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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

gerade England so eigentümlich ist. Cooley, Addtson und andre Schriftsteller des
achtzehnten Jahrhunderts sind dabei besonders beachtenswert. Sehr erfreulich ist,
daß von Milton nicht nur die poetischen Schriften, die schon sehr oft gedruckt
wurden, sondern auch die wichtigsten Prosaschriften herausgegeben werden sollen.
Der Mtcouoiclastes und Ins 'Isnurs an' ILnAs ana U^Aistrs-dös sind der Anfang der
Prosaischen Werke Miltons. Daß sich in einer Sammlung englischer Klassiker
Buuyaus I>iIZ'rim8 ?roAress, Oliver Goldsmith, Waltons voinxloto L.uxl6r finden,
kann jeder, der den englischen Geschmack kennt, erwarten.

Von nichtdramatischen Gedichten sind außer deu schon genannten in Aussicht
genommen: ?osin8 c>k riiowas "ÜNÄttsrton, LKslIe^'s ?vLws, ?osms ok Loats. Natürlich
gibt es hier wie auf allen den einzelnen Gebieten der englischen Literatur noch
sehr viel zu tun, ehe auch nur einigermaßen die bedeutendsten Werke ausgewählt
und gedruckt siud. Mindestens ein Jahrzehnt der eifrigsten Tätigkeit wird vorbei¬
gehn, ehe der Riesenplan der Verlagsbuchhandlung much nur in seinen Hcmptteileu
ausgeführt ist. Doch der Plan ist gut entworfen, die Ausführung in gute Hände
gelegt, die Ausstattung befriedigt durchaus, der Preis ist billig, und so kann man
annehmen, daß etwa in einem Vierteljahrhundert das geplante großartige Unter-'
nehmen ausgeführt sein wird, zur Ehre des Verlegers und des Herausgebers die
,
R, W. den Mut gehabt haben, das Werk zu unternehmen.


Hanfstaengls Malerklassiker.

Unter diesem Gesamttitel hat der Kunstverlag
von Franz Hanfstnengl in München nach und nach die bedeutendsten Gemäldesamm¬
lungen Enropas in guten und äußerst billigen Abbildungswerken zu veröffentlichen
unternommen. Bis jetzt sind sechs Bände erschienen: die Münchner Alte Pinakothek,
die Londoner Nntionalgalerie, das Moritzhaus im Haag und die Haarlemer Stadt-
gnlerie, die Dresdner Galerie, das Amsterdamer Reichsmuseum, die Kasseler Galerie.
Jeder Band, geschmackvoll in Leinen gebunden, mit mehr als zweihundert Abbil¬
dungen, kostet nur zwölf Mark, der dritte, bei etwas geringerm Umfange, neun Mark.
Das Format ist Großoktav, die Herstellungsweise Netzdruck, und zwar ein so guter,
wie er nur von dieser berühmten nud in allen, auch den kostbarsten Reproduktions¬
techniken bewährten Firma erwartet werden kann. Den Bildern ist jedesmal eine
kurze Einleitung (außer bei der Dresdner Galerie von dem Konservator der Münchner
Pinakothek, Karl Voll), aber kein weiterer Text beigegeben. Und das ist gut so,
denn diese Bände sollen uns die Anschauung der Kunst selbst geben, und als Er¬
läuterung dazu würde höchstens noch die knappe, sachliche Sprache unsrer amtlichen
Galeriekataloge passen, nicht aber beliebiges Literatengeschwätz. Wir legen auf diese
Hanfstaenglschen Publikationen gerade um ihres streng sachlichen Charakters willen
großen Wert, sie sind das wirksamste Gegengewicht gegen die mancherlei Kunst-
tä'ndeleicn, mit denen man jetzt dem großen Publikum zu gefallen sucht, nud die,
wenn mau auf die Anpreisungen hört, jedesmal das noch nie dagewesene Allerbeste
sein wollen; bei der zunehmenden Überfüllung des Marktes muß ja auch die Reklame
immer lauter werden. Wir haben wiederholt in den Grenzboten auf deu wohl¬
tuender Eindruck dieser "Malerklassiker" (ohne eine solche Spitzmarke findet sich
kein solches Werk mehr durch bis zu dem Käufer) hingewiesen und möchten unsern
Lesern heute deu kürzlich in zweiter Auslage erschienenen ersten Band aufs neue
empfehlen, dessen Bilderzahl von 230 auf 263 vermehrt worden ist. Die Münchner
Alte Pinakothek hat ihre Stärke zunächst in altdeutschen Bildern der oberdeutschen
Schulen, worin sie allen andern Sammlungen vorangeht, in Dürer und seinen Nach¬
folger", Grünewald, Hans Baldung, Altdorfer, Elsheimer usw., was beinahe alles
schon von dein ersten Stifter der Galerie, dem Kurfürsten Maximilian den. Ersten,
erworben wurde. Dazu kamen erst Jahrhunderte später durch König Ludwig den
Ersten die berühmten altkölnischen und altniederländischen (Rogier van der Weyden,
Dirk Bouts) Bilder der Boissereeschen Sammlung. Inzwischen hatte schon der Herzog
Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg den Antwerpener Grvßmnler Rubens um-


