Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Drittes Vierteljahr.Argentinien ertrag der zweiten Ernte mit 3120 K tritt, sodaß sich der Vermögensbestand Landbesitz (schuldenfrei) Einkaufspreis......... 6000 K Mehrbewertung mindestens 25 Prozent........ 1500 " Barbestand................. 2190 " Festes Inventar nach Abzug von SO Prozent für Verbrauch . 800 " Lebendes Inventar............... 720 " Gesamtvermögen 11210 K Wir können hier nicht auf die Details der Stroederschen Zahlen eingehn, Die Erwerbsmöglichkeiten sind in Argentinien nicht allein gut, sondern Argentinien ertrag der zweiten Ernte mit 3120 K tritt, sodaß sich der Vermögensbestand Landbesitz (schuldenfrei) Einkaufspreis......... 6000 K Mehrbewertung mindestens 25 Prozent........ 1500 „ Barbestand................. 2190 „ Festes Inventar nach Abzug von SO Prozent für Verbrauch . 800 „ Lebendes Inventar............... 720 „ Gesamtvermögen 11210 K Wir können hier nicht auf die Details der Stroederschen Zahlen eingehn, Die Erwerbsmöglichkeiten sind in Argentinien nicht allein gut, sondern <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0185" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/299972"/> <fw type="header" place="top"> Argentinien</fw><lb/> <p xml:id="ID_661" prev="#ID_660"> ertrag der zweiten Ernte mit 3120 K tritt, sodaß sich der Vermögensbestand<lb/> am Schluß des zweiten Jahres auf 3555 K beziffert. Nach drei Jahren ist<lb/> der Vermögensstand folgender:</p><lb/> <list> <item> Landbesitz (schuldenfrei) Einkaufspreis......... 6000 K</item> <item> Mehrbewertung mindestens 25 Prozent........ 1500 „</item> <item> Barbestand................. 2190 „</item> <item> Festes Inventar nach Abzug von SO Prozent für Verbrauch . 800 „</item> <item> Lebendes Inventar............... 720 „</item> <item> Gesamtvermögen 11210 K</item> </list><lb/> <p xml:id="ID_662"> Wir können hier nicht auf die Details der Stroederschen Zahlen eingehn,<lb/> es hätte auch wenig Zweck, da solche Zahlen, wenn sie auch noch so gewissen¬<lb/> haft aufgestellt sind, doch diskutierbar bleiben, wir greifen deshalb die inter¬<lb/> essantesten heraus. Zehn Pferde kosten in Argentinien 600 Pesos, ein Pflug<lb/> 100 Pesos, ein Wagen 400 Pesos und eine Kornmähmaschine 550 Pesos<lb/> oder 980 Mark. Diese Zahlen sind vielleicht etwas zu hoch gegriffen;<lb/> wenigstens kaufte man noch vor zehn Jahren in unmittelbarer Nähe der<lb/> Stadt Buenos Aires gute Pferde für 40 bis 60 Pesos (für Stuten zahlte<lb/> man nur 25 K), und N. Roedern nimmt auch in seiner Schrift „Berichtigungen<lb/> über Argentinien" den Ankaufspreis mit 60 Mark an. Das Ackergerät ist<lb/> allerdings in Argentinien rasend teuer, es nutzt sich aber auch viel langsamer<lb/> ab, da der Boden fast überall völlig steinfrei und die Feldbearbeitung schon<lb/> durch den Wegfall des Düngers viel einfacher ist als in Europa. In seinen<lb/> Ernteschützungen ist Herr Stroeder vorsichtig. Er nimmt in seiner Rentabili¬<lb/> tätsberechnung zwölf Zentner für den Hektar an, was nach meinen Erfahrungen<lb/> für den Norden von Buenos Aires und Santa Fe zu wenig ist, dagegen<lb/> scheint es mir nicht gut möglich, daß ein Mann 50 bis 75 Hektar allein be¬<lb/> arbeiten kann, wenn diese Bearbeitung auch noch so einfach sein mag. Alles<lb/> in allem kann man aber der Stroederschen Aufstellung nicht den Vorwurf<lb/> der Schönfärberei machen, mag sich auch die Bilanz schließlich ungünstiger<lb/> stellen, als nach der meines Erachtens vorsichtig und gewissenhaft aufgestellten<lb/> Stroederschen Rechnung, so ist doch erwiesen, daß ein fleißiger deutscher Bauer<lb/> mit etwas Kapital in Argentinien sein gutes Auskommen finden wird, zumal<lb/> da überall in der Republik Land auch billig gepachtet werden kann. Der<lb/> Pachtpreis beträgt durchschnittlich 4 bis 6 Pesos für den Hektar und das<lb/> Jahr und kann meist auch durch einen bestimmten Anteil am Ernteertrage<lb/> (10 bis 15 Prozent) gedeckt werden. Um hundert Hektar zu pachten und sich<lb/> einzurichten braucht man durchschnittlich 3000 Pesos oder 5500 Mark.