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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Ein etwas kleineres Publikum wird man dem Buche von Petsch*) vorher¬
sagen können, weil es das feinste, reinste und tiefste der drei Beetschen Schiller¬
werke ist. Unter Fruchtbarmachung zweier der höchsten geistig-sittlichen Begriffe,
die gerade in Schillers Denken eine entscheidende Rolle spielen, wird hier Art und
Schicksal aller wichtigern dichterischen Charaktergestalten Schillers erläutert, woraus
sich ein überraschend neues, wahrhaft goldnes Kapital für das tiefere Verständnis
namentlich der spätern, reifen Werke Schillers ergibt. Der Verfasser entwickelt
ruhig und frei, ganz selten taucht eine kleine philologische Überängstltchkeit auf,**)
die man um der erstrebten "anständigen Popularität" willen noch wegretuschiert
wünschte. Als Meisterstücke eines besonnenen, die Hauptwurzeln von Schillers
ethopoetischer Kunst bloßlegenden Eindringens erscheinen uns in Petschs Buch die
Betrachtung der Charaktere von Wallenstein und Max (Petsch würde sagen: Wallen-
steins und Max') und die des Tell, wo sehr wertvolles Neues ganz einfach gesagt
ist. Wenn sich die weitern Bände der "Goethe- und Schillerstudien" auf derselben
Höhe bewegen werden wie dieser erste Band, so haben wir in ihnen eine der
wichtigsten exegetischen Publikationen für die deutsche Kultur zu achten. Dieser
Band im besondern gehört nicht nur in die Hand von Lehrern, die sich ganz damit
zu durchdringen haben, um das hier zu erwerbende für den Unterricht ausmünzen
zu können, sondern auch vor allem von Schauspieler", die als Darsteller einer
Schillerschen Hauptrolle irgend ernst genommen werden wollen.

Von kleinern Schillerveröffentlichungen nennen wir: Die Verhandlungen über
Schillers Berufung nach Berlin, geschichtlich und rechtlich untersucht von Adolf
Stölzel (Berlin, Wahlen, 1905) sfür Juristen, die ihren Schiller hochhalten^,
dann: Charlotte von Schiller, von Hermann Mosapp (Stuttgart, Kielmmm, 1905.
3. Aufl.) sfür Frauen >, und: Klassische und romantische Satire. Eine vergleichende
Studie von Dr. Max Glaß (Stuttgart, Strecker und Schröder, 1905) Wr Leute,
die sich für das große Literaturpfeilschießen interessieren, das mit den Xenien er¬
öffnet wurde und -- so kleines dabei unterläuft -- doch im ganzen die Größe der
Literaturbewegung vor hundert Jahre" zeigt, um die wir unsre Urgroßväter nur
beneiden können^.


Ach leider! und daß Gott erbarm!

Der lieblosen Bemerkungen und der
schlimmen Prognostika, die man zu hören bekommt, wenn sich zwei junge Leute
heiraten, die beide nichts haben, sind allerwärts gar viele. Wovon wollen die denn
leben! Die werden zusammen am Hungertuche nagen. Vo" der Liebe kann man
nicht leben. Von der Liebe kann man nicht satt werden. I/ainors non eg, dollirs
1a ?Suevi". LaäikUAo all non avsrs a, tÄr us' Dig'üM mal ooniMclÄi. Und so
weiter. Eine drastische Wendung, die Armut eines solchen Pärchens zu bezeichnen,
lautet: Die Braut heißt: Ach leider! und der Bräutigam: Daß Gott erbarm!

Die Brautleute hatten also einen Namen wie das Lizeroder Bier oder wie
der Henker, der Meister Auweh! genannt wird, oder wie der Teufel, der: Gott sei
bet uns! heißt. Will sagen, einen Namen, der sich vo" einer fremden, auf sie
gemünzten Äußerung herschriebe. Die Formel, die die Christen beim Anblick des
Teufels brauchen, wird zum Titel des Bösen Feindes selbst.

Daß einer sich im Laufe des Gesprächs selbst seinen Namen schmiedet und die
Phrase als Titel behält, die er beständig im Munde führt, ist eine alltägliche Er¬
fahrung. Wer hätte noch nichts von Heinrich Jasomirgott oder von dem Leder¬
händler Barebone, dem Damned Barebone gehört, der den glaubensstarken Vor¬
namen hatte: Wäre Christus nicht für uns alle gestorben, so wären wir alle
verdammt? -- Aber auch andre Personen können uns zu einem Spitznamen ver-




