Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.hervor, den der Dichter I. U, König an Bodmer richtet. Er macht diesen Die zweite moralische Wochenschrift, die in Hamburg und überhaupt in Auch diese Wochenschrift hat das Bestreben, moralisch zu wirken, die Diese beiden Wochenschriften waren jahrelang nur dem Namen nach be¬ Das Verdienst, uns mit diesen beiden Wochenschriften vertrauter gemacht hervor, den der Dichter I. U, König an Bodmer richtet. Er macht diesen Die zweite moralische Wochenschrift, die in Hamburg und überhaupt in Auch diese Wochenschrift hat das Bestreben, moralisch zu wirken, die Diese beiden Wochenschriften waren jahrelang nur dem Namen nach be¬ Das Verdienst, uns mit diesen beiden Wochenschriften vertrauter gemacht <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0434" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/296815"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_1945" prev="#ID_1944"> hervor, den der Dichter I. U, König an Bodmer richtet. Er macht diesen<lb/> darauf aufmerksam, „daß einige Jahre zuvor, ehe noch der »Patriot« heraus¬<lb/> kam, schon in Hamburg ein geschickter Kopf Nahmens Mattheson, unter dem<lb/> Titel: Der Veruiinfftler, hundert Stücke, wöchentlich zweymal in 4^° heraus¬<lb/> gegeben, die zwar aus dem Englischen des Steele übersetzt, aber nach den<lb/> hamburgischen Sitten so eingerichtet waren, daß er anfangs ganz wohl auf¬<lb/> genommen, nachgehends aber, gewisser Umstünde halber, verbvhten ward."</p><lb/> <p xml:id="ID_1946"> Die zweite moralische Wochenschrift, die in Hamburg und überhaupt in<lb/> Deutschland erschien, war die „Lustige Fama aus der Närrischen Welt." Sie<lb/> erschien 1718 und hat zweiundzwanzig Nummern erlebt, von denen jede einen<lb/> Bogen stark war. Das Format ist ebenfalls Quart. Der Verfasser nennt<lb/> sich auf dein Titelblatt nur mit den Anfangsbuchstaben I. L.; Jacoby nimmt<lb/> an, daß es Lindenfels ist, dessen „Fama" dem 1705 erschienenen Hunoldschen<lb/> satirischen Roman Menantes beigefügt war. Der genaue Titel dieser Wochen¬<lb/> schrift lautet: „Die lustige Fama. Aus der Närrischen Welt, Bestehend in<lb/> einem curieuseu Extract aller in der Welt vorfallenden kurtzweiligen Begeben¬<lb/> heiten, anmuthigen Historien, und andern zum Zeitvertreib dienenden Paßagen<lb/> zu beliebiger Gemüths-Ergetzung ausgefertiget von I. L. Hamburg, Bey<lb/> Philipp Ludwig Strömer, in der Neustadt am Graben nebst dem Schulgang<lb/> 1718. 4."</p><lb/> <p xml:id="ID_1947"> Auch diese Wochenschrift hat das Bestreben, moralisch zu wirken, die<lb/> Tugend angenehm, das Laster scheußlich zu machen; dabei greift sie aber zu<lb/> recht derben Mitteln und bringt Dinge zur Sprache, die man jetzt kaum<lb/> drucken und am allerwenigsten in einer Zeitschrift erscheinen lassen dürste,<lb/> die moralisierend wirken will, es sei denn, daß man heute den „Simpli-<lb/> cissimus" etwa zu der Kategorie moralischer Wochenschriften rechnen wolle.<lb/> Die Aufzählung der Überschriften der einzelnen Aufsätze zeigt zur Genüge,<lb/> welcher Art der Inhalt der Wochenschrift ist. Für die Kulturgeschichte ist<lb/> manches von höchster Wichtigkeit, viele Schäden der Zeit werden in schonungs¬<lb/> loser Weise aufgedeckt, mancher alter Zopf wird gerügt, mancher Brauch vor¬<lb/> geführt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1948"> Diese beiden Wochenschriften waren jahrelang nur dem Namen nach be¬<lb/> kannt, noch Hettner schreibt: „In Hamburg sollen bereits 1713 »Der Ver¬<lb/> nünftige« und 1718 die »Lustige Fama« erschienen sein, jedenfalls waren beide<lb/> Zeitschriften durchaus spurlos vorübergegangen. Sie sind fast nirgends bei<lb/> den Zeitgenossen erwähnt; ebensowenig haben sie sich auf unsern Bibliotheken<lb/> erhalten."</p><lb/> <p xml:id="ID_1949" next="#ID_1950"> Das Verdienst, uns mit diesen beiden Wochenschriften vertrauter gemacht<lb/> zu haben, gebührt Jacoby; er macht uns aber noch mit einer dritten Ham¬<lb/> burger moralischen Wochenschrift bekannt, die bisher ganz unbekannt geblieben<lb/> ,war, und deren Erscheinen in das Jahr 1721 füllt, also zugleich mit der<lb/> bekannten Züricher Wochenschrift „Die Diskurse der Maler." Diese Wochen¬<lb/> schrift führt den Titel: „Neu angelegte Nouvellcn-Correspondence. Aus dem<lb/> Reiche derer Lebendigen in das Reich derer Todten." Sie scheint in gewisser<lb/> Weise eine Fortsetzung der „Luftiger Fama" gewesen zu sein und ist auch bei</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0434]
hervor, den der Dichter I. U, König an Bodmer richtet. Er macht diesen
darauf aufmerksam, „daß einige Jahre zuvor, ehe noch der »Patriot« heraus¬
kam, schon in Hamburg ein geschickter Kopf Nahmens Mattheson, unter dem
Titel: Der Veruiinfftler, hundert Stücke, wöchentlich zweymal in 4^° heraus¬
gegeben, die zwar aus dem Englischen des Steele übersetzt, aber nach den
hamburgischen Sitten so eingerichtet waren, daß er anfangs ganz wohl auf¬
genommen, nachgehends aber, gewisser Umstünde halber, verbvhten ward."
