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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

werden müßte, einem Mißtrauen, das dem Wohlergehen des braunschweigischen
Landes schwerlich frommen kann, wohler befinden würden, oder daß ihnen unter
der welfischen Regierung eine besondre Glückseligkeit zuteil werden würde? Das
Haus Cumberland steht auch dem Deutschen Reiche fremd gegenüber, seit mehr als
einem Menschenalter hat es an der arbeitsvollen Entwicklung Deutschlands, an seinen
Sorgen und an dem Dienst des Reiches, an dem fürstlichen Dienst für das Reich,
nicht den geringsten Anteil genommen; seine Mitglieder sind für Deutschland wie für
Braunschweig Fremdlinge. Die Zumutung an Preußen, mit dem Hause Cumberland
seinen Frieden zu machen, den unter den einzig annehmbaren Bedingungen eingehen zu
wollen dieses bisher beharrlich abgelehnt hat, und an den Reichskanzler, diesen Frieden
herbeizuführen, geht darum ziemlich weit. Die Zeit, wo der Friedensschluß möglich
war, ist verpaßt und vorüber, es müßte seltsam zugehen, wenn die Bedingungen
heute noch in loyaler Weise dargeboten und in loyaler Weise erfüllt werden sollten.
Braunschweig mag nun getrost einen Regenten wählen, für den Preußen ihm
keinen Kandidaten auferlegt, die Regentschaft wird für das Land jedenfalls weniger
Nachteile haben als ein welfischcs Regiment. Wenn die Geschichte über das Haus
Cumberland zur Tagesordnung übergegangen ist, so hat es sich das ganz allein
zuzuschreiben.

Die Aufzeichnungen des Fürsten Hohenlohe über die Bismarckkrisis haben in
Anbetracht der Persönlichkeit ihres Verfassers um ihres Inhalts willen ein begreif¬
liches Aufsehe" erregt. Ware dem Fürsten Hohenlohe die Zeit geblieben, seine
Erinnerungen, wie er beabsichtigt hatte, selbst zu bearbeiten, so würden sie wahr¬
scheinlich anders ausgefallen sein als diese Veröffentlichung bruchstückweiser und keines¬
wegs lückenloser Notizen, die ihrer ganzen Natur uach nur Gedächtnismerkmale für
den Augenblick und in ihrer ersichtlich sehr flüchtigen Niederschrift keineswegs be¬
stimmt waren, Geschichte zu werden. Bei der Natur seiner Beziehungen zu Bismarck
fällt es auch auf, daß Fürst Hohenlohe, obwohl am 21. März früh in Berlin ein¬
getroffen, Bismarck erst am 27., also am siebenten Tage seiner Anwesenheit, aufsucht,
zumal er sogar noch an diesem Tage mit der Möglichkeit rechnet, oder sie doch
wenigstens andeutet, daß der Kaiser Bismarck binnen wenigen Monaten zurück¬
rufen werde.

Was das damalige Verhältnis Deutschlands zu seinen beiden Nachbarn an¬
langt, so darf nicht übersehen werden, daß wir mit Rußland den seitdem bekannt
gewordnen Geheimvertrag hatten, der unmittelbar vor der Erneuerung stand, als
die Märzkrisis ausbrach. Bismarck ging keineswegs darauf aus, Rußland gegen
Österreich zu unterstützen. In den "Gedanken und Erinnerungen" sagt er wörtlich:
"Wir müssen und können der österreichisch-ungarischen Monarchie das Bündnis
ehrlich halten; es entspricht unsern Interessen, den historischen Traditionen
Deutschlands und der öffentlichen Meinung unsers Volkes. . . . Wir dürfen Oster¬
reich nicht verlassen, aber auch die Möglichkeit, daß wir von der Wiener Politik frei¬
willig oder unfreiwillig verlassen werden, nicht aus dem Auge verlieren." Weiter
spricht Bismarck sich dafür aus, daß Deutschland England oder Österreich nicht
unterstützen solle, falls diese sich einem russischen Angriff auf Konstantinopel wider¬
setzen sollten, sondern Deutschland solle abwarten, "ob Österreich angegriffen wird
und damit unser oasus belli eintritt". Es hat sich 1890 in dieser Frage wohl
nur um Mißverständnisse gehandelt, hervorgerufen durch eine gegenteilige Beurteilung
der damaligen russischen Truppenbewegungen, die in der Märzkrisis eine große
Rolle gespielt haben, die Hohenlohe aber nicht einmal erwähnt, obwohl diese Dinge
längst öffentlich sind, und er sie in seiner Stellung sicherlich damals in Berlin er¬
fahren hat.

