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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Erstes Vierteljahr.

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Line Schulbankgeschichte von 1,731,

zur h. Abendmahlsandacht und zum Vorlesen der Schulordnung, zu den feierlichen
Installationen der Herren College", wo gleichfalls nach der Einrichtung des Sel.
H, I). Lüi'Zs alle Lehrer u. Ordnungen zu erscheinen so schuldig als gewohnt
sind, bey den iuÄUAurÄl und andern Reden der Herren ^roksssorum, auch der
Studenten, Ivo auch Fremde und Gäste zu erscheinen pflegen, wo wird bey allen
diesen der sonst zureichende Platz hinreichen? Und sollten die neu angeschafften
Tische hinausgeschafft werden, was für Beschwerlichkeiten und Mühe, auch Unkosten
wird nicht dieses verursache"? Aus diesen beyden wichtigen Ursachen verbiete*) ich
auf das feierlichste und inständigste alle Aenderung und Neurung in der l>" Ord¬
nung in Ansehung der Tische und Bänke.

In Absicht auf die Nutzbarkeit dieser neuen Anstalt und Einrichtung habe ich
allerhand Bedenklichkeiten Einem Hoedi, UaAistrat gebührend vorzustellen. Ich weiß
wohl, daß verschiedene Herren Kaufleute und Bürger sich dieselben ungemein groß
und wichtig vorzustellen sich einkommen lassen. Die allereinzige nach meiner An¬
sicht wäre die Bequemlichkeit zu schreiben oder im Nachschreiben. Da ich aber
bereits oben erwiesen, daß das gut und schön schreiben zu Hause und nicht in der
Schule erlernt werden könne und müsse: so bitte ich gehorsamst zu erwägen, daß
erstlich durch die neuen Tische und Bänke überall der Raum und Platz eines jeden
Lehrsals gewaltig geschmälert und eingeschränkt werden muß und wird; hernach
was die rasche Jugend theils aus Unvorsichtigkeit theils aus Muthwillen an den
Tischen vor Schaden und Nachtheil anrichten wird, welches beständige Ausbesserung
verursachen muß. Und wenn sogar, wie ich höre, Dinte-Fässer angeschafft werden
sollten, was für neue Unkosten und unnöthige Unordnungen solches verursachen
werde, da ein jeder Schüler so verpflichtet als gewohnt gewesen ist und noch ist,
seinen eigenen so genannten Stecher zu haben, mitzubringen und zu gebrauchen.
Ich sehe also fast überall weder Nothwendigkeit noch Nutzbarkeit dieser neuen An¬
stalt und Einrichtung; außer wie ich bereits oben die einzige Ausnahme mit dem
Lehr- und Hörsäle der 2^" Ordnung kürzlich angezeigt oder berührt habe, jetzo
aber die Ursachen weiter aus- und anführen will. Dieser Lehrsal ist nach dem
Isten und obersten der geräumlichste und der lichteste, dieweil die 3 Wände gegen
Mittag, Abend und Mitternacht Fenster haben und das mehreste Licht empfangen.
Derselbe kein also und wird allem Vermuthen nach dem künftigen Zeichenmeister
zum Unterrichte eingeräumet werden; und obgleich auch derselbe, wie der Schreib¬
meister mehr mit Ausbesserung der zu Hause mit Fleiß gemachten Nachzeichnungen
nach seinen auf- und vorgegebenen Vorzeichnungen wird zu thun und schaffen
haben: so ist dieser Lehrsal daher vor allen am schicklichsten und bequemsten zu
diesem Unterrichte und Geschäfte. Wenn aber die Anzahl wie ehedem auf 60, 70
oder 80 Schüler sich erstrecken sollte: so würden die neuen Tische weichen und die
Bänke allein denselben Platz wieder einnehmen müssen.

Ich habe auch gehöret, daß in dem Lehrsal der 4. und Ordnung anstatt
der hölzernen Mittelwand eine dünne Mauer von unten an bis an die Decke ge-
führet und der Ofen, der in der 5^°" Ordnung im Winkel stehet, und von außen
über dem (Ärosr, wie der in der 6^ Ordnung eingeheizt zu werden pflegt, in
die Mitte der beiden Ordnungen zwischen der Mauer gesetzt, und beide Ordnungen
wie vorher erwärmen soll. Ich habe aber diese Bedenklichkeit hierbey daß, da
vorher dieser Ofen von anßen geheitzet worden ist, ins künftige in der Stube selbst
wird geheitzet werden müssen, und da der Grund und Boden mit Holz gebietet
ist, leichtlich ein Unglück entstehen kau, auch die 3 Fenster gegen Abend in der
4t°" Ordnung einiges Licht der 5'°" Ordnung mittheilen, welche nur 2 gegen Mittag
hat und also am finstersten ist. Ich halte auch diese neue Anstalt unmaßgeblich und
nnvorgrciflich für unnöthig und unnützlich und auch sogar für gefährlich.

