wie sie
sagte, und wie er mit gebrochner tonloser Stimme wiederholte, für ewig.

Er war wie ein im Traum Wandelnder nach Lnnzenau zurückgekehrt, und als
er sich so weit gefaßt hatte, daß er die um diese Zeit gewöhnlich in kleinen Gruppen
zerstreute Gesellschaft wieder aufsuchen konnte, sagte er, er müsse sich für den
nächsten Morgen verabschieden. Er habe Nachrichten bekommen, die zunächst seine
unverzügliche Rückkehr in die Garnison und, sobald er Urlaub erhalte, eine längere
Reise ins Ausland nötig machten. Der Gattin des Schloßherrn, die sich, wie
bisher, freundlich und wohlwollend für ihn zeigte, war der mögliche Zusammen¬
hang zwischen Rosas heutigem Ausbleiben und seinem spätern Verschwinden nicht
entgangen. Sie war beunruhigt und konnte ihre gewohnte Fassung nur mit Mühe
bewahren. Onkel Franz war mit seinem Neffen, dem Leutnant, zu ungewöhnlich
früher Stunde nach Leudeck zurückgekehrt. Daß er aufgebrochen war, sobald er
Herzbergs Verschwinden bemerkt hatte, wußte sie recht wohl. Es hatte sie in dem
Glauben, daß sie mit ihren Vermutungen auf richtiger Fährte sei, bestärkt. Sie
rechnete im stillen darauf, daß sie am nächsten Morgen aus dieser verschwiegnen
und zuverlässigen Quelle erfahren werde, was es gegeben habe. Der alte Herr
und Ernst, die, wie das von ihnen nicht anders zu erwarten war, nichts be¬
sondres bemerkt hatten, waren wie alle Tage und machten beide wiederholte Ver¬
suche, den ihnen sehr wohl gefallenden Gast zu längerm Bleiben zu bereden.

Als Herzberg am nächsten Morgen — er hatte gebeten, auch Ernst möge sich
nicht inkommodieren — von seinem Burschen gefolgt aus dem Hofe ritt, gab Fritz
seine Ansicht dahin kund, daß er sagte, er wolle nur wünschen, daß in „dem jungen


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0226" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/301480"/>
          <fw type="header" place="top"> Der geflügelte Sieger</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_791" prev="#ID_790"> Minuten wieder da, mit der Antwort, der Herr Offizier möge &#x201E;immer" in den<lb/>
Garten gehn, das gnädige Fraulein werde gleich herunterkommen. Nachdem er<lb/>
seine Holzschuhe mit den Zeigefingern wie mit ein Paar Angelhaken weggehoben<lb/>
hatte, war er, &#x201E;als ob die Erd ihn verschluckt", mit einemmale verschwunden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_792"> Rosa kam, und wenn Herzberg nicht ganz und gar außer sich gewesen wäre,<lb/>
würde ihm ihre Haltung als die einer wirklichen Heldin erschienen sein: so wenig<lb/>
kommt es in diesem Punkt auf die Umgebung und so viel auf die Persönlichkeit an.<lb/>
Sie gab zu, daß sie nur mit Herzberg hatte glücklich werden können. Wenn sie<lb/>
ihn gekannt hätte, sagte sie, ehe sie sich mit ihrem Vetter Verlobte, würde sie lieber<lb/>
nie geheiratet haben als einem andern als ihm ihre Hand zu reichen. Es sei<lb/>
anders gekommen. Sie habe ihn zu spät keimen gelernt. Sie habe ihrem Vetter<lb/>
ihr Wort gegeben, und das werde sie halten, und wenn ihr das Herz darüber<lb/>
brechen sollte. Sie sei das ihm und ihrer Mutter und seinen Eltern schuldig, die<lb/>
nie anders als mit verwandtschaftlicher Liebe und Treue an ihr gehandelt hätten.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_793"> Herzberg, der weder ein Don Juan noch ein Demosthenes war, versuchte ihren<lb/>
Entschluß durch inständiges Bitten zu erschüttern. Er ging so weit, ihr zu sagen,<lb/>
sie würde auf diese Weise ihn und sich unglücklich, ihren Vetter aber nicht glücklich<lb/>
