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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Erstes Vierteljahr.

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^IN alten Brüssel

durften nicht stillstehn und ihre Körbe nirgends niederstellen, denn sie bezahlten
weder Steuern "och Platzgeld wie die Marktweiber und die Ständebesitzer; dieses
herumstreichende Händlervvlk war ohne Rechte, es war nicht geschützt und doch
geduldet.

Im Morgengrauen wanderte Fintje schon, den schweren Korb am Arm, durch
die stillen, reinlichen Straßen. Denn rein sind die Straßen Brüssels in den
Morgenstunden. Nur frischer Gemüse- und köstlicher Früchteduft durchzieht die
Luft, die von den großen Frühmärkten aufsteigt. Was weiß das frühe Brüssel
von der schmutzigen, schleichenden Sünde, die kurz vorher die nächtlichen Straßen
auf scheuen Sohlen durchwandert hat? Reingefegt, nüchtern und ehrbar stehn die
Straßen im jungen Morgenlicht, die Mütter können ihre unschuldigen Töchterlein
ungehütet durch sie laufen lassen. Jeden Morgen erwacht das große Brüssel nach
dem kurzen Schlaf, der auf eine lange Sündennacht gefolgt ist, rein, jung und
fromm wie ein freundliches Kind. Es geht zur Messe und läuft auf den Markt
und kauft und handelt und fängt von vorn an zu leben mit kräftiger, junger
Freudigkeit.

Fintje trieb sich gern in der Nähe der großen Märkte herum. Auf der alten
Grand' Place mit ihren goldstrotzendem Gildenhäuseru, mit ihren Blumen, den
rosen-, Narzissen- und fliederüberladnen Ständen. Schön wurf auf der Grand'
Place, das Gold der Hausfassaden glitzerte, und oben auf dem schlanken, feinen
Rathausturm ragte wie ein erstarrter Blitz die goldne Statue Se. Michaels,
Brüssels Schutzpatrons, hoch in den Himmel hinein. Fintje liebte den schonen
Platz mit seinen betäubenden Blumengerüchen.

Von ihm streifte sie hinüber nach dem Se. Kathnrinenmarkt, vorbei an der
imposanten Börse, vor der sich alle die vielen Bahnen und Omnibusse und Wagen
ewig kreuzten und begegneten, wo es zu jeder Tageszeit von Menschen wimmelte.

Hier auf dem alten Se. Katharinenmarkt und seiner Umgebung machte sie die
besten Geschäfte. Bis in die Hallen des Fischmarktes wagte sie sich, die sich hinunter
verloren bis an das dunkle Wasser des Kanals. Der Steinboden der langen Halle
war naß und schlüpfrig, die schrägabfallenden Verkaufstische, hinter denen die dicken
flamändischen Fischweiber mit breit eingestemmten, nackten, roten Armen standen,
trieften von Wasser und Fischblut und glänzenden Schuppen. In den Körben
züngelten und kreisten die geschmeidigen Aale; träge rührten sich die schwarzen
Krebse in ihren Behältern. Die Fischweiber schrien, schmeichelten und fluchten auf
Flamändisch und in schlechtem Französisch hinter den Hausfrauen und Dienstmädchen
drein. NaäawsKs xar loi! Madameke, komm hier! rief es von allen Seiten
zugleich.

In dem regen Treiben war es Fintje wohl, wenn nur der häßliche Fisch¬
geruch, der schlüpfrige Schmutz und die beaufsichtigenden Schutzleute nicht gewesen
wären. Unter ihren wachsamen Augen konnte sie in ihrem Rundgang durch die
Hallen nicht innehalten, um ihre Zitronen zum Kauf anzubieten, und wurde nur
hie und da einmal verstohlen eine Frucht los, wofür sie das Geld im Gehn hastig
einsteckte.

Draußen in den Straßen ging das Verkaufen leichter vonstatten. Fintje ge¬
hörte nicht zu denen, die sich keck an den Straßenecken bei ihren Handwagen oder
Körben aufstellten und sich von den Schutzleuten aufschreiben ließen, so oft es denen
beliebte, ihr schwarzes Strafbüchlein aus der Tasche zu ziehn, oder die es gar
machten wie Mutter Clot'pyp, das erheiternde Vorbild aller Straßenhändler!
'

Mutter Clotpyp stand einmal breit und gemütlich neben ihreni orangenge-
fullten Handwagen und rief mit weittönender Stimme ihre Ware aus: vsnx
Kons IsL oiMASS, erano 1a, ein>ni"in,s, xg.r loi, NaäÄMsKs! VsnW, Uf-ä-unslcs!
Da kam ein eifriger junger Schutzmann gegangen. Kommt mit aufs Polizeibureau,
Ihr mit Euerm Wagen! befahl er.

