Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Goethe, Rand und "Lhamberlain

welches wir derselben unterzulegen pflegen, respektabler, wenn wir selbst ihre Kraft
bedingt annehmen und einsehen lernen, daß sie ebensogut von anßen als nach außen,
von innen als nach innen bildet? Der Fisch ist für das Wasser da, scheint mir
viel weniger zu sagen, als: der Fisch ist in dem Wasser und durch das Wasser
da; deun dieses letzte drückt viel deutlicher aus, was in dem erstem nur dunkel
verborgen liegt, nämlich die Existenz eines Geschöpfes, welches wir Fisch nennen,
sei nur unter der Bedingung eines Elements, das wir Wasser nennen, möglich,
nicht allein, um darin zu sein, sondern auch, um darin zu werden. sAn einer
andern Stelle schreibt er: "Hier wird nicht nach Ursachen gefragt, sondern nach
Bedingungen, unter welchen die Phänomene erscheinen."^ Eben dieses gilt von allen
übrigen Geschöpfen. Dieses wäre also die erste und allgemeinste Betrachtung von
innen nach außen und von außen nach innen. Die entschiede Gestalt ist gleichsam
der innere Kern, welcher durch die Determination des äußern Elements sich verschieden
bildet. sAlso der Typus, die Gestalt ist gegeben, wird durch den Mechanismus
der Umgebung nicht gebildet, sondern nur umgebildetes Eben dadurch erhält ein
Tier seiue Zweckmäßigkeit nach außen, weil es von außen so gut als von innen
gebildet worden; und was noch mehr, aber natürlich ist, weil das äußere Element
die äußere Gestalt eher nach sich als die innere umbilden kann. Wir können dieses
am besten bei den Robbenarten sehen, deren Äußeres soviel von der Fischgestalt
annimmt, wenn ihr Skelett uns noch das vollkommne vierfüßige Tier darstellt.
Wir treten also weder der Urkraft der Natur noch der Weisheit und der Macht
eines Schöpfers zu nahe, wenn wir annehmen, daß jene mittelbar zu Werke gehe,
diese mittelbar im Anfange der Dinge zu Werke gegangen sei. Ist es nicht dieser
großen Kraft anständig, daß sie das Einfache einfach, das Zusammengesetzte zusammen¬
gesetzt hervorbringe? Treten wir ihrer Macht zu nahe, wenn wir behaupten: sie
habe ohne Wasser keine Fische, ohne Luft keine Vögel, ohne Erde keine übrigen
Tiere hervorbringen können, so wenig als sich die Geschöpfe ohne die Bedingung
dieser Elemente existierend denken lassen? Gibt es nicht einen schönern Blick in
den geheimnisreichen Bau der Bildung, welche, wie nun immer mehr allgemein
anerkannt wird, nach einem einzigen Muster gebaut ist, wenn wir, nachdem wir
das einzige Muster immer genauer erforscht und erkannt haben, nunmehr fragen
und untersuchen: Was wirkt ein allgemeines Element auf eben diese allgemeine
Gestalt? Was wirkt die determinierte und determinierende Gestalt diesen Elementen
entgegen? Was entsteht durch diese Wirkung für eine Gestalt der festen, der
Welchem, der innersten und der äußersten Teile? ... Die Teile des Tieres, ihre
Gestalt untereinander, ihr Verhältnis, ihre besondern Eigenschaften bestimmen die
Lebensbedürfnisse des Geschöpfs. ... Wir denken uns also das abgeschlossene Tier
als eine kleine Welt, die um ihrer selbst willen und durch sich selbst da ist. So
ist auch jedes Geschöpf Zweck seiner selbst, und weil alle seine Teile in der un¬
mittelbarsten Wechselwirkung stehn, ein Verhältnis gegeneinander haben und dadurch
den Kreis des Lebens immer erneuern, so ist auch jedes Tier als physiologisch
vollkommen anzusehen. Kein Teil desselben ist. von innen betrachtet, unnütz, oder
wie man sich manchmal vorstellt, durch deu Bildungstrieb gleichsam willkürlich
hervorgebracht, obgleich Teile nach außen zu unnütz erscheinen können, well der
innere Zusammenhang der tierischen Natur sie so gestaltete, ohne sich um die äußern
Verhältnisse zu bekümmern. Man wird also künftig von solchen Gliedern wie zum
Beispiel von den Eckzähnen des 8us IZMrussa, sHirschebersZ nicht fragen, wozu
dienen sie? sondern woher entspringen sie? Man wird nicht behaupten, einem
Stier seien die Hörner gegeben, daß er stoße, sondern man wird untersuchen, wie
er Hörner haben könne, um zu stoßen.

