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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr.

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Der fromme Maier

Der Wind ging durch die hohen Hallen, aber er heulte nicht, wie in der
Nacht; er spielte die riesige Orgel, die dem Waldherrn tönt, und zog alle Register,
und ließ es mächtig klingen in großen, vollen Akkorden. Es sang alles mit, die
Luft war voll davon; es war eine große, lebendige Seele in dem Wehen, das
durch die Bäume fuhr.

Da fing Gottlob Maier auch an zu singen.

Rudel wohl, ihr Totenbeine, sang er. Wie war er fromm und ein Kind, als
er fang. Er dachte nicht an das Kind der Falzerin dabei. Um ihn her tanzte
das letzte Laub, das sich bisher noch zäh festgehalten hatte, und knackten dürre
Äste von den Bäumen, und legte sich die ganze große Natur mit einem gläubigen
Gesang zur Winterruhe nieder. Er dachte an den Frühling, als er sang: Da der
Herr euch zu der Freud rufen wird aus euern Grüften zu den freien Himmels¬
lüften. Und dann gingen feine Gedanken, die einen schweren, stockenden Flug
hatten, doch über den Wald hinaus und kamen zuhause an und grüßten die Toten,
die zu ihm gehört hatten, und das Leben, das nicht vergeht; das mehr ist als
Essen und Trinken und gesammelte Gelder zur Altersruhe.

Er konnte nur das eine Lied auswendig, aber er konnte alles, was er zu
sagen hatte, darein fassen, es tat nichts, daß er die Worte nicht so recht verstand.
Die Bäume konnten auch nur eins. Das rauschte von Krone zu Krone in den
schlanken sich biegenden Birken und Eschen, in den starken Buchen und Eichen und
in dem dichtgeschlossenen, grünen Chor der Tannen. Es klang wie eines, der
Gesang des Waldes und die Liedertöne des einsamen Menschen, der sich im Vor¬
wärtsschreiten tief hineinverlor in die innersten Gemächer des großen Hallcnbans,
wo das Konzert des Geschaffnen von Raum zu Raum scholl und schwoll.

Als er wieder herauskam, war die Geschichte des einzigen Waldfrevels, den
Gottlob Maier je begangen hat, ganz zu Ende. Die hatte sich mit ihm dort hinein
verloren, und niemand weiß, wie er sich mit dem Wald auseinandergesetzt hat.

Die Mittagsglocke läutete unten in der Stadt, als er mit einem Arm voll
grüner und bunter Ranken nu der weißen Villa vorbeiging. In der einen Hand
trug er ein kleines und feines Sträußchen aus den allerletzten Blüten und zarten
Gräsern gebunden. Das besah er angelegentlich, als er an der Gitterpforte war.
Das Kind sollte es in die Hand bekommen. Der Bediente öffnete das Tor, er
hatte ihn kommen sehen. Ha, rief er, als der Waldläufer an ihm vorbeiging, da
gehts herein. Sie kommen spät. Ist das alles, was Sie haben?

Da bäumte sich der freie Mann auf. Er hatte es nicht nötig, nein, er hatte
es nicht nötig, die Schätze, die er tief drinnen im Sonntagswalde gefunden hatte,
zu verschachern. Er konnte sie verschenken, und das tat er auch. Es kam ein wenig
patzig heraus, was er nun sagte. Aber das war nicht zu ändern. Das brauch ich
alles selber, sagte er. Ich schaffe mein Sach am Werktag, immer an der Maschine,
immer mit dem Leim und mit dem Pappdeckel, und. Das kann mir kein Mensch
zumuten. Das Letzte setzte er noch hinzu, als er schon ein paar Schritte weiter
gegangen war. Er hielt den Tatbestand für genugsam erklärt. Da schlug der Be¬
diente das Tor zu, daß es klirrte.

Mit dem ist nicht zu reden. sagte er zu dem Fräulein, das die Tafel schmücken
wollte und ihm umsonst in der Halle entgegenkam. Da war denn der Verkehr
mit der Villa abgeschnitten, und Gottlob Maier sah den Faden, mit dem er an¬
gebunden gewesen war, gleichsam zerrissen in der Luft flattern und freute sich
dessen. Aber er lachte uicht darüber. Es war auch nicht zum Lachen. Die beiden
heitern Genossinnen, die Vergangenheit und die Zukunft, gingen neben ihm her,
als er den steilen Hang nach der Stadt hinabstieg, und sprachen mit ihm wie zwei
Schwestern und einem ihn mit Vater und Mutter und allem Warmen, was das
Leben jemals hatte, jede auf ihre eigne, freundliche Weise.

