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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Erstes Vierteljahr.

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Im alten Brüssel

Das unmanierliche Treiben verwirrte und beleidigte sie, sie wußte nicht, wie
sie an der langen Kette von Arbeitern vorüberkommen sollte, die sich eingehakt
hatten und gröhlend daher kamen, die ganze Breite der Straße einnehmend.
Wie hatte sie das früher nur angestellt? Und war es nicht, als merkten es alle
hier ihr an, wie scheu und unheimlich ihr zumute war? starrten sie nicht alle
nach ihr wie nach etwas Fremdem, Angehörigen?

Der Letzte in der Reihe erhaschte Fintje beim Ärmel und starrte blöde in
das Weiße Gesicht und auf die leuchtenden Haare, die über der lumpigen Kleidung
doppelt ins Auge fielen. Mit einem grellen Schrei riß sie sich los. Sie lief
jetzt wie ein gehetztes Wild, und ihre Augen irrten suchend über die alten Häuser,
zur Rechten und zur Linken der Straße, ob sich ihr nirgend durch ein Wunder
eine Zuflucht böte, irgendein versteckter, stiller Winkel, ein bergender Unterschlupf.

Düster sahen die Häuser in der schlechten Nachtbeleuchtung auf sie herab.
Nur eine Inschrift in Goldbuchstaben hielt Fiutjes suchenden Blick fest: 6va is
liskcls und darunter in schwarzen Buchstaben: ^fils as Rule. Von dem Grau
der Hauswaud hob sich die goldne Inschrift ab wie ein Souuenstrcchl. Gott ist
die Liebe. Wie eine krasse Lüge starrten die Worte in all das menschliche Elend
hinein. Aber Fintjes Augen kamen nicht mehr los davon.

Wenns auch eine Lüge war, weckte sie doch Hoffnung auf helfendes Er¬
barmen. Und dieses altersgraue, armselige Hans erschreckte nicht durch Feierlich¬
keit und stolze Sauberkeit, der abgerisseuste Arme empfand keine Scheu, hier ein¬
zutreten.

Oben aus der Schenke sah sie wieder einen Knäuel Betrunkner herausge-
stvlpert kommen, da stürzte sie zu dem Haus hinüber mit dem goldig glänzenden
Versprechen und riß an der Hausglocke. Als sich die Tür eine Spalte öffnete
und sie eine Frau dahinter gewahrte, drängte sie sich eiligst hinein.

Dahinten kommen sie, ich fürchte mich, keuchte sie atemlos.

Das durchgeistigte Gesicht eiuer Frau in Heilsarmeetracht sah auf das geängstigte
Mädchen herab. Sie hielt die Tür zu, bis die lärmende Schar vorübergezogen war.

So, Kind, nun ist der Weg wieder frei, nun lauf heim, was du laufen kannst!

Fiutje sah enttäuscht, verzweifelt zu ihr auf.

Ich habe kein Heim, wo ich hinlaufen könnte, sagte sie heiser. Ich habe hier
bleiben wollen die Nacht.

Das Asyl nimmt nur Männer auf, mein liebes Kind.

Fintje blieb noch einen Augenblick stehn.

Vsrsxvnlzs, sagte sie dann leise und schickte sich an, wieder weiter zu gehn --
weiter, bis sie hinfiel und ein Schutzmann sie auflas, oder bis --

Aber die Frau, die das Gesicht der Abgewiesuen beobachtet hatte, hielt sie noch
am Arm zurück.

Komm nur wieder herein, so lasse ich dich nicht fortlaufen, sagte sie, und
während Fintjes schwarze Augen sie verständnislos anstarrten, zog ein feines Lächeln
über ihr Gesicht. Du bist mir in den Weg gelaufen, nnn gehörst du mir.

Fintje hatte den geheimen Sinn der Worte nicht herausgehört, wohl aber die
Güte im Klang der Stimme dieser fremden Frau und schaute nun in verwunderter
Dankbarkeit zu ihr auf.

Wenn wir im Schlafasyl auch nnr Männer aufnehmen, so kann ich dich doch
in meiner Stube unterbringen.

Aber Geld Hab ich keins zum Bezahlen.

Und brauchst auch keins als mein Gast. Komm, du bist Wohl müde und
schlafbedürftig.

