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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr.

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ich, wie so oft schon, ihre ruhige Überlegenheit und wollte nicht zurückbleiben: Be¬
fehlen Sie es, so rode ich es doch noch aus.

Dazu ist es schon zu spät. Man hat den Buchstaben einmal erkannt. Die
Frage ist nur: Was tun wir damit? Onkel, Taute, die Köchin Kathi und alle,
die in den Garten kommen, sehen es, und bei diesem Wetter wird es jeden Tag
auffallender, nächstens -- und sie lächelte höchst liebenswürdig -- wird es wie
ein Transparent in die Welt hinaufleuchten. Ich frage Sie, was fangen wir
damit an, ehe es uus über den Kopf wächst?

Ich wußte keinen Rat, meinte aber, die Sache sei ja gar nicht so gefährlich,
jetzt, wo ich wisse, daß sie es nicht mißverstehe und mir nicht zürne, nähme ich
es gern auf mich, möchten doch die andern sagen, was sie wollten.

Fräulein Luise schien nicht damit einverstanden zu sein, das grünende L so
auf die leichte Schulter zu nehmen. Man wird fragen, warum Sie den Anfangs¬
buchstaben gerade meines Namens hingesät haben, warum nicht des Ihrigen? Ein
F ist gerade so leicht zu säen wie ein L, und gewöhnlich verewigen doch die Leute
am liebsten ihren eignen Namen.

Fräulein Luise, Sie wissen ja jetzt, warum ich es getan habe. Ich konnte
wahrlich nicht anders.

Mein Onkel wird es kaum glauben, und Tante sicherlich nicht, sie werden
annehmen, Sie seien in mich verliebt! -- Dabei errötete sie sehr lieblich, wirklich
cmemvnenhaft, und ich fand es sehr lieb, daß sie diese Worte so zögernd nnssprach,
gerade weil sie dabei noch mehr errötete. Zum Glück war aber mein Gewissen
ganz rein. Verliebt? Kein Gedanke. Ich konnte ihr mit der offensten Miene
von der Welt antworten: Von Liebe ist keine Spur dabei, dafür stehn Sie viel
zu hoch über mir. Mein Ehrenwort, daß ich auch nicht mit einem Gedanken an
Liebe gedacht habe, als ich die gefährlichen Körnlein da ausstreute. Warum soll
man denn nur den Namen einer Geliebten mit Kressensamen auf ein frisches Beet
streuen können, und nicht den eines Freundes, einer Freundin? Muß denn überall
Liebe mit dabei sein? Wäre ich Kressensamen, ich verbäte mir, so ohne weiteres
und einseitig immer nur mit Liebe verbunden zu werden. Ich habe einmal von
der Liebe gelesen, daß wenn sie einmal gekommen ist, sie wächst und wächst, wie
die Flut, überall hindringt, alles ausfüllt. Das muß wahr sein, denn überall liest,
überall hört man von ihr, und die reinste selbstloseste Freundschaft muß sich für
Liebe beargwöhnen lassen. Ich weiche dieser Flut nicht, und wenn ich so einsam
in ihr stünde wie die Felsenklippen vor Helgoland.

Ich mußte wohl bei dieser Rede Wider die Liebe etwas Pathetisch geworden
sein und die Hand aufs Herz gelegt haben, denn Luise bat mich lachend, keine so
bedenklichen Gebärden zu machen. Aber ich war glücklich, einmal so offen reden
zu dürfen. War es doch nicht bloß ein Bekenntnis an das Mädchen, sondern die
Aassprache einer jugendlichen selbsterrungnen Anschauung von Dingen, die mir die
wichtigsten erschienen.

So tief wie Paris unter den Helden der Jlins steht mir die Liebe unter der Freund¬
schaft. Mögen die Dichter sie in krankhaften Versen besingen, die Freundschaft steht
wenigstens mir in jeder Hinsicht höher, und das ist es, wenn ichs denn offen sagen soll
und darf, was ich für Sie empfinde, aber ich würde durchs Feuer für Sie gehen.

Luise war nachdenklich geworden. Dann verlangen Sie dasselbe auch von mir?
Und wenn ich nun nicht dazu bereit wäre? Freundschaft muß gleich an Opfern
und Empfangen sein.

Wie könnte ich an Gleichheit denken, Ihnen, Ihnen gegenüber! Unmöglich.
Ich bin Ihnen so verschuldet, werde niemals imstande sein, das abzutragen, was
Ihre Gegenwart mir ist, und was Ihr Erscheinen in diesem Hanse mir geworden
ist. Dolden Sie es einfach, daß ich Sie dankbar verehre, ganz von unter herauf
nur, und fragen Sie nicht weiter. Wenn ich lästig bin, sagen Sie mir ein Wort,
es genügt, und ich ziehe mich zurück.


ich, wie so oft schon, ihre ruhige Überlegenheit und wollte nicht zurückbleiben: Be¬
fehlen Sie es, so rode ich es doch noch aus.