Fällt mir nicht ein. Wenn Ihr auf dem Polizeibureau durchaus meine


^IN alten Brüssel

durften nicht stillstehn und ihre Körbe nirgends niederstellen, denn sie bezahlten
weder Steuern «och Platzgeld wie die Marktweiber und die Ständebesitzer; dieses
herumstreichende Händlervvlk war ohne Rechte, es war nicht geschützt und doch
geduldet.

Im Morgengrauen wanderte Fintje schon, den schweren Korb am Arm, durch
die stillen, reinlichen Straßen. Denn rein sind die Straßen Brüssels in den
Morgenstunden. Nur frischer Gemüse- und köstlicher Früchteduft durchzieht die
Luft, die von den großen Frühmärkten aufsteigt. Was weiß das frühe Brüssel
von der schmutzigen, schleichenden Sünde, die kurz vorher die nächtlichen Straßen
auf scheuen Sohlen durchwandert hat? Reingefegt, nüchtern und ehrbar stehn die
Straßen im jungen Morgenlicht, die Mütter können ihre unschuldigen Töchterlein
ungehütet durch sie laufen lassen. Jeden Morgen erwacht das große Brüssel nach
dem kurzen Schlaf, der auf eine lange Sündennacht gefolgt ist, rein, jung und
fromm wie ein freundliches Kind. Es geht zur Messe und läuft auf den Markt
und kauft und handelt und fängt von vorn an zu leben mit kräftiger, junger
Freudigkeit.

Fintje trieb sich gern in der Nähe der großen Märkte herum. Auf der alten
Grand' Place mit ihren goldstrotzendem Gildenhäuseru, mit ihren Blumen, den
rosen-, Narzissen- und fliederüberladnen Ständen. Schön wurf auf der Grand'
Place, das Gold der Hausfassaden glitzerte, und oben auf dem schlanken, feinen
Rathausturm ragte wie ein erstarrter Blitz die goldne Statue Se. Michaels,
Brüssels Schutzpatrons, hoch in den Himmel hinein. Fintje liebte den schonen
Platz mit seinen betäubenden Blumengerüchen.

Von ihm streifte sie hinüber nach dem Se. Kathnrinenmarkt, vorbei an der
imposanten Börse, vor der sich alle die vielen Bahnen und Omnibusse und Wagen
ewig kreuzten und begegneten, wo es zu jeder Tageszeit von Menschen wimmelte.

Hier auf dem alten Se. Katharinenmarkt und seiner Umgebung machte sie die
besten Geschäfte. Bis in die Hallen des Fischmarktes wagte sie sich, die sich hinunter
verloren bis an das dunkle Wasser des Kanals. Der Steinboden der langen Halle
war naß und schlüpfrig, die schrägabfallenden Verkaufstische, hinter denen die dicken
flamändischen Fischweiber mit breit eingestemmten, nackten, roten Armen standen,
trieften von Wasser und Fischblut und glänzenden Schuppen. In den Körben
züngelten und kreisten die geschmeidigen Aale; träge rührten sich die schwarzen
Krebse in ihren Behältern. Die Fischweiber schrien, schmeichelten und fluchten auf
Flamändisch und in schlechtem Französisch hinter den Hausfrauen und Dienstmädchen
drein. NaäawsKs xar loi! Madameke, komm hier! rief es von allen Seiten
zugleich.

In dem regen Treiben war es Fintje wohl, wenn nur der häßliche Fisch¬
geruch, der schlüpfrige Schmutz und die beaufsichtigenden Schutzleute nicht gewesen
wären. Unter ihren wachsamen Augen konnte sie in ihrem Rundgang durch die
Hallen nicht innehalten, um ihre Zitronen zum Kauf anzubieten, und wurde nur
hie und da einmal verstohlen eine Frucht los, wofür sie das Geld im Gehn hastig
einsteckte.

Draußen in den Straßen ging das Verkaufen leichter vonstatten. Fintje ge¬
hörte nicht zu denen, die sich keck an den Straßenecken bei ihren Handwagen oder
Körben aufstellten und sich von den Schutzleuten aufschreiben ließen, so oft es denen
beliebte, ihr schwarzes Strafbüchlein aus der Tasche zu ziehn, oder die es gar
machten wie Mutter Clot'pyp, das erheiternde Vorbild aller Straßenhändler!
'

Mutter Clotpyp stand einmal breit und gemütlich neben ihreni orangenge-
fullten Handwagen und rief mit weittönender Stimme ihre Ware aus: vsnx
Kons IsL oiMASS, erano 1a, ein>ni»in,s, xg.r loi, NaäÄMsKs! VsnW, Uf-ä-unslcs!
Da kam ein eifriger junger Schutzmann gegangen. Kommt mit aufs Polizeibureau,
Ihr mit Euerm Wagen! befahl er.