*) Goethe- und Schillerstudien, herausgegeben von N. Petsch, erster Band: "Frei¬
heit und Notwendigkeit" in Schillers Dramen von R, Petsch. 1903.
Zum Beispiel S. 172: "Offenbar bezieht sich die geplante Erhebung nicht auf den
Helden, sondern , . ,": selbstverständlich nicht.
Grenzboten IV 1905 89
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Ein etwas kleineres Publikum wird man dem Buche von Petsch*) vorher¬
sagen können, weil es das feinste, reinste und tiefste der drei Beetschen Schiller¬
werke ist. Unter Fruchtbarmachung zweier der höchsten geistig-sittlichen Begriffe,
die gerade in Schillers Denken eine entscheidende Rolle spielen, wird hier Art und
Schicksal aller wichtigern dichterischen Charaktergestalten Schillers erläutert, woraus
sich ein überraschend neues, wahrhaft goldnes Kapital für das tiefere Verständnis
namentlich der spätern, reifen Werke Schillers ergibt. Der Verfasser entwickelt
ruhig und frei, ganz selten taucht eine kleine philologische Überängstltchkeit auf,**)
die man um der erstrebten „anständigen Popularität" willen noch wegretuschiert
wünschte. Als Meisterstücke eines besonnenen, die Hauptwurzeln von Schillers
ethopoetischer Kunst bloßlegenden Eindringens erscheinen uns in Petschs Buch die
Betrachtung der Charaktere von Wallenstein und Max (Petsch würde sagen: Wallen-
steins und Max') und die des Tell, wo sehr wertvolles Neues ganz einfach gesagt
ist. Wenn sich die weitern Bände der „Goethe- und Schillerstudien" auf derselben
Höhe bewegen werden wie dieser erste Band, so haben wir in ihnen eine der
wichtigsten exegetischen Publikationen für die deutsche Kultur zu achten. Dieser
Band im besondern gehört nicht nur in die Hand von Lehrern, die sich ganz damit
zu durchdringen haben, um das hier zu erwerbende für den Unterricht ausmünzen
zu können, sondern auch vor allem von Schauspieler», die als Darsteller einer
Schillerschen Hauptrolle irgend ernst genommen werden wollen.

Von kleinern Schillerveröffentlichungen nennen wir: Die Verhandlungen über
Schillers Berufung nach Berlin, geschichtlich und rechtlich untersucht von Adolf
Stölzel (Berlin, Wahlen, 1905) sfür Juristen, die ihren Schiller hochhalten^,
dann: Charlotte von Schiller, von Hermann Mosapp (Stuttgart, Kielmmm, 1905.
3. Aufl.) sfür Frauen >, und: Klassische und romantische Satire. Eine vergleichende
Studie von Dr. Max Glaß (Stuttgart, Strecker und Schröder, 1905) Wr Leute,
die sich für das große Literaturpfeilschießen interessieren, das mit den Xenien er¬
öffnet wurde und — so kleines dabei unterläuft — doch im ganzen die Größe der
Literaturbewegung vor hundert Jahre» zeigt, um die wir unsre Urgroßväter nur
beneiden können^.


Ach leider! und daß Gott erbarm!

Der lieblosen Bemerkungen und der
schlimmen Prognostika, die man zu hören bekommt, wenn sich zwei junge Leute
heiraten, die beide nichts haben, sind allerwärts gar viele. Wovon wollen die denn
leben! Die werden zusammen am Hungertuche nagen. Vo» der Liebe kann man
nicht leben. Von der Liebe kann man nicht satt werden. I/ainors non eg, dollirs
1a ?Suevi». LaäikUAo all non avsrs a, tÄr us' Dig'üM mal ooniMclÄi. Und so
weiter. Eine drastische Wendung, die Armut eines solchen Pärchens zu bezeichnen,
lautet: Die Braut heißt: Ach leider! und der Bräutigam: Daß Gott erbarm!

Die Brautleute hatten also einen Namen wie das Lizeroder Bier oder wie
der Henker, der Meister Auweh! genannt wird, oder wie der Teufel, der: Gott sei
bet uns! heißt. Will sagen, einen Namen, der sich vo» einer fremden, auf sie
gemünzten Äußerung herschriebe. Die Formel, die die Christen beim Anblick des
Teufels brauchen, wird zum Titel des Bösen Feindes selbst.

Daß einer sich im Laufe des Gesprächs selbst seinen Namen schmiedet und die
Phrase als Titel behält, die er beständig im Munde führt, ist eine alltägliche Er¬
fahrung. Wer hätte noch nichts von Heinrich Jasomirgott oder von dem Leder¬
händler Barebone, dem Damned Barebone gehört, der den glaubensstarken Vor¬
namen hatte: Wäre Christus nicht für uns alle gestorben, so wären wir alle
verdammt? — Aber auch andre Personen können uns zu einem Spitznamen ver-




