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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr.

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Skizzen aus dem heutigen Volksleben

In unsrer Stadt gab es eine literarische Gesellschaft, die sich die Aufgabe ge¬
stellt hatte, alle Winter sechs Vortrage zu hören. Da nun die Gesellschaft nicht
in der Lage war, Honorare zu zahlen, sondern es dem Vortragenden überlassen
mußte, sich mit der Ehre zu begnügen, sich vor einer so erleuchteten Gesellschaft
reden zu hören, so verursachte es mit der Zeit einige Schwierigkeit, Redner zu
finden. Der Vorsitzende und die Seele des Vereins war Herr Baurat Mitscherlich,
ein Maun, der eine unglaubliche Fertigkeit zeigte, Redner aufzuspüren und ins
Feuer zu führen, und der die Gabe hatte, sich für jeden Gegenstand, der zur Sprache
gebracht wurde, zu begeistern -- wenigstens bis zum nächsten Vortragsabend. Dieser
Herr Baurat war nun in einer Gesellschaft mit Herrn Sigismund Kräutlein zu¬
sammengetroffen, war mit ihm ins Gespräch gekommen und hatte von dessen Studien
über deu Zehengang gehört. Sogleich fing er Herrn Krciutleiu fiir einen Vortrag
ein, überwand dessen bescheidne Einwände mit siegreichen Gründen, und die Sache
war gemacht und fertig, ehe noch Herr Kräutlein zur Besinnung gekommen war.
Wen aber der Herr Baurat erst einmal gefaßt hatte, den ließ er nicht wieder los.

Der Vortrag wurde gehalten, hatte einen glänzenden Erfolg, und errötend
vor bescheidnen Stolz verließ Herr Sigismund unter brausendem Beifall die Redner¬
tribüne. In der auf den Vortrag folgenden Festsitzung brachte der Vorsitzende das
übliche Hoch beim Brate" auf den Redner aus. Meine Damen und Herren, rief
er, ich glaube in Ihrer aller Sinne zu handeln, wenn ich dem Herrn Redner den
Dank für seine -- eh -- hochinteressanter Darbietungen ausspreche. Ja, meine Damen
und Herren, hier gilt das Wort unsers Altmeisters Goethe: Greift nur hinein ins volle
Menschenleben, und wo ihrs packt, da ist es intressant. Zehengcmg! Wer von
Ihnen hätte gedacht, daß der Zeheugnug vou so hoher Bedeutung sei? Aber, meine
Damen und Herren, er ist für den kulturelle" Fortschritt unsers Volkes -- eh -- von
allerhöchster Bedeutung. Nun aber heißt es nicht bloß, das Richtige erkennen, sondern
auch das Nötige tun. Es wäre ein Vergehen am Volkswohle, wenn man nicht
voll und ganz für die gute Sache eintreten wollte. Es gilt das Volk aufzuklären,
es gilt eine Bewegung in Gang zu bringen, es gilt einen Verein zu gründen.
Wer aber möchte mehr hierzu berufen sein, als Sie, verehrter Herr Kräutlein. Ja,
wir erwarten Großes von Ihnen. Wir erwarten, daß die heranwachsende Gene¬
ration nur uoch auf den Zehen schreiten wird. Seien Sie versichert, daß die Lite¬
rarische Gesellschaft Ihre Arbeiten mit ihrer vollen Sympathie begleiten wird.

Großer Beifall, und zwar besonders lebhafter und andauernder Beifall aus
einer Ecke, in der ein halbes Dutzend später Jungfrauen saß. Warum nahmen
diese nicht mehr ganz jungen Damen einen so begeisterten Anteil an der Zehen-
gcmgsache? Weil der Vortragende behauptet hatte, der Zehengang habe eine ver¬
jüngende Wirkung. Noch denselben Abend gründeten diese jungen Damen ein
Kränzchen (Kaffee, Kuchen, Schlagsahne oder süße Speise, Wein und Torte), das die
Mitglieder verpflichtete, im Zehengange zu schweben. Von diesem Tage an hüpfte
das Kränzchen zu Haus und auf der Straße mir noch im Zehengang, was zur Folge
hatte, daß seine Mitglieder von bösen Menschen die Kiebitze genannt wurden.

