Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Damen auf Markby

ganzem Herzen. Natürlich war die Komi monäo des Städtchens, wie die jungen
Mädchen höhnisch die Gesellschaft von Leunsjö nannten, auch danach. Doch es ging
eben nicht an, daß man sich muss hohe Roß setzte, man mußte mit den bessern
Familien verkehren. Aber "die bessern Familien," das war in Lennsjö ein noch
elastischerer Begriff als anderswo. Nicht einmal der Brauntweinkoutrolleur, der
einmal "gesessen" hatte und nur wegen mangelnder Beweise wieder freigelassen
worden war, wurde ganz ausgeschlossen.

Und außerdem, es war wirklich uoch das angenehmste, daß man sich nicht
vornehm aufzuspielen brauchte und nicht immer daran denken mußte, dnß man eine
"Berkel" sei, wenn man doch jung und lebenslustig war. Wenn es im Winter
Schlittenfahrten und Bälle im "Hotel Anderson" gab, so war das jedenfalls
unterhaltender als daheim zu sitzen, sich zu mopsen und des Vaters alte einförmige
Geschichten und der Mutter gottergebnes Jammern anzuhören, anch wenn der
Kavalier ein wenig tölpelhaft our. Und dann kam noch dazu, daß man sich in
Lennsjö als Nummer 1 fühlte. So viel stand fest, daß Elu Berkel ganz sicher
sein konnte, bei einer Tanzgesellschaft nie und nimmer sitzen zu bleiben.

Trotz alledem war es ihr wie eine Befreiung gewesen, als Tante Adas Brief
kam, worin sie ihr vorschlug, den kommenden Winter auf Klein-Markby zuzubringen
-- oder in der "Villa," wie die Briants anspruchslos ihr Eigentum nannten --,
und zwar nur zur Unterhaltung für die kleine Dagny, mit der sie Klavier spielen
und lernen sollte, und um deren Gesundheit willen die Familie Briaut nicht in
Stockholm selbst wohnte. Der Vater machte freilich Einwendungen -- er schlug
überdies mit der Faust auf den Tisch und sagte, es sei unter der Würde seiner
Tochter, einen beinahe aus "Gnade und Barmherzigkeit" angebotnen Platz bet
"diesem Krämer" anzunehmen, wie er den Mann seiner Cousine Ada, der doch in
früherer Zeit nicht so gar wenige Wechsel für ihn unterschrieben hatte, oft ver¬
ächtlich nannte. Aber Fräulein Elu wußte, was sie wollte! Ihr ganzes Leben
lang in Lennsjö bleiben? O nein, der Vater sollte sich ja nicht einbilden, daß sie
das täte!

Alles Geld, das sie sich von ihrem Musikunterricht erspart hatte, verwandte
sie nun auf ihre Toilette. Schwester Thora, die älteste der Töchter, die sich wahr¬
haftig mit dem Stationsassistenten verlobt hatte, sagte ein wenig spöttisch, als Elu
ihren Koffer packte:

Du hast natürlich im Sinn, diesen Erik zu fangen?

Wenn nicht ihn, so doch einen andern, erwiderte Fräulein Elu ruhig. Aber
du kannst ganz sicher sein, dnß ich mich nicht wegwerfe.

Elu! rief Thora und errötete bis unter ihr rotes Haar. Sie war schon
siebemmdzwanzig Jahre alt und hatte dem fideler Karl Harald Freden, dem Elu
sofort deu Laufpaß gegeben hätte, nicht zu widerstehn vermocht.

Du kleines Gänschen, sagte Elu versöhnlich, dich habe ich ja gar nicht ge¬
meint. Sie war so seelenfroh, endlich einmal in die Welt hinauszukommen, daß
sie es nicht übers Herz brachte, die Schwester zu betrüben. Und dann prüften sie
zusammen die Kleider und packten ein, während Mia und Alma von ihren Auf¬
gaben wegliefen und ins Eßzimmer hereinguckteu, und die Mutter zum letztenmal
betrübt sagte, daß sie wohl wissen möchte, ob "Ada" nicht am Ende Elu doch
ein wenig anspruchsvoll finden würde.

