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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr.

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Die Damen auf Markby

Aber Bibbi sprach ihren Gedanken ganz ans. Was soll ich dann sagen?
fragte sie.

Ach, diese stille, hoffnungslos klagende Stimme, so verschieden von ihrer ge¬
wöhnlichen, fast lauten Fröhlichkeit! Es war, als flehe sie Elu an, sie zu trösten,
ihr auf irgend eine Weise zu widersprechen.

Liebe Bibbi! murmelte Elu ungewöhnlich innig und ein wenig unbeholfen,
indem sie ihre große warme Hand auf die von Fräulein Bibbi legte, die noch
immer den verdorrten Grashalm festhielt.

Ja, dn bist wohl sehr erstaunt über so ein altes Ding, begann diese plötzlich
gefaßt, als ob sie versuchen wollte, das auszulöschen, was sie gesagt hatte. Wenn
man in meinem Alter ist und so aussieht wie ich -- wieder der unsichere, halb
ängstliche Blick, als ob sie darum bäte, daß ihr widersprochen werde --, dann
müßte man eigentlich -- Verzicht leisten.

Ich kann nicht glauben, daß irgend eine Frau Verzicht leistet, wenn es darauf
ankommt, murmelte Elu mit niedergeschlagnen Augen leise und ernsthaft. Ich meine,
wenn es darauf ankommt, glücklich zu werden.

Ach, der Tag kommt schon von selbst, erwiderte Bibbi bitter und gezwungen,
wo man sieht, daß man muß.

Elu wußte gar nicht mehr, was sie sagen sollte. Sie beugte ihren Kopf nur
noch tiefer über Bibbis Weiße volle Hand und streichelte sie sauft.

Ja, du wunderst dich wohl sehr über mich, sagte Bibbi, indem sie die Worte
fast flüsternd hervorstieß und förmlich nach Luft schnappte. Aber es kommt ein
Tag, wo man merkt, daß man keinen Stolz mehr hat . . . wo man fühlt, daß
einem das Leben gleichsam unter den Fingern zerrinnt, und wo man klar und
deutlich sieht, ach, so unbarmherzig deutlich -- es klang wie eine dumpfe Klage
durch ihre sonst so helle Stimme --, daß man vergebens gelebt hat!

Hier habe ich nun ans diesem herrlichen Markby gelebt, fuhr sie plötzlich
energisch fort, rin einer Stimme, die von haßerfüllter Erbitterung bebte, habe
Dutzende von Schuhen auf denselben Wegen zertreten, Kaffee getrunken, mich unter¬
halten, Romane gelesen und meine Kleider nach dem "Bazar" verändert ... ich
habe geknickst und mich verbeugt, war für die einen zu arm und für die andern zu
fein . . . und habe Tag für Tag gesehen, wie alles um mich herum gleichsam erlosch
und verdorrte. . . Niemals -- sie richtete sich auf, und es trat ein fast tragischer
Klang in ihre Stimme --, niemals, nicht eine einzige Stunde lang, nicht einmal da,
wo ich niein Bestes tat, es mir einzubilden, bin ich wirklich glücklich gewesen!

Bibbi brach plötzlich in Trüueu aus. Sie verbarg ihr Gesicht in deu Händen,
und wie sie so zusammengekauert auf den Preißelbeerbüschen saß, erbebte ihr ganzer
großer, kräftiger Körper unter ihrem Schluchzen.

Elu zerbrach sich den Kopf, etwas zu finden, was sich tröstend ausnähme --
aber sie fand nichts. Sie warf einen verstohlnen Blick auf Bibbi: ja, eigentlich
hatte diese eine recht stattliche Figur und schöne Hände und Füße. Auch schöne
Augen, wenn man es sich genauer überlegte.

Ein Heller Stauleyhut tauchte zwischen den niedern Tannen auf. Elu legte
wie warnend die Hand auf Bibbis Arm.

Um Gottes willen, Bibbi! Fasse dich, da kommt ein Herr!

Bibbi wischte sich rasch das Gesicht mit dem Taschentuch ab. Kann man es
sehen? fragte sie eifrig und befangen.

Nicht sehr, wenn du den Schleier vorziehst. Es wurde ihr plötzlich ganz
leicht, Bibbi zu duzen, wozu sie sich vorher trotz der wiederholten freundlichen
Aufforderung nicht hatte bequemen können. Aber, großer Gott, das ist ja Erik!

Und plötzlich alles andre vergessend, sah sie Bibbi bestürzt und mißbilligend
an, als habe sie eben eine Romanintrigue schlimmster Art entdeckt.

Ja, es sieht so aus; außer Erik trägt hier niemand einen Stanleyhut, sagte
Bibbi und wurde mitten in ihrem ernsten Gefühlsausbruch auch ein wenig neugierig.


