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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr.

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Goethe, Aare und Lhamberlain

bewußter Naivität und glaubte wirklich, ich sähe meine Meinungen vor Augen. So¬
bald aber jener Streit zur Sprache kam, mochte ich mich gern auf diejenige Seite
stellen, welche dem Menschen am meisten Ehre macht, und gab allen Freunden voll¬
kommen Beifall, die mit Kant behaupteten, wenngleich alle unsre Erkenntnis mit
der Erfahrung eingehe, so entspringe sie doch nicht eben alle aus der Erfahrung.
Die Erkenntnisse a priori ließ ich mir auch gefallen, sowie die synthetischen Urteile
a priori; denn hatte ich doch in meinem ganzen Leben, dichtend und beobachtend,
synthetisch, und dann wieder analytisch Verfahren; die Systole und Diastole des
menschlichen Geistes war mir, wie ein zweites Atemholen, niemals getrennt, immer
pulsierend. Für alles dieses jedoch hatte ich keine Worte, noch weniger Phrasen;
nun aber schien zum erstenmal eine Theorie mich anzulächeln. Der Eingang war
es, der mir gefiel; ins Labyrinth selbst konnt ich mich nicht wagen: bald hinderte
mich die Dichtungsgabe, bald der Menschenverstand, und ich fühlte mich nirgend
gebessert. . . . Nun aber kam die Kritik der Urteilskraft mir zu Händen, und dieser
bin ich eine höchst frohe Lebensepoche schuldig. Hier sah ich meine disparcitesten
Beschäftigungen nebeneinandergestellt, Kunst und Naturerzeugnisse, eins behandelt
wie das andre, ästhetische und teleologische Urteilskraft erleuchteten sich wechsels¬
weise. Wenn auch meiner Vorstellungsart nicht eben immer dem Verfasser sich zu
fügen möglich werden konnte, so waren doch die großen Hauptgedanken des Werks
meinem bisherigen Schaffen, Tun und Denken ganz analog; das innere Leben der
Kunst sowie der Natur, ihr beiderseitiges Wirken von innen heraus war im Buche
deutlich ausgesprochen. Die Erzeugnisse dieser zwei unendlichen Welten sollten um
ihrer selbst willen da sein, und was neben einander stand, wohl für einander, aber
nicht absichtlich wegen einander. Meine Abneigung gegen die Endursachen war
nun geregelt und gerechtfertigt; ich konnte deutlich Zweck und Wirkung unterscheiden,
ich begriff auch, warum der Menschenverstand beides oft verwechselt. Mich freute,
daß Dichtkunst und Naturkunde so nahe miteinander verwandt seien, indem beide
sich derselben Urteilskraft unterwerfen.

Also die Abneigung gegen Zwecke und die Anerkennung einer innern Not¬
wendigkeit, die dem Kunstwerk wie dem Tiere seine Gestalt gebe, das war es,
was ihn mit Kant verband. In Beziehung auf das Kunstwerk hat ohne Zweifel
die allerpersönlichste Erfahrung sein Urteil bestimmt. Ist es doch bekannt, daß
er sich manchmal des Nachts gedrängt fühlte, aufzustehn, um ein plötzlich in
seiner Seele fertig gewordnes Gedicht auf das immer bereitliegende Blatt hin¬
zuwerfen, das er sich nicht einmal gerade zu rücken die Zeit nehmen dürfte,
sodaß die Zeiten diagonal zu stehn kamen. In Tieren und Pflanzen aber liebte
er die Schönheit und den wunderbaren Bau viel zu sehr, als daß es ihm uicht
widerstrebt Hütte, ein solches Geschöpf und seine Einrichtung und seine Eigen¬
schaften nur als einen Gebrauchs- oder Genußgegenstand für Menschen zu be¬
trachten, zumal da ja, wie auch Ratzel einmal hervorgehoben hat, in Urwäldern
und Meerestiefen unzählige herrliche Geschöpfe leben und vergehn, die nie ein
Mensch zu sehen, geschweige denn zu nutzen bekommt. Goethe schreibt über die
teleologische Auffassung unter anderen:

Der Mensch ist gewohnt, die Dinge nur in dem Maße zu schätzen, als sie ihm
nützlich sind, und da er seiner Natur und Lage nach sich für das Letzte der Schöpfung
halten muß: warum sollte er auch nicht denken, daß er ihr letzter Endzweck sei?
Warum sollte sich seine Eitelkeit nicht den kleinen Trugschluß erlauben? Weil er
die Sachen braucht und brauchen kann, so folgert er daraus: sie seien hervorgebracht,
daß er sie brauche. Warum soll er nicht die Widersprüche, die er findet, lieber auf
eine abenteuerliche Weise heben, als von den Forderungen, in denen er sich einmal


