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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr.

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Warum?

er dann zögernd, das ist zu schwer, es dir zu beantworten, du bist ein Kind!
Wenn wirs nur selbst wüßten -- immer schon hab ich es gern erfahren wollen --

Er war jetzt wieder im Alltag und spähte den Weg zurück. Das Wetter be¬
unruhigte ihn; es war wirklich unangenehm geworden. Die Felder trugen schon
eine Decke von gleichmäßigem Weiß. Gern hätte er jetzt den Kleinen zurückgeschickt,
doch ihn allein gehn zu lassen, wagte er nicht mehr. Es durfte auch für ihn nur
"vorwärts!" heißen, und es war gut, ihn die Mühsal des Wegs möglichst weiter
vergessen zu machen. Dafür sollte er morgen entschädigt werden, und dazu wollte
er das alte, sonst wenig beachtete Chanukafest als Vorwand benutzen. Sonst hatte
er sich nach jüdischem Brauch damit begnügt, durch ein besonders weltliches Ver¬
halten seine Geringschätzung der christlichen Weihnacht an den Tag zu legen. Er,
der eigentlich gar kein Gefallen am Kartenspiel fand, hockte dann mit Ehrenstein
und Breslauer zusammen beim "Frnuzefuß" oder einer Partie l'Hombre -- ähnlich
wie am Karfreitag. Morgen aber sollte Moritzchen ebenso froh sein wie die
Tischlerkinder.

Vom Chanukafest erzählte er ihm im Weiterwandern -- vom Fest der Freude
über den endgiltigen Sieg der heldenhaften Makkabäer und über die Tempel¬
reinigung. Er schilderte, wie eine kleine kühne Schar den zehnfach überlegnen
Feind niedergezwungen lind das Blut derer gerächt hätte, die nicht Schweinefleisch
essen und nicht Schweine opfern wollten auf dem Altar; wie dieser Stamm von
Helden das Heiligtum vom Unflat gereinigt und deu Altar und die heiligen Gefäße
erneuert habe.

Und dann, zweihundert Jahre danach, ist der heilige Tempel in Lohe auf¬
gegangen, und unser Volk durch Schwert und Hunger und Seuchen gewürgt! Und
die übrig blieben? In die ägyptischen Steingruben und in den Fechterdienst sind
sie geschickt. Wenn du wirst erwachsen sein, versuch es zu verstehn. Forsche in
den Schriften und sag es dann deinem alten Vater. Darauf werde ich warten,
daß ich es von dir erfahre. Wir wissen nicht woher und wohin und warum.
Bring du es heraus, und ich will dich segnen.

So kamen die Unsern in alle Welt. Und sie waren wie die Bienen -- sie
trugen ihre Waben voll. Dann schwefelte man sie ab und schleuderte ihre Waben
leer und ließ sie von neuem sammeln. Sie konnten Kinnes") beten -- weiter
konnten sie nichts machen. Aber hier bei uns ist es besser geworden; hier schützen
uns die Gesetze.

Du darfst dies alles hören -- in drei Jahren wirst du ein gebotespflichtiger
Mensch und wirst schon dich selbst verantworten müssen. Vielleicht werde ich dir
dann für deine Rede beim Festmahl geben den Spruch aus Bereschit Rada: "Der
Jude muß dem Lande dankbar sein, wo er sein Brot findet."

Es gefiel Moritzchen sehr gut, von diesem allen erzählen zu hören. Er ging
jetzt immerfort neben dem Vater, um ihn ansehen zu können. Ihm schien es, als
ob sich seines Vaters Gesicht ganz verändert habe -- er wußte nnr nicht, was das
war. Sonst scharfsinnig, verschlagen oder sorgenvoll -- jetzt wurde es ehrfurcht-
gebietend. Es schien ihm, als müsse der Vater alles, was er erzählte, selbst erlebt
haben und sei nur von damals übrig geblieben als ein Überlebter.

Er ging, wenn der Vater sprach, immer das Gesicht zu ihm erhoben und
wunderte sich. Bis plötzlich seine kleine Hand weggeschleudert wurde -- und
darüber wunderte er sich noch mehr.

Das geschah, als Meyer Plutus berichtete, wie sein Großvater, der eine
Schenke an einer russischen Landstraße hatte, so oft er in die Bezirksstadt kam, im
Tore niederknien mußte, und der Torwächter mit der Schere rund um ihn herum
ging, nachschauend, ob irgendwo der Rocksaum auf dem Boden lag. Wo das der
Fall war, schnitt er ihn ab. So wollte man die jüdischen Untertanen von der
Hoffart heilen, einen Kaftan tragen zu wollen.



