Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches und Unmaßgebliches

anzudauern pflegen, als bis im Oktober auf dem Balkan der erste Schnee fällt.
Aber in sechs Monaten ist das Frühjahr wieder da, das Europa in dieselbe Lage
versetzen würde. Auch läßt sich nicht verkennen, daß der bevorstehende Besuch
des Kaisers Franz Joseph in Bosnien schwerlich ohne stärkern Widerhall bei allen
Balkanvölkern bleiben wird, die Fragen "des nähern Ostens" könnten darum sehr
wohl im Jahre 1907 der europäischen Diplomatie ernstere Beschäftigung bieten.
Einstweilen aber wird man wohl auf ein Nachlassen der Spannung rechnen dürfen.

Eine gelegentliche Äußerung des Kaisers, daß er sehr gern einmal Amerika
besuchen und den Präsidenten Roosevelt kennen lernen würde, ist von unsrer in
bezug auf alles, was mit der Person des Kaisers zusammenhängt, geradezu nervösen
Presse zu einer großen politischen Frage aufgebauscht worden. Als ob der Kaiser
nicht wie jeder Privatmann das Recht zu dem Wunsche haben sollte, gelegentlich
Amerika kennen zu lernen! Bedarf er dabei wirklich der Belehrung durch die
Presse, daß die Erfüllung dieses Wunsches für den deutschen Kaiser doch wohl un¬
möglich sein würde? Präsident Roosevelt hat, da er eine nochmalige Wahl be¬
kanntlich nicht annehmen will, nach Erlöschen seines Amtes Muße genug, nach
Europa zu kommen und bei dieser Gelegenheit auch den Kaiser kennen zu lernen.
Es wäre sogar viel besser, wenn eine Begegnung erst dann erfolgte, wenn sie weder
in England Eifersüchteleien noch in Amerika Mißdeutung hervorrufen könnte. Daß
unsre Blätter diese vom Zaune gebrochne Erörterung benutzen, den Amerikanern
zu sagen, daß der Kaiser bei ihnen vermutlich vielen Ungeschicklichkeiten ausgesetzt
sein würde, und zugleich den Engländern, daß wir uns die Freundschaft, die
sie uns versagen, auf diese Weise in Amerika holen würden, gehört zu den Ab¬
sonderlichkeiten unsrer Preßpolitik. Sie könnte im vorliegenden Falle zu der be¬
dauerlichen Folge führen, daß die ablehnende Haltung der deutschen Presse in dieser
Frage in Amerika einen Übeln Eindruck hervorruft. Die einsichtigen Amerikaner
wissen ohnehin, daß der deutsche Kaiser so wenig nach Amerika reisen kann wie
der Präsident der Vereinigten Staaten nach Europa. Wer Menschen regieren
will, ob in der Republik oder in der Monarchie -- muß seine Neigungen seinen
Pflichten unterordnen, das ist von dem Begriff der Herrschaft unzertrennlich. Von
der Presse aber ist es nicht taktvoll, eine einfache Höflichkeitsäußerung des Kaisers
einem Amerikaner gegenüber sofort zu einer in unzähligen Leitartikeln breitgetretnen
Staatsaktion aufzubauschen. Namentlich sollte man sich englischen Blättern gegen¬
über keine Blößen geben, die schon kein gutes Haar an uns lassen. Die Diplo¬
matie, die vor und in Cronberg der Ansicht war, daß eine deutsch-englische An¬
näherung Zeit fordre, hat ihre Meinung nur zu schnell bestätigt gefunden. Die
englische Publizistik läßt sich nicht beirren, Deutschland fortgesetzt der Bedrohung
aller englischen Einflußsphären, in der Türkei, im Mittelmeer, in Persien und Gott
weiß wo noch, zu bezichtigen. Die Times haben sich sogar einen Mitarbeiter zu¬
gelegt, der aus dem preußischen Übergang nach Alsen im Jahre 1864 die deutsche
Bereitschaft zur Landung in England folgert. Nach vierzig Jahren! Es sind kuriose
Käuze, die in der englischen Presse fortgesetzt vor Deutschland warnen, aber der
Umstand, daß sie Aufnahme und Glauben auch für den größten Unsinn finden,
kennzeichnet doch eine Richtung des öffentlichen Geistes in Großbritannien, mit der
wir zu rechnen haben, und die durch die publizistische Entente der englischen und
der französischen Presse gegen Deutschland an Bedeutung gewinnt.