machen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_794"> Ob es ihr gelingen werde, Ernst glücklich zu machen, entgegnete sie, könne<lb/>
sie freilich nicht sagen, aber bemühen werde sie sich redlich, es zu tun, und da er,<lb/>
Herzberg, sie wirklich liebe, wie sie recht wohl fühle, so werde er ihr die einzige<lb/>
Bitte nicht abschlagen, die sie nun an ihn habe. Er müsse ihr versprechen, er<lb/>
wolle alles tun, was in seiner Macht stehe, damit ein Wiedersehen zwischen ihnen<lb/>
vermieden werde. Bei diesen Worten brach sie zusammen, und mit von Tränen<lb/>
erstickter Stimme rief sie: Versprechen Sie es, wenn Sie mich lieben, Herzberg,<lb/>
versprechen Sie es.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_795"> Ihr Jammer und auch der seine hätten Steine erweichen müssen. Er ver--<lb/>
sprach endlich, was sie verlangte, und nach einem langen schmerzlichen Händedruck<lb/>
&#x2014; beide glaubten, sie könnten es nicht überleben &#x2014; trennten sie sich, wie sie<lb/>
sagte, und wie er mit gebrochner tonloser Stimme wiederholte, für ewig.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_796"> Er war wie ein im Traum Wandelnder nach Lnnzenau zurückgekehrt, und als<lb/>
er sich so weit gefaßt hatte, daß er die um diese Zeit gewöhnlich in kleinen Gruppen<lb/>
zerstreute Gesellschaft wieder aufsuchen konnte, sagte er, er müsse sich für den<lb/>
nächsten Morgen verabschieden. Er habe Nachrichten bekommen, die zunächst seine<lb/>
unverzügliche Rückkehr in die Garnison und, sobald er Urlaub erhalte, eine längere<lb/>
Reise ins Ausland nötig machten. Der Gattin des Schloßherrn, die sich, wie<lb/>
bisher, freundlich und wohlwollend für ihn zeigte, war der mögliche Zusammen¬<lb/>
hang zwischen Rosas heutigem Ausbleiben und seinem spätern Verschwinden nicht<lb/>
entgangen. Sie war beunruhigt und konnte ihre gewohnte Fassung nur mit Mühe<lb/>
bewahren. Onkel Franz war mit seinem Neffen, dem Leutnant, zu ungewöhnlich<lb/>
früher Stunde nach Leudeck zurückgekehrt. Daß er aufgebrochen war, sobald er<lb/>
Herzbergs Verschwinden bemerkt hatte, wußte sie recht wohl. Es hatte sie in dem<lb/>
Glauben, daß sie mit ihren Vermutungen auf richtiger Fährte sei, bestärkt. Sie<lb/>
rechnete im stillen darauf, daß sie am nächsten Morgen aus dieser verschwiegnen<lb/>
und zuverlässigen Quelle erfahren werde, was es gegeben habe. Der alte Herr<lb/>
und Ernst, die, wie das von ihnen nicht anders zu erwarten war, nichts be¬<lb/>
sondres bemerkt hatten, waren wie alle Tage und machten beide wiederholte Ver¬<lb/>
suche, den ihnen sehr wohl gefallenden Gast zu längerm Bleiben zu bereden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_797" next="#ID_798"> Als Herzberg am nächsten Morgen &#x2014; er hatte gebeten, auch Ernst möge sich<lb/>
nicht inkommodieren &#x2014; von seinem Burschen gefolgt aus dem Hofe ritt, gab Fritz<lb/>
seine Ansicht dahin kund, daß er sagte, er wolle nur wünschen, daß in &#x201E;dem jungen</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0226] Der geflügelte Sieger Minuten wieder da, mit der Antwort, der Herr Offizier möge „immer" in den Garten gehn, das gnädige Fraulein werde gleich herunterkommen. Nachdem er seine Holzschuhe mit den Zeigefingern wie mit ein Paar Angelhaken weggehoben hatte, war er, „als ob die Erd ihn verschluckt", mit einemmale verschwunden. Rosa kam, und wenn Herzberg nicht ganz und gar außer sich gewesen wäre, würde ihm ihre Haltung als die einer wirklichen Heldin erschienen sein: so wenig kommt es in diesem Punkt auf