Ja, müde war sie, und sie ließ sich willig an die Hand nehmen und in ein
stilles, kleines Zimmer führen. Sie sah nun zu, wie die Frau in der Uniform
der Heilsarmee mit der sanften Stimme und dem feinen, gütigen Gesicht ihr alles
zur Nachtruhe bereitete. Sie ließ sich ihre vertragnen Kleider abstreifen, den


Im alten Brüssel

Das unmanierliche Treiben verwirrte und beleidigte sie, sie wußte nicht, wie
sie an der langen Kette von Arbeitern vorüberkommen sollte, die sich eingehakt
hatten und gröhlend daher kamen, die ganze Breite der Straße einnehmend.
Wie hatte sie das früher nur angestellt? Und war es nicht, als merkten es alle
hier ihr an, wie scheu und unheimlich ihr zumute war? starrten sie nicht alle
nach ihr wie nach etwas Fremdem, Angehörigen?

Der Letzte in der Reihe erhaschte Fintje beim Ärmel und starrte blöde in
das Weiße Gesicht und auf die leuchtenden Haare, die über der lumpigen Kleidung
doppelt ins Auge fielen. Mit einem grellen Schrei riß sie sich los. Sie lief
jetzt wie ein gehetztes Wild, und ihre Augen irrten suchend über die alten Häuser,
zur Rechten und zur Linken der Straße, ob sich ihr nirgend durch ein Wunder
eine Zuflucht böte, irgendein versteckter, stiller Winkel, ein bergender Unterschlupf.

Düster sahen die Häuser in der schlechten Nachtbeleuchtung auf sie herab.
Nur eine Inschrift in Goldbuchstaben hielt Fiutjes suchenden Blick fest: 6va is
liskcls und darunter in schwarzen Buchstaben: ^fils as Rule. Von dem Grau
der Hauswaud hob sich die goldne Inschrift ab wie ein Souuenstrcchl. Gott ist
die Liebe. Wie eine krasse Lüge starrten die Worte in all das menschliche Elend
hinein. Aber Fintjes Augen kamen nicht mehr los davon.

Wenns auch eine Lüge war, weckte sie doch Hoffnung auf helfendes Er¬
barmen. Und dieses altersgraue, armselige Hans erschreckte nicht durch Feierlich¬
keit und stolze Sauberkeit, der abgerisseuste Arme empfand keine Scheu, hier ein¬
zutreten.

Oben aus der Schenke sah sie wieder einen Knäuel Betrunkner herausge-
stvlpert kommen, da stürzte sie zu dem Haus hinüber mit dem goldig glänzenden
Versprechen und riß an der Hausglocke. Als sich die Tür eine Spalte öffnete
und sie eine Frau dahinter gewahrte, drängte sie sich eiligst hinein.

Dahinten kommen sie, ich fürchte mich, keuchte sie atemlos.

Das durchgeistigte Gesicht eiuer Frau in Heilsarmeetracht sah auf das geängstigte
Mädchen herab. Sie hielt die Tür zu, bis die lärmende Schar vorübergezogen war.

So, Kind, nun ist der Weg wieder frei, nun lauf heim, was du laufen kannst!

Fiutje sah enttäuscht, verzweifelt zu ihr auf.

Ich habe kein Heim, wo ich hinlaufen könnte, sagte sie heiser. Ich habe hier
bleiben wollen die Nacht.

Das Asyl nimmt nur Männer auf, mein liebes Kind.

Fintje blieb noch einen Augenblick stehn.

Vsrsxvnlzs, sagte sie dann leise und schickte sich an, wieder weiter zu gehn —
weiter, bis sie hinfiel und ein Schutzmann sie auflas, oder bis —

Aber die Frau, die das Gesicht der Abgewiesuen beobachtet hatte, hielt sie noch
am Arm zurück.

Komm nur wieder herein, so lasse ich dich nicht fortlaufen, sagte sie, und
während Fintjes schwarze Augen sie verständnislos anstarrten, zog ein feines Lächeln
über ihr Gesicht. Du bist mir in den Weg gelaufen, nnn gehörst du mir.

Fintje hatte den geheimen Sinn der Worte nicht herausgehört, wohl aber die
Güte im Klang der Stimme dieser fremden Frau und schaute nun in verwunderter
Dankbarkeit zu ihr auf.

Wenn wir im Schlafasyl auch nnr Männer aufnehmen, so kann ich dich doch
in meiner Stube unterbringen.

Aber Geld Hab ich keins zum Bezahlen.

Und brauchst auch keins als mein Gast. Komm, du bist Wohl müde und
schlafbedürftig.

