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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Erstes Vierteljahr.

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Hauptteile hat, nämlich einen Sitz und eine Platte zum Schreiben. Und doch
hat es sicherlich noch gegen Ende der Regierung Friedrichs des Großen manches
Gymnasium gegeben, das nur Sitzbünke hatte ohne Lehne und ohne jede
Vorrichtung zum Schreiben. Das kann man wenigstens aus der Einrichtung
schließen, die am Elisabetgymnasium noch im Jahre 1781 bestand, und die durch
die folgende Eingabe des alten Rektors Arletius so hübsch beleuchtet wird. Er
schrieb nebenbei gesagt eine so schwer lesbare Hand, daß allen seinen Ein¬
gaben in der Ratskanzlei sofort eine Abschrift beigelegt wurde, die auch in
unserm Aktenstücke nicht fehlt. Wir sind da in der Zeit, wo die Zedlitzsche
Reform am Elisabetanum begonnen hat. Dem originellen Schulmanne, von
dem vor zwei Jahren in diesen Blättern die Rede gewesen ist, wars mit seinem
Antrag heiliger Ernst, während er uns in seiner Devotion und Pedanterie
fast tragikomisch erscheint. Zum Verständnis des Schriftstückes ist nur wenig
zu bemerken. Arletius rechnet das Alter des Elisabetcmums erst vom Jahre 1562.
Damals erhielt die Schule allerdings mit einem neuen Gebäude den Namen
Gymnasium, sonst aber änderte sich gar nichts, wie wir jetzt wissen; die
humanistische Blütezeit der Schule war vielmehr schon vorüber. -- Einer
Erklärung bedarf dann das Bedenken wegen des Ofens. Ursprünglich hatte
das Gymnasium nur fünf "Ordnungen" gehabt, wofür wir jetzt Klaffen sagen,
was freilich auf die erste Ordnung des Elisabetcinums mit ihren 100 bis
150 "Zuhörern" für die Zeit von 1630 bis 1730 nicht recht paßt. Als
nun im Jahre 1605 die sechste Ordnung eingerichtet wurde, mußte ein neuer
Raum geschaffen werden, weil nur fünf, allerdings sehr große, vorhanden
waren. Man half sich einfach damit, daß man ein großes Parterrezimmer
durch eine mannshohe Holzwand teilte. So erhielt der eine Klassenraum,
der nur zwei Fenster an der Schmalseite hatte, wenigstens von den drei
Seitenfenstern des andern über die Holzwand weg noch einiges Licht. Die
gegenseitige Belästigung im Unterricht war natürlich groß, aber man hatte sie
ertragen, bis man sich endlich im Jahre 1781 entschloß, statt der Holzwand
eine dünne Ziegelmauer bis an die Decke zu ziehn. Dadurch wurde eine
andre Aufstellung des Ofens notwendig.

Das Aktenstück lautet:


Hochwohlgebohrne,
Gnädige, Hochgebietende Herren Directores,
Hochwohlgebohrner Herr Oberbürgermeister,
Hochedelwohlgebohrne, Hochedelgebohrne, Hochrechtsgelehrte
und Hochbenannte Herren Nttthe,
Syndici und Sekretarien,
Meine insonders gnädige und Hochzuverehrende
Herren Patroni und Gönner.

Inhalt:

Johann Caspar Arletius, Rector des Eltsabetanischen Gymnasii, danket gehorsamst
Einem Hochlöblichen Magistrat für die bevorstehende und beschlossene Ansehung
neuer Lehrer bey demselben; entdecket aber demselben seine wichtige und mancherley
Bedenklichkeiten wegen der in allen Ordnungen desselben vorzunehmenden Anschaffung
der Tische und Bänke. Breslau, d. 11'°" Julius im Jahr 1781.



Anstellung.
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Hauptteile hat, nämlich einen Sitz und eine Platte zum Schreiben. Und doch
hat es sicherlich noch gegen Ende der Regierung Friedrichs des Großen manches
Gymnasium gegeben, das nur Sitzbünke hatte ohne Lehne und ohne jede
Vorrichtung zum Schreiben. Das kann man wenigstens aus der Einrichtung
schließen, die am Elisabetgymnasium noch im Jahre 1781 bestand, und die durch
die folgende Eingabe des alten Rektors Arletius so hübsch beleuchtet wird. Er
schrieb nebenbei gesagt eine so schwer lesbare Hand, daß allen seinen Ein¬
gaben in der Ratskanzlei sofort eine Abschrift beigelegt wurde, die auch in
unserm Aktenstücke nicht fehlt. Wir sind da in der Zeit, wo die Zedlitzsche
Reform am Elisabetanum begonnen hat. Dem originellen Schulmanne, von
dem vor zwei Jahren in diesen Blättern die Rede gewesen ist, wars mit seinem
Antrag heiliger Ernst, während er uns in seiner Devotion und Pedanterie
fast tragikomisch erscheint. Zum Verständnis des Schriftstückes ist nur wenig
zu bemerken. Arletius rechnet das Alter des Elisabetcmums erst vom Jahre 1562.
Damals erhielt die Schule allerdings mit einem neuen Gebäude den Namen
Gymnasium, sonst aber änderte sich gar nichts, wie wir jetzt wissen; die
humanistische Blütezeit der Schule war vielmehr schon vorüber. — Einer
Erklärung bedarf dann das Bedenken wegen des Ofens. Ursprünglich hatte
das Gymnasium nur fünf „Ordnungen" gehabt, wofür wir jetzt Klaffen sagen,
was freilich auf die erste Ordnung des Elisabetcinums mit ihren 100 bis
150 „Zuhörern" für die Zeit von 1630 bis 1730 nicht recht paßt. Als
nun im Jahre 1605 die sechste Ordnung eingerichtet wurde, mußte ein neuer
Raum geschaffen werden, weil nur fünf, allerdings sehr große, vorhanden
waren. Man half sich einfach damit, daß man ein großes Parterrezimmer
durch eine mannshohe Holzwand teilte. So erhielt der eine Klassenraum,
der nur zwei Fenster an der Schmalseite hatte, wenigstens von den drei
Seitenfenstern des andern über die Holzwand weg noch einiges Licht. Die
gegenseitige Belästigung im Unterricht war natürlich groß, aber man hatte sie
ertragen, bis man sich endlich im Jahre 1781 entschloß, statt der Holzwand
eine dünne Ziegelmauer bis an die Decke zu ziehn. Dadurch wurde eine
andre Aufstellung des Ofens notwendig.

Das Aktenstück lautet:


Hochwohlgebohrne,
Gnädige, Hochgebietende Herren Directores,
Hochwohlgebohrner Herr Oberbürgermeister,
Hochedelwohlgebohrne, Hochedelgebohrne, Hochrechtsgelehrte
und Hochbenannte Herren Nttthe,
Syndici und Sekretarien,
Meine insonders gnädige und Hochzuverehrende
Herren Patroni und Gönner.

Inhalt:

Johann Caspar Arletius, Rector des Eltsabetanischen Gymnasii, danket gehorsamst
Einem Hochlöblichen Magistrat für die bevorstehende und beschlossene Ansehung
neuer Lehrer bey demselben; entdecket aber demselben seine wichtige und mancherley
Bedenklichkeiten wegen der in allen Ordnungen desselben vorzunehmenden Anschaffung
der Tische und Bänke. Breslau, d. 11'°" Julius im Jahr 1781.



Anstellung.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_87477/166>, abgerufen am 22.12.2024.