Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr.Salzburg und die Tcmernpcisse den hohen Damm, der auf der Südseite des Tales zur vollständig schon her¬ So hatte ihm eine weitsichtige Verkehrspolitik auch den Ausgang dieser Salzburg und die Tcmernpcisse den hohen Damm, der auf der Südseite des Tales zur vollständig schon her¬ So hatte ihm eine weitsichtige Verkehrspolitik auch den Ausgang dieser <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0372" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/296383"/> <fw type="header" place="top"> Salzburg und die Tcmernpcisse</fw><lb/> <p xml:id="ID_2153" prev="#ID_2152"> den hohen Damm, der auf der Südseite des Tales zur vollständig schon her¬<lb/> gestellten Mündung des großen, etwa 8500 Meter langen Tunnels führt.<lb/> Dort ist ein ganzes Dorf aus Maschinen-, Wirts-, Wohn- und Schlafhäusern<lb/> entstanden, auch Krankenhäuser sind nicht vergessen. Rechts stürzt der Hierkar-<lb/> fall in dunkler Waldschlncht von der Felswand herab. Durch Wald, zuweilen<lb/> über die Trümmer eines Felssturzes hinweg steigt dann ein neuer, hochcmf-<lb/> gemauerter Fahrweg an der rauschenden Ache hinauf bis zu der Stelle, wo<lb/> ein Teil des Baches aufgefangen und in Röhren zum Betriebe der elektrischen<lb/> Maschinell am Tunneleingang abgeleitet wird. Dort auf einer Holzbrücke die<lb/> Ache überschreitend setzt sich der Fußweg aus weichem Grasboden in kaum<lb/> merklicher Steigung durch schönen Hochwald das Tal hinan fort bis zu einen«<lb/> schwanken Steg. Die hohen bewaldeten Talwände rücken enger zusammen,<lb/> im Hintergrunde zeigt sich als schwarzgrauer gezackter Kamm über breiten<lb/> Schutthalden die Zentralkette, ganz nahe steigt rechts ein spitzer Kegel, der<lb/> Viehzeilkogel auf, und neben ihm stürzt hoch von der Felswand der prachtvolle<lb/> Tauernfall rauschend herab. Von dieser wildromantischen Stelle aus klimmt<lb/> der schmale Fußpfad durch den Wald und dann zwischen dem großen Tauern-<lb/> sce und dem Toten Stein hindurch nach dem kahlen, schroffen, aussichtreichen<lb/> Kamm hinauf, den er in einer Höhe von 2473 Metern in wilder Einsamkeit<lb/> überschreitet. Ehemals benutzten diesen Übergang, der auch im Winter passierbar<lb/> bleibt, vor allem italienische Sarner, deren Tiere die Früchte, den Wein und<lb/> die Gewerbeprvdukte des Südens in diese rauhen Täter trugen, und die an¬<lb/> sehnlichen Reste einer mit Granit gepflasterten Nömerstraße (von drei Metern<lb/> Breite), der „Heidcnstraße," zu beiden Seiten der Paßhöhe zeigen, daß sich<lb/> hier schon im Altertum ein reger Verkehr bewegt hat. Stangen geben von<lb/> hier aus die Richtung ins Seebachtal und damit nach Mallnitz (1217 Meter)<lb/> an. Hier soll auch der große Tanerntunnel münden. Dann folgt die Bahn<lb/> der alten Straße nach dem Mölltale, in das sie bei Ober-Vellach (686 Meter)<lb/> eintritt, einem Marktflecken, der schon zu Anfang des elften Jahrhunderts<lb/> Pfnrrdorf für das obere Mölltal war und in seiner mächtigen gotischen Kirche<lb/> noch seine alte Bedeutuug als solcher und als Sitz des Oberbergamts verrät.<lb/> Im breiten Tale hinab an der spitzen Pyramide des Danielsberges, der einst<lb/> einen Herkulestempel trug, vorüberziehend erreicht die Straße das Tal der<lb/> Dran östlich von Sachsenburg. Auch dieser Ort war einst der Mittelpunkt<lb/> einer ansehnlichen Grundherrschaft des Erzstifts Salzburg, die sich im Dran-<lb/> tale hinauf bis gegen Ober-Drauburg erstreckte, wie ihm auch im obern Möll¬<lb/> tale die kleine Herrschaft Stall gehörte.</p><lb/> <p xml:id="ID_2154"> So hatte ihm eine weitsichtige Verkehrspolitik auch den Ausgang dieser<lb/> uralten Hochtauernpässe im Süden gesichert, wie es den nördlichen Aufstieg<lb/> zu ihnen allen beherrschte, und die neue Eisenstraße folgt mit modernen<lb/> Mitteln nnr den Bahnen wie der Römer so der mittelalterlichen Kirchenfürsten<lb/> von Salzburg.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0372]
Salzburg und die Tcmernpcisse
den hohen Damm, der auf der Südseite des Tales zur vollständig schon her¬
gestellten Mündung des großen, etwa 8500 Meter langen Tunnels führt.