Liebe Mutter, sagte Elu, während sie mit ruhiger Sorgfalt ein schneeweißes
wollnes Gewand zusammenlegte, von dem Mia "nicht begreifen konnte," daß es
fast achtzig Kronen gekostet hatte, Tante Ada wird finden, daß ich wirklich nicht
einfacher sein könnte.

Und diese Überzeugung gewann im Laufe des Vormittags immer mehr die
Oberhand, als Elu, in Rücksicht ans die allgegenwärtige Stine etwas vorsichtig,
ihre kleinen Entdeckungsreisen im Haus herum unternahm. Es war ein großes,
ziemlich neues, recht behagliches und sehr modern eingerichtetes Backsteingebäude in


Die Damen auf Markby

ganzem Herzen. Natürlich war die Komi monäo des Städtchens, wie die jungen
Mädchen höhnisch die Gesellschaft von Leunsjö nannten, auch danach. Doch es ging
eben nicht an, daß man sich muss hohe Roß setzte, man mußte mit den bessern
Familien verkehren. Aber „die bessern Familien," das war in Lennsjö ein noch
elastischerer Begriff als anderswo. Nicht einmal der Brauntweinkoutrolleur, der
einmal „gesessen" hatte und nur wegen mangelnder Beweise wieder freigelassen
worden war, wurde ganz ausgeschlossen.

Und außerdem, es war wirklich uoch das angenehmste, daß man sich nicht
vornehm aufzuspielen brauchte und nicht immer daran denken mußte, dnß man eine
„Berkel" sei, wenn man doch jung und lebenslustig war. Wenn es im Winter
Schlittenfahrten und Bälle im „Hotel Anderson" gab, so war das jedenfalls
unterhaltender als daheim zu sitzen, sich zu mopsen und des Vaters alte einförmige
Geschichten und der Mutter gottergebnes Jammern anzuhören, anch wenn der
Kavalier ein wenig tölpelhaft our. Und dann kam noch dazu, daß man sich in
Lennsjö als Nummer 1 fühlte. So viel stand fest, daß Elu Berkel ganz sicher
sein konnte, bei einer Tanzgesellschaft nie und nimmer sitzen zu bleiben.

Trotz alledem war es ihr wie eine Befreiung gewesen, als Tante Adas Brief
kam, worin sie ihr vorschlug, den kommenden Winter auf Klein-Markby zuzubringen
— oder in der „Villa," wie die Briants anspruchslos ihr Eigentum nannten —,
und zwar nur zur Unterhaltung für die kleine Dagny, mit der sie Klavier spielen
und lernen sollte, und um deren Gesundheit willen die Familie Briaut nicht in
Stockholm selbst wohnte. Der Vater machte freilich Einwendungen — er schlug
überdies mit der Faust auf den Tisch und sagte, es sei unter der Würde seiner
Tochter, einen beinahe aus „Gnade und Barmherzigkeit" angebotnen Platz bet
„diesem Krämer" anzunehmen, wie er den Mann seiner Cousine Ada, der doch in
früherer Zeit nicht so gar wenige Wechsel für ihn unterschrieben hatte, oft ver¬
ächtlich nannte. Aber Fräulein Elu wußte, was sie wollte! Ihr ganzes Leben
lang in Lennsjö bleiben? O nein, der Vater sollte sich ja nicht einbilden, daß sie
das täte!

Alles Geld, das sie sich von ihrem Musikunterricht erspart hatte, verwandte
sie nun auf ihre Toilette. Schwester Thora, die älteste der Töchter, die sich wahr¬
haftig mit dem Stationsassistenten verlobt hatte, sagte ein wenig spöttisch, als Elu
ihren Koffer packte:

Du hast natürlich im Sinn, diesen Erik zu fangen?

Wenn nicht ihn, so doch einen andern, erwiderte Fräulein Elu ruhig. Aber
du kannst ganz sicher sein, dnß ich mich nicht wegwerfe.

