Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.plato christliche Dogmatik wurzelt in der griechischen Philosophie. Wie lebhaft aber Walter Pater, Plato und der Platonismus. Aus dem Englischen über¬
tragen von Hans Hecht. Jena und Leipzig, Eugen Diederichs, 1904. -- Walter Pater, Griechische Studien. Übersetzt von Will). Robbe. Ebenfalls bei Eugen Diederichs, 1904. -- Platos Jdeenlehre. Eine Einführung in den Idealismus von Paul Natorp, ordcntl. Professor der Philosophie an der Universität Marburg. Leipzig, Dürrsche Buchhandlung, 1903. -- Platons Phaidros, ins Deutsche übertragen von Rudolf Kaßner. Bei Eugen Diederichs, 1904. Liest sich sehr angenehm. -- Platons Dialoge. Jnhnltsdarstellungen 1. der Schriften des spätern Alters von Constantin Ritter. Stuttgart, W. Kohlhammer, 1903. Der Ver¬ fasser behandelt die Dialoge: Parmenides, Sophistes, Politikos, Philebos, Timaios, Kritias und sagt von ihnen im Vorwort: "Im Original sind sie schwer zu lesen; auch Übersetzungen sind nicht leicht verständlich und dazu kaum genießbar. Deshalb zweifle ich nicht, daß der Ver¬ such Anklang finden wird, den ich hier gemacht habe: nämlich mit Umgehung aller Schwierig¬ keiten und unnötigen Umständlichkeiten des Ausdrucks nur die Gedanken festzuhalten und sie in scharfer Fassung so klar als möglich wiederzugeben." Als weitere Hilfsmittel zum Verständnis sind kurze Übersichten und ein sehr ausführliches Register beigefügt. plato christliche Dogmatik wurzelt in der griechischen Philosophie. Wie lebhaft aber Walter Pater, Plato und der Platonismus. Aus dem Englischen über¬
tragen von Hans Hecht. Jena und Leipzig, Eugen Diederichs, 1904. — Walter Pater, Griechische Studien. Übersetzt von Will). Robbe. Ebenfalls bei Eugen Diederichs, 1904. — Platos Jdeenlehre. Eine Einführung in den Idealismus von Paul Natorp, ordcntl. Professor der Philosophie an der Universität Marburg. Leipzig, Dürrsche Buchhandlung, 1903. — Platons Phaidros, ins Deutsche übertragen von Rudolf Kaßner. Bei Eugen Diederichs, 1904. Liest sich sehr angenehm. — Platons Dialoge. Jnhnltsdarstellungen 1. der Schriften des spätern Alters von Constantin Ritter. Stuttgart, W. Kohlhammer, 1903. Der Ver¬ fasser behandelt die Dialoge: Parmenides, Sophistes, Politikos, Philebos, Timaios, Kritias und sagt von ihnen im Vorwort: „Im Original sind sie schwer zu lesen; auch Übersetzungen sind nicht leicht verständlich und dazu kaum genießbar. Deshalb zweifle ich nicht, daß der Ver¬ such Anklang finden wird, den ich hier gemacht habe: nämlich mit Umgehung aller Schwierig¬ keiten und unnötigen Umständlichkeiten des Ausdrucks nur die Gedanken festzuhalten und sie in scharfer Fassung so klar als möglich wiederzugeben." Als weitere Hilfsmittel zum Verständnis sind kurze Übersichten und ein sehr ausführliches Register beigefügt. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0420" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/296801"/> <fw type="header" place="top"> plato</fw><lb/> <p xml:id="ID_1904" prev="#ID_1903" next="#ID_1905"> christliche Dogmatik wurzelt in der griechischen Philosophie. Wie lebhaft aber<lb/> die religiösen Probleme unser heutiges Geschlecht bewegen, das beweist nicht<lb/> allein die Unzahl literarischer Versuche einer Wiederbelebung, Erneuerung oder<lb/> Fortbildung unsrer Religion, sondern auch der leidenschaftliche Haß, mit dem<lb/> sie von andrer Seite bekämpft wird. Leidenschaftlicher Haß verrät immer eine<lb/> heimliche Liebe, und außerdem, daß man den Gegner für stark und mächtig<lb/> hält. Die griechische Philosophie nun verkörpert sich uns in einem Manne:<lb/> in Plato.*) In ihm laufen alle Vorübungen des philosophischen Denkens und<lb/> Forschens zusammen, von ihm gehn die Schulen und die Lehrgebäude aus,<lb/> und seine Dialoge sind die einzigen philosophischen Schriften des Altertums,<lb/> die in guter Bearbeitung auch bei uns noch allgemeine Lektüre der Gebildeten<lb/> werden können. Die Vorlesungen des vor zehn Jahren gestorbnen englischen<lb/> Ästhetikers Walter Pater über Plato werden erst jetzt bei uns weitem Kreisen<lb/> bekannt durch die bei Eugen Diederichs erschienene deutsche Ausgabe. Die<lb/> Übersetzung der Griechischen Studien war am Ende kein dringendes Bedürfnis.