Goethe, Aare und Lhamberlain

bewußter Naivität und glaubte wirklich, ich sähe meine Meinungen vor Augen. So¬
bald aber jener Streit zur Sprache kam, mochte ich mich gern auf diejenige Seite
stellen, welche dem Menschen am meisten Ehre macht, und gab allen Freunden voll¬
kommen Beifall, die mit Kant behaupteten, wenngleich alle unsre Erkenntnis mit
der Erfahrung eingehe, so entspringe sie doch nicht eben alle aus der Erfahrung.
Die Erkenntnisse a priori ließ ich mir auch gefallen, sowie die synthetischen Urteile
a priori; denn hatte ich doch in meinem ganzen Leben, dichtend und beobachtend,
synthetisch, und dann wieder analytisch Verfahren; die Systole und Diastole des
menschlichen Geistes war mir, wie ein zweites Atemholen, niemals getrennt, immer
pulsierend. Für alles dieses jedoch hatte ich keine Worte, noch weniger Phrasen;
nun aber schien zum erstenmal eine Theorie mich anzulächeln. Der Eingang war
es, der mir gefiel; ins Labyrinth selbst konnt ich mich nicht wagen: bald hinderte
mich die Dichtungsgabe, bald der Menschenverstand, und ich fühlte mich nirgend
gebessert. . . . Nun aber kam die Kritik der Urteilskraft mir zu Händen, und dieser
bin ich eine höchst frohe Lebensepoche schuldig. Hier sah ich meine disparcitesten
Beschäftigungen nebeneinandergestellt, Kunst und Naturerzeugnisse, eins behandelt
wie das andre, ästhetische und teleologische Urteilskraft erleuchteten sich wechsels¬
weise. Wenn auch meiner Vorstellungsart nicht eben immer dem Verfasser sich zu
fügen möglich werden konnte, so waren doch die großen Hauptgedanken des Werks
meinem bisherigen Schaffen, Tun und Denken ganz analog; das innere Leben der
Kunst sowie der Natur, ihr beiderseitiges Wirken von innen heraus war im Buche
deutlich ausgesprochen. Die Erzeugnisse dieser zwei unendlichen Welten sollten um
ihrer selbst willen da sein, und was neben einander stand, wohl für einander, aber
nicht absichtlich wegen einander. Meine Abneigung gegen die Endursachen war
nun geregelt und gerechtfertigt; ich konnte deutlich Zweck und Wirkung unterscheiden,
ich begriff auch, warum der Menschenverstand beides oft verwechselt. Mich freute,
daß Dichtkunst und Naturkunde so nahe miteinander verwandt seien, indem beide
sich derselben Urteilskraft unterwerfen.

Also die Abneigung gegen Zwecke und die Anerkennung einer innern Not¬
wendigkeit, die dem Kunstwerk wie dem Tiere seine Gestalt gebe, das war es,
was ihn mit Kant verband. In Beziehung auf das Kunstwerk hat ohne Zweifel
die allerpersönlichste Erfahrung sein Urteil bestimmt. Ist es doch bekannt, daß
er sich manchmal des Nachts gedrängt fühlte, aufzustehn, um ein plötzlich in
seiner Seele fertig gewordnes Gedicht auf das immer bereitliegende Blatt hin¬
zuwerfen, das er sich nicht einmal gerade zu rücken die Zeit nehmen dürfte,
sodaß die Zeiten diagonal zu stehn kamen. In Tieren und Pflanzen aber liebte
er die Schönheit und den wunderbaren Bau viel zu sehr, als daß es ihm uicht
widerstrebt Hütte, ein solches Geschöpf und seine Einrichtung und seine Eigen¬
schaften nur als einen Gebrauchs- oder Genußgegenstand für Menschen zu be¬
trachten, zumal da ja, wie auch Ratzel einmal hervorgehoben hat, in Urwäldern
und Meerestiefen unzählige herrliche Geschöpfe leben und vergehn, die nie ein
Mensch zu sehen, geschweige denn zu nutzen bekommt. Goethe schreibt über die
teleologische Auffassung unter anderen:

Der Mensch ist gewohnt, die Dinge nur in dem Maße zu schätzen, als sie ihm
nützlich sind, und da er seiner Natur und Lage nach sich für das Letzte der Schöpfung
halten muß: warum sollte er auch nicht denken, daß er ihr letzter Endzweck sei?
Warum sollte sich seine Eitelkeit nicht den kleinen Trugschluß erlauben? Weil er
die Sachen braucht und brauchen kann, so folgert er daraus: sie seien hervorgebracht,
daß er sie brauche. Warum soll er nicht die Widersprüche, die er findet, lieber auf
eine abenteuerliche Weise heben, als von den Forderungen, in denen er sich einmal