Elu! rief Thora und errötete bis unter ihr rotes Haar. Sie war schon
siebemmdzwanzig Jahre alt und hatte dem fideler Karl Harald Freden, dem Elu
sofort deu Laufpaß gegeben hätte, nicht zu widerstehn vermocht.

Du kleines Gänschen, sagte Elu versöhnlich, dich habe ich ja gar nicht ge¬
meint. Sie war so seelenfroh, endlich einmal in die Welt hinauszukommen, daß
sie es nicht übers Herz brachte, die Schwester zu betrüben. Und dann prüften sie
zusammen die Kleider und packten ein, während Mia und Alma von ihren Auf¬
gaben wegliefen und ins Eßzimmer hereinguckteu, und die Mutter zum letztenmal
betrübt sagte, daß sie wohl wissen möchte, ob „Ada" nicht am Ende Elu doch
ein wenig anspruchsvoll finden würde.

Liebe Mutter, sagte Elu, während sie mit ruhiger Sorgfalt ein schneeweißes
wollnes Gewand zusammenlegte, von dem Mia „nicht begreifen konnte," daß es
fast achtzig Kronen gekostet hatte, Tante Ada wird finden, daß ich wirklich nicht
einfacher sein könnte.

Und diese Überzeugung gewann im Laufe des Vormittags immer mehr die
Oberhand, als Elu, in Rücksicht ans die allgegenwärtige Stine etwas vorsichtig,
ihre kleinen Entdeckungsreisen im Haus herum unternahm. Es war ein großes,
ziemlich neues, recht behagliches und sehr modern eingerichtetes Backsteingebäude in


