Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches zerbrach sie, warf die Stücke von sich und entwich, einen Fluch ausstoßend, ans Als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, lief; Fran Mary einen Schrei Kaum war Grvppoff verschwunden, so kam Tauenden herein, wie eine Henne, Wolf stand, die Stücke seiner Peitsche in den Händen haltend, vor seiner Aber WolfI rief Tauenden. Nein, sagte Wolf, Mama hat den Kerl geschlagen. Aber Wolf, erwiderte strafend die Tante, siehst dn, da faselst du wieder. Ich fühle nicht, antwortete Wolf, ich kann nur nicht sagen, wie das eigentlich (Fortsetzung folgt) Maßgebliches und Unmaßgebliches Reichsspiegel. Über die spanische Thronfrage, die uns tatsächlich gar nichts Grenzboten U 1905 15
Maßgebliches und Unmaßgebliches zerbrach sie, warf die Stücke von sich und entwich, einen Fluch ausstoßend, ans Als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, lief; Fran Mary einen Schrei Kaum war Grvppoff verschwunden, so kam Tauenden herein, wie eine Henne, Wolf stand, die Stücke seiner Peitsche in den Händen haltend, vor seiner Aber WolfI rief Tauenden. Nein, sagte Wolf, Mama hat den Kerl geschlagen. Aber Wolf, erwiderte strafend die Tante, siehst dn, da faselst du wieder. Ich fühle nicht, antwortete Wolf, ich kann nur nicht sagen, wie das eigentlich (Fortsetzung folgt) Maßgebliches und Unmaßgebliches Reichsspiegel. Über die spanische Thronfrage, die uns tatsächlich gar nichts Grenzboten U 1905 15
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Maßgebliches und Unmaßgebliches
zerbrach sie, warf die Stücke von sich und entwich, einen Fluch ausstoßend, ans
dem Zimmer.
Als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, lief; Fran Mary einen Schrei
hören gleich den, Klagen eines Wildes, das sich verloren sieht und die Flucht auf¬
gibt. Ich kann nicht mehr! rief sie und sank neben ihrem Stuhl zu Boden.
Kaum war Grvppoff verschwunden, so kam Tauenden herein, wie eine Henne,
der ein Raubvogel über die Kleinen geraten ist. Mein Gott, Kindchen, rief sie,
sie Mary gebrochen am Boden liegen sah, was ist denn geschehen?
Wolf stand, die Stücke seiner Peitsche in den Händen haltend, vor seiner
Mutter und sagte hart: Der Kerl hat meine Mama geschlagen.
Aber WolfI rief Tauenden.
Nein, sagte Wolf, Mama hat den Kerl geschlagen.
Aber Wolf, erwiderte strafend die Tante, siehst dn, da faselst du wieder.
Ich fühle nicht, antwortete Wolf, ich kann nur nicht sagen, wie das eigentlich
gewesen ist, und damit betrachtete er nachdenklich seine Peitsche.
(Fortsetzung folgt)
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Reichsspiegel. Über die spanische Thronfrage, die uns tatsächlich gar nichts
""ging, sind wir im Sommer 1870 innerhalb vierzehn Tagen in einen Krieg mit
Frankreich geraten, der diesen? unendlich viel teurer zu stehn gekommen ist, als bei
der Thronbesteigung eines hohenzollernschen Prinzen irgend möglich gewesen wäre.
Die spanischen Zustände, sowohl des Heeres als des gesamten Landes, waren
nicht so, das; in der Thronbesteigung eines deutschen Prinzen eine Bedrohung für
Frankreich hätte liegen können. Der italienische Prinz Amadeus, der dann zum
Nönig gewählt wurde, hat es bekanntlich keine drei Jahre dort ausgehalten, obwohl
er doch den Spaniern viel näher stand als ein deutscher Prinz. Die Erinnerung
"n jene Vorgänge wird durch den Gedankenaustausch wachgerufen, der sich zwischen
dem Pariser Temps und der Berliner Norddeutschen Allgemeinen Zeitung, den
Organen der beiden Auswärtige!; Ämter, nulla. äios sins linsa, vollzieht. Die
Pariser Kundgebungen zeichnen sich dabei durch eine konfuse Verlegenheit aus, zu
der sich gewisse Verlogenheit gesellt, die Berliner durch eine erfreuliche Klar¬
heit, »in nicht zu sagen Derbheit der Sprache. Die Mätzchen, die die französische
"Mzivse Publizistik bei dieser Gelegenheit aufführt, nehmen sich ebenso dürftig wie
ungeschickt aus. Als der englisch-französische Vertragsabschluß in; vorigen Jahre
ekanut wurde, ging durch einen nicht geringen Teil der deutschen Presse ein starkes
'huschen. Beachtenswerte Stimmen verlangten, daß Deutschland dein Verfügen der
""den Mächte über Marokko nicht stillschweigend zusehe, sondern seinen Anteil,
^>n mindesten einen Hafen an der atlantischen Küste, verlange. Ju einzelnen
glattem wurde das des nähern mit der Notwendigkeit motiviert, dort deutsche
"""Uvollpflanznngen in großem Stil anzulegen. An leitender Stelle vermochte
'"""ein unmittelbares Bedürfnis, Deutschlands vertragsmäßige Stellung in und
^ Marokko zu ändern, nicht zu erkennen. Dennoch erhielt die Marincverwnltung
^" Auftrag, die Beschaffenheit der atlantischen Häfen Marokkos festzustellen. Das
^gebnis der vorgcnvmmnen Rekognoszierungen lautete dahin, daß auf der ganzen
wntischcn Küste kein Hafen vorhanden sei, wo auch nur ein kleiner Kreuzer vor
k in^ kömuz- Jeder Hafen würde zur Herrichtung für deutsche Bedürfnisse
> V lpielige und langwierige Bauten fordern, dennoch würde man damit nicht nur
er fremden großen Marine preisgegeben sein, sondern die deutsche Besetzung
Grenzboten U 1905 15
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