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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

dazu die geschickte und hingebungsvolle Mitwirkung einzelner Abgeordneter, uner¬
läßlich gewesen. Ferner hat sich der Reichskanzler bekanntermaßen der Vorlage Pflicht-
mäßig warm angenommen und in den einzelnen Stadien die Hand darüber gehalten,
der Chef der Reichskanzlei, Geheimrat von Loebell, sein vortragender Rat, hat seine
persönlichen Beziehungen als früheres Mitglied des Abgeordnetenhauses in den
Dienst der Sache gestellt und im Auftrage des Reichskanzlers viele persönliche
Verhandlungen geführt, kurzum, es waren gar manche Köpfe und Hände nötig, um
den schließlichen glücklichen Stapellauf des Schiffes zu ermöglichen. Die Be¬
friedigung des Kaisers aber scheint neben dem Austrag der alten Streitfragen
doch namentlich dem Umstände gegolten zu haben, daß die Vorlage durch die Über¬
einstimmung der alten Kartellparteien zustande gekommen ist.

Wir können dieses Thema nicht verlassen, ohne noch einen andern Punkt zu
berühren. Vor einiger Zeit war an dieser Stelle mitgeteilt worden, daß das
Scheitern des Reichskolonialamts in der dritten Lesung auf den von welfischer Seite
gestellten Antrag auf namentliche Abstimmung zurückzuführen sei, und daß der Antrag¬
steller Graf Bernstorff im Reichstage kein Hehl daraus gemacht habe, die Partei
gedenke sich damit für einige in der letzten Zeit in der Provinz Hannover er¬
folgte Nichtbestätigungen von Parteigenossen auf gewisse Ämter zu revanchieren,
sie wähle dazu absichtlich einen Punkt, an dem sie der Regierung recht unbequem
werde. Für diese Tatsache sind hinreichend lebende Zeugen vorhanden, ebenso
dafür, daß dieses Vorgehen dem Zentrum wegen seiner Absprache mit den andern
Parteien keineswegs erwünscht war, daß es jedoch kein Mittel hatte, die Welsen
davon abzubringen und sich schließlich dem Antrage fügte, der immerhin seinen
wiederholt bekundeten Ansichten, wenn auch nicht seinen Absichten entsprach. Aus
der Mitteilung dieses Vorgangs haben dann einzelne Blätter in geschmackvoller
Weise "den Frieden von Norderney" gemacht, den angeblich der Abgeordnete Prinz
Arenberg dort zwischen Reichskanzler und Zentrum hergestellt hätte. Andre Blätter,
wie z. B. die Hamburger Nachrichten, machen es nun dem Kaiser zum Vorwurf,
daß er die Ablehnung des Kolonialamts "zum größten Erstaunen seiner Zuhörer
als Ergebnis einer welfischen Intrigue bezeichnet habe". Wahrscheinlich sind diese
"erstaunten Zuhörer" in Hamburg zu suche". Die Hamburger Nachrichten fügen
hinzu, aus dem Artikel der Grenzboten gehe hervor, daß die Fiktion, die Ab¬
lehnung des Kolonialsekretärs sei durch eine welfische Intrigue veranlaßt worden,
"an der betreffenden Stelle in der Wilhelmstraße tatsächlich und auch wohl dem
Kaiser gegenüber festgehalten worden ist". Bevor sich die Hamburger Nach¬
richten zu der Behauptung versteigen, daß der Kaiser in einer solchen Frage vom
Reichskanzler absichtlich oder unabsichtlich falsch informiert worden sei, und sich
dabei gar noch auf den "Deutschen Boten" und dessen völlig unreife Expektorationen
berufen, hätten sie doch besser getan, sich an die leicht erreichbaren vorhandnen
Zeugen, zumal an den Grafen Bernstorff zu wenden, der aus seiner Befriedigung
über die der Regierung "heimgezahlte Chikane" ja gar kein Hehl gemacht hat und
auch wohl heute noch nicht macht. Die Annahme, daß der Deutsche Kaiser in
einer solchen Frage vom Reichskanzler falsch unterrichtet werde und daraufhin
durch Mitteilung dieser falschen Berichte seine Zuhörer in Erstaunen setze, ist
doch zu ungeheuerlich. Ein großes Blatt, das auf sein Ansehen hält, sollte sich
doch, bevor es solche Dinge druckt, über den wirklichen Sachverhalt unterrichten!
Die Hamburger Zuhörer des Kaisers, die ihr "Erstaunen" auf die Redaktion der
Hamburger Nachrichten getragen haben, scheinen ebenfalls ungenügend unterrichtete
Leute zu sein, oder -- sie haben nicht den Mut gehabt, ihre angeblich bessere In¬
formation dem Kaiser gegenüber geltend zu machen, haben dann also den nämlichen
Fehler begangen, den die Hamburger Nachrichten "der Wilhelmstraße", also doch