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0056" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/295275"/>
            <fw type="header" place="top"> Die Damen auf Markby</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_225" prev="#ID_224"> ganzem Herzen. Natürlich war die Komi monäo des Städtchens, wie die jungen<lb/>
Mädchen höhnisch die Gesellschaft von Leunsjö nannten, auch danach. Doch es ging<lb/>
eben nicht an, daß man sich muss hohe Roß setzte, man mußte mit den bessern<lb/>
Familien verkehren. Aber &#x201E;die bessern Familien," das war in Lennsjö ein noch<lb/>
elastischerer Begriff als anderswo. Nicht einmal der Brauntweinkoutrolleur, der<lb/>
einmal &#x201E;gesessen" hatte und nur wegen mangelnder Beweise wieder freigelassen<lb/>
worden war, wurde ganz ausgeschlossen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_226"> Und außerdem, es war wirklich uoch das angenehmste, daß man sich nicht<lb/>
vornehm aufzuspielen brauchte und nicht immer daran denken mußte, dnß man eine<lb/>
&#x201E;Berkel" sei, wenn man doch jung und lebenslustig war. Wenn es im Winter<lb/>
Schlittenfahrten und Bälle im &#x201E;Hotel Anderson" gab, so war das jedenfalls<lb/>
unterhaltender als daheim zu sitzen, sich zu mopsen und des Vaters alte einförmige<lb/>
Geschichten und der Mutter gottergebnes Jammern anzuhören, anch wenn der<lb/>
Kavalier ein wenig tölpelhaft our. Und dann kam noch dazu, daß man sich in<lb/>
Lennsjö als Nummer 1 fühlte. So viel stand fest, daß Elu Berkel ganz sicher<lb/>
sein konnte, bei einer Tanzgesellschaft nie und nimmer sitzen zu bleiben.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_227"> Trotz alledem war es ihr wie eine Befreiung gewesen, als Tante Adas Brief<lb/>
kam, worin sie ihr vorschlug, den kommenden Winter auf Klein-Markby zuzubringen<lb/>
&#x2014; oder in der &#x201E;Villa," wie die Briants anspruchslos ihr Eigentum nannten &#x2014;,<lb/>
und zwar nur zur Unterhaltung für die kleine Dagny, mit der sie Klavier spielen<lb/>
und lernen sollte, und um deren Gesundheit willen die Familie Briaut nicht in<lb/>
Stockholm selbst wohnte. Der Vater machte freilich Einwendungen &#x2014; er schlug<lb/>
überdies mit der Faust auf den Tisch und sagte, es sei unter der Würde seiner<lb/>
Tochter, einen beinahe aus &#x201E;Gnade und Barmherzigkeit" angebotnen Platz bet<lb/>
&#x201E;diesem Krämer" anzunehmen, wie er den Mann seiner Cousine Ada, der doch in<lb/>
früherer Zeit nicht so gar wenige Wechsel für ihn unterschrieben hatte, oft ver¬<lb/>
ächtlich nannte. Aber Fräulein Elu wußte, was sie wollte! Ihr ganzes Leben<lb/>
lang in Lennsjö bleiben? O nein, der Vater sollte sich ja nicht einbilden, daß sie<lb/>
das täte!</p><lb/>
            <p xml:id="ID_228"> Alles Geld, das sie sich von ihrem Musikunterricht erspart hatte, verwandte<lb/>
sie nun auf ihre Toilette. Schwester Thora, die älteste der Töchter, die sich wahr¬<lb/>
haftig mit dem Stationsassistenten verlobt hatte, sagte ein wenig spöttisch, als Elu<lb/>
ihren Koffer packte:</p><lb/>
            <p xml:id="ID_229"> Du hast natürlich im Sinn, diesen Erik zu fangen?</p><lb/>
            <p xml:id="ID_230"> Wenn nicht ihn, so doch einen andern, erwiderte Fräulein Elu ruhig. Aber<lb/>
du kannst ganz sicher sein, dnß ich mich nicht wegwerfe.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_231"> Elu! rief Thora und errötete bis unter ihr rotes Haar. Sie war schon<lb/>
siebemmdzwanzig Jahre alt und hatte dem fideler Karl Harald Freden, dem Elu<lb/>
sofort deu Laufpaß gegeben hätte, nicht zu widerstehn vermocht.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_232"> Du kleines Gänschen, sagte Elu versöhnlich, dich habe ich ja gar nicht ge¬<lb/>
meint. Sie war so seelenfroh, endlich einmal in die Welt hinauszukommen, daß<lb/>
sie es nicht übers Herz brachte, die Schwester zu betrüben. Und dann prüften sie<lb/>
zusammen die Kleider und packten ein, während Mia und Alma von ihren Auf¬<lb/>
gaben wegliefen und ins Eßzimmer hereinguckteu, und die Mutter zum letztenmal<lb/>
betrübt sagte, daß sie wohl wissen möchte, ob &#x201E;Ada" nicht am Ende Elu doch<lb/>
ein wenig anspruchsvoll finden würde.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_233"> Liebe Mutter, sagte Elu, während sie mit ruhiger Sorgfalt ein schneeweißes<lb/>
wollnes Gewand zusammenlegte, von dem Mia &#x201E;nicht begreifen konnte," daß es<lb/>
fast achtzig Kronen gekostet hatte, Tante Ada wird finden, daß ich wirklich nicht<lb/>