Zur Bezeichnung des geheimnisvollen Etwas, das in den Organismen
gestaltend wirkt, schreibt Goethe in einer seiner Kcmtstudicn, habe man es init
allerlei Ausdrücken versucht. "Nun gewann Blumenbach das Höchste und


Goethe, Rand und «Lhamberlain

welches wir derselben unterzulegen pflegen, respektabler, wenn wir selbst ihre Kraft
bedingt annehmen und einsehen lernen, daß sie ebensogut von anßen als nach außen,
von innen als nach innen bildet? Der Fisch ist für das Wasser da, scheint mir
viel weniger zu sagen, als: der Fisch ist in dem Wasser und durch das Wasser
da; deun dieses letzte drückt viel deutlicher aus, was in dem erstem nur dunkel
verborgen liegt, nämlich die Existenz eines Geschöpfes, welches wir Fisch nennen,
sei nur unter der Bedingung eines Elements, das wir Wasser nennen, möglich,
nicht allein, um darin zu sein, sondern auch, um darin zu werden. sAn einer
andern Stelle schreibt er: „Hier wird nicht nach Ursachen gefragt, sondern nach
Bedingungen, unter welchen die Phänomene erscheinen."^ Eben dieses gilt von allen
übrigen Geschöpfen. Dieses wäre also die erste und allgemeinste Betrachtung von
innen nach außen und von außen nach innen. Die entschiede Gestalt ist gleichsam
der innere Kern, welcher durch die Determination des äußern Elements sich verschieden
bildet. sAlso der Typus, die Gestalt ist gegeben, wird durch den Mechanismus
der Umgebung nicht gebildet, sondern nur umgebildetes Eben dadurch erhält ein
Tier seiue Zweckmäßigkeit nach außen, weil es von außen so gut als von innen
gebildet worden; und was noch mehr, aber natürlich ist, weil das äußere Element
die äußere Gestalt eher nach sich als die innere umbilden kann. Wir können dieses
am besten bei den Robbenarten sehen, deren Äußeres soviel von der Fischgestalt
annimmt, wenn ihr Skelett uns noch das vollkommne vierfüßige Tier darstellt.
Wir treten also weder der Urkraft der Natur noch der Weisheit und der Macht
eines Schöpfers zu nahe, wenn wir annehmen, daß jene mittelbar zu Werke gehe,
diese mittelbar im Anfange der Dinge zu Werke gegangen sei. Ist es nicht dieser
großen Kraft anständig, daß sie das Einfache einfach, das Zusammengesetzte zusammen¬
gesetzt hervorbringe? Treten wir ihrer Macht zu nahe, wenn wir behaupten: sie
habe ohne Wasser keine Fische, ohne Luft keine Vögel, ohne Erde keine übrigen
Tiere hervorbringen können, so wenig als sich die Geschöpfe ohne die Bedingung
dieser Elemente existierend denken lassen? Gibt es nicht einen schönern Blick in
den geheimnisreichen Bau der Bildung, welche, wie nun immer mehr allgemein
anerkannt wird, nach einem einzigen Muster gebaut ist, wenn wir, nachdem wir
das einzige Muster immer genauer erforscht und erkannt haben, nunmehr fragen
und untersuchen: Was wirkt ein allgemeines Element auf eben diese allgemeine
Gestalt? Was wirkt die determinierte und determinierende Gestalt diesen Elementen
entgegen? Was entsteht durch diese Wirkung für eine Gestalt der festen, der
Welchem, der innersten und der äußersten Teile? ... Die Teile des Tieres, ihre
Gestalt untereinander, ihr Verhältnis, ihre besondern Eigenschaften bestimmen die
Lebensbedürfnisse des Geschöpfs. ... Wir denken uns also das abgeschlossene Tier
als eine kleine Welt, die um ihrer selbst willen und durch sich selbst da ist. So
ist auch jedes Geschöpf Zweck seiner selbst, und weil alle seine Teile in der un¬
mittelbarsten Wechselwirkung stehn, ein Verhältnis gegeneinander haben und dadurch