</p><lb/> <p xml:id="ID_663" next="#ID_664"> Die Erwerbsmöglichkeiten sind in Argentinien nicht allein gut, sondern<lb/> auch sicher. Die Verhältnisse haben sich so weit befestigt, daß heute ein<lb/> Gauchohüuptling in Buenos Aires keine Rolle mehr spielen kann, wie denn<lb/> die argentinische Geschichte, trotz Don Juan Manuel Rosas Schreckensherr¬<lb/> schaft, von Chile und Brasilien abgesehen, die am wenigsten blutige und Abscheu</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0185]
Argentinien
ertrag der zweiten Ernte mit 3120 K tritt, sodaß sich der Vermögensbestand
am Schluß des zweiten Jahres auf 3555 K beziffert. Nach drei Jahren ist
der Vermögensstand folgender:
Landbesitz (schuldenfrei) Einkaufspreis......... 6000 K
Mehrbewertung mindestens 25 Prozent........ 1500 „
Barbestand................. 2190 „
Festes Inventar nach Abzug von SO Prozent für Verbrauch . 800 „
Lebendes Inventar............... 720 „
Gesamtvermögen 11210 K
Wir können hier nicht auf die Details der Stroederschen Zahlen eingehn,
es hätte auch wenig Zweck, da solche Zahlen, wenn sie auch noch so gewissen¬
haft aufgestellt sind, doch diskutierbar bleiben, wir greifen deshalb die inter¬
essantesten heraus. Zehn Pferde kosten in Argentinien 600 Pesos, ein Pflug
100 Pesos, ein Wagen 400 Pesos und eine Kornmähmaschine 550 Pesos
oder 980 Mark. Diese Zahlen sind vielleicht etwas zu hoch gegriffen;
wenigstens kaufte man noch vor zehn Jahren in unmittelbarer Nähe der
Stadt Buenos Aires gute Pferde für 40 bis 60 Pesos (für Stuten zahlte
man nur 25 K), und N. Roedern nimmt auch in seiner Schrift „Berichtigungen
über Argentinien" den Ankaufspreis mit 60 Mark an. Das Ackergerät ist
allerdings in Argentinien rasend teuer, es nutzt sich aber auch viel langsamer
ab, da der Boden fast überall völlig steinfrei und die Feldbearbeitung schon
durch den Wegfall des Düngers viel einfacher ist als in Europa. In seinen
Ernteschützungen ist Herr Stroeder vorsichtig. Er nimmt in seiner Rentabili¬
tätsberechnung zwölf Zentner für den Hektar an, was nach meinen Erfahrungen
für den Norden von Buenos Aires und Santa Fe zu wenig ist, dagegen
scheint es mir nicht gut möglich, daß ein Mann 50 bis 75 Hektar allein be¬
arbeiten kann, wenn diese Bearbeitung auch noch so einfach sein mag. Alles
in allem kann man aber der Stroederschen Aufstellung nicht den Vorwurf
der Schönfärberei machen, mag sich auch die Bilanz schließlich ungünstiger
stellen, als nach der meines Erachtens vorsichtig und gewissenhaft aufgestellten
Stroederschen Rechnung, so ist doch erwiesen, daß ein fleißiger deutscher Bauer
mit etwas Kapital in Argentinien sein gutes Auskommen finden wird, zumal
da überall in der Republik Land auch billig gepachtet werden kann. Der
Pachtpreis beträgt durchschnittlich 4 bis 6 Pesos für den Hektar und das
Jahr und kann meist auch durch einen bestimmten Anteil am Ernteertrage
(10 bis 15 Prozent) gedeckt werden. Um hundert Hektar zu pachten und sich
einzurichten braucht man durchschnittlich 3000 Pesos oder 5500 Mark.
Die Erwerbsmöglichkeiten sind in Argentinien nicht allein gut, sondern
auch sicher. Die Verhältnisse haben sich so weit befestigt, daß heute ein
Gauchohüuptling in Buenos Aires keine Rolle mehr spielen kann, wie denn
die argentinische Geschichte, trotz Don Juan Manuel Rosas Schreckensherr¬
schaft, von Chile und Brasilien abgesehen, die am wenigsten blutige und Abscheu
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