Als Fürst Hohenlohe noch Reichskanzler war, hatte ein Besucher eines Tages
Gelegenheit, ihm die Genesis der Märzkrisis von 1890 vorzutragen, wie der Be-


Maßgebliches und Unmaßgebliches

werden müßte, einem Mißtrauen, das dem Wohlergehen des braunschweigischen
Landes schwerlich frommen kann, wohler befinden würden, oder daß ihnen unter
der welfischen Regierung eine besondre Glückseligkeit zuteil werden würde? Das
Haus Cumberland steht auch dem Deutschen Reiche fremd gegenüber, seit mehr als
einem Menschenalter hat es an der arbeitsvollen Entwicklung Deutschlands, an seinen
Sorgen und an dem Dienst des Reiches, an dem fürstlichen Dienst für das Reich,
nicht den geringsten Anteil genommen; seine Mitglieder sind für Deutschland wie für
Braunschweig Fremdlinge. Die Zumutung an Preußen, mit dem Hause Cumberland
seinen Frieden zu machen, den unter den einzig annehmbaren Bedingungen eingehen zu
wollen dieses bisher beharrlich abgelehnt hat, und an den Reichskanzler, diesen Frieden
herbeizuführen, geht darum ziemlich weit. Die Zeit, wo der Friedensschluß möglich
war, ist verpaßt und vorüber, es müßte seltsam zugehen, wenn die Bedingungen
heute noch in loyaler Weise dargeboten und in loyaler Weise erfüllt werden sollten.
Braunschweig mag nun getrost einen Regenten wählen, für den Preußen ihm
keinen Kandidaten auferlegt, die Regentschaft wird für das Land jedenfalls weniger
Nachteile haben als ein welfischcs Regiment. Wenn die Geschichte über das Haus
Cumberland zur Tagesordnung übergegangen ist, so hat es sich das ganz allein
zuzuschreiben.

Die Aufzeichnungen des Fürsten Hohenlohe über die Bismarckkrisis haben in
Anbetracht der Persönlichkeit ihres Verfassers um ihres Inhalts willen ein begreif¬
liches Aufsehe« erregt. Ware dem Fürsten Hohenlohe die Zeit geblieben, seine
Erinnerungen, wie er beabsichtigt hatte, selbst zu bearbeiten, so würden sie wahr¬
scheinlich anders ausgefallen sein als diese Veröffentlichung bruchstückweiser und keines¬
wegs lückenloser Notizen, die ihrer ganzen Natur uach nur Gedächtnismerkmale für
den Augenblick und in ihrer ersichtlich sehr flüchtigen Niederschrift keineswegs be¬
stimmt waren, Geschichte zu werden. Bei der Natur seiner Beziehungen zu Bismarck
fällt es auch auf, daß Fürst Hohenlohe, obwohl am 21. März früh in Berlin ein¬
getroffen, Bismarck erst am 27., also am siebenten Tage seiner Anwesenheit, aufsucht,
zumal er sogar noch an diesem Tage mit der Möglichkeit rechnet, oder sie doch
wenigstens andeutet, daß der Kaiser Bismarck binnen wenigen Monaten zurück¬
rufen werde.

Was das damalige Verhältnis Deutschlands zu seinen beiden Nachbarn an¬
langt, so darf nicht übersehen werden, daß wir mit Rußland den seitdem bekannt
gewordnen Geheimvertrag hatten, der unmittelbar vor der Erneuerung stand, als
die Märzkrisis ausbrach. Bismarck ging keineswegs darauf aus, Rußland gegen
Österreich zu unterstützen. In den „Gedanken und Erinnerungen" sagt er wörtlich:
„Wir müssen und können der österreichisch-ungarischen Monarchie das Bündnis
ehrlich halten; es entspricht unsern Interessen, den historischen Traditionen
Deutschlands und der öffentlichen Meinung unsers Volkes. . . . Wir dürfen Oster¬
reich nicht verlassen, aber auch die Möglichkeit, daß wir von der Wiener Politik frei¬
willig oder unfreiwillig verlassen werden, nicht aus dem Auge verlieren." Weiter
spricht Bismarck sich dafür aus, daß Deutschland England oder Österreich nicht
unterstützen solle, falls diese sich einem russischen Angriff auf Konstantinopel wider¬
setzen sollten, sondern Deutschland solle abwarten, „ob Österreich angegriffen wird
und damit unser oasus belli eintritt". Es hat sich 1890 in dieser Frage wohl
nur um Mißverständnisse gehandelt, hervorgerufen durch eine gegenteilige Beurteilung
der damaligen russischen Truppenbewegungen, die in der Märzkrisis eine große
Rolle gespielt haben, die Hohenlohe aber nicht einmal erwähnt, obwohl diese Dinge
längst öffentlich sind, und er sie in seiner Stellung sicherlich damals in Berlin er¬
fahren hat.