Maßgebliches und Unmaßgebliches

dazu die geschickte und hingebungsvolle Mitwirkung einzelner Abgeordneter, uner¬
läßlich gewesen. Ferner hat sich der Reichskanzler bekanntermaßen der Vorlage Pflicht-
mäßig warm angenommen und in den einzelnen Stadien die Hand darüber gehalten,
der Chef der Reichskanzlei, Geheimrat von Loebell, sein vortragender Rat, hat seine
persönlichen Beziehungen als früheres Mitglied des Abgeordnetenhauses in den
Dienst der Sache gestellt und im Auftrage des Reichskanzlers viele persönliche
Verhandlungen geführt, kurzum, es waren gar manche Köpfe und Hände nötig, um
den schließlichen glücklichen Stapellauf des Schiffes zu ermöglichen. Die Be¬
friedigung des Kaisers aber scheint neben dem Austrag der alten Streitfragen
doch namentlich dem Umstände gegolten zu haben, daß die Vorlage durch die Über¬
einstimmung der alten Kartellparteien zustande gekommen ist.

Wir können dieses Thema nicht verlassen, ohne noch einen andern Punkt zu
berühren. Vor einiger Zeit war an dieser Stelle mitgeteilt worden, daß das
Scheitern des Reichskolonialamts in der dritten Lesung auf den von welfischer Seite
gestellten Antrag auf namentliche Abstimmung zurückzuführen sei, und daß der Antrag¬
steller Graf Bernstorff im Reichstage kein Hehl daraus gemacht habe, die Partei
gedenke sich damit für einige in der letzten Zeit in der Provinz Hannover er¬
folgte Nichtbestätigungen von Parteigenossen auf gewisse Ämter zu revanchieren,
sie wähle dazu absichtlich einen Punkt, an dem sie der Regierung recht unbequem
werde. Für diese Tatsache sind hinreichend lebende Zeugen vorhanden, ebenso
dafür, daß dieses Vorgehen dem Zentrum wegen seiner Absprache mit den andern
Parteien keineswegs erwünscht war, daß es jedoch kein Mittel hatte, die Welsen
davon abzubringen und sich schließlich dem Antrage fügte, der immerhin seinen
wiederholt bekundeten Ansichten, wenn auch nicht seinen Absichten entsprach. Aus
der Mitteilung dieses Vorgangs haben dann einzelne Blätter in geschmackvoller
Weise „den Frieden von Norderney" gemacht, den angeblich der Abgeordnete Prinz
Arenberg dort zwischen Reichskanzler und Zentrum hergestellt hätte. Andre Blätter,
wie z. B. die Hamburger Nachrichten, machen es nun dem Kaiser zum Vorwurf,
daß er die Ablehnung des Kolonialamts „zum größten Erstaunen seiner Zuhörer
als Ergebnis einer welfischen Intrigue bezeichnet habe". Wahrscheinlich sind diese
„erstaunten Zuhörer" in Hamburg zu suche». Die Hamburger Nachrichten fügen
hinzu, aus dem Artikel der Grenzboten gehe hervor, daß die Fiktion, die Ab¬
lehnung des Kolonialsekretärs sei durch eine welfische Intrigue veranlaßt worden,
„an der betreffenden Stelle in der Wilhelmstraße tatsächlich und auch wohl dem
Kaiser gegenüber festgehalten worden ist". Bevor sich die Hamburger Nach¬
richten zu der Behauptung versteigen, daß der Kaiser in einer solchen Frage vom
Reichskanzler absichtlich oder unabsichtlich falsch informiert worden sei, und sich
dabei gar noch auf den „Deutschen Boten" und dessen völlig unreife Expektorationen
berufen, hätten sie doch besser getan, sich an die leicht erreichbaren vorhandnen
Zeugen, zumal an den Grafen Bernstorff zu wenden, der aus seiner Befriedigung
über die der Regierung „heimgezahlte Chikane" ja gar kein Hehl gemacht hat und
auch wohl heute noch nicht macht. Die Annahme, daß der Deutsche Kaiser in
einer solchen Frage vom Reichskanzler falsch unterrichtet werde und daraufhin
durch Mitteilung dieser falschen Berichte seine Zuhörer in Erstaunen setze, ist
doch zu ungeheuerlich. Ein großes Blatt, das auf sein Ansehen hält, sollte sich
doch, bevor es solche Dinge druckt, über den wirklichen Sachverhalt unterrichten!
Die Hamburger Zuhörer des Kaisers, die ihr „Erstaunen" auf die Redaktion der
Hamburger Nachrichten getragen haben, scheinen ebenfalls ungenügend unterrichtete
Leute zu sein, oder — sie haben nicht den Mut gehabt, ihre angeblich bessere In¬
formation dem Kaiser gegenüber geltend zu machen, haben dann also den nämlichen
Fehler begangen, den die Hamburger Nachrichten „der Wilhelmstraße", also doch