Maßgebliches und Unmaßgebliches

gerade England so eigentümlich ist. Cooley, Addtson und andre Schriftsteller des
achtzehnten Jahrhunderts sind dabei besonders beachtenswert. Sehr erfreulich ist,
daß von Milton nicht nur die poetischen Schriften, die schon sehr oft gedruckt
wurden, sondern auch die wichtigsten Prosaschriften herausgegeben werden sollen.
Der Mtcouoiclastes und Ins 'Isnurs an' ILnAs ana U^Aistrs-dös sind der Anfang der
Prosaischen Werke Miltons. Daß sich in einer Sammlung englischer Klassiker
Buuyaus I>iIZ'rim8 ?roAress, Oliver Goldsmith, Waltons voinxloto L.uxl6r finden,
kann jeder, der den englischen Geschmack kennt, erwarten.

Von nichtdramatischen Gedichten sind außer deu schon genannten in Aussicht
genommen: ?osin8 c>k riiowas «ÜNÄttsrton, LKslIe^'s ?vLws, ?osms ok Loats. Natürlich
gibt es hier wie auf allen den einzelnen Gebieten der englischen Literatur noch
sehr viel zu tun, ehe auch nur einigermaßen die bedeutendsten Werke ausgewählt
und gedruckt siud. Mindestens ein Jahrzehnt der eifrigsten Tätigkeit wird vorbei¬
gehn, ehe der Riesenplan der Verlagsbuchhandlung much nur in seinen Hcmptteileu
ausgeführt ist. Doch der Plan ist gut entworfen, die Ausführung in gute Hände
gelegt, die Ausstattung befriedigt durchaus, der Preis ist billig, und so kann man
annehmen, daß etwa in einem Vierteljahrhundert das geplante großartige Unter-'
nehmen ausgeführt sein wird, zur Ehre des Verlegers und des Herausgebers die
,
R, W. den Mut gehabt haben, das Werk zu unternehmen.


Hanfstaengls Malerklassiker.