Als Fürst Hohenlohe noch Reichskanzler war, hatte ein Besucher eines Tages
Gelegenheit, ihm die Genesis der Märzkrisis von 1890 vorzutragen, wie der Be-


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[0124] Maßgebliches und Unmaßgebliches werden müßte, einem Mißtrauen, das dem Wohlergehen des braunschweigischen Landes schwerlich frommen kann, wohler befinden würden, oder daß ihnen unter der welfischen Regierung eine besondre Glückseligkeit zuteil werden würde? Das Haus Cumberland steht auch dem Deutschen Reiche fremd gegenüber, seit mehr als einem Menschenalter hat es an der arbeitsvollen Entwicklung Deutschlands, an seinen Sorgen und an dem Dienst des Reiches, an dem fürstlichen Dienst für das Reich, nicht den geringsten Anteil genommen; seine Mitglieder sind für Deutschland wie für Braunschweig Fremdlinge. Die Zumutung an Preußen, mit dem Hause Cumberland seinen Frieden zu machen, den unter den einzig annehmbaren Bedingungen eingehen zu wollen dieses bisher beharrlich abgelehnt hat, und an den Reichskanzler, diesen Frieden herbeizuführen, geht darum ziemlich weit. Die Zeit, wo der Friedensschluß möglich war, ist verpaßt und vorüber, es müßte seltsam zugehen, wenn die Bedingungen heute noch in loyaler Weise dargeboten und in loyaler Weise erfüllt werden sollten. Braunschweig mag nun getrost einen Regenten wählen, für den Preußen ihm keinen Kandidaten auferlegt, die Regentschaft wird für das Land jedenfalls weniger Nachteile haben als ein welfischcs Regiment. Wenn die Geschichte über das Haus Cumberland zur Tagesordnung übergegangen ist, so hat es sich das ganz allein zuzuschreiben. Die Aufzeichnungen des Fürsten Hohenlohe über die Bismarckkrisis haben in Anbetracht der Persönlichkeit ihres Verfassers um ihres Inhalts willen ein begreif¬ liches Aufsehe« erregt. Ware dem Fürsten Hohenlohe die Zeit geblieben, seine Erinnerungen, wie er beabsichtigt hatte, selbst zu bearbeiten, so würden sie wahr¬ scheinlich anders ausgefallen sein als diese Veröffentlichung bruchstückweiser und keines¬ wegs lückenloser Notizen, die ihrer ganzen Natur uach nur Gedächtnismerkmale für den Augenblick und in ihrer ersichtlich sehr flüchtigen Niederschrift keineswegs be¬ stimmt waren, Geschichte zu werden. Bei der Natur seiner Beziehungen zu Bismarck fällt es auch auf, daß Fürst Hohenlohe, obwohl am 21. März früh in Berlin ein¬ getroffen, Bismarck erst am 27., also am siebenten Tage seiner Anwesenheit, aufsucht, zumal er sogar noch an diesem Tage mit der Möglichkeit rechnet, oder sie doch wenigstens andeutet, daß der Kaiser Bismarck binnen wenigen Monaten zurück¬ rufen werde. Was das damalige Verhältnis Deutschlands zu seinen beiden Nachbarn an¬ langt, so darf nicht übersehen werden, daß wir mit Rußland den seitdem bekannt gewordnen Geheimvertrag hatten, der unmittelbar vor der Erneuerung stand, als die Märzkrisis ausbrach. Bismarck ging keineswegs darauf aus, Rußland gegen Österreich zu unterstützen. In den „Gedanken und Erinnerungen" sagt er wörtlich: „Wir müssen und können der österreichisch-ungarischen Monarchie das Bündnis ehrlich halten; es entspricht unsern Interessen, den historischen Traditionen Deutschlands und der öffentlichen Meinung unsers Volkes. . . . Wir dürfen Oster¬ reich nicht verlassen, aber auch die Möglichkeit, daß wir von der Wiener Politik frei¬ willig oder unfreiwillig verlassen werden, nicht aus dem Auge verlieren." Weiter spricht Bismarck sich dafür aus, daß Deutschland England oder Österreich nicht unterstützen solle, falls diese sich einem russischen Angriff auf Konstantinopel wider¬ setzen sollten, sondern Deutschland solle abwarten, „ob Österreich angegriffen wird und damit unser oasus belli eintritt". Es hat sich 1890 in dieser Frage wohl nur um Mißverständnisse gehandelt, hervorgerufen durch eine gegenteilige Beurteilung der damaligen russischen Truppenbewegungen, die in der Märzkrisis eine große Rolle gespielt haben, die Hohenlohe aber nicht einmal erwähnt, obwohl diese Dinge längst öffentlich sind, und er sie in seiner Stellung sicherlich damals in Berlin er¬ fahren hat. Als Fürst Hohenlohe noch Reichskanzler war, hatte ein Besucher eines Tages Gelegenheit, ihm die Genesis der Märzkrisis von 1890 vorzutragen, wie der Be-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_300500/124>, abgerufen am 25.08.2024.