den Kreis des Lebens immer erneuern, so ist auch jedes Tier als physiologisch
vollkommen anzusehen. Kein Teil desselben ist. von innen betrachtet, unnütz, oder
wie man sich manchmal vorstellt, durch deu Bildungstrieb gleichsam willkürlich
hervorgebracht, obgleich Teile nach außen zu unnütz erscheinen können, well der
innere Zusammenhang der tierischen Natur sie so gestaltete, ohne sich um die äußern
Verhältnisse zu bekümmern. Man wird also künftig von solchen Gliedern wie zum
Beispiel von den Eckzähnen des 8us IZMrussa, sHirschebersZ nicht fragen, wozu
dienen sie? sondern woher entspringen sie? Man wird nicht behaupten, einem
Stier seien die Hörner gegeben, daß er stoße, sondern man wird untersuchen, wie
er Hörner haben könne, um zu stoßen.

Zur Bezeichnung des geheimnisvollen Etwas, das in den Organismen
gestaltend wirkt, schreibt Goethe in einer seiner Kcmtstudicn, habe man es init
allerlei Ausdrücken versucht. „Nun gewann Blumenbach das Höchste und


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0531" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/299572"/>
          <fw type="header" place="top"> Goethe, Rand und «Lhamberlain</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_2371" prev="#ID_2370"> welches wir derselben unterzulegen pflegen, respektabler, wenn wir selbst ihre Kraft<lb/>
bedingt annehmen und einsehen lernen, daß sie ebensogut von anßen als nach außen,<lb/>
von innen als nach innen bildet? Der Fisch ist für das Wasser da, scheint mir<lb/>
viel weniger zu sagen, als: der Fisch ist in dem Wasser und durch das Wasser<lb/>
da; deun dieses letzte drückt viel deutlicher aus, was in dem erstem nur dunkel<lb/>
verborgen liegt, nämlich die Existenz eines Geschöpfes, welches wir Fisch nennen,<lb/>
sei nur unter der Bedingung eines Elements, das wir Wasser nennen, möglich,<lb/>
nicht allein, um darin zu sein, sondern auch, um darin zu werden. sAn einer<lb/>
andern Stelle schreibt er: &#x201E;Hier wird nicht nach Ursachen gefragt, sondern nach<lb/>
Bedingungen, unter welchen die Phänomene erscheinen."^ Eben dieses gilt von allen<lb/>
übrigen Geschöpfen. Dieses wäre also die erste und allgemeinste Betrachtung von<lb/>
innen nach außen und von außen nach innen. Die entschiede Gestalt ist gleichsam<lb/>
der innere Kern, welcher durch die Determination des äußern Elements sich verschieden<lb/>
bildet. sAlso der Typus, die Gestalt ist gegeben, wird durch den Mechanismus<lb/>
der Umgebung nicht gebildet, sondern nur umgebildetes Eben dadurch erhält ein<lb/>
Tier seiue Zweckmäßigkeit nach außen, weil es von außen so gut als von innen<lb/>
gebildet worden; und was noch mehr, aber natürlich ist, weil das äußere Element<lb/>
die äußere Gestalt eher nach sich als die innere umbilden kann. Wir können dieses<lb/>
am besten bei den Robbenarten sehen, deren Äußeres soviel von der Fischgestalt<lb/>
annimmt, wenn ihr Skelett uns noch das vollkommne vierfüßige Tier darstellt.<lb/>
Wir treten also weder der Urkraft der Natur noch der Weisheit und der Macht<lb/>
eines Schöpfers zu nahe, wenn wir annehmen, daß jene mittelbar zu Werke gehe,<lb/>
diese mittelbar im Anfange der Dinge zu Werke gegangen sei. Ist es nicht dieser<lb/>
großen Kraft anständig, daß sie das Einfache einfach, das Zusammengesetzte zusammen¬<lb/>
gesetzt hervorbringe? Treten wir ihrer Macht zu nahe, wenn wir behaupten: sie<lb/>