Fällt mir nicht ein. Wenn Ihr auf dem Polizeibureau durchaus meine


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[0295] ^IN alten Brüssel durften nicht stillstehn und ihre Körbe nirgends niederstellen, denn sie bezahlten weder Steuern «och Platzgeld wie die Marktweiber und die Ständebesitzer; dieses herumstreichende Händlervvlk war ohne Rechte, es war nicht geschützt und doch geduldet. Im Morgengrauen wanderte Fintje schon, den schweren Korb am Arm, durch die stillen, reinlichen Straßen. Denn rein sind die Straßen Brüssels in den Morgenstunden. Nur frischer Gemüse- und köstlicher Früchteduft durchzieht die Luft, die von den großen Frühmärkten aufsteigt. Was weiß das frühe Brüssel von der schmutzigen, schleichenden Sünde, die kurz vorher die nächtlichen Straßen auf scheuen Sohlen durchwandert hat? Reingefegt, nüchtern und ehrbar stehn die Straßen im jungen Morgenlicht, die Mütter können ihre unschuldigen Töchterlein ungehütet durch sie laufen lassen. Jeden Morgen erwacht das große Brüssel nach dem kurzen Schlaf, der auf eine lange Sündennacht gefolgt ist, rein, jung und fromm wie ein freundliches Kind. Es geht zur Messe und läuft auf den Markt und kauft und handelt und fängt von vorn an zu leben mit kräftiger, junger Freudigkeit. Fintje trieb sich gern in der Nähe der großen Märkte herum. Auf der alten Grand' Place mit ihren goldstrotzendem Gildenhäuseru, mit ihren Blumen, den rosen-, Narzissen- und fliederüberladnen Ständen. Schön wurf auf der Grand' Place, das Gold der Hausfassaden glitzerte, und oben auf dem schlanken, feinen Rathausturm ragte wie ein erstarrter Blitz die goldne Statue Se. Michaels, Brüssels Schutzpatrons, hoch in den Himmel hinein. Fintje liebte den schonen Platz mit seinen betäubenden Blumengerüchen. Von ihm streifte sie hinüber nach dem Se. Kathnrinenmarkt, vorbei an der imposanten Börse, vor der sich alle die vielen Bahnen und Omnibusse und Wagen ewig kreuzten und begegneten, wo es zu jeder Tageszeit von Menschen wimmelte. Hier auf dem alten Se. Katharinenmarkt und seiner Umgebung machte sie die besten Geschäfte. Bis in die Hallen des Fischmarktes wagte sie sich, die sich hinunter verloren bis an das dunkle Wasser des Kanals. Der Steinboden der langen Halle war naß und schlüpfrig, die schrägabfallenden Verkaufstische, hinter denen die dicken flamändischen Fischweiber mit breit eingestemmten, nackten, roten Armen standen, trieften von Wasser und Fischblut und glänzenden Schuppen. In den Körben züngelten und kreisten die geschmeidigen Aale; träge rührten sich die schwarzen Krebse in ihren Behältern. Die Fischweiber schrien, schmeichelten und fluchten auf Flamändisch und in schlechtem Französisch hinter den Hausfrauen und Dienstmädchen drein. NaäawsKs xar loi! Madameke, komm hier! rief es von allen Seiten zugleich. In dem regen Treiben war es Fintje wohl, wenn nur der häßliche Fisch¬ geruch, der schlüpfrige Schmutz und die beaufsichtigenden Schutzleute nicht gewesen wären. Unter ihren wachsamen Augen konnte sie in ihrem Rundgang durch die Hallen nicht innehalten, um ihre Zitronen zum Kauf anzubieten, und wurde nur hie und da einmal verstohlen eine Frucht los, wofür sie das Geld im Gehn hastig einsteckte. Draußen in den Straßen ging das Verkaufen leichter vonstatten. Fintje ge¬ hörte nicht zu denen, die sich keck an den Straßenecken bei ihren Handwagen oder Körben aufstellten und sich von den Schutzleuten aufschreiben ließen, so oft es denen beliebte, ihr schwarzes Strafbüchlein aus der Tasche zu ziehn, oder die es gar machten wie Mutter Clot'pyp, das erheiternde Vorbild aller Straßenhändler! ' Mutter Clotpyp stand einmal breit und gemütlich neben ihreni orangenge- fullten Handwagen und rief mit weittönender Stimme ihre Ware aus: vsnx Kons IsL oiMASS, erano 1a, ein>ni»in,s, xg.r loi, NaäÄMsKs! VsnW, Uf-ä-unslcs! Da kam ein eifriger junger Schutzmann gegangen. Kommt mit aufs Polizeibureau, Ihr mit Euerm Wagen! befahl er. Fällt mir nicht ein. Wenn Ihr auf dem Polizeibureau durchaus meine

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_87477/295>, abgerufen am 03.07.2024.