Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.Johannes Machest"? aus Gottes Wort von den Poeten sagen. Denn weil ihre Arbeit heilig und In mehreren der hier vorliegenden Reden werden die Geschichten der Johannes Machest»? aus Gottes Wort von den Poeten sagen. Denn weil ihre Arbeit heilig und In mehreren der hier vorliegenden Reden werden die Geschichten der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0651" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/297030"/> <fw type="header" place="top"> Johannes Machest»?</fw><lb/> <p xml:id="ID_2996" prev="#ID_2995"> aus Gottes Wort von den Poeten sagen. Denn weil ihre Arbeit heilig und<lb/> groß ist und errettet manch Ding, so sonst unterging — die urus^e geben nicht<lb/> zu, daß eines löblichen Mannes Namen und Taten mit ihm verscharrt<lb/> werden —, ist es billig, daß wir Theologen wiederum die göttlichen Stände,<lb/> guten Künste und vortrefflichen Meister vor der Verachtung des Pöbels retten.<lb/> So werden die jungen Gesellen brünstig gemacht, die Poeten zu lesen, sich auf<lb/> die Poeterei zu begeben, und beizeiten zu lernen, einen Unterschied zu machen<lb/> zwischen christlichen, züchtigen und frechen, gelten, unflätigen Poeten. ... In<lb/> der Rede für einen Schulmeister preist er dessen Stand als den ehrlichsten und<lb/> herrlichsten und erörtert seine Pflichten nach den Paradigmen des Donat. Wenn<lb/> ein Lehrer nicht das amo im Herzen hat oder gehet mit der Komiker g,me> um,<lb/> taugt er nicht in die Schule. Dann werden äoveo, 1<zAo, a.uäic>, kkro durch-<lb/> genommen. Unbarmherzige, allzu ernste und harte Schulmeister macheu mit<lb/> ihrem Poltern und Pochen die armen Schüler nur hauptscheu und stutzig. Wer<lb/> die urmmuiores litwras lehrt, muß auch liuumuior sein."</p><lb/> <p xml:id="ID_2997" next="#ID_2998"> In mehreren der hier vorliegenden Reden werden die Geschichten der<lb/> Patriarchenehen zugrunde gelegt — von Adam anzufangen. Beim Bau der<lb/> Eva aus der Rippe läßt er sich tiefer in die Anatomie ein, als ein heutiger<lb/> Prediger wagen dürfte, aber hübsch ist, daß er wiederholt sagt, an der „Riede"<lb/> sei ein Stück von Adams Herze hängen geblieben. Die Frau ist nicht allein<lb/> des Mannes Gehilfin, sondern auch sein Augentrost, seine Freude. Mit dem¬<lb/> selben hebräischen Worte Machmad, das dem Weibe gelte, bezeichne der Prophet<lb/> Aggäus Christum. Es sei mit diesem Worte, „das der türkische Abgott ver¬<lb/> dächtig gemacht" habe, etwas Lustiges, Fröhliches, Tröstliches gemeint, etwas,<lb/> wonach sich jedermann sehnt. „Also soll auch dies göttliche Helfebeiu, so an<lb/> den Mann gebunden ist, dem Mann helfen die Welt erfüllen, und seiner fein<lb/> abwarten; für die Haushaltung sorgen, und was der Mann mit seinem Nasen¬<lb/> schweiß und saurer Arbeit eraruet und gewinnet, als ein rechter Haussparkrng<lb/> und Almuth zu Rat halten, einschließen, zu rechter Zeit Herfürgeben, und<lb/> Kinder helfen in der Furcht Gottes erziehen. Und darneben soll sie mit ihrem<lb/> Manne fein freundlich döbern und schwatzen, nach Gelegenheit ihn vermanen<lb/> und strafen, wie die vernünftige Abigail ihren groben Nahal am Morgen, da<lb/> er zu Nacht steck voller gewesen, mit guter Bescheidenheit strafet. Oder ihn<lb/> erinnern, was etwa zum Haus und Kinderzucht von Nöten wäre, wie die liebe<lb/> Sara ihrem alten Herrn und Hauswirt tut, oder wie Pilati frommes Weib.<lb/> Oder dem Mann in Trübnus und Widerwärtigkeit einen treuen Rat mitteilen<lb/> und trösten. Item, da ein Mann müde und in seinem Tun sich abgemerckelt,<lb/> und umb der Leut Undank etwas unlustig und verdrossen wäre, soll eine fromme<lb/> Hausfrau ihrem Mann fein sittlich zusprechen, das Kind ihm zutragen, um Hals<lb/> henken, ihn aus seineu Gedanken bringen, und irgend einer alten lieblichen und<lb/> fröhlichen Haus- oder Kammerhistorien erinnern. Wie denn ehrbare und hold¬<lb/> selige Hausfrauen solchs fein höflich zu gelegner Zeit in Schimpf und Ernst,<lb/> mit lieblicher Freundlichkeit und zückersüßen Worten und ziemlichen Geberden<lb/> zu tun wissen und pflegen. - - . Denn Gott hat in diesen schwachen Werkzeug,<lb/> darinn so viel Herz, Mut, Kraft und stark nicht ist als in einem Mann, der</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0651]
Johannes Machest»?