habe ohne Wasser keine Fische, ohne Luft keine Vögel, ohne Erde keine übrigen<lb/>
Tiere hervorbringen können, so wenig als sich die Geschöpfe ohne die Bedingung<lb/>
dieser Elemente existierend denken lassen? Gibt es nicht einen schönern Blick in<lb/>
den geheimnisreichen Bau der Bildung, welche, wie nun immer mehr allgemein<lb/>
anerkannt wird, nach einem einzigen Muster gebaut ist, wenn wir, nachdem wir<lb/>
das einzige Muster immer genauer erforscht und erkannt haben, nunmehr fragen<lb/>
und untersuchen: Was wirkt ein allgemeines Element auf eben diese allgemeine<lb/>
Gestalt? Was wirkt die determinierte und determinierende Gestalt diesen Elementen<lb/>
entgegen? Was entsteht durch diese Wirkung für eine Gestalt der festen, der<lb/>
Welchem, der innersten und der äußersten Teile? ... Die Teile des Tieres, ihre<lb/>
Gestalt untereinander, ihr Verhältnis, ihre besondern Eigenschaften bestimmen die<lb/>
Lebensbedürfnisse des Geschöpfs. ... Wir denken uns also das abgeschlossene Tier<lb/>
als eine kleine Welt, die um ihrer selbst willen und durch sich selbst da ist. So<lb/>
ist auch jedes Geschöpf Zweck seiner selbst, und weil alle seine Teile in der un¬<lb/>
mittelbarsten Wechselwirkung stehn, ein Verhältnis gegeneinander haben und dadurch<lb/>
den Kreis des Lebens immer erneuern, so ist auch jedes Tier als physiologisch<lb/>
vollkommen anzusehen. Kein Teil desselben ist. von innen betrachtet, unnütz, oder<lb/>
wie man sich manchmal vorstellt, durch deu Bildungstrieb gleichsam willkürlich<lb/>
hervorgebracht, obgleich Teile nach außen zu unnütz erscheinen können, well der<lb/>
innere Zusammenhang der tierischen Natur sie so gestaltete, ohne sich um die äußern<lb/>
Verhältnisse zu bekümmern. Man wird also künftig von solchen Gliedern wie zum<lb/>
Beispiel von den Eckzähnen des 8us IZMrussa, sHirschebersZ nicht fragen, wozu<lb/>
dienen sie? sondern woher entspringen sie? Man wird nicht behaupten, einem<lb/>
Stier seien die Hörner gegeben, daß er stoße, sondern man wird untersuchen, wie<lb/>
er Hörner haben könne, um zu stoßen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2372" next="#ID_2373"> Zur Bezeichnung des geheimnisvollen Etwas, das in den Organismen<lb/>
gestaltend wirkt, schreibt Goethe in einer seiner Kcmtstudicn, habe man es init<lb/>
allerlei Ausdrücken versucht.  &#x201E;Nun gewann Blumenbach das Höchste und</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0531] Goethe, Rand und «Lhamberlain welches wir derselben unterzulegen pflegen, respektabler, wenn wir selbst ihre Kraft bedingt annehmen und einsehen lernen, daß sie ebensogut von anßen als nach außen, von innen als nach innen bildet? Der Fisch ist für das Wasser da, scheint mir viel weniger zu sagen, als: der Fisch ist in dem Wasser und durch das Wasser da; deun dieses letzte drückt viel deutlicher aus, was in dem erstem nur dunkel verborgen liegt, nämlich die Existenz eines Geschöpfes, welches wir Fisch nennen, sei nur unter der Bedingung eines Elements, das wir Wasser nennen, möglich, nicht allein, um darin zu sein, sondern auch, um darin zu werden. sAn einer andern Stelle schreibt er: „Hier wird nicht nach Ursachen gefragt, sondern nach Bedingungen, unter welchen die Phänomene erscheinen."