Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.Lin Dresdner Don Juan al LnrZos bezeichnet -- und durch die italienischen Namen der Personen be¬ Da Pontes Text hat große Vorzüge. Karl Engel sagt in seiner 1887 Don Giovanni, den frechen Lebemann, von dem man vermutet, daß sich Lin Dresdner Don Juan al LnrZos bezeichnet — und durch die italienischen Namen der Personen be¬ Da Pontes Text hat große Vorzüge. Karl Engel sagt in seiner 1887 Don Giovanni, den frechen Lebemann, von dem man vermutet, daß sich <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0663" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/297042"/> <fw type="header" place="top"> Lin Dresdner Don Juan</fw><lb/> <p xml:id="ID_3026" prev="#ID_3025"> al LnrZos bezeichnet — und durch die italienischen Namen der Personen be¬<lb/> stimmt, unwillkürlich nach Italien versetzt fühlt.</p><lb/> <p xml:id="ID_3027"> Da Pontes Text hat große Vorzüge. Karl Engel sagt in seiner 1887<lb/> erschienenen Jubiläumsschrift „Die Don Juan-Sage auf der Bühne," die eine<lb/> Menge interessanter Einzelheiten enthält, sehr richtig, da Ponte habe es ver¬<lb/> standen, den schon ziemlich ins Gewöhnliche herabgezognen Stoff mit Ge¬<lb/> wandtheit zu einer gewissen Feinheit und Anmut zu erheben. Er habe die<lb/> Hauptmomente wiederum in wirklicher Handlung auf die Bühne gebracht und<lb/> ihnen die musikalisch wirksamsten Situationen abzugewinnen gewußt. Dabei<lb/> sei es ihm gelungen, diese Situationen so auszuführen, daß sich das grausen¬<lb/> erregende Element mit dem heitern begegne und durchdringe. — Man darf wohl<lb/> annehmen, daß er sich in Wien, wo auch der Komponist weilte, mit diesem<lb/> über die Wahl der in die Oper aufzunehmenden Episoden beraten haben wird,<lb/> und wenn es Mozart darum zu tun war, als Kanevas für seine Musik einen<lb/> Text zu bekommen, worin sich Scherz und Ernst so ziemlich die Wage hielten,<lb/> so hat sich da Ponte diesem Wunsche trefflich anzupassen gewußt. Freilich<lb/> muß man auch dem Tirsoschen Stücke dasselbe Lob, daß es Scherz und Ernst<lb/> geschickt vereine, erteilen, aber für eine musikalische Behandlung war dessen<lb/> Vorgang zu verzweigt, zu zerrissen und zu weitschweifig. Da Ponte hat dem<lb/> Lurlaäor as Lsvillg. in der Hauptsache nur drei Episoden: Don Juans Ver¬<lb/> hältnis zur Herzogin Isabela, aus der er eine Donna Elvira machte, den<lb/> betrügerischen Anschlag auf Doras Anas Ehre und als eigentlichen Mittel¬<lb/> punkt der Handlung die Vorgänge bei Patricias (Masettos) und Amintas<lb/> (Zerlinens) Hochzeit entnommen. Es sind dabei weggefallen: zwei Könige,<lb/> der von Neapel und der von Kastilien, zwei Tenorios und mit der schönen<lb/> Fischen» Tisbea und ihren Anbetern die ganze Episode am Meeresstrande<lb/> von Tarragona, die in dem Moliereschen Lustspiel durch die meisterlich be¬<lb/> handelten Figuren Pierrots und Charlottens so sehr in den Vordergrund tritt.<lb/> Aus dem Marques de Mota des Burlador ist der Mozartsche Don Ottavio<lb/> entstanden, und da Jsabelens Bräutigam, Tirsos Herzog Octaviv, nicht in das<lb/> Libretto da Pontes aufgenommen ist, so hat dieser nichts besseres zu tun<lb/> gewußt, als die ohne Verehrer bleibende Donna Elvira ins Kloster zu schicken.</p><lb/> <p xml:id="ID_3028" next="#ID_3029"> Don Giovanni, den frechen Lebemann, von dem man vermutet, daß sich<lb/> in ihm charakteristische Züge eines schönen, vornehmen Taugenichtses wider¬<lb/> spiegeln, der zur Zeit Peters des Ersten von Kastilien (Mitte des vierzehnten<lb/> Jahrhunderts) in Sevilla gelebt haben und den Frauen ebenso zugetan wie<lb/> gefährlich gewesen sein soll, hat da Ponte mit sicherer Hand so gezeichnet,<lb/> daß wir ihm, wenn auch nicht gerade die ewigen Qualen des höllischen Feuers,<lb/> so doch eine empfindliche Strafe von Herzen gönnen. Wenn er in der ersten<lb/> Szene den Commendatore, den Vater der seinen Nachstellungen nur mit knapper<lb/> Not entgangnen Donna Anna, ersticht, so ist er hierbei freilich im Stande der<lb/> Notwehr, denn der alte Herr, der über den seinem Hause zugedachten Schimpf<lb/> höchlich entrüstet ist, besteht auf einen Zweikampf und würde den Eindring¬<lb/> ling, wenn er sich nicht wehrte, ohne langes Besinnen kalt machen; aber im<lb/> weitern Verlaufe der Oper stellt sich uns Don Giovanni (als Klovink eavaiisre</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0663]
Lin Dresdner Don Juan
al LnrZos bezeichnet — und durch die italienischen Namen der Personen be¬
stimmt, unwillkürlich nach Italien versetzt fühlt.