Endlich und zum 3^" wird Ein Hochlöbl. Magistrat mir nicht übel nehmen,



Nach unserm Sprachgebrauch ist "verbieten" viel stärker als hier.
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zur h. Abendmahlsandacht und zum Vorlesen der Schulordnung, zu den feierlichen
Installationen der Herren College», wo gleichfalls nach der Einrichtung des Sel.
H, I). Lüi'Zs alle Lehrer u. Ordnungen zu erscheinen so schuldig als gewohnt
sind, bey den iuÄUAurÄl und andern Reden der Herren ^roksssorum, auch der
Studenten, Ivo auch Fremde und Gäste zu erscheinen pflegen, wo wird bey allen
diesen der sonst zureichende Platz hinreichen? Und sollten die neu angeschafften
Tische hinausgeschafft werden, was für Beschwerlichkeiten und Mühe, auch Unkosten
wird nicht dieses verursache»? Aus diesen beyden wichtigen Ursachen verbiete*) ich
auf das feierlichste und inständigste alle Aenderung und Neurung in der l>" Ord¬
nung in Ansehung der Tische und Bänke.

In Absicht auf die Nutzbarkeit dieser neuen Anstalt und Einrichtung habe ich
allerhand Bedenklichkeiten Einem Hoedi, UaAistrat gebührend vorzustellen. Ich weiß
wohl, daß verschiedene Herren Kaufleute und Bürger sich dieselben ungemein groß
und wichtig vorzustellen sich einkommen lassen. Die allereinzige nach meiner An¬
sicht wäre die Bequemlichkeit zu schreiben oder im Nachschreiben. Da ich aber
bereits oben erwiesen, daß das gut und schön schreiben zu Hause und nicht in der
Schule erlernt werden könne und müsse: so bitte ich gehorsamst zu erwägen, daß
erstlich durch die neuen Tische und Bänke überall der Raum und Platz eines jeden
Lehrsals gewaltig geschmälert und eingeschränkt werden muß und wird; hernach
was die rasche Jugend theils aus Unvorsichtigkeit theils aus Muthwillen an den
Tischen vor Schaden und Nachtheil anrichten wird, welches beständige Ausbesserung
verursachen muß. Und wenn sogar, wie ich höre, Dinte-Fässer angeschafft werden
sollten, was für neue Unkosten und unnöthige Unordnungen solches verursachen
werde, da ein jeder Schüler so verpflichtet als gewohnt gewesen ist und noch ist,
seinen eigenen so genannten Stecher zu haben, mitzubringen und zu gebrauchen.
Ich sehe also fast überall weder Nothwendigkeit noch Nutzbarkeit dieser neuen An¬
stalt und Einrichtung; außer wie ich bereits oben die einzige Ausnahme mit dem
Lehr- und Hörsäle der 2^" Ordnung kürzlich angezeigt oder berührt habe, jetzo
aber die Ursachen weiter aus- und anführen will. Dieser Lehrsal ist nach dem
Isten und obersten der geräumlichste und der lichteste, dieweil die 3 Wände gegen
Mittag, Abend und Mitternacht Fenster haben und das mehreste Licht empfangen.
Derselbe kein also und wird allem Vermuthen nach dem künftigen Zeichenmeister
zum Unterrichte eingeräumet werden; und obgleich auch derselbe, wie der Schreib¬
meister mehr mit Ausbesserung der zu Hause mit Fleiß gemachten Nachzeichnungen
nach seinen auf- und vorgegebenen Vorzeichnungen wird zu thun und schaffen
haben: so ist dieser Lehrsal daher vor allen am schicklichsten und bequemsten zu
diesem Unterrichte und Geschäfte. Wenn aber die Anzahl wie ehedem auf 60, 70
oder 80 Schüler sich erstrecken sollte: so würden die neuen Tische weichen und die
Bänke allein denselben Platz wieder einnehmen müssen.

Ich habe auch gehöret, daß in dem Lehrsal der 4. und Ordnung anstatt
der hölzernen Mittelwand eine dünne Mauer von unten an bis an die Decke ge-
führet und der Ofen, der in der 5^°» Ordnung im Winkel stehet, und von außen
über dem (Ärosr, wie der in der 6^ Ordnung eingeheizt zu werden pflegt, in
die Mitte der beiden Ordnungen zwischen der Mauer gesetzt, und beide Ordnungen
wie vorher erwärmen soll. Ich habe aber diese Bedenklichkeit hierbey daß, da
vorher dieser Ofen von anßen geheitzet worden ist, ins künftige in der Stube selbst
wird geheitzet werden müssen, und da der Grund und Boden mit Holz gebietet
ist, leichtlich ein Unglück entstehen kau, auch die 3 Fenster gegen Abend in der
4t°" Ordnung einiges Licht der 5'°" Ordnung mittheilen, welche nur 2 gegen Mittag
hat und also am finstersten ist. Ich halte auch diese neue Anstalt unmaßgeblich und
nnvorgrciflich für unnöthig und unnützlich und auch sogar für gefährlich.