^ Eben dieses gilt von allen übrigen Geschöpfen. Dieses wäre also die erste und allgemeinste Betrachtung von innen nach außen und von außen nach innen. Die entschiede Gestalt ist gleichsam der innere Kern, welcher durch die Determination des äußern Elements sich verschieden bildet. sAlso der Typus, die Gestalt ist gegeben, wird durch den Mechanismus der Umgebung nicht gebildet, sondern nur umgebildetes Eben dadurch erhält ein Tier seiue Zweckmäßigkeit nach außen, weil es von außen so gut als von innen gebildet worden; und was noch mehr, aber natürlich ist, weil das äußere Element die äußere Gestalt eher nach sich als die innere umbilden kann. Wir können dieses am besten bei den Robbenarten sehen, deren Äußeres soviel von der Fischgestalt annimmt, wenn ihr Skelett uns noch das vollkommne vierfüßige Tier darstellt. Wir treten also weder der Urkraft der Natur noch der Weisheit und der Macht eines Schöpfers zu nahe, wenn wir annehmen, daß jene mittelbar zu Werke gehe, diese mittelbar im Anfange der Dinge zu Werke gegangen sei. Ist es nicht dieser großen Kraft anständig, daß sie das Einfache einfach, das Zusammengesetzte zusammen¬ gesetzt hervorbringe? Treten wir ihrer Macht zu nahe, wenn wir behaupten: sie habe ohne Wasser keine Fische, ohne Luft keine Vögel, ohne Erde keine übrigen Tiere hervorbringen können, so wenig als sich die Geschöpfe ohne die Bedingung dieser Elemente existierend denken lassen? Gibt es nicht einen schönern Blick in den geheimnisreichen Bau der Bildung, welche, wie nun immer mehr allgemein anerkannt wird, nach einem einzigen Muster gebaut ist, wenn wir, nachdem wir das einzige Muster immer genauer erforscht und erkannt haben, nunmehr fragen und untersuchen: Was wirkt ein allgemeines Element auf eben diese allgemeine Gestalt? Was wirkt die determinierte und determinierende Gestalt diesen Elementen entgegen? Was entsteht durch diese Wirkung für eine Gestalt der festen, der Welchem, der innersten und der äußersten Teile? ... Die Teile des Tieres, ihre Gestalt untereinander, ihr Verhältnis, ihre besondern Eigenschaften bestimmen die Lebensbedürfnisse des Geschöpfs. ... Wir denken uns also das abgeschlossene Tier als eine kleine Welt, die um ihrer selbst willen und durch sich selbst da ist. So ist auch jedes Geschöpf Zweck seiner selbst, und weil alle seine Teile in der un¬ mittelbarsten Wechselwirkung stehn, ein Verhältnis gegeneinander haben und dadurch den Kreis des Lebens immer erneuern, so ist auch jedes Tier als physiologisch vollkommen anzusehen. Kein Teil desselben ist. von innen betrachtet, unnütz, oder wie man sich manchmal vorstellt, durch deu Bildungstrieb gleichsam willkürlich hervorgebracht, obgleich Teile nach außen zu unnütz erscheinen können, well der innere Zusammenhang der tierischen Natur sie so gestaltete, ohne sich um die äußern Verhältnisse zu bekümmern. Man wird also künftig von solchen Gliedern wie zum Beispiel von den Eckzähnen des 8us IZMrussa, sHirschebersZ nicht fragen, wozu dienen sie? sondern woher entspringen sie? Man wird nicht behaupten, einem Stier seien die Hörner gegeben, daß er stoße, sondern man wird untersuchen, wie er Hörner haben könne, um zu stoßen. Zur Bezeichnung des geheimnisvollen Etwas, das in den Organismen gestaltend wirkt, schreibt Goethe in einer seiner Kcmtstudicn, habe man es init allerlei Ausdrücken versucht. „Nun gewann Blumenbach das Höchste und

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_299040
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_299040/531
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_299040/531>, abgerufen am 29.12.2024.