Der französische Minister Clemenceau hat Berlin, das er sich einige Tage hindurch
im striktesten Inkognito angesehen hat, vor Beginn der Taufe und der militärischen
Festlichkeiten wieder verlassen. Es ist begreiflich, daß er am Sedantnge nicht mehr
in Deutschland weilen mochte. Er hat hier außer einem Besuch auf der französischen


Maßgebliches und Unmaßgebliches

anzudauern pflegen, als bis im Oktober auf dem Balkan der erste Schnee fällt.
Aber in sechs Monaten ist das Frühjahr wieder da, das Europa in dieselbe Lage
versetzen würde. Auch läßt sich nicht verkennen, daß der bevorstehende Besuch
des Kaisers Franz Joseph in Bosnien schwerlich ohne stärkern Widerhall bei allen
Balkanvölkern bleiben wird, die Fragen „des nähern Ostens" könnten darum sehr
wohl im Jahre 1907 der europäischen Diplomatie ernstere Beschäftigung bieten.
Einstweilen aber wird man wohl auf ein Nachlassen der Spannung rechnen dürfen.

Eine gelegentliche Äußerung des Kaisers, daß er sehr gern einmal Amerika
besuchen und den Präsidenten Roosevelt kennen lernen würde, ist von unsrer in
bezug auf alles, was mit der Person des Kaisers zusammenhängt, geradezu nervösen
Presse zu einer großen politischen Frage aufgebauscht worden. Als ob der Kaiser
nicht wie jeder Privatmann das Recht zu dem Wunsche haben sollte, gelegentlich
Amerika kennen zu lernen! Bedarf er dabei wirklich der Belehrung durch die
Presse, daß die Erfüllung dieses Wunsches für den deutschen Kaiser doch wohl un¬
möglich sein würde? Präsident Roosevelt hat, da er eine nochmalige Wahl be¬
kanntlich nicht annehmen will, nach Erlöschen seines Amtes Muße genug, nach
Europa zu kommen und bei dieser Gelegenheit auch den Kaiser kennen zu lernen.
Es wäre sogar viel besser, wenn eine Begegnung erst dann erfolgte, wenn sie weder
in England Eifersüchteleien noch in Amerika Mißdeutung hervorrufen könnte. Daß
unsre Blätter diese vom Zaune gebrochne Erörterung benutzen, den Amerikanern
zu sagen, daß der Kaiser bei ihnen vermutlich vielen Ungeschicklichkeiten ausgesetzt
sein würde, und zugleich den Engländern, daß wir uns die Freundschaft, die
sie uns versagen, auf diese Weise in Amerika holen würden, gehört zu den Ab¬
sonderlichkeiten unsrer Preßpolitik. Sie könnte im vorliegenden Falle zu der be¬
dauerlichen Folge führen, daß die ablehnende Haltung der deutschen Presse in dieser
Frage in Amerika einen Übeln Eindruck hervorruft. Die einsichtigen Amerikaner
wissen ohnehin, daß der deutsche Kaiser so wenig nach Amerika reisen kann wie
der Präsident der Vereinigten Staaten nach Europa. Wer Menschen regieren
will, ob in der Republik oder in der Monarchie — muß seine Neigungen seinen
Pflichten unterordnen, das ist von dem Begriff der Herrschaft unzertrennlich. Von
der Presse aber ist es nicht taktvoll, eine einfache Höflichkeitsäußerung des Kaisers
einem Amerikaner gegenüber sofort zu einer in unzähligen Leitartikeln breitgetretnen
Staatsaktion aufzubauschen. Namentlich sollte man sich englischen Blättern gegen¬
über keine Blößen geben, die schon kein gutes Haar an uns lassen. Die Diplo¬
matie, die vor und in Cronberg der Ansicht war, daß eine deutsch-englische An¬
näherung Zeit fordre, hat ihre Meinung nur zu schnell bestätigt gefunden. Die
englische Publizistik läßt sich nicht beirren, Deutschland fortgesetzt der Bedrohung
aller englischen Einflußsphären, in der Türkei, im Mittelmeer, in Persien und Gott
weiß wo noch, zu bezichtigen. Die Times haben sich sogar einen Mitarbeiter zu¬
gelegt, der aus dem preußischen Übergang nach Alsen im Jahre 1864 die deutsche
Bereitschaft zur Landung in England folgert. Nach vierzig Jahren! Es sind kuriose
Käuze, die in der englischen Presse fortgesetzt vor Deutschland warnen, aber der
Umstand, daß sie Aufnahme und Glauben auch für den größten Unsinn finden,
kennzeichnet doch eine Richtung des öffentlichen Geistes in Großbritannien, mit der
wir zu rechnen haben, und die durch die publizistische Entente der englischen und
der französischen Presse gegen Deutschland an Bedeutung gewinnt.