Unter diesem Gesamttitel hat der Kunstverlag
von Franz Hanfstnengl in München nach und nach die bedeutendsten Gemäldesamm¬
lungen Enropas in guten und äußerst billigen Abbildungswerken zu veröffentlichen
unternommen. Bis jetzt sind sechs Bände erschienen: die Münchner Alte Pinakothek,
die Londoner Nntionalgalerie, das Moritzhaus im Haag und die Haarlemer Stadt-
gnlerie, die Dresdner Galerie, das Amsterdamer Reichsmuseum, die Kasseler Galerie.
Jeder Band, geschmackvoll in Leinen gebunden, mit mehr als zweihundert Abbil¬
dungen, kostet nur zwölf Mark, der dritte, bei etwas geringerm Umfange, neun Mark.
Das Format ist Großoktav, die Herstellungsweise Netzdruck, und zwar ein so guter,
wie er nur von dieser berühmten nud in allen, auch den kostbarsten Reproduktions¬
techniken bewährten Firma erwartet werden kann. Den Bildern ist jedesmal eine
kurze Einleitung (außer bei der Dresdner Galerie von dem Konservator der Münchner
Pinakothek, Karl Voll), aber kein weiterer Text beigegeben. Und das ist gut so,
denn diese Bände sollen uns die Anschauung der Kunst selbst geben, und als Er¬
läuterung dazu würde höchstens noch die knappe, sachliche Sprache unsrer amtlichen
Galeriekataloge passen, nicht aber beliebiges Literatengeschwätz. Wir legen auf diese
Hanfstaenglschen Publikationen gerade um ihres streng sachlichen Charakters willen
großen Wert, sie sind das wirksamste Gegengewicht gegen die mancherlei Kunst-
tä'ndeleicn, mit denen man jetzt dem großen Publikum zu gefallen sucht, nud die,
wenn mau auf die Anpreisungen hört, jedesmal das noch nie dagewesene Allerbeste
sein wollen; bei der zunehmenden Überfüllung des Marktes muß ja auch die Reklame
immer lauter werden. Wir haben wiederholt in den Grenzboten auf deu wohl¬
tuender Eindruck dieser „Malerklassiker" (ohne eine solche Spitzmarke findet sich
kein solches Werk mehr durch bis zu dem Käufer) hingewiesen und möchten unsern
Lesern heute deu kürzlich in zweiter Auslage erschienenen ersten Band aufs neue
empfehlen, dessen Bilderzahl von 230 auf 263 vermehrt worden ist. Die Münchner
Alte Pinakothek hat ihre Stärke zunächst in altdeutschen Bildern der oberdeutschen
Schulen, worin sie allen andern Sammlungen vorangeht, in Dürer und seinen Nach¬
folger», Grünewald, Hans Baldung, Altdorfer, Elsheimer usw., was beinahe alles
schon von dein ersten Stifter der Galerie, dem Kurfürsten Maximilian den. Ersten,
erworben wurde. Dazu kamen erst Jahrhunderte später durch König Ludwig den
Ersten die berühmten altkölnischen und altniederländischen (Rogier van der Weyden,
Dirk Bouts) Bilder der Boissereeschen Sammlung. Inzwischen hatte schon der Herzog
Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg den Antwerpener Grvßmnler Rubens um-