Und dann trat er in die dunkle Kammer und legte das zarte Sträußchen in
die Hände des schlafenden Kindes, und die Ranken auf das schmale Bettchen und


Der fromme Maier

Der Wind ging durch die hohen Hallen, aber er heulte nicht, wie in der
Nacht; er spielte die riesige Orgel, die dem Waldherrn tönt, und zog alle Register,
und ließ es mächtig klingen in großen, vollen Akkorden. Es sang alles mit, die
Luft war voll davon; es war eine große, lebendige Seele in dem Wehen, das
durch die Bäume fuhr.

Da fing Gottlob Maier auch an zu singen.

Rudel wohl, ihr Totenbeine, sang er. Wie war er fromm und ein Kind, als
er fang. Er dachte nicht an das Kind der Falzerin dabei. Um ihn her tanzte
das letzte Laub, das sich bisher noch zäh festgehalten hatte, und knackten dürre
Äste von den Bäumen, und legte sich die ganze große Natur mit einem gläubigen
Gesang zur Winterruhe nieder. Er dachte an den Frühling, als er sang: Da der
Herr euch zu der Freud rufen wird aus euern Grüften zu den freien Himmels¬
lüften. Und dann gingen feine Gedanken, die einen schweren, stockenden Flug
hatten, doch über den Wald hinaus und kamen zuhause an und grüßten die Toten,
die zu ihm gehört hatten, und das Leben, das nicht vergeht; das mehr ist als
Essen und Trinken und gesammelte Gelder zur Altersruhe.

Er konnte nur das eine Lied auswendig, aber er konnte alles, was er zu
sagen hatte, darein fassen, es tat nichts, daß er die Worte nicht so recht verstand.
Die Bäume konnten auch nur eins. Das rauschte von Krone zu Krone in den
schlanken sich biegenden Birken und Eschen, in den starken Buchen und Eichen und
in dem dichtgeschlossenen, grünen Chor der Tannen. Es klang wie eines, der
Gesang des Waldes und die Liedertöne des einsamen Menschen, der sich im Vor¬
wärtsschreiten tief hineinverlor in die innersten Gemächer des großen Hallcnbans,
wo das Konzert des Geschaffnen von Raum zu Raum scholl und schwoll.

Als er wieder herauskam, war die Geschichte des einzigen Waldfrevels, den
Gottlob Maier je begangen hat, ganz zu Ende. Die hatte sich mit ihm dort hinein
verloren, und niemand weiß, wie er sich mit dem Wald auseinandergesetzt hat.

Die Mittagsglocke läutete unten in der Stadt, als er mit einem Arm voll
grüner und bunter Ranken nu der weißen Villa vorbeiging. In der einen Hand
trug er ein kleines und feines Sträußchen aus den allerletzten Blüten und zarten
Gräsern gebunden. Das besah er angelegentlich, als er an der Gitterpforte war.
Das Kind sollte es in die Hand bekommen. Der Bediente öffnete das Tor, er
hatte ihn kommen sehen. Ha, rief er, als der Waldläufer an ihm vorbeiging, da
gehts herein. Sie kommen spät. Ist das alles, was Sie haben?

Da bäumte sich der freie Mann auf. Er hatte es nicht nötig, nein, er hatte
es nicht nötig, die Schätze, die er tief drinnen im Sonntagswalde gefunden hatte,
zu verschachern. Er konnte sie verschenken, und das tat er auch. Es kam ein wenig
patzig heraus, was er nun sagte. Aber das war nicht zu ändern. Das brauch ich
alles selber, sagte er. Ich schaffe mein Sach am Werktag, immer an der Maschine,
immer mit dem Leim und mit dem Pappdeckel, und. Das kann mir kein Mensch
zumuten. Das Letzte setzte er noch hinzu, als er schon ein paar Schritte weiter
gegangen war. Er hielt den Tatbestand für genugsam erklärt. Da schlug der Be¬
diente das Tor zu, daß es klirrte.

Mit dem ist nicht zu reden. sagte er zu dem Fräulein, das die Tafel schmücken
wollte und ihm umsonst in der Halle entgegenkam. Da war denn der Verkehr
mit der Villa abgeschnitten, und Gottlob Maier sah den Faden, mit dem er an¬
gebunden gewesen war, gleichsam zerrissen in der Luft flattern und freute sich
dessen. Aber er lachte uicht darüber. Es war auch nicht zum Lachen. Die beiden
heitern Genossinnen, die Vergangenheit und die Zukunft, gingen neben ihm her,
als er den steilen Hang nach der Stadt hinabstieg, und sprachen mit ihm wie zwei
Schwestern und einem ihn mit Vater und Mutter und allem Warmen, was das
Leben jemals hatte, jede auf ihre eigne, freundliche Weise.