Das Wort: Verein war gesprochen. Wenn aber erst einmal dies Wort erklungen
ist, tritt nicht eher wieder Ruhe ein, als bis der neue Verein besteht. Gerade so
wie die Kaulquappe, nachdem sie erst das Et verlassen hat, nicht eher ruht, als bis
sie ihre vier Beine gekriegt hat. An einem bedeutungsvollen Abend hatte sich in
einem der Säle der Stadt eine ansehnliche Gesellschaft von Herren -- an der Spitze
Herr Baurat Mitscherlich und Herr Doktor Artur Löwe -- und Damen -- an der
Spitze das Kränzchen der Kiebitze zusammengefunden. Und man ging nicht eher
wieder auseinander, als bis man einen Verein gegründet hatte, der den Namen:


Skizzen aus dem heutigen Volksleben

In unsrer Stadt gab es eine literarische Gesellschaft, die sich die Aufgabe ge¬
stellt hatte, alle Winter sechs Vortrage zu hören. Da nun die Gesellschaft nicht
in der Lage war, Honorare zu zahlen, sondern es dem Vortragenden überlassen
mußte, sich mit der Ehre zu begnügen, sich vor einer so erleuchteten Gesellschaft
reden zu hören, so verursachte es mit der Zeit einige Schwierigkeit, Redner zu
finden. Der Vorsitzende und die Seele des Vereins war Herr Baurat Mitscherlich,
ein Maun, der eine unglaubliche Fertigkeit zeigte, Redner aufzuspüren und ins
Feuer zu führen, und der die Gabe hatte, sich für jeden Gegenstand, der zur Sprache
gebracht wurde, zu begeistern — wenigstens bis zum nächsten Vortragsabend. Dieser
Herr Baurat war nun in einer Gesellschaft mit Herrn Sigismund Kräutlein zu¬
sammengetroffen, war mit ihm ins Gespräch gekommen und hatte von dessen Studien
über deu Zehengang gehört. Sogleich fing er Herrn Krciutleiu fiir einen Vortrag
ein, überwand dessen bescheidne Einwände mit siegreichen Gründen, und die Sache
war gemacht und fertig, ehe noch Herr Kräutlein zur Besinnung gekommen war.
Wen aber der Herr Baurat erst einmal gefaßt hatte, den ließ er nicht wieder los.

Der Vortrag wurde gehalten, hatte einen glänzenden Erfolg, und errötend
vor bescheidnen Stolz verließ Herr Sigismund unter brausendem Beifall die Redner¬
tribüne. In der auf den Vortrag folgenden Festsitzung brachte der Vorsitzende das
übliche Hoch beim Brate» auf den Redner aus. Meine Damen und Herren, rief
er, ich glaube in Ihrer aller Sinne zu handeln, wenn ich dem Herrn Redner den
Dank für seine — eh — hochinteressanter Darbietungen ausspreche. Ja, meine Damen
und Herren, hier gilt das Wort unsers Altmeisters Goethe: Greift nur hinein ins volle
Menschenleben, und wo ihrs packt, da ist es intressant. Zehengcmg! Wer von
Ihnen hätte gedacht, daß der Zeheugnug vou so hoher Bedeutung sei? Aber, meine
Damen und Herren, er ist für den kulturelle» Fortschritt unsers Volkes — eh — von
allerhöchster Bedeutung. Nun aber heißt es nicht bloß, das Richtige erkennen, sondern
auch das Nötige tun. Es wäre ein Vergehen am Volkswohle, wenn man nicht
voll und ganz für die gute Sache eintreten wollte. Es gilt das Volk aufzuklären,
es gilt eine Bewegung in Gang zu bringen, es gilt einen Verein zu gründen.
Wer aber möchte mehr hierzu berufen sein, als Sie, verehrter Herr Kräutlein. Ja,
wir erwarten Großes von Ihnen. Wir erwarten, daß die heranwachsende Gene¬
ration nur uoch auf den Zehen schreiten wird. Seien Sie versichert, daß die Lite¬
rarische Gesellschaft Ihre Arbeiten mit ihrer vollen Sympathie begleiten wird.

Großer Beifall, und zwar besonders lebhafter und andauernder Beifall aus
einer Ecke, in der ein halbes Dutzend später Jungfrauen saß. Warum nahmen
diese nicht mehr ganz jungen Damen einen so begeisterten Anteil an der Zehen-
gcmgsache? Weil der Vortragende behauptet hatte, der Zehengang habe eine ver¬
jüngende Wirkung. Noch denselben Abend gründeten diese jungen Damen ein
Kränzchen (Kaffee, Kuchen, Schlagsahne oder süße Speise, Wein und Torte), das die
Mitglieder verpflichtete, im Zehengange zu schweben. Von diesem Tage an hüpfte
das Kränzchen zu Haus und auf der Straße mir noch im Zehengang, was zur Folge
hatte, daß seine Mitglieder von bösen Menschen die Kiebitze genannt wurden.