Die Damen auf Markby

Aber Bibbi sprach ihren Gedanken ganz ans. Was soll ich dann sagen?
fragte sie.

Ach, diese stille, hoffnungslos klagende Stimme, so verschieden von ihrer ge¬
wöhnlichen, fast lauten Fröhlichkeit! Es war, als flehe sie Elu an, sie zu trösten,
ihr auf irgend eine Weise zu widersprechen.

Liebe Bibbi! murmelte Elu ungewöhnlich innig und ein wenig unbeholfen,
indem sie ihre große warme Hand auf die von Fräulein Bibbi legte, die noch
immer den verdorrten Grashalm festhielt.

Ja, dn bist wohl sehr erstaunt über so ein altes Ding, begann diese plötzlich
gefaßt, als ob sie versuchen wollte, das auszulöschen, was sie gesagt hatte. Wenn
man in meinem Alter ist und so aussieht wie ich — wieder der unsichere, halb
ängstliche Blick, als ob sie darum bäte, daß ihr widersprochen werde —, dann
müßte man eigentlich — Verzicht leisten.

Ich kann nicht glauben, daß irgend eine Frau Verzicht leistet, wenn es darauf
ankommt, murmelte Elu mit niedergeschlagnen Augen leise und ernsthaft. Ich meine,
wenn es darauf ankommt, glücklich zu werden.

Ach, der Tag kommt schon von selbst, erwiderte Bibbi bitter und gezwungen,
wo man sieht, daß man muß.

Elu wußte gar nicht mehr, was sie sagen sollte. Sie beugte ihren Kopf nur
noch tiefer über Bibbis Weiße volle Hand und streichelte sie sauft.

Ja, du wunderst dich wohl sehr über mich, sagte Bibbi, indem sie die Worte
fast flüsternd hervorstieß und förmlich nach Luft schnappte. Aber es kommt ein
Tag, wo man merkt, daß man keinen Stolz mehr hat . . . wo man fühlt, daß
einem das Leben gleichsam unter den Fingern zerrinnt, und wo man klar und
deutlich sieht, ach, so unbarmherzig deutlich — es klang wie eine dumpfe Klage
durch ihre sonst so helle Stimme —, daß man vergebens gelebt hat!

Hier habe ich nun ans diesem herrlichen Markby gelebt, fuhr sie plötzlich
energisch fort, rin einer Stimme, die von haßerfüllter Erbitterung bebte, habe
Dutzende von Schuhen auf denselben Wegen zertreten, Kaffee getrunken, mich unter¬
halten, Romane gelesen und meine Kleider nach dem „Bazar" verändert ... ich
habe geknickst und mich verbeugt, war für die einen zu arm und für die andern zu
fein . . . und habe Tag für Tag gesehen, wie alles um mich herum gleichsam erlosch
und verdorrte. . . Niemals — sie richtete sich auf, und es trat ein fast tragischer
Klang in ihre Stimme —, niemals, nicht eine einzige Stunde lang, nicht einmal da,
wo ich niein Bestes tat, es mir einzubilden, bin ich wirklich glücklich gewesen!

Bibbi brach plötzlich in Trüueu aus. Sie verbarg ihr Gesicht in deu Händen,
und wie sie so zusammengekauert auf den Preißelbeerbüschen saß, erbebte ihr ganzer
großer, kräftiger Körper unter ihrem Schluchzen.

Elu zerbrach sich den Kopf, etwas zu finden, was sich tröstend ausnähme —
aber sie fand nichts. Sie warf einen verstohlnen Blick auf Bibbi: ja, eigentlich
hatte diese eine recht stattliche Figur und schöne Hände und Füße. Auch schöne
Augen, wenn man es sich genauer überlegte.

Ein Heller Stauleyhut tauchte zwischen den niedern Tannen auf. Elu legte
wie warnend die Hand auf Bibbis Arm.

Um Gottes willen, Bibbi! Fasse dich, da kommt ein Herr!

Bibbi wischte sich rasch das Gesicht mit dem Taschentuch ab. Kann man es
sehen? fragte sie eifrig und befangen.

Nicht sehr, wenn du den Schleier vorziehst. Es wurde ihr plötzlich ganz
leicht, Bibbi zu duzen, wozu sie sich vorher trotz der wiederholten freundlichen
Aufforderung nicht hatte bequemen können. Aber, großer Gott, das ist ja Erik!

Und plötzlich alles andre vergessend, sah sie Bibbi bestürzt und mißbilligend
an, als habe sie eben eine Romanintrigue schlimmster Art entdeckt.

Ja, es sieht so aus; außer Erik trägt hier niemand einen Stanleyhut, sagte
Bibbi und wurde mitten in ihrem ernsten Gefühlsausbruch auch ein wenig neugierig.