Die zweite moralische Wochenschrift, die in Hamburg und überhaupt in
Deutschland erschien, war die „Lustige Fama aus der Närrischen Welt." Sie
erschien 1718 und hat zweiundzwanzig Nummern erlebt, von denen jede einen
Bogen stark war. Das Format ist ebenfalls Quart. Der Verfasser nennt
sich auf dein Titelblatt nur mit den Anfangsbuchstaben I. L.; Jacoby nimmt
an, daß es Lindenfels ist, dessen „Fama" dem 1705 erschienenen Hunoldschen
satirischen Roman Menantes beigefügt war. Der genaue Titel dieser Wochen¬
schrift lautet: „Die lustige Fama. Aus der Närrischen Welt, Bestehend in
einem curieuseu Extract aller in der Welt vorfallenden kurtzweiligen Begeben¬
heiten, anmuthigen Historien, und andern zum Zeitvertreib dienenden Paßagen
zu beliebiger Gemüths-Ergetzung ausgefertiget von I. L. Hamburg, Bey
Philipp Ludwig Strömer, in der Neustadt am Graben nebst dem Schulgang
1718. 4."
Auch diese Wochenschrift hat das Bestreben, moralisch zu wirken, die
Tugend angenehm, das Laster scheußlich zu machen; dabei greift sie aber zu
recht derben Mitteln und bringt Dinge zur Sprache, die man jetzt kaum
drucken und am allerwenigsten in einer Zeitschrift erscheinen lassen dürste,
die moralisierend wirken will, es sei denn, daß man heute den „Simpli-
cissimus" etwa zu der Kategorie moralischer Wochenschriften rechnen wolle.
Die Aufzählung der Überschriften der einzelnen Aufsätze zeigt zur Genüge,
welcher Art der Inhalt der Wochenschrift ist. Für die Kulturgeschichte ist
manches von höchster Wichtigkeit, viele Schäden der Zeit werden in schonungs¬
loser Weise aufgedeckt, mancher alter Zopf wird gerügt, mancher Brauch vor¬
geführt.
Diese beiden Wochenschriften waren jahrelang nur dem Namen nach be¬
kannt, noch Hettner schreibt: „In Hamburg sollen bereits 1713 »Der Ver¬
nünftige« und 1718 die »Lustige Fama« erschienen sein, jedenfalls waren beide
Zeitschriften durchaus spurlos vorübergegangen. Sie sind fast nirgends bei
den Zeitgenossen erwähnt; ebensowenig haben sie sich auf unsern Bibliotheken
erhalten."
Das Verdienst, uns mit diesen beiden Wochenschriften vertrauter gemacht
zu haben, gebührt Jacoby; er macht uns aber noch mit einer dritten Ham¬
burger moralischen Wochenschrift bekannt, die bisher ganz unbekannt geblieben
,war, und deren Erscheinen in das Jahr 1721 füllt, also zugleich mit der
bekannten Züricher Wochenschrift „Die Diskurse der Maler." Diese Wochen¬
schrift führt den Titel: „Neu angelegte Nouvellcn-Correspondence. Aus dem
Reiche derer Lebendigen in das Reich derer Todten." Sie scheint in gewisser
Weise eine Fortsetzung der „Luftiger Fama" gewesen zu sein und ist auch bei
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