Das Wort: Verein war gesprochen. Wenn aber erst einmal dies Wort erklungen
ist, tritt nicht eher wieder Ruhe ein, als bis der neue Verein besteht. Gerade so
wie die Kaulquappe, nachdem sie erst das Et verlassen hat, nicht eher ruht, als bis
sie ihre vier Beine gekriegt hat. An einem bedeutungsvollen Abend hatte sich in
einem der Säle der Stadt eine ansehnliche Gesellschaft von Herren — an der Spitze
Herr Baurat Mitscherlich und Herr Doktor Artur Löwe — und Damen — an der
Spitze das Kränzchen der Kiebitze zusammengefunden. Und man ging nicht eher
wieder auseinander, als bis man einen Verein gegründet hatte, der den Namen:


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[0120] Skizzen aus dem heutigen Volksleben In unsrer Stadt gab es eine literarische Gesellschaft, die sich die Aufgabe ge¬ stellt hatte, alle Winter sechs Vortrage zu hören. Da nun die Gesellschaft nicht in der Lage war, Honorare zu zahlen, sondern es dem Vortragenden überlassen mußte, sich mit der Ehre zu begnügen, sich vor einer so erleuchteten Gesellschaft reden zu hören, so verursachte es mit der Zeit einige Schwierigkeit, Redner zu finden. Der Vorsitzende und die Seele des Vereins war Herr Baurat Mitscherlich, ein Maun, der eine unglaubliche Fertigkeit zeigte, Redner aufzuspüren und ins Feuer zu führen, und der die Gabe hatte, sich für jeden Gegenstand, der zur Sprache gebracht wurde, zu begeistern — wenigstens bis zum nächsten Vortragsabend. Dieser Herr Baurat war nun in einer Gesellschaft mit Herrn Sigismund Kräutlein zu¬ sammengetroffen, war mit ihm ins Gespräch gekommen und hatte von dessen Studien über deu Zehengang gehört. Sogleich fing er Herrn Krciutleiu fiir einen Vortrag ein, überwand dessen bescheidne Einwände mit siegreichen Gründen, und die Sache war gemacht und fertig, ehe noch Herr Kräutlein zur Besinnung gekommen war. Wen aber der Herr Baurat erst einmal gefaßt hatte, den ließ er nicht wieder los. Der Vortrag wurde gehalten, hatte einen glänzenden Erfolg, und errötend vor bescheidnen Stolz verließ Herr Sigismund unter brausendem Beifall die Redner¬ tribüne. In der auf den Vortrag folgenden Festsitzung brachte der Vorsitzende das übliche Hoch beim Brate» auf den Redner aus. Meine Damen und Herren, rief er, ich glaube in Ihrer aller Sinne zu handeln, wenn ich dem Herrn Redner den Dank für seine — eh — hochinteressanter Darbietungen ausspreche. Ja, meine Damen und Herren, hier gilt das Wort unsers Altmeisters Goethe: Greift nur hinein ins volle Menschenleben, und wo ihrs packt, da ist es intressant. Zehengcmg! Wer von Ihnen hätte gedacht, daß der Zeheugnug vou so hoher Bedeutung sei? Aber, meine Damen und Herren, er ist für den kulturelle» Fortschritt unsers Volkes — eh — von allerhöchster Bedeutung. Nun aber heißt es nicht bloß, das Richtige erkennen, sondern auch das Nötige tun. Es wäre ein Vergehen am Volkswohle, wenn man nicht voll und ganz für die gute Sache eintreten wollte. Es gilt das Volk aufzuklären, es gilt eine Bewegung in Gang zu bringen, es gilt einen Verein zu gründen. Wer aber möchte mehr hierzu berufen sein, als Sie, verehrter Herr Kräutlein. Ja, wir erwarten Großes von Ihnen. Wir erwarten, daß die heranwachsende Gene¬ ration nur uoch auf den Zehen schreiten wird. Seien Sie versichert, daß die Lite¬ rarische Gesellschaft Ihre Arbeiten mit ihrer vollen Sympathie begleiten wird. Großer Beifall, und zwar besonders lebhafter und andauernder Beifall aus einer Ecke, in der ein halbes Dutzend später Jungfrauen saß. Warum nahmen diese nicht mehr ganz jungen Damen einen so begeisterten Anteil an der Zehen- gcmgsache? Weil der Vortragende behauptet hatte, der Zehengang habe eine ver¬ jüngende Wirkung. Noch denselben Abend gründeten diese jungen Damen ein Kränzchen (Kaffee, Kuchen, Schlagsahne oder süße Speise, Wein und Torte), das die Mitglieder verpflichtete, im Zehengange zu schweben. Von diesem Tage an hüpfte das Kränzchen zu Haus und auf der Straße mir noch im Zehengang, was zur Folge hatte, daß seine Mitglieder von bösen Menschen die Kiebitze genannt wurden. Das Wort: Verein war gesprochen. Wenn aber erst einmal dies Wort erklungen ist, tritt nicht eher wieder Ruhe ein, als bis der neue Verein besteht. Gerade so wie die Kaulquappe, nachdem sie erst das Et verlassen hat, nicht eher ruht, als bis sie ihre vier Beine gekriegt hat. An einem bedeutungsvollen Abend hatte sich in einem der Säle der Stadt eine ansehnliche Gesellschaft von Herren — an der Spitze Herr Baurat Mitscherlich und Herr Doktor Artur Löwe — und Damen — an der Spitze das Kränzchen der Kiebitze zusammengefunden. Und man ging nicht eher wieder auseinander, als bis man einen Verein gegründet hatte, der den Namen:

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253/120>, abgerufen am 04.07.2024.