") Trauerpsalinen.
Warum?

er dann zögernd, das ist zu schwer, es dir zu beantworten, du bist ein Kind!
Wenn wirs nur selbst wüßten — immer schon hab ich es gern erfahren wollen —

Er war jetzt wieder im Alltag und spähte den Weg zurück. Das Wetter be¬
unruhigte ihn; es war wirklich unangenehm geworden. Die Felder trugen schon
eine Decke von gleichmäßigem Weiß. Gern hätte er jetzt den Kleinen zurückgeschickt,
doch ihn allein gehn zu lassen, wagte er nicht mehr. Es durfte auch für ihn nur
„vorwärts!" heißen, und es war gut, ihn die Mühsal des Wegs möglichst weiter
vergessen zu machen. Dafür sollte er morgen entschädigt werden, und dazu wollte
er das alte, sonst wenig beachtete Chanukafest als Vorwand benutzen. Sonst hatte
er sich nach jüdischem Brauch damit begnügt, durch ein besonders weltliches Ver¬
halten seine Geringschätzung der christlichen Weihnacht an den Tag zu legen. Er,
der eigentlich gar kein Gefallen am Kartenspiel fand, hockte dann mit Ehrenstein
und Breslauer zusammen beim „Frnuzefuß" oder einer Partie l'Hombre — ähnlich
wie am Karfreitag. Morgen aber sollte Moritzchen ebenso froh sein wie die
Tischlerkinder.

Vom Chanukafest erzählte er ihm im Weiterwandern — vom Fest der Freude
über den endgiltigen Sieg der heldenhaften Makkabäer und über die Tempel¬
reinigung. Er schilderte, wie eine kleine kühne Schar den zehnfach überlegnen
Feind niedergezwungen lind das Blut derer gerächt hätte, die nicht Schweinefleisch
essen und nicht Schweine opfern wollten auf dem Altar; wie dieser Stamm von
Helden das Heiligtum vom Unflat gereinigt und deu Altar und die heiligen Gefäße
erneuert habe.

Und dann, zweihundert Jahre danach, ist der heilige Tempel in Lohe auf¬
gegangen, und unser Volk durch Schwert und Hunger und Seuchen gewürgt! Und
die übrig blieben? In die ägyptischen Steingruben und in den Fechterdienst sind
sie geschickt. Wenn du wirst erwachsen sein, versuch es zu verstehn. Forsche in
den Schriften und sag es dann deinem alten Vater. Darauf werde ich warten,
daß ich es von dir erfahre. Wir wissen nicht woher und wohin und warum.
Bring du es heraus, und ich will dich segnen.

So kamen die Unsern in alle Welt. Und sie waren wie die Bienen — sie
trugen ihre Waben voll. Dann schwefelte man sie ab und schleuderte ihre Waben
leer und ließ sie von neuem sammeln. Sie konnten Kinnes") beten — weiter
konnten sie nichts machen. Aber hier bei uns ist es besser geworden; hier schützen
uns die Gesetze.

Du darfst dies alles hören — in drei Jahren wirst du ein gebotespflichtiger
Mensch und wirst schon dich selbst verantworten müssen. Vielleicht werde ich dir
dann für deine Rede beim Festmahl geben den Spruch aus Bereschit Rada: „Der
Jude muß dem Lande dankbar sein, wo er sein Brot findet."

Es gefiel Moritzchen sehr gut, von diesem allen erzählen zu hören. Er ging
jetzt immerfort neben dem Vater, um ihn ansehen zu können. Ihm schien es, als
ob sich seines Vaters Gesicht ganz verändert habe — er wußte nnr nicht, was das
war. Sonst scharfsinnig, verschlagen oder sorgenvoll — jetzt wurde es ehrfurcht-
gebietend. Es schien ihm, als müsse der Vater alles, was er erzählte, selbst erlebt
haben und sei nur von damals übrig geblieben als ein Überlebter.

Er ging, wenn der Vater sprach, immer das Gesicht zu ihm erhoben und
wunderte sich. Bis plötzlich seine kleine Hand weggeschleudert wurde — und
darüber wunderte er sich noch mehr.

Das geschah, als Meyer Plutus berichtete, wie sein Großvater, der eine
Schenke an einer russischen Landstraße hatte, so oft er in die Bezirksstadt kam, im
Tore niederknien mußte, und der Torwächter mit der Schere rund um ihn herum
ging, nachschauend, ob irgendwo der Rocksaum auf dem Boden lag. Wo das der
Fall war, schnitt er ihn ab. So wollte man die jüdischen Untertanen von der
Hoffart heilen, einen Kaftan tragen zu wollen.