Dort ist ein ganzes Dorf aus Maschinen-, Wirts-, Wohn- und Schlafhäusern
entstanden, auch Krankenhäuser sind nicht vergessen. Rechts stürzt der Hierkar-
fall in dunkler Waldschlncht von der Felswand herab. Durch Wald, zuweilen
über die Trümmer eines Felssturzes hinweg steigt dann ein neuer, hochcmf-
gemauerter Fahrweg an der rauschenden Ache hinauf bis zu der Stelle, wo
ein Teil des Baches aufgefangen und in Röhren zum Betriebe der elektrischen
Maschinell am Tunneleingang abgeleitet wird. Dort auf einer Holzbrücke die
Ache überschreitend setzt sich der Fußweg aus weichem Grasboden in kaum
merklicher Steigung durch schönen Hochwald das Tal hinan fort bis zu einen«
schwanken Steg. Die hohen bewaldeten Talwände rücken enger zusammen,
im Hintergrunde zeigt sich als schwarzgrauer gezackter Kamm über breiten
Schutthalden die Zentralkette, ganz nahe steigt rechts ein spitzer Kegel, der
Viehzeilkogel auf, und neben ihm stürzt hoch von der Felswand der prachtvolle
Tauernfall rauschend herab. Von dieser wildromantischen Stelle aus klimmt
der schmale Fußpfad durch den Wald und dann zwischen dem großen Tauern-
sce und dem Toten Stein hindurch nach dem kahlen, schroffen, aussichtreichen
Kamm hinauf, den er in einer Höhe von 2473 Metern in wilder Einsamkeit
überschreitet. Ehemals benutzten diesen Übergang, der auch im Winter passierbar
bleibt, vor allem italienische Sarner, deren Tiere die Früchte, den Wein und
die Gewerbeprvdukte des Südens in diese rauhen Täter trugen, und die an¬
sehnlichen Reste einer mit Granit gepflasterten Nömerstraße (von drei Metern
Breite), der „Heidcnstraße," zu beiden Seiten der Paßhöhe zeigen, daß sich
hier schon im Altertum ein reger Verkehr bewegt hat. Stangen geben von
hier aus die Richtung ins Seebachtal und damit nach Mallnitz (1217 Meter)
an. Hier soll auch der große Tanerntunnel münden. Dann folgt die Bahn
der alten Straße nach dem Mölltale, in das sie bei Ober-Vellach (686 Meter)
eintritt, einem Marktflecken, der schon zu Anfang des elften Jahrhunderts
Pfnrrdorf für das obere Mölltal war und in seiner mächtigen gotischen Kirche
noch seine alte Bedeutuug als solcher und als Sitz des Oberbergamts verrät.
Im breiten Tale hinab an der spitzen Pyramide des Danielsberges, der einst
einen Herkulestempel trug, vorüberziehend erreicht die Straße das Tal der
Dran östlich von Sachsenburg. Auch dieser Ort war einst der Mittelpunkt
einer ansehnlichen Grundherrschaft des Erzstifts Salzburg, die sich im Dran-
tale hinauf bis gegen Ober-Drauburg erstreckte, wie ihm auch im obern Möll¬
tale die kleine Herrschaft Stall gehörte.
So hatte ihm eine weitsichtige Verkehrspolitik auch den Ausgang dieser
uralten Hochtauernpässe im Süden gesichert, wie es den nördlichen Aufstieg
zu ihnen allen beherrschte, und die neue Eisenstraße folgt mit modernen
Mitteln nnr den Bahnen wie der Römer so der mittelalterlichen Kirchenfürsten
von Salzburg.
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