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[0528] Goethe, Aare und Lhamberlain bewußter Naivität und glaubte wirklich, ich sähe meine Meinungen vor Augen. So¬ bald aber jener Streit zur Sprache kam, mochte ich mich gern auf diejenige Seite stellen, welche dem Menschen am meisten Ehre macht, und gab allen Freunden voll¬ kommen Beifall, die mit Kant behaupteten, wenngleich alle unsre Erkenntnis mit der Erfahrung eingehe, so entspringe sie doch nicht eben alle aus der Erfahrung. Die Erkenntnisse a priori ließ ich mir auch gefallen, sowie die synthetischen Urteile a priori; denn hatte ich doch in meinem ganzen Leben, dichtend und beobachtend, synthetisch, und dann wieder analytisch Verfahren; die Systole und Diastole des menschlichen Geistes war mir, wie ein zweites Atemholen, niemals getrennt, immer pulsierend. Für alles dieses jedoch hatte ich keine Worte, noch weniger Phrasen; nun aber schien zum erstenmal eine Theorie mich anzulächeln. Der Eingang war es, der mir gefiel; ins Labyrinth selbst konnt ich mich nicht wagen: bald hinderte mich die Dichtungsgabe, bald der Menschenverstand, und ich fühlte mich nirgend gebessert. . . . Nun aber kam die Kritik der Urteilskraft mir zu Händen, und dieser bin ich eine höchst frohe Lebensepoche schuldig. Hier sah ich meine disparcitesten Beschäftigungen nebeneinandergestellt, Kunst und Naturerzeugnisse, eins behandelt wie das andre, ästhetische und teleologische Urteilskraft erleuchteten sich wechsels¬ weise. Wenn auch meiner Vorstellungsart nicht eben immer dem Verfasser sich zu fügen möglich werden konnte, so waren doch die großen Hauptgedanken des Werks meinem bisherigen Schaffen, Tun und Denken ganz analog; das innere Leben der Kunst sowie der Natur, ihr beiderseitiges Wirken von innen heraus war im Buche deutlich ausgesprochen. Die Erzeugnisse dieser zwei unendlichen Welten sollten um ihrer selbst willen da sein, und was neben einander stand, wohl für einander, aber nicht absichtlich wegen einander. Meine Abneigung gegen die Endursachen war nun geregelt und gerechtfertigt; ich konnte deutlich Zweck und Wirkung unterscheiden, ich begriff auch, warum der Menschenverstand beides oft verwechselt. Mich freute, daß Dichtkunst und Naturkunde so nahe miteinander verwandt seien, indem beide sich derselben Urteilskraft unterwerfen. Also die Abneigung gegen Zwecke und die Anerkennung einer innern Not¬ wendigkeit, die dem Kunstwerk wie dem Tiere seine Gestalt gebe, das war es, was ihn mit Kant verband. In Beziehung auf das Kunstwerk hat ohne Zweifel die allerpersönlichste Erfahrung sein Urteil bestimmt. Ist es doch bekannt, daß er sich manchmal des Nachts gedrängt fühlte, aufzustehn, um ein plötzlich in seiner Seele fertig gewordnes Gedicht auf das immer bereitliegende Blatt hin¬ zuwerfen, das er sich nicht einmal gerade zu rücken die Zeit nehmen dürfte, sodaß die Zeiten diagonal zu stehn kamen. In Tieren und Pflanzen aber liebte er die Schönheit und den wunderbaren Bau viel zu sehr, als daß es ihm uicht widerstrebt Hütte, ein solches Geschöpf und seine Einrichtung und seine Eigen¬ schaften nur als einen Gebrauchs- oder Genußgegenstand für Menschen zu be¬ trachten, zumal da ja, wie auch Ratzel einmal hervorgehoben hat, in Urwäldern und Meerestiefen unzählige herrliche Geschöpfe leben und vergehn, die nie ein Mensch zu sehen, geschweige denn zu nutzen bekommt. Goethe schreibt über die teleologische Auffassung unter anderen: Der Mensch ist gewohnt, die Dinge nur in dem Maße zu schätzen, als sie ihm nützlich sind, und da er seiner Natur und Lage nach sich für das Letzte der Schöpfung halten muß: warum sollte er auch nicht denken, daß er ihr letzter Endzweck sei? Warum sollte sich seine Eitelkeit nicht den kleinen Trugschluß erlauben? Weil er die Sachen braucht und brauchen kann, so folgert er daraus: sie seien hervorgebracht, daß er sie brauche. Warum soll er nicht die Widersprüche, die er findet, lieber auf eine abenteuerliche Weise heben, als von den Forderungen, in denen er sich einmal

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_299040/528>, abgerufen am 27.12.2024.