Der französische Minister Clemenceau hat Berlin, das er sich einige Tage hindurch
im striktesten Inkognito angesehen hat, vor Beginn der Taufe und der militärischen
Festlichkeiten wieder verlassen. Es ist begreiflich, daß er am Sedantnge nicht mehr
in Deutschland weilen mochte. Er hat hier außer einem Besuch auf der französischen


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0540" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/300327"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_2126" prev="#ID_2125"> anzudauern pflegen, als bis im Oktober auf dem Balkan der erste Schnee fällt.<lb/>
Aber in sechs Monaten ist das Frühjahr wieder da, das Europa in dieselbe Lage<lb/>
versetzen würde. Auch läßt sich nicht verkennen, daß der bevorstehende Besuch<lb/>
des Kaisers Franz Joseph in Bosnien schwerlich ohne stärkern Widerhall bei allen<lb/>
Balkanvölkern bleiben wird, die Fragen &#x201E;des nähern Ostens" könnten darum sehr<lb/>
wohl im Jahre 1907 der europäischen Diplomatie ernstere Beschäftigung bieten.<lb/>
Einstweilen aber wird man wohl auf ein Nachlassen der Spannung rechnen dürfen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2127"> Eine gelegentliche Äußerung des Kaisers, daß er sehr gern einmal Amerika<lb/>
besuchen und den Präsidenten Roosevelt kennen lernen würde, ist von unsrer in<lb/>
bezug auf alles, was mit der Person des Kaisers zusammenhängt, geradezu nervösen<lb/>
Presse zu einer großen politischen Frage aufgebauscht worden. Als ob der Kaiser<lb/>
nicht wie jeder Privatmann das Recht zu dem Wunsche haben sollte, gelegentlich<lb/>
Amerika kennen zu lernen! Bedarf er dabei wirklich der Belehrung durch die<lb/>
Presse, daß die Erfüllung dieses Wunsches für den deutschen Kaiser doch wohl un¬<lb/>
möglich sein würde? Präsident Roosevelt hat, da er eine nochmalige Wahl be¬<lb/>
kanntlich nicht annehmen will, nach Erlöschen seines Amtes Muße genug, nach<lb/>
Europa zu kommen und bei dieser Gelegenheit auch den Kaiser kennen zu lernen.<lb/>
Es wäre sogar viel besser, wenn eine Begegnung erst dann erfolgte, wenn sie weder<lb/>
in England Eifersüchteleien noch in Amerika Mißdeutung hervorrufen könnte. Daß<lb/>
unsre Blätter diese vom Zaune gebrochne Erörterung benutzen, den Amerikanern<lb/>
zu sagen, daß der Kaiser bei ihnen vermutlich vielen Ungeschicklichkeiten ausgesetzt<lb/>
sein würde, und zugleich den Engländern, daß wir uns die Freundschaft, die<lb/>
sie uns versagen, auf diese Weise in Amerika holen würden, gehört zu den Ab¬<lb/>
sonderlichkeiten unsrer Preßpolitik. Sie könnte im vorliegenden Falle zu der be¬<lb/>
dauerlichen Folge führen, daß die ablehnende Haltung der deutschen Presse in dieser<lb/>
Frage in Amerika einen Übeln Eindruck hervorruft. Die einsichtigen Amerikaner<lb/>
wissen ohnehin, daß der deutsche Kaiser so wenig nach Amerika reisen kann wie<lb/>
der Präsident der Vereinigten Staaten nach Europa. Wer Menschen regieren<lb/>
will, ob in der Republik oder in der Monarchie &#x2014; muß seine Neigungen seinen<lb/>