Ja, müde war sie, und sie ließ sich willig an die Hand nehmen und in ein
stilles, kleines Zimmer führen. Sie sah nun zu, wie die Frau in der Uniform
der Heilsarmee mit der sanften Stimme und dem feinen, gütigen Gesicht ihr alles
zur Nachtruhe bereitete. Sie ließ sich ihre vertragnen Kleider abstreifen, den


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[0414] Im alten Brüssel Das unmanierliche Treiben verwirrte und beleidigte sie, sie wußte nicht, wie sie an der langen Kette von Arbeitern vorüberkommen sollte, die sich eingehakt hatten und gröhlend daher kamen, die ganze Breite der Straße einnehmend. Wie hatte sie das früher nur angestellt? Und war es nicht, als merkten es alle hier ihr an, wie scheu und unheimlich ihr zumute war? starrten sie nicht alle nach ihr wie nach etwas Fremdem, Angehörigen? Der Letzte in der Reihe erhaschte Fintje beim Ärmel und starrte blöde in das Weiße Gesicht und auf die leuchtenden Haare, die über der lumpigen Kleidung doppelt ins Auge fielen. Mit einem grellen Schrei riß sie sich los. Sie lief jetzt wie ein gehetztes Wild, und ihre Augen irrten suchend über die alten Häuser, zur Rechten und zur Linken der Straße, ob sich ihr nirgend durch ein Wunder eine Zuflucht böte, irgendein versteckter, stiller Winkel, ein bergender Unterschlupf. Düster sahen die Häuser in der schlechten Nachtbeleuchtung auf sie herab. Nur eine Inschrift in Goldbuchstaben hielt Fiutjes suchenden Blick fest: 6va is liskcls und darunter in schwarzen Buchstaben: ^fils as Rule. Von dem Grau der Hauswaud hob sich die goldne Inschrift ab wie ein Souuenstrcchl. Gott ist die Liebe. Wie eine krasse Lüge starrten die Worte in all das menschliche Elend hinein. Aber Fintjes Augen kamen nicht mehr los davon. Wenns auch eine Lüge war, weckte sie doch Hoffnung auf helfendes Er¬ barmen. Und dieses altersgraue, armselige Hans erschreckte nicht durch Feierlich¬ keit und stolze Sauberkeit, der abgerisseuste Arme empfand keine Scheu, hier ein¬ zutreten. Oben aus der Schenke sah sie wieder einen Knäuel Betrunkner herausge- stvlpert kommen, da stürzte sie zu dem Haus hinüber mit dem goldig glänzenden Versprechen und riß an der Hausglocke. Als sich die Tür eine Spalte öffnete und sie eine Frau dahinter gewahrte, drängte sie sich eiligst hinein. Dahinten kommen sie, ich fürchte mich, keuchte sie atemlos. Das durchgeistigte Gesicht eiuer Frau in Heilsarmeetracht sah auf das geängstigte Mädchen herab. Sie hielt die Tür zu, bis die lärmende Schar vorübergezogen war. So, Kind, nun ist der Weg wieder frei, nun lauf heim, was du laufen kannst! Fiutje sah enttäuscht, verzweifelt zu ihr auf. Ich habe kein Heim, wo ich hinlaufen könnte, sagte sie heiser. Ich habe hier bleiben wollen die Nacht. Das Asyl nimmt nur Männer auf, mein liebes Kind. Fintje blieb noch einen Augenblick stehn. Vsrsxvnlzs, sagte sie dann leise und schickte sich an, wieder weiter zu gehn — weiter, bis sie hinfiel und ein Schutzmann sie auflas, oder bis — Aber die Frau, die das Gesicht der Abgewiesuen beobachtet hatte, hielt sie noch am Arm zurück. Komm nur wieder herein, so lasse ich dich nicht fortlaufen, sagte sie, und während Fintjes schwarze Augen sie verständnislos anstarrten, zog ein feines Lächeln über ihr Gesicht. Du bist mir in den Weg gelaufen, nnn gehörst du mir. Fintje hatte den geheimen Sinn der Worte nicht herausgehört, wohl aber die Güte im Klang der Stimme dieser fremden Frau und schaute nun in verwunderter Dankbarkeit zu ihr auf. Wenn wir im Schlafasyl auch nnr Männer aufnehmen, so kann ich dich doch in meiner Stube unterbringen. Aber Geld Hab ich keins zum Bezahlen. Und brauchst auch keins als mein Gast. Komm, du bist Wohl müde und schlafbedürftig. Ja, müde war sie, und sie ließ sich willig an die Hand nehmen und in ein stilles, kleines Zimmer führen. Sie sah nun zu, wie die Frau in der Uniform der Heilsarmee mit der sanften Stimme und dem feinen, gütigen Gesicht ihr alles zur Nachtruhe bereitete. Sie ließ sich ihre vertragnen Kleider abstreifen, den

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_87477/414>, abgerufen am 23.07.2024.