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[0515] Maßgebliches und Unmaßgebliches gerade England so eigentümlich ist. Cooley, Addtson und andre Schriftsteller des achtzehnten Jahrhunderts sind dabei besonders beachtenswert. Sehr erfreulich ist, daß von Milton nicht nur die poetischen Schriften, die schon sehr oft gedruckt wurden, sondern auch die wichtigsten Prosaschriften herausgegeben werden sollen. Der Mtcouoiclastes und Ins 'Isnurs an' ILnAs ana U^Aistrs-dös sind der Anfang der Prosaischen Werke Miltons. Daß sich in einer Sammlung englischer Klassiker Buuyaus I>iIZ'rim8 ?roAress, Oliver Goldsmith, Waltons voinxloto L.uxl6r finden, kann jeder, der den englischen Geschmack kennt, erwarten. Von nichtdramatischen Gedichten sind außer deu schon genannten in Aussicht genommen: ?osin8 c>k riiowas «ÜNÄttsrton, LKslIe^'s ?vLws, ?osms ok Loats. Natürlich gibt es hier wie auf allen den einzelnen Gebieten der englischen Literatur noch sehr viel zu tun, ehe auch nur einigermaßen die bedeutendsten Werke ausgewählt und gedruckt siud. Mindestens ein Jahrzehnt der eifrigsten Tätigkeit wird vorbei¬ gehn, ehe der Riesenplan der Verlagsbuchhandlung much nur in seinen Hcmptteileu ausgeführt ist. Doch der Plan ist gut entworfen, die Ausführung in gute Hände gelegt, die Ausstattung befriedigt durchaus, der Preis ist billig, und so kann man annehmen, daß etwa in einem Vierteljahrhundert das geplante großartige Unter-' nehmen ausgeführt sein wird, zur Ehre des Verlegers und des Herausgebers die , R, W. den Mut gehabt haben, das Werk zu unternehmen. Hanfstaengls Malerklassiker. Unter diesem Gesamttitel hat der Kunstverlag von Franz Hanfstnengl in München nach und nach die bedeutendsten Gemäldesamm¬ lungen Enropas in guten und äußerst billigen Abbildungswerken zu veröffentlichen unternommen. Bis jetzt sind sechs Bände erschienen: die Münchner Alte Pinakothek, die Londoner Nntionalgalerie, das Moritzhaus im Haag und die Haarlemer Stadt- gnlerie, die Dresdner Galerie, das Amsterdamer Reichsmuseum, die Kasseler Galerie. Jeder Band, geschmackvoll in Leinen gebunden, mit mehr als zweihundert Abbil¬ dungen, kostet nur zwölf Mark, der dritte, bei etwas geringerm Umfange, neun Mark. Das Format ist Großoktav, die Herstellungsweise Netzdruck, und zwar ein so guter, wie er nur von dieser berühmten nud in allen, auch den kostbarsten Reproduktions¬ techniken bewährten Firma erwartet werden kann. Den Bildern ist jedesmal eine kurze Einleitung (außer bei der Dresdner Galerie von dem Konservator der Münchner Pinakothek, Karl Voll), aber kein weiterer Text beigegeben. Und das ist gut so, denn diese Bände sollen uns die Anschauung der Kunst selbst geben, und als Er¬ läuterung dazu würde höchstens noch die knappe, sachliche Sprache unsrer amtlichen Galeriekataloge passen, nicht aber beliebiges Literatengeschwätz. Wir legen auf diese Hanfstaenglschen Publikationen gerade um ihres streng sachlichen Charakters willen großen Wert, sie sind das wirksamste Gegengewicht gegen die mancherlei Kunst- tä'ndeleicn, mit denen man jetzt dem großen Publikum zu gefallen sucht, nud die, wenn mau auf die Anpreisungen hört, jedesmal das noch nie dagewesene Allerbeste sein wollen; bei der zunehmenden Überfüllung des Marktes muß ja auch die Reklame immer lauter werden. Wir haben wiederholt in den Grenzboten auf deu wohl¬ tuender Eindruck dieser „Malerklassiker" (ohne eine solche Spitzmarke findet sich kein solches Werk mehr durch bis zu dem Käufer) hingewiesen und möchten unsern Lesern heute deu kürzlich in zweiter Auslage erschienenen ersten Band aufs neue empfehlen, dessen Bilderzahl von 230 auf 263 vermehrt worden ist. Die Münchner Alte Pinakothek hat ihre Stärke zunächst in altdeutschen Bildern der oberdeutschen Schulen, worin sie allen andern Sammlungen vorangeht, in Dürer und seinen Nach¬ folger», Grünewald, Hans Baldung, Altdorfer, Elsheimer usw., was beinahe alles schon von dein ersten Stifter der Galerie, dem Kurfürsten Maximilian den. Ersten, erworben wurde. Dazu kamen erst Jahrhunderte später durch König Ludwig den Ersten die berühmten altkölnischen und altniederländischen (Rogier van der Weyden, Dirk Bouts) Bilder der Boissereeschen Sammlung. Inzwischen hatte schon der Herzog Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg den Antwerpener Grvßmnler Rubens um-

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296010/515>, abgerufen am 15.01.2025.