Pflichten unterordnen, das ist von dem Begriff der Herrschaft unzertrennlich. Von<lb/>
der Presse aber ist es nicht taktvoll, eine einfache Höflichkeitsäußerung des Kaisers<lb/>
einem Amerikaner gegenüber sofort zu einer in unzähligen Leitartikeln breitgetretnen<lb/>
Staatsaktion aufzubauschen. Namentlich sollte man sich englischen Blättern gegen¬<lb/>
über keine Blößen geben, die schon kein gutes Haar an uns lassen. Die Diplo¬<lb/>
matie, die vor und in Cronberg der Ansicht war, daß eine deutsch-englische An¬<lb/>
näherung Zeit fordre, hat ihre Meinung nur zu schnell bestätigt gefunden. Die<lb/>
englische Publizistik läßt sich nicht beirren, Deutschland fortgesetzt der Bedrohung<lb/>
aller englischen Einflußsphären, in der Türkei, im Mittelmeer, in Persien und Gott<lb/>
weiß wo noch, zu bezichtigen. Die Times haben sich sogar einen Mitarbeiter zu¬<lb/>
gelegt, der aus dem preußischen Übergang nach Alsen im Jahre 1864 die deutsche<lb/>
Bereitschaft zur Landung in England folgert. Nach vierzig Jahren! Es sind kuriose<lb/>
Käuze, die in der englischen Presse fortgesetzt vor Deutschland warnen, aber der<lb/>
Umstand, daß sie Aufnahme und Glauben auch für den größten Unsinn finden,<lb/>
kennzeichnet doch eine Richtung des öffentlichen Geistes in Großbritannien, mit der<lb/>
wir zu rechnen haben, und die durch die publizistische Entente der englischen und<lb/>
der französischen Presse gegen Deutschland an Bedeutung gewinnt.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2128" next="#ID_2129"> Der französische Minister Clemenceau hat Berlin, das er sich einige Tage hindurch<lb/>
im striktesten Inkognito angesehen hat, vor Beginn der Taufe und der militärischen<lb/>
Festlichkeiten wieder verlassen. Es ist begreiflich, daß er am Sedantnge nicht mehr<lb/>
in Deutschland weilen mochte. Er hat hier außer einem Besuch auf der französischen</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0540] Maßgebliches und Unmaßgebliches anzudauern pflegen, als bis im Oktober auf dem Balkan der erste Schnee fällt. Aber in sechs Monaten ist das Frühjahr wieder da, das Europa in dieselbe Lage versetzen würde. Auch läßt sich nicht verkennen, daß der bevorstehende Besuch des Kaisers Franz Joseph in Bosnien schwerlich ohne stärkern Widerhall bei allen Balkanvölkern bleiben wird, die Fragen „des nähern Ostens" könnten darum sehr wohl im Jahre 1907 der europäischen Diplomatie ernstere Beschäftigung bieten. Einstweilen aber wird man wohl auf ein Nachlassen der Spannung rechnen dürfen. Eine gelegentliche Äußerung des Kaisers, daß er sehr gern einmal Amerika besuchen und den Präsidenten Roosevelt kennen lernen würde, ist von unsrer in bezug auf alles, was mit der Person des Kaisers zusammenhängt, geradezu nervösen Presse zu einer großen politischen Frage aufgebauscht worden. Als ob der Kaiser nicht wie jeder Privatmann das Recht zu dem Wunsche haben sollte, gelegentlich Amerika kennen zu lernen! Bedarf er dabei wirklich der Belehrung durch die Presse, daß die Erfüllung dieses Wunsches für den deutschen Kaiser doch wohl un¬ möglich sein würde? Präsident Roosevelt