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[0233] Die Damen auf Markby Aber Bibbi sprach ihren Gedanken ganz ans. Was soll ich dann sagen? fragte sie. Ach, diese stille, hoffnungslos klagende Stimme, so verschieden von ihrer ge¬ wöhnlichen, fast lauten Fröhlichkeit! Es war, als flehe sie Elu an, sie zu trösten, ihr auf irgend eine Weise zu widersprechen. Liebe Bibbi! murmelte Elu ungewöhnlich innig und ein wenig unbeholfen, indem sie ihre große warme Hand auf die von Fräulein Bibbi legte, die noch immer den verdorrten Grashalm festhielt. Ja, dn bist wohl sehr erstaunt über so ein altes Ding, begann diese plötzlich gefaßt, als ob sie versuchen wollte, das auszulöschen, was sie gesagt hatte. Wenn man in meinem Alter ist und so aussieht wie ich — wieder der unsichere, halb ängstliche Blick, als ob sie darum bäte, daß ihr widersprochen werde —, dann müßte man eigentlich — Verzicht leisten. Ich kann nicht glauben, daß irgend eine Frau Verzicht leistet, wenn es darauf ankommt, murmelte Elu mit niedergeschlagnen Augen leise und ernsthaft. Ich meine, wenn es darauf ankommt, glücklich zu werden. Ach, der Tag kommt schon von selbst, erwiderte Bibbi bitter und gezwungen, wo man sieht, daß man muß. Elu wußte gar nicht mehr, was sie sagen sollte. Sie beugte ihren Kopf nur noch tiefer über Bibbis Weiße volle Hand und streichelte sie sauft. Ja, du wunderst dich wohl sehr über mich, sagte Bibbi, indem sie die Worte fast flüsternd hervorstieß und förmlich nach Luft schnappte. Aber es kommt ein Tag, wo man merkt, daß man keinen Stolz mehr hat . . . wo man fühlt, daß einem das Leben gleichsam unter den Fingern zerrinnt, und wo man klar und deutlich sieht, ach, so unbarmherzig deutlich — es klang wie eine dumpfe Klage durch ihre sonst so helle Stimme —, daß man vergebens gelebt hat! Hier habe ich nun ans diesem herrlichen Markby gelebt, fuhr sie plötzlich energisch fort, rin einer Stimme, die von haßerfüllter Erbitterung bebte, habe Dutzende von Schuhen auf denselben Wegen zertreten, Kaffee getrunken, mich unter¬ halten, Romane gelesen und meine Kleider nach dem „Bazar" verändert ... ich habe geknickst und mich verbeugt, war für die einen zu arm und für die andern zu fein . . . und habe Tag für Tag gesehen, wie alles um mich herum gleichsam erlosch und verdorrte. . . Niemals — sie richtete sich auf, und es trat ein fast tragischer Klang in ihre Stimme —, niemals, nicht eine einzige Stunde lang, nicht einmal da, wo ich niein Bestes tat, es mir einzubilden, bin ich wirklich glücklich gewesen! Bibbi brach plötzlich in Trüueu aus. Sie verbarg ihr Gesicht in deu Händen, und wie sie so zusammengekauert auf den Preißelbeerbüschen saß, erbebte ihr ganzer großer, kräftiger Körper unter ihrem Schluchzen. Elu zerbrach sich den Kopf, etwas zu finden, was sich tröstend ausnähme — aber sie fand nichts. Sie warf einen verstohlnen Blick auf Bibbi: ja, eigentlich hatte diese eine recht stattliche Figur und schöne Hände und Füße. Auch schöne Augen, wenn man es sich genauer überlegte. Ein Heller Stauleyhut tauchte zwischen den niedern Tannen auf. Elu legte wie warnend die Hand auf Bibbis Arm. Um Gottes willen, Bibbi! Fasse dich, da kommt ein Herr! Bibbi wischte sich rasch das Gesicht mit dem Taschentuch ab. Kann man es sehen? fragte sie eifrig und befangen. Nicht sehr, wenn du den Schleier vorziehst. Es wurde ihr plötzlich ganz leicht, Bibbi zu duzen, wozu sie sich vorher trotz der wiederholten freundlichen Aufforderung nicht hatte bequemen können. Aber, großer Gott, das ist ja Erik! Und plötzlich alles andre vergessend, sah sie Bibbi bestürzt und mißbilligend an, als habe sie eben eine Romanintrigue schlimmster Art entdeckt. Ja, es sieht so aus; außer Erik trägt hier niemand einen Stanleyhut, sagte Bibbi und wurde mitten in ihrem ernsten Gefühlsausbruch auch ein wenig neugierig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_295218/233>, abgerufen am 23.07.2024.