Da Pontes Text hat große Vorzüge. Karl Engel sagt in seiner 1887
erschienenen Jubiläumsschrift „Die Don Juan-Sage auf der Bühne," die eine
Menge interessanter Einzelheiten enthält, sehr richtig, da Ponte habe es ver¬
standen, den schon ziemlich ins Gewöhnliche herabgezognen Stoff mit Ge¬
wandtheit zu einer gewissen Feinheit und Anmut zu erheben. Er habe die
Hauptmomente wiederum in wirklicher Handlung auf die Bühne gebracht und
ihnen die musikalisch wirksamsten Situationen abzugewinnen gewußt. Dabei
sei es ihm gelungen, diese Situationen so auszuführen, daß sich das grausen¬
erregende Element mit dem heitern begegne und durchdringe. — Man darf wohl
annehmen, daß er sich in Wien, wo auch der Komponist weilte, mit diesem
über die Wahl der in die Oper aufzunehmenden Episoden beraten haben wird,
und wenn es Mozart darum zu tun war, als Kanevas für seine Musik einen
Text zu bekommen, worin sich Scherz und Ernst so ziemlich die Wage hielten,
so hat sich da Ponte diesem Wunsche trefflich anzupassen gewußt. Freilich
muß man auch dem Tirsoschen Stücke dasselbe Lob, daß es Scherz und Ernst
geschickt vereine, erteilen, aber für eine musikalische Behandlung war dessen
Vorgang zu verzweigt, zu zerrissen und zu weitschweifig. Da Ponte hat dem
Lurlaäor as Lsvillg. in der Hauptsache nur drei Episoden: Don Juans Ver¬
hältnis zur Herzogin Isabela, aus der er eine Donna Elvira machte, den
betrügerischen Anschlag auf Doras Anas Ehre und als eigentlichen Mittel¬
punkt der Handlung die Vorgänge bei Patricias (Masettos) und Amintas
(Zerlinens) Hochzeit entnommen. Es sind dabei weggefallen: zwei Könige,
der von Neapel und der von Kastilien, zwei Tenorios und mit der schönen
Fischen» Tisbea und ihren Anbetern die ganze Episode am Meeresstrande
von Tarragona, die in dem Moliereschen Lustspiel durch die meisterlich be¬
handelten Figuren Pierrots und Charlottens so sehr in den Vordergrund tritt.
Aus dem Marques de Mota des Burlador ist der Mozartsche Don Ottavio
entstanden, und da Jsabelens Bräutigam, Tirsos Herzog Octaviv, nicht in das
Libretto da Pontes aufgenommen ist, so hat dieser nichts besseres zu tun
gewußt, als die ohne Verehrer bleibende Donna Elvira ins Kloster zu schicken.
Don Giovanni, den frechen Lebemann, von dem man vermutet, daß sich
in ihm charakteristische Züge eines schönen, vornehmen Taugenichtses wider¬
spiegeln, der zur Zeit Peters des Ersten von Kastilien (Mitte des vierzehnten
Jahrhunderts) in Sevilla gelebt haben und den Frauen ebenso zugetan wie
gefährlich gewesen sein soll, hat da Ponte mit sicherer Hand so gezeichnet,
daß wir ihm, wenn auch nicht gerade die ewigen Qualen des höllischen Feuers,
so doch eine empfindliche Strafe von Herzen gönnen. Wenn er in der ersten
Szene den Commendatore, den Vater der seinen Nachstellungen nur mit knapper
Not entgangnen Donna Anna, ersticht, so ist er hierbei freilich im Stande der
Notwehr, denn der alte Herr, der über den seinem Hause zugedachten Schimpf
höchlich entrüstet ist, besteht auf einen Zweikampf und würde den Eindring¬
ling, wenn er sich nicht wehrte, ohne langes Besinnen kalt machen; aber im
weitern Verlaufe der Oper stellt sich uns Don Giovanni (als Klovink eavaiisre
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