hat, da er eine nochmalige Wahl be¬ kanntlich nicht annehmen will, nach Erlöschen seines Amtes Muße genug, nach Europa zu kommen und bei dieser Gelegenheit auch den Kaiser kennen zu lernen. Es wäre sogar viel besser, wenn eine Begegnung erst dann erfolgte, wenn sie weder in England Eifersüchteleien noch in Amerika Mißdeutung hervorrufen könnte. Daß unsre Blätter diese vom Zaune gebrochne Erörterung benutzen, den Amerikanern zu sagen, daß der Kaiser bei ihnen vermutlich vielen Ungeschicklichkeiten ausgesetzt sein würde, und zugleich den Engländern, daß wir uns die Freundschaft, die sie uns versagen, auf diese Weise in Amerika holen würden, gehört zu den Ab¬ sonderlichkeiten unsrer Preßpolitik. Sie könnte im vorliegenden Falle zu der be¬ dauerlichen Folge führen, daß die ablehnende Haltung der deutschen Presse in dieser Frage in Amerika einen Übeln Eindruck hervorruft. Die einsichtigen Amerikaner wissen ohnehin, daß der deutsche Kaiser so wenig nach Amerika reisen kann wie der Präsident der Vereinigten Staaten nach Europa. Wer Menschen regieren will, ob in der Republik oder in der Monarchie — muß seine Neigungen seinen Pflichten unterordnen, das ist von dem Begriff der Herrschaft unzertrennlich. Von der Presse aber ist es nicht taktvoll, eine einfache Höflichkeitsäußerung des Kaisers einem Amerikaner gegenüber sofort zu einer in unzähligen Leitartikeln breitgetretnen Staatsaktion aufzubauschen. Namentlich sollte man sich englischen Blättern gegen¬ über keine Blößen geben, die schon kein gutes Haar an uns lassen. Die Diplo¬ matie, die vor und in Cronberg der Ansicht war, daß eine deutsch-englische An¬ näherung Zeit fordre, hat ihre Meinung nur zu schnell bestätigt gefunden. Die englische Publizistik läßt sich nicht beirren, Deutschland fortgesetzt der Bedrohung aller englischen Einflußsphären, in der Türkei, im Mittelmeer, in Persien und Gott weiß wo noch, zu bezichtigen. Die Times haben sich sogar einen Mitarbeiter zu¬ gelegt, der aus dem preußischen Übergang nach Alsen im Jahre 1864 die deutsche Bereitschaft zur Landung in England folgert. Nach vierzig Jahren! Es sind kuriose Käuze, die in der englischen Presse fortgesetzt vor Deutschland warnen, aber der Umstand, daß sie Aufnahme und Glauben auch für den größten Unsinn finden, kennzeichnet doch eine Richtung des öffentlichen Geistes in Großbritannien, mit der wir zu rechnen haben, und die durch die publizistische Entente der englischen und der französischen Presse gegen Deutschland an Bedeutung gewinnt. Der französische Minister Clemenceau hat Berlin, das er sich einige Tage hindurch im striktesten Inkognito angesehen hat, vor Beginn der Taufe und der militärischen Festlichkeiten wieder verlassen. Es ist begreiflich, daß er am Sedantnge nicht mehr in Deutschland weilen mochte. Er hat hier außer einem Besuch auf der französischen

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_299786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_299786/540
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_299786/540>, abgerufen am 27.12.2024.