<lb/> Unsre deutschen Historiker, Archäologen, Mythcnforschcr, Kunstschriftsteller,<lb/> zuletzt uoch Jakob Burckhardt, haben auf diesem Gebiete so Großes geleistet,<lb/> daß uns der Engländer, der übrigeus die deutscheu Autoren fleißig benutzt<lb/> hat, über Dionysos, Demeter, Persephone, die Anfänge der griechischen Skulptur,<lb/> das Zeitalter der athletischen Preiskämpfer kaum etwas neues sagen kaun.<lb/> Doch wird jedermann den „verborgnen Hippolvtvs," die Hippolytsage in<lb/> Novellenform, mit Vergnügen lesen, und in den übrigen Studien sind uns<lb/> zwei Gedanken aufgefallen, die verbreitet zu werden verdienen: daß Hephästus,<lb/> der lahme Schmied, als Gemahl der Göttin der Schönheit und Anmut er¬<lb/> scheint, weil die Griechen den Aphroditekult zusammen mit der Kunst der<lb/> Metallbearbeitung über Cypern von den Phöniziern empfangen haben, und<lb/> daß der moderne Beschauer griechischer Skulpturen über dem geistigen Gehalt<lb/> dieser Bildwerke zu leicht vergißt, was für tüchtige Handwerker ihre Schöpfer<lb/> gewesen sein müssen; das werde um so leichter vergessen, weil ja die modernen<lb/> Bildhauer uur das Modell anfertigen, das Marmorbild aber mechanisch her¬<lb/> stellen lassen; die griechische Skulptur sei uur zu verstehn aus dem bunten<lb/> Hintergrunde des reichgestaltigen Kunsthandwerks, von dem uns ja glücklicher^</p><lb/> <note xml:id="FID_15" place="foot"> Walter Pater, Plato und der Platonismus. Aus dem Englischen über¬<lb/> tragen von Hans Hecht. Jena und Leipzig, Eugen Diederichs, 1904. — Walter Pater,<lb/> Griechische Studien. Übersetzt von Will). Robbe. Ebenfalls bei Eugen Diederichs, 1904. —<lb/> Platos Jdeenlehre. Eine Einführung in den Idealismus von Paul Natorp, ordcntl.<lb/> Professor der Philosophie an der Universität Marburg. Leipzig, Dürrsche Buchhandlung, 1903. —<lb/> Platons Phaidros, ins Deutsche übertragen von Rudolf Kaßner. Bei Eugen Diederichs,<lb/> 1904. Liest sich sehr angenehm. — Platons Dialoge. Jnhnltsdarstellungen 1. der Schriften<lb/> des spätern Alters von Constantin Ritter. Stuttgart, W. Kohlhammer, 1903. Der Ver¬<lb/> fasser behandelt die Dialoge: Parmenides, Sophistes, Politikos, Philebos, Timaios, Kritias<lb/> und sagt von ihnen im Vorwort: „Im Original sind sie schwer zu lesen; auch Übersetzungen<lb/> sind nicht leicht verständlich und dazu kaum genießbar. Deshalb zweifle ich nicht, daß der Ver¬<lb/> such Anklang finden wird, den ich hier gemacht habe: nämlich mit Umgehung aller Schwierig¬<lb/> keiten und unnötigen Umständlichkeiten des Ausdrucks nur die Gedanken festzuhalten und sie in<lb/> scharfer Fassung so klar als möglich wiederzugeben." Als weitere Hilfsmittel zum Verständnis<lb/> sind kurze Übersichten und ein sehr ausführliches Register beigefügt.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0420]
plato
christliche Dogmatik wurzelt in der griechischen Philosophie. Wie lebhaft aber
die religiösen Probleme unser heutiges Geschlecht bewegen, das beweist nicht
allein die Unzahl literarischer Versuche einer Wiederbelebung, Erneuerung oder
Fortbildung unsrer Religion, sondern auch der leidenschaftliche Haß, mit dem
sie von andrer Seite bekämpft wird. Leidenschaftlicher Haß verrät immer eine
heimliche Liebe, und außerdem, daß man den Gegner für stark und mächtig
hält. Die griechische Philosophie nun verkörpert sich uns in einem Manne:
in Plato.*) In ihm laufen alle Vorübungen des philosophischen Denkens und
Forschens zusammen, von ihm gehn die Schulen und die Lehrgebäude aus,
und seine Dialoge sind die einzigen philosophischen Schriften des Altertums,
die in guter Bearbeitung auch bei uns noch allgemeine Lektüre der Gebildeten
werden können. Die Vorlesungen des vor zehn Jahren gestorbnen englischen
Ästhetikers Walter Pater über Plato werden erst jetzt bei uns weitem Kreisen
bekannt durch die bei Eugen Diederichs erschienene deutsche Ausgabe. Die
Übersetzung der Griechischen Studien war am Ende kein dringendes Bedürfnis.