einfacher sein könnte.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_234" next="#ID_235"> Und diese Überzeugung gewann im Laufe des Vormittags immer mehr die<lb/>
Oberhand, als Elu, in Rücksicht ans die allgegenwärtige Stine etwas vorsichtig,<lb/>
ihre kleinen Entdeckungsreisen im Haus herum unternahm. Es war ein großes,<lb/>
ziemlich neues, recht behagliches und sehr modern eingerichtetes Backsteingebäude in</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0056] Die Damen auf Markby ganzem Herzen. Natürlich war die Komi monäo des Städtchens, wie die jungen Mädchen höhnisch die Gesellschaft von Leunsjö nannten, auch danach. Doch es ging eben nicht an, daß man sich muss hohe Roß setzte, man mußte mit den bessern Familien verkehren. Aber „die bessern Familien," das war in Lennsjö ein noch elastischerer Begriff als anderswo. Nicht einmal der Brauntweinkoutrolleur, der einmal „gesessen" hatte und nur wegen mangelnder Beweise wieder freigelassen worden war, wurde ganz ausgeschlossen. Und außerdem, es war wirklich uoch das angenehmste, daß man sich nicht vornehm aufzuspielen brauchte und nicht immer daran denken mußte, dnß man eine „Berkel" sei, wenn man doch jung und lebenslustig war. Wenn es im Winter Schlittenfahrten und Bälle im „Hotel Anderson" gab, so war das jedenfalls unterhaltender als daheim zu sitzen, sich zu mopsen und des Vaters alte einförmige Geschichten und der Mutter gottergebnes Jammern anzuhören, anch wenn der Kavalier ein wenig tölpelhaft our. Und dann kam noch dazu, daß man sich in Lennsjö als Nummer 1 fühlte. So viel stand fest, daß Elu Berkel ganz sicher sein konnte, bei einer Tanzgesellschaft nie und nimmer sitzen zu bleiben. Trotz alledem war es ihr wie eine Befreiung gewesen, als Tante Adas Brief kam, worin sie ihr vorschlug, den kommenden Winter auf Klein-Markby zuzubringen — oder in der „Villa," wie die Briants anspruchslos ihr Eigentum nannten —, und zwar nur zur Unterhaltung für die kleine Dagny, mit der sie Klavier spielen und lernen sollte, und um deren Gesundheit willen die Familie Briaut nicht in Stockholm selbst wohnte. Der Vater machte freilich Einwendungen — er schlug überdies mit der Faust auf den Tisch und sagte, es sei unter der Würde seiner Tochter, einen beinahe aus „Gnade und Barmherzigkeit" angebotnen Platz bet „diesem Krämer" anzunehmen, wie er den Mann seiner Cousine Ada, der doch in früherer Zeit nicht so gar wenige Wechsel für ihn unterschrieben hatte, oft ver¬ ächtlich nannte. Aber Fräulein Elu wußte, was sie wollte! Ihr ganzes Leben lang in Lennsjö bleiben? O nein, der Vater sollte sich ja nicht einbilden, daß sie das täte! Alles Geld, das sie sich von ihrem Musikunterricht erspart hatte, verwandte sie nun auf ihre Toilette. Schwester Thora, die älteste der Töchter, die sich wahr¬ haftig mit dem Stationsassistenten verlobt hatte, sagte ein wenig spöttisch, als Elu ihren Koffer packte: Du hast natürlich im Sinn, diesen Erik zu fangen? Wenn nicht ihn, so doch einen andern, erwiderte Fräulein Elu ruhig. Aber du kannst ganz sicher sein, dnß ich mich nicht wegwerfe. Elu! rief Thora und errötete bis unter ihr rotes Haar. Sie war schon siebemmdzwanzig Jahre alt und hatte dem fideler Karl Harald Freden, dem Elu sofort deu Laufpaß gegeben hätte, nicht zu widerstehn vermocht. Du kleines Gänschen, sagte Elu versöhnlich, dich habe ich ja gar nicht ge¬ meint. Sie war so seelenfroh, endlich einmal in die Welt hinauszukommen, daß sie es nicht übers Herz brachte, die Schwester zu betrüben. Und dann prüften sie zusammen die Kleider und packten ein, während Mia und Alma von ihren Auf¬ gaben wegliefen und ins Eßzimmer hereinguckteu, und die Mutter zum letztenmal betrübt sagte, daß sie wohl wissen möchte, ob „Ada" nicht am Ende Elu doch ein wenig anspruchsvoll finden würde. Liebe Mutter, sagte Elu, während sie mit ruhiger Sorgfalt ein schneeweißes wollnes Gewand zusammenlegte, von dem Mia „nicht begreifen konnte," daß es fast achtzig Kronen gekostet hatte, Tante Ada wird finden, daß ich wirklich nicht einfacher sein könnte. Und diese Überzeugung gewann im Laufe des Vormittags immer mehr die Oberhand, als Elu, in Rücksicht ans die allgegenwärtige Stine etwas vorsichtig, ihre kleinen Entdeckungsreisen im Haus herum unternahm. Es war ein großes, ziemlich neues, recht behagliches und sehr modern eingerichtetes Backsteingebäude in

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_295218
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_295218/56
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_295218/56>, abgerufen am 29.09.2024.