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[0228] Maßgebliches und Unmaßgebliches dazu die geschickte und hingebungsvolle Mitwirkung einzelner Abgeordneter, uner¬ läßlich gewesen. Ferner hat sich der Reichskanzler bekanntermaßen der Vorlage Pflicht- mäßig warm angenommen und in den einzelnen Stadien die Hand darüber gehalten, der Chef der Reichskanzlei, Geheimrat von Loebell, sein vortragender Rat, hat seine persönlichen Beziehungen als früheres Mitglied des Abgeordnetenhauses in den Dienst der Sache gestellt und im Auftrage des Reichskanzlers viele persönliche Verhandlungen geführt, kurzum, es waren gar manche Köpfe und Hände nötig, um den schließlichen glücklichen Stapellauf des Schiffes zu ermöglichen. Die Be¬ friedigung des Kaisers aber scheint neben dem Austrag der alten Streitfragen doch namentlich dem Umstände gegolten zu haben, daß die Vorlage durch die Über¬ einstimmung der alten Kartellparteien zustande gekommen ist. Wir können dieses Thema nicht verlassen, ohne noch einen andern Punkt zu berühren. Vor einiger Zeit war an dieser Stelle mitgeteilt worden, daß das Scheitern des Reichskolonialamts in der dritten Lesung auf den von welfischer Seite gestellten Antrag auf namentliche Abstimmung zurückzuführen sei, und daß der Antrag¬ steller Graf Bernstorff im Reichstage kein Hehl daraus gemacht habe, die Partei gedenke sich damit für einige in der letzten Zeit in der Provinz Hannover er¬ folgte Nichtbestätigungen von Parteigenossen auf gewisse Ämter zu revanchieren, sie wähle dazu absichtlich einen Punkt, an dem sie der Regierung recht unbequem werde. Für diese Tatsache sind hinreichend lebende Zeugen vorhanden, ebenso dafür, daß dieses Vorgehen dem Zentrum wegen seiner Absprache mit den andern Parteien keineswegs erwünscht war, daß es jedoch kein Mittel hatte, die Welsen davon abzubringen und sich schließlich dem Antrage fügte, der immerhin seinen wiederholt bekundeten Ansichten, wenn auch nicht seinen Absichten entsprach. Aus der Mitteilung dieses Vorgangs haben dann einzelne Blätter in geschmackvoller Weise „den Frieden von Norderney" gemacht, den angeblich der Abgeordnete Prinz Arenberg dort zwischen Reichskanzler und Zentrum hergestellt hätte. Andre Blätter, wie z. B. die Hamburger Nachrichten, machen es nun dem Kaiser zum Vorwurf, daß er die Ablehnung des Kolonialamts „zum größten Erstaunen seiner Zuhörer als Ergebnis einer welfischen Intrigue bezeichnet habe". Wahrscheinlich sind diese „erstaunten Zuhörer" in Hamburg zu suche». Die Hamburger Nachrichten fügen hinzu, aus dem Artikel der Grenzboten gehe hervor, daß die Fiktion, die Ab¬ lehnung des Kolonialsekretärs sei durch eine welfische Intrigue veranlaßt worden, „an der betreffenden Stelle in der Wilhelmstraße tatsächlich und auch wohl dem Kaiser gegenüber festgehalten worden ist". Bevor sich die Hamburger Nach¬ richten zu der Behauptung versteigen, daß der Kaiser in einer solchen Frage vom Reichskanzler absichtlich oder unabsichtlich falsch informiert worden sei, und sich dabei gar noch auf den „Deutschen Boten" und dessen völlig unreife Expektorationen berufen, hätten sie doch besser getan, sich an die leicht erreichbaren vorhandnen Zeugen, zumal an den Grafen Bernstorff zu wenden, der aus seiner Befriedigung über die der Regierung „heimgezahlte Chikane" ja gar kein Hehl gemacht hat und auch wohl heute noch nicht macht. Die Annahme, daß der Deutsche Kaiser in einer solchen Frage vom Reichskanzler falsch unterrichtet werde und daraufhin durch Mitteilung dieser falschen Berichte seine Zuhörer in Erstaunen setze, ist doch zu ungeheuerlich. Ein großes Blatt, das auf sein Ansehen hält, sollte sich doch, bevor es solche Dinge druckt, über den wirklichen Sachverhalt unterrichten! Die Hamburger Zuhörer des Kaisers, die ihr „Erstaunen" auf die Redaktion der Hamburger Nachrichten getragen haben, scheinen ebenfalls ungenügend unterrichtete Leute zu sein, oder — sie haben nicht den Mut gehabt, ihre angeblich bessere In¬ formation dem Kaiser gegenüber geltend zu machen, haben dann also den nämlichen Fehler begangen, den die Hamburger Nachrichten „der Wilhelmstraße", also doch

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_299786/228>, abgerufen am 23.07.2024.