aus Gottes Wort von den Poeten sagen. Denn weil ihre Arbeit heilig und
groß ist und errettet manch Ding, so sonst unterging — die urus^e geben nicht
zu, daß eines löblichen Mannes Namen und Taten mit ihm verscharrt
werden —, ist es billig, daß wir Theologen wiederum die göttlichen Stände,
guten Künste und vortrefflichen Meister vor der Verachtung des Pöbels retten.
So werden die jungen Gesellen brünstig gemacht, die Poeten zu lesen, sich auf
die Poeterei zu begeben, und beizeiten zu lernen, einen Unterschied zu machen
zwischen christlichen, züchtigen und frechen, gelten, unflätigen Poeten. ... In
der Rede für einen Schulmeister preist er dessen Stand als den ehrlichsten und
herrlichsten und erörtert seine Pflichten nach den Paradigmen des Donat. Wenn
ein Lehrer nicht das amo im Herzen hat oder gehet mit der Komiker g,me> um,
taugt er nicht in die Schule. Dann werden äoveo, 1<zAo, a.uäic>, kkro durch-
genommen. Unbarmherzige, allzu ernste und harte Schulmeister macheu mit
ihrem Poltern und Pochen die armen Schüler nur hauptscheu und stutzig. Wer
die urmmuiores litwras lehrt, muß auch liuumuior sein."
In mehreren der hier vorliegenden Reden werden die Geschichten der
Patriarchenehen zugrunde gelegt — von Adam anzufangen. Beim Bau der
Eva aus der Rippe läßt er sich tiefer in die Anatomie ein, als ein heutiger
Prediger wagen dürfte, aber hübsch ist, daß er wiederholt sagt, an der „Riede"
sei ein Stück von Adams Herze hängen geblieben. Die Frau ist nicht allein
des Mannes Gehilfin, sondern auch sein Augentrost, seine Freude. Mit dem¬
selben hebräischen Worte Machmad, das dem Weibe gelte, bezeichne der Prophet
Aggäus Christum. Es sei mit diesem Worte, „das der türkische Abgott ver¬
dächtig gemacht" habe, etwas Lustiges, Fröhliches, Tröstliches gemeint, etwas,
wonach sich jedermann sehnt. „Also soll auch dies göttliche Helfebeiu, so an
den Mann gebunden ist, dem Mann helfen die Welt erfüllen, und seiner fein
abwarten; für die Haushaltung sorgen, und was der Mann mit seinem Nasen¬
schweiß und saurer Arbeit eraruet und gewinnet, als ein rechter Haussparkrng
und Almuth zu Rat halten, einschließen, zu rechter Zeit Herfürgeben, und
Kinder helfen in der Furcht Gottes erziehen. Und darneben soll sie mit ihrem
Manne fein freundlich döbern und schwatzen, nach Gelegenheit ihn vermanen
und strafen, wie die vernünftige Abigail ihren groben Nahal am Morgen, da
er zu Nacht steck voller gewesen, mit guter Bescheidenheit strafet. Oder ihn
erinnern, was etwa zum Haus und Kinderzucht von Nöten wäre, wie die liebe
Sara ihrem alten Herrn und Hauswirt tut, oder wie Pilati frommes Weib.
Oder dem Mann in Trübnus und Widerwärtigkeit einen treuen Rat mitteilen
und trösten. Item, da ein Mann müde und in seinem Tun sich abgemerckelt,
und umb der Leut Undank etwas unlustig und verdrossen wäre, soll eine fromme
Hausfrau ihrem Mann fein sittlich zusprechen, das Kind ihm zutragen, um Hals
henken, ihn aus seineu Gedanken bringen, und irgend einer alten lieblichen und
fröhlichen Haus- oder Kammerhistorien erinnern. Wie denn ehrbare und hold¬
selige Hausfrauen solchs fein höflich zu gelegner Zeit in Schimpf und Ernst,
mit lieblicher Freundlichkeit und zückersüßen Worten und ziemlichen Geberden
zu tun wissen und pflegen. - - . Denn Gott hat in diesen schwachen Werkzeug,
darinn so viel Herz, Mut, Kraft und stark nicht ist als in einem Mann, der
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