Unsre deutschen Historiker, Archäologen, Mythcnforschcr, Kunstschriftsteller,
zuletzt uoch Jakob Burckhardt, haben auf diesem Gebiete so Großes geleistet,
daß uns der Engländer, der übrigeus die deutscheu Autoren fleißig benutzt
hat, über Dionysos, Demeter, Persephone, die Anfänge der griechischen Skulptur,
das Zeitalter der athletischen Preiskämpfer kaum etwas neues sagen kaun.
Doch wird jedermann den „verborgnen Hippolvtvs," die Hippolytsage in
Novellenform, mit Vergnügen lesen, und in den übrigen Studien sind uns
zwei Gedanken aufgefallen, die verbreitet zu werden verdienen: daß Hephästus,
der lahme Schmied, als Gemahl der Göttin der Schönheit und Anmut er¬
scheint, weil die Griechen den Aphroditekult zusammen mit der Kunst der
Metallbearbeitung über Cypern von den Phöniziern empfangen haben, und
daß der moderne Beschauer griechischer Skulpturen über dem geistigen Gehalt
dieser Bildwerke zu leicht vergißt, was für tüchtige Handwerker ihre Schöpfer
gewesen sein müssen; das werde um so leichter vergessen, weil ja die modernen
Bildhauer uur das Modell anfertigen, das Marmorbild aber mechanisch her¬
stellen lassen; die griechische Skulptur sei uur zu verstehn aus dem bunten
Hintergrunde des reichgestaltigen Kunsthandwerks, von dem uns ja glücklicher^
Walter Pater, Plato und der Platonismus. Aus dem Englischen über¬
tragen von Hans Hecht. Jena und Leipzig, Eugen Diederichs, 1904. — Walter Pater,
Griechische Studien. Übersetzt von Will). Robbe. Ebenfalls bei Eugen Diederichs, 1904. —
Platos Jdeenlehre. Eine Einführung in den Idealismus von Paul Natorp, ordcntl.
Professor der Philosophie an der Universität Marburg. Leipzig, Dürrsche Buchhandlung, 1903. —
Platons Phaidros, ins Deutsche übertragen von Rudolf Kaßner. Bei Eugen Diederichs,
1904. Liest sich sehr angenehm. — Platons Dialoge. Jnhnltsdarstellungen 1. der Schriften
des spätern Alters von Constantin Ritter. Stuttgart, W. Kohlhammer, 1903. Der Ver¬
fasser behandelt die Dialoge: Parmenides, Sophistes, Politikos, Philebos, Timaios, Kritias
und sagt von ihnen im Vorwort: „Im Original sind sie schwer zu lesen; auch Übersetzungen
sind nicht leicht verständlich und dazu kaum genießbar. Deshalb zweifle ich nicht, daß der Ver¬
such Anklang finden wird, den ich hier gemacht habe: nämlich mit Umgehung aller Schwierig¬
keiten und unnötigen Umständlichkeiten des Ausdrucks nur die Gedanken festzuhalten und sie in
scharfer Fassung so klar als möglich wiederzugeben." Als weitere Hilfsmittel zum Verständnis
sind kurze Übersichten und ein sehr ausführliches Register beigefügt.
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