die Umgebung und so viel auf die Persönlichkeit an. Sie gab zu, daß sie nur mit Herzberg hatte glücklich werden können. Wenn sie ihn gekannt hätte, sagte sie, ehe sie sich mit ihrem Vetter Verlobte, würde sie lieber nie geheiratet haben als einem andern als ihm ihre Hand zu reichen. Es sei anders gekommen. Sie habe ihn zu spät keimen gelernt. Sie habe ihrem Vetter ihr Wort gegeben, und das werde sie halten, und wenn ihr das Herz darüber brechen sollte. Sie sei das ihm und ihrer Mutter und seinen Eltern schuldig, die nie anders als mit verwandtschaftlicher Liebe und Treue an ihr gehandelt hätten. Herzberg, der weder ein Don Juan noch ein Demosthenes war, versuchte ihren Entschluß durch inständiges Bitten zu erschüttern. Er ging so weit, ihr zu sagen, sie würde auf diese Weise ihn und sich unglücklich, ihren Vetter aber nicht glücklich machen. Ob es ihr gelingen werde, Ernst glücklich zu machen, entgegnete sie, könne sie freilich nicht sagen, aber bemühen werde sie sich redlich, es zu tun, und da er, Herzberg, sie wirklich liebe, wie sie recht wohl fühle, so werde er ihr die einzige Bitte nicht abschlagen, die sie nun an ihn habe. Er müsse ihr versprechen, er wolle alles tun, was in seiner Macht stehe, damit ein Wiedersehen zwischen ihnen vermieden werde. Bei diesen Worten brach sie zusammen, und mit von Tränen erstickter Stimme rief sie: Versprechen Sie es, wenn Sie mich lieben, Herzberg, versprechen Sie es. Ihr Jammer und auch der seine hätten Steine erweichen müssen. Er ver-- sprach endlich, was sie verlangte, und nach einem langen schmerzlichen Händedruck — beide glaubten, sie könnten es nicht überleben — trennten sie sich, wie sie sagte, und wie er mit gebrochner tonloser Stimme wiederholte, für ewig. Er war wie ein im Traum Wandelnder nach Lnnzenau zurückgekehrt, und als er sich so weit gefaßt hatte, daß er die um diese Zeit gewöhnlich in kleinen Gruppen zerstreute Gesellschaft wieder aufsuchen konnte, sagte er, er müsse sich für den nächsten Morgen verabschieden. Er habe Nachrichten bekommen, die zunächst seine unverzügliche Rückkehr in die Garnison und, sobald er Urlaub erhalte, eine längere Reise ins Ausland nötig machten. Der Gattin des Schloßherrn, die sich, wie bisher, freundlich und wohlwollend für ihn zeigte, war der mögliche Zusammen¬ hang zwischen Rosas heutigem Ausbleiben und seinem spätern Verschwinden nicht entgangen. Sie war beunruhigt und konnte ihre gewohnte Fassung nur mit Mühe bewahren. Onkel Franz war mit seinem Neffen, dem Leutnant, zu ungewöhnlich früher Stunde nach Leudeck zurückgekehrt. Daß er aufgebrochen war, sobald er Herzbergs Verschwinden bemerkt hatte, wußte sie recht wohl. Es hatte sie in dem Glauben, daß sie mit ihren Vermutungen auf richtiger Fährte sei, bestärkt. Sie rechnete im stillen darauf, daß sie am nächsten Morgen aus dieser verschwiegnen und zuverlässigen Quelle erfahren werde, was es gegeben habe. Der alte Herr und Ernst, die, wie das von ihnen nicht anders zu erwarten war, nichts be¬ sondres bemerkt hatten, waren wie alle Tage und machten beide wiederholte Ver¬ suche, den ihnen sehr wohl gefallenden Gast zu längerm Bleiben zu bereden. Als Herzberg am nächsten Morgen — er hatte gebeten, auch Ernst möge sich nicht inkommodieren — von seinem Burschen gefolgt aus dem Hofe ritt, gab Fritz seine Ansicht dahin kund, daß er sagte, er wolle nur wünschen, daß in „dem jungen

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253/226
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253/226>, abgerufen am 24.07.2024.