Endlich und zum 3^" wird Ein Hochlöbl. Magistrat mir nicht übel nehmen,



Nach unserm Sprachgebrauch ist „verbieten" viel stärker als hier.
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[0168] Line Schulbankgeschichte von 1,731, zur h. Abendmahlsandacht und zum Vorlesen der Schulordnung, zu den feierlichen Installationen der Herren College», wo gleichfalls nach der Einrichtung des Sel. H, I). Lüi'Zs alle Lehrer u. Ordnungen zu erscheinen so schuldig als gewohnt sind, bey den iuÄUAurÄl und andern Reden der Herren ^roksssorum, auch der Studenten, Ivo auch Fremde und Gäste zu erscheinen pflegen, wo wird bey allen diesen der sonst zureichende Platz hinreichen? Und sollten die neu angeschafften Tische hinausgeschafft werden, was für Beschwerlichkeiten und Mühe, auch Unkosten wird nicht dieses verursache»? Aus diesen beyden wichtigen Ursachen verbiete*) ich auf das feierlichste und inständigste alle Aenderung und Neurung in der l>" Ord¬ nung in Ansehung der Tische und Bänke. In Absicht auf die Nutzbarkeit dieser neuen Anstalt und Einrichtung habe ich allerhand Bedenklichkeiten Einem Hoedi, UaAistrat gebührend vorzustellen. Ich weiß wohl, daß verschiedene Herren Kaufleute und Bürger sich dieselben ungemein groß und wichtig vorzustellen sich einkommen lassen. Die allereinzige nach meiner An¬ sicht wäre die Bequemlichkeit zu schreiben oder im Nachschreiben. Da ich aber bereits oben erwiesen, daß das gut und schön schreiben zu Hause und nicht in der Schule erlernt werden könne und müsse: so bitte ich gehorsamst zu erwägen, daß erstlich durch die neuen Tische und Bänke überall der Raum und Platz eines jeden Lehrsals gewaltig geschmälert und eingeschränkt werden muß und wird; hernach was die rasche Jugend theils aus Unvorsichtigkeit theils aus Muthwillen an den Tischen vor Schaden und Nachtheil anrichten wird, welches beständige Ausbesserung verursachen muß. Und wenn sogar, wie ich höre, Dinte-Fässer angeschafft werden sollten, was für neue Unkosten und unnöthige Unordnungen solches verursachen werde, da ein jeder Schüler so verpflichtet als gewohnt gewesen ist und noch ist, seinen eigenen so genannten Stecher zu haben, mitzubringen und zu gebrauchen. Ich sehe also fast überall weder Nothwendigkeit noch Nutzbarkeit dieser neuen An¬ stalt und Einrichtung; außer wie ich bereits oben die einzige Ausnahme mit dem Lehr- und Hörsäle der 2^" Ordnung kürzlich angezeigt oder berührt habe, jetzo aber die Ursachen weiter aus- und anführen will. Dieser Lehrsal ist nach dem Isten und obersten der geräumlichste und der lichteste, dieweil die 3 Wände gegen Mittag, Abend und Mitternacht Fenster haben und das mehreste Licht empfangen. Derselbe kein also und wird allem Vermuthen nach dem künftigen Zeichenmeister zum Unterrichte eingeräumet werden; und obgleich auch derselbe, wie der Schreib¬ meister mehr mit Ausbesserung der zu Hause mit Fleiß gemachten Nachzeichnungen nach seinen auf- und vorgegebenen Vorzeichnungen wird zu thun und schaffen haben: so ist dieser Lehrsal daher vor allen am schicklichsten und bequemsten zu diesem Unterrichte und Geschäfte. Wenn aber die Anzahl wie ehedem auf 60, 70 oder 80 Schüler sich erstrecken sollte: so würden die neuen Tische weichen und die Bänke allein denselben Platz wieder einnehmen müssen. Ich habe auch gehöret, daß in dem Lehrsal der 4. und Ordnung anstatt der hölzernen Mittelwand eine dünne Mauer von unten an bis an die Decke ge- führet und der Ofen, der in der 5^°» Ordnung im Winkel stehet, und von außen über dem (Ärosr, wie der in der 6^ Ordnung eingeheizt zu werden pflegt, in die Mitte der beiden Ordnungen zwischen der Mauer gesetzt, und beide Ordnungen wie vorher erwärmen soll. Ich habe aber diese Bedenklichkeit hierbey daß, da vorher dieser Ofen von anßen geheitzet worden ist, ins künftige in der Stube selbst wird geheitzet werden müssen, und da der Grund und Boden mit Holz gebietet ist, leichtlich ein Unglück entstehen kau, auch die 3 Fenster gegen Abend in der 4t°" Ordnung einiges Licht der 5'°" Ordnung mittheilen, welche nur 2 gegen Mittag hat und also am finstersten ist. Ich halte auch diese neue Anstalt unmaßgeblich und nnvorgrciflich für unnöthig und unnützlich und auch sogar für gefährlich. Endlich und zum 3^" wird Ein Hochlöbl. Magistrat mir nicht übel nehmen, Nach unserm Sprachgebrauch ist „verbieten" viel stärker als hier.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_87477/168>, abgerufen am 22.12.2024.