*) Goethe- und Schillerstudien, herausgegeben von N. Petsch, erster Band: „Frei¬
heit und Notwendigkeit" in Schillers Dramen von R, Petsch. 1903.
Zum Beispiel S. 172: „Offenbar bezieht sich die geplante Erhebung nicht auf den
Helden, sondern , . ,": selbstverständlich nicht.
Grenzboten IV 1905 89
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[0689] Maßgebliches und Unmaßgebliches Ein etwas kleineres Publikum wird man dem Buche von Petsch*) vorher¬ sagen können, weil es das feinste, reinste und tiefste der drei Beetschen Schiller¬ werke ist. Unter Fruchtbarmachung zweier der höchsten geistig-sittlichen Begriffe, die gerade in Schillers Denken eine entscheidende Rolle spielen, wird hier Art und Schicksal aller wichtigern dichterischen Charaktergestalten Schillers erläutert, woraus sich ein überraschend neues, wahrhaft goldnes Kapital für das tiefere Verständnis namentlich der spätern, reifen Werke Schillers ergibt. Der Verfasser entwickelt ruhig und frei, ganz selten taucht eine kleine philologische Überängstltchkeit auf,**) die man um der erstrebten „anständigen Popularität" willen noch wegretuschiert wünschte. Als Meisterstücke eines besonnenen, die Hauptwurzeln von Schillers ethopoetischer Kunst bloßlegenden Eindringens erscheinen uns in Petschs Buch die Betrachtung der Charaktere von Wallenstein und Max (Petsch würde sagen: Wallen- steins und Max') und die des Tell, wo sehr wertvolles Neues ganz einfach gesagt ist. Wenn sich die weitern Bände der „Goethe- und Schillerstudien" auf derselben Höhe bewegen werden wie dieser erste Band, so haben wir in ihnen eine der wichtigsten exegetischen Publikationen für die deutsche Kultur zu achten. Dieser Band im besondern gehört nicht nur in die Hand von Lehrern, die sich ganz damit zu durchdringen haben, um das hier zu erwerbende für den Unterricht ausmünzen zu können, sondern auch vor allem von Schauspieler», die als Darsteller einer Schillerschen Hauptrolle irgend ernst genommen werden wollen. Von kleinern Schillerveröffentlichungen nennen wir: Die Verhandlungen über Schillers Berufung nach Berlin, geschichtlich und rechtlich untersucht von Adolf Stölzel (Berlin, Wahlen, 1905) sfür Juristen, die ihren Schiller hochhalten^, dann: Charlotte von Schiller, von Hermann Mosapp (Stuttgart, Kielmmm, 1905. 3. Aufl.) sfür Frauen >, und: Klassische und romantische Satire. Eine vergleichende Studie von Dr. Max Glaß (Stuttgart, Strecker und Schröder, 1905) Wr Leute, die sich für das große Literaturpfeilschießen interessieren, das mit den Xenien er¬ öffnet wurde und — so kleines dabei unterläuft — doch im ganzen die Größe der Literaturbewegung vor hundert Jahre» zeigt, um die wir unsre Urgroßväter nur beneiden können^. Ach leider! und daß Gott erbarm! Der lieblosen Bemerkungen und der schlimmen Prognostika, die man zu hören bekommt, wenn sich zwei junge Leute heiraten, die beide nichts haben, sind allerwärts gar viele. Wovon wollen die denn leben! Die werden zusammen am Hungertuche nagen. Vo» der Liebe kann man nicht leben. Von der Liebe kann man nicht satt werden. I/ainors non eg, dollirs 1a ?Suevi». LaäikUAo all non avsrs a, tÄr us' Dig'üM mal ooniMclÄi. Und so weiter. Eine drastische Wendung, die Armut eines solchen Pärchens zu bezeichnen, lautet: Die Braut heißt: Ach leider! und der Bräutigam: Daß Gott erbarm! Die Brautleute hatten also einen Namen wie das Lizeroder Bier oder wie der Henker, der Meister Auweh! genannt wird, oder wie der Teufel, der: Gott sei bet uns! heißt. Will sagen, einen Namen, der sich vo» einer fremden, auf sie gemünzten Äußerung herschriebe. Die Formel, die die Christen beim Anblick des Teufels brauchen, wird zum Titel des Bösen Feindes selbst. Daß einer sich im Laufe des Gesprächs selbst seinen Namen schmiedet und die Phrase als Titel behält, die er beständig im Munde führt, ist eine alltägliche Er¬ fahrung. Wer hätte noch nichts von Heinrich Jasomirgott oder von dem Leder¬ händler Barebone, dem Damned Barebone gehört, der den glaubensstarken Vor¬ namen hatte: Wäre Christus nicht für uns alle gestorben, so wären wir alle verdammt? — Aber auch andre Personen können uns zu einem Spitznamen ver- *) Goethe- und Schillerstudien, herausgegeben von N. Petsch, erster Band: „Frei¬ heit und Notwendigkeit" in Schillers Dramen von R, Petsch. 1903. Zum Beispiel S. 172: „Offenbar bezieht sich die geplante Erhebung nicht auf den Helden, sondern , . ,": selbstverständlich nicht. Grenzboten IV 1905 89

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296010/689>, abgerufen am 15.01.2025.