") Trauerpsalinen.
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[0625] Warum? er dann zögernd, das ist zu schwer, es dir zu beantworten, du bist ein Kind! Wenn wirs nur selbst wüßten — immer schon hab ich es gern erfahren wollen — Er war jetzt wieder im Alltag und spähte den Weg zurück. Das Wetter be¬ unruhigte ihn; es war wirklich unangenehm geworden. Die Felder trugen schon eine Decke von gleichmäßigem Weiß. Gern hätte er jetzt den Kleinen zurückgeschickt, doch ihn allein gehn zu lassen, wagte er nicht mehr. Es durfte auch für ihn nur „vorwärts!" heißen, und es war gut, ihn die Mühsal des Wegs möglichst weiter vergessen zu machen. Dafür sollte er morgen entschädigt werden, und dazu wollte er das alte, sonst wenig beachtete Chanukafest als Vorwand benutzen. Sonst hatte er sich nach jüdischem Brauch damit begnügt, durch ein besonders weltliches Ver¬ halten seine Geringschätzung der christlichen Weihnacht an den Tag zu legen. Er, der eigentlich gar kein Gefallen am Kartenspiel fand, hockte dann mit Ehrenstein und Breslauer zusammen beim „Frnuzefuß" oder einer Partie l'Hombre — ähnlich wie am Karfreitag. Morgen aber sollte Moritzchen ebenso froh sein wie die Tischlerkinder. Vom Chanukafest erzählte er ihm im Weiterwandern — vom Fest der Freude über den endgiltigen Sieg der heldenhaften Makkabäer und über die Tempel¬ reinigung. Er schilderte, wie eine kleine kühne Schar den zehnfach überlegnen Feind niedergezwungen lind das Blut derer gerächt hätte, die nicht Schweinefleisch essen und nicht Schweine opfern wollten auf dem Altar; wie dieser Stamm von Helden das Heiligtum vom Unflat gereinigt und deu Altar und die heiligen Gefäße erneuert habe. Und dann, zweihundert Jahre danach, ist der heilige Tempel in Lohe auf¬ gegangen, und unser Volk durch Schwert und Hunger und Seuchen gewürgt! Und die übrig blieben? In die ägyptischen Steingruben und in den Fechterdienst sind sie geschickt. Wenn du wirst erwachsen sein, versuch es zu verstehn. Forsche in den Schriften und sag es dann deinem alten Vater. Darauf werde ich warten, daß ich es von dir erfahre. Wir wissen nicht woher und wohin und warum. Bring du es heraus, und ich will dich segnen. So kamen die Unsern in alle Welt. Und sie waren wie die Bienen — sie trugen ihre Waben voll. Dann schwefelte man sie ab und schleuderte ihre Waben leer und ließ sie von neuem sammeln. Sie konnten Kinnes") beten — weiter konnten sie nichts machen. Aber hier bei uns ist es besser geworden; hier schützen uns die Gesetze. Du darfst dies alles hören — in drei Jahren wirst du ein gebotespflichtiger Mensch und wirst schon dich selbst verantworten müssen. Vielleicht werde ich dir dann für deine Rede beim Festmahl geben den Spruch aus Bereschit Rada: „Der Jude muß dem Lande dankbar sein, wo er sein Brot findet." Es gefiel Moritzchen sehr gut, von diesem allen erzählen zu hören. Er ging jetzt immerfort neben dem Vater, um ihn ansehen zu können. Ihm schien es, als ob sich seines Vaters Gesicht ganz verändert habe — er wußte nnr nicht, was das war. Sonst scharfsinnig, verschlagen oder sorgenvoll — jetzt wurde es ehrfurcht- gebietend. Es schien ihm, als müsse der Vater alles, was er erzählte, selbst erlebt haben und sei nur von damals übrig geblieben als ein Überlebter. Er ging, wenn der Vater sprach, immer das Gesicht zu ihm erhoben und wunderte sich. Bis plötzlich seine kleine Hand weggeschleudert wurde — und darüber wunderte er sich noch mehr. Das geschah, als Meyer Plutus berichtete, wie sein Großvater, der eine Schenke an einer russischen Landstraße hatte, so oft er in die Bezirksstadt kam, im Tore niederknien mußte, und der Torwächter mit der Schere rund um ihn herum ging, nachschauend, ob irgendwo der Rocksaum auf dem Boden lag. Wo das der Fall war, schnitt er ihn ab. So wollte man die jüdischen Untertanen von der Hoffart heilen, einen Kaftan tragen zu wollen. ") Trauerpsalinen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296010/625>, abgerufen am 15.01.2025.