Und dann trat er in die dunkle Kammer und legte das zarte Sträußchen in
die Hände des schlafenden Kindes, und die Ranken auf das schmale Bettchen und


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[0771] Der fromme Maier Der Wind ging durch die hohen Hallen, aber er heulte nicht, wie in der Nacht; er spielte die riesige Orgel, die dem Waldherrn tönt, und zog alle Register, und ließ es mächtig klingen in großen, vollen Akkorden. Es sang alles mit, die Luft war voll davon; es war eine große, lebendige Seele in dem Wehen, das durch die Bäume fuhr. Da fing Gottlob Maier auch an zu singen. Rudel wohl, ihr Totenbeine, sang er. Wie war er fromm und ein Kind, als er fang. Er dachte nicht an das Kind der Falzerin dabei. Um ihn her tanzte das letzte Laub, das sich bisher noch zäh festgehalten hatte, und knackten dürre Äste von den Bäumen, und legte sich die ganze große Natur mit einem gläubigen Gesang zur Winterruhe nieder. Er dachte an den Frühling, als er sang: Da der Herr euch zu der Freud rufen wird aus euern Grüften zu den freien Himmels¬ lüften. Und dann gingen feine Gedanken, die einen schweren, stockenden Flug hatten, doch über den Wald hinaus und kamen zuhause an und grüßten die Toten, die zu ihm gehört hatten, und das Leben, das nicht vergeht; das mehr ist als Essen und Trinken und gesammelte Gelder zur Altersruhe. Er konnte nur das eine Lied auswendig, aber er konnte alles, was er zu sagen hatte, darein fassen, es tat nichts, daß er die Worte nicht so recht verstand. Die Bäume konnten auch nur eins. Das rauschte von Krone zu Krone in den schlanken sich biegenden Birken und Eschen, in den starken Buchen und Eichen und in dem dichtgeschlossenen, grünen Chor der Tannen. Es klang wie eines, der Gesang des Waldes und die Liedertöne des einsamen Menschen, der sich im Vor¬ wärtsschreiten tief hineinverlor in die innersten Gemächer des großen Hallcnbans, wo das Konzert des Geschaffnen von Raum zu Raum scholl und schwoll. Als er wieder herauskam, war die Geschichte des einzigen Waldfrevels, den Gottlob Maier je begangen hat, ganz zu Ende. Die hatte sich mit ihm dort hinein verloren, und niemand weiß, wie er sich mit dem Wald auseinandergesetzt hat. Die Mittagsglocke läutete unten in der Stadt, als er mit einem Arm voll grüner und bunter Ranken nu der weißen Villa vorbeiging. In der einen Hand trug er ein kleines und feines Sträußchen aus den allerletzten Blüten und zarten Gräsern gebunden. Das besah er angelegentlich, als er an der Gitterpforte war. Das Kind sollte es in die Hand bekommen. Der Bediente öffnete das Tor, er hatte ihn kommen sehen. Ha, rief er, als der Waldläufer an ihm vorbeiging, da gehts herein. Sie kommen spät. Ist das alles, was Sie haben? Da bäumte sich der freie Mann auf. Er hatte es nicht nötig, nein, er hatte es nicht nötig, die Schätze, die er tief drinnen im Sonntagswalde gefunden hatte, zu verschachern. Er konnte sie verschenken, und das tat er auch. Es kam ein wenig patzig heraus, was er nun sagte. Aber das war nicht zu ändern. Das brauch ich alles selber, sagte er. Ich schaffe mein Sach am Werktag, immer an der Maschine, immer mit dem Leim und mit dem Pappdeckel, und. Das kann mir kein Mensch zumuten. Das Letzte setzte er noch hinzu, als er schon ein paar Schritte weiter gegangen war. Er hielt den Tatbestand für genugsam erklärt. Da schlug der Be¬ diente das Tor zu, daß es klirrte. Mit dem ist nicht zu reden. sagte er zu dem Fräulein, das die Tafel schmücken wollte und ihm umsonst in der Halle entgegenkam. Da war denn der Verkehr mit der Villa abgeschnitten, und Gottlob Maier sah den Faden, mit dem er an¬ gebunden gewesen war, gleichsam zerrissen in der Luft flattern und freute sich dessen. Aber er lachte uicht darüber. Es war auch nicht zum Lachen. Die beiden heitern Genossinnen, die Vergangenheit und die Zukunft, gingen neben ihm her, als er den steilen Hang nach der Stadt hinabstieg, und sprachen mit ihm wie zwei Schwestern und einem ihn mit Vater und Mutter und allem Warmen, was das Leben jemals hatte, jede auf ihre eigne, freundliche Weise. Und dann trat er in die dunkle Kammer und legte das zarte Sträußchen in die Hände des schlafenden Kindes, und die Ranken auf das schmale Bettchen und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_295218/771>, abgerufen am 23.07.2024.