Dazu ist es schon zu spät. Man hat den Buchstaben einmal erkannt. Die
Frage ist nur: Was tun wir damit? Onkel, Taute, die Köchin Kathi und alle,
die in den Garten kommen, sehen es, und bei diesem Wetter wird es jeden Tag
auffallender, nächstens — und sie lächelte höchst liebenswürdig — wird es wie
ein Transparent in die Welt hinaufleuchten. Ich frage Sie, was fangen wir
damit an, ehe es uus über den Kopf wächst?

Ich wußte keinen Rat, meinte aber, die Sache sei ja gar nicht so gefährlich,
jetzt, wo ich wisse, daß sie es nicht mißverstehe und mir nicht zürne, nähme ich
es gern auf mich, möchten doch die andern sagen, was sie wollten.

Fräulein Luise schien nicht damit einverstanden zu sein, das grünende L so
auf die leichte Schulter zu nehmen. Man wird fragen, warum Sie den Anfangs¬
buchstaben gerade meines Namens hingesät haben, warum nicht des Ihrigen? Ein
F ist gerade so leicht zu säen wie ein L, und gewöhnlich verewigen doch die Leute
am liebsten ihren eignen Namen.

Fräulein Luise, Sie wissen ja jetzt, warum ich es getan habe. Ich konnte
wahrlich nicht anders.

Mein Onkel wird es kaum glauben, und Tante sicherlich nicht, sie werden
annehmen, Sie seien in mich verliebt! — Dabei errötete sie sehr lieblich, wirklich
cmemvnenhaft, und ich fand es sehr lieb, daß sie diese Worte so zögernd nnssprach,
gerade weil sie dabei noch mehr errötete. Zum Glück war aber mein Gewissen
ganz rein. Verliebt? Kein Gedanke. Ich konnte ihr mit der offensten Miene
von der Welt antworten: Von Liebe ist keine Spur dabei, dafür stehn Sie viel
zu hoch über mir. Mein Ehrenwort, daß ich auch nicht mit einem Gedanken an
Liebe gedacht habe, als ich die gefährlichen Körnlein da ausstreute. Warum soll
man denn nur den Namen einer Geliebten mit Kressensamen auf ein frisches Beet
streuen können, und nicht den eines Freundes, einer Freundin? Muß denn überall
Liebe mit dabei sein? Wäre ich Kressensamen, ich verbäte mir, so ohne weiteres
und einseitig immer nur mit Liebe verbunden zu werden. Ich habe einmal von
der Liebe gelesen, daß wenn sie einmal gekommen ist, sie wächst und wächst, wie
die Flut, überall hindringt, alles ausfüllt. Das muß wahr sein, denn überall liest,
überall hört man von ihr, und die reinste selbstloseste Freundschaft muß sich für
Liebe beargwöhnen lassen. Ich weiche dieser Flut nicht, und wenn ich so einsam
in ihr stünde wie die Felsenklippen vor Helgoland.

Ich mußte wohl bei dieser Rede Wider die Liebe etwas Pathetisch geworden
sein und die Hand aufs Herz gelegt haben, denn Luise bat mich lachend, keine so
bedenklichen Gebärden zu machen. Aber ich war glücklich, einmal so offen reden
zu dürfen. War es doch nicht bloß ein Bekenntnis an das Mädchen, sondern die
Aassprache einer jugendlichen selbsterrungnen Anschauung von Dingen, die mir die
wichtigsten erschienen.

So tief wie Paris unter den Helden der Jlins steht mir die Liebe unter der Freund¬
schaft. Mögen die Dichter sie in krankhaften Versen besingen, die Freundschaft steht
wenigstens mir in jeder Hinsicht höher, und das ist es, wenn ichs denn offen sagen soll
und darf, was ich für Sie empfinde, aber ich würde durchs Feuer für Sie gehen.

Luise war nachdenklich geworden. Dann verlangen Sie dasselbe auch von mir?
Und wenn ich nun nicht dazu bereit wäre? Freundschaft muß gleich an Opfern
und Empfangen sein.

Wie könnte ich an Gleichheit denken, Ihnen, Ihnen gegenüber! Unmöglich.
Ich bin Ihnen so verschuldet, werde niemals imstande sein, das abzutragen, was
Ihre Gegenwart mir ist, und was Ihr Erscheinen in diesem Hanse mir geworden
ist. Dolden Sie es einfach, daß ich Sie dankbar verehre, ganz von unter herauf
nur, und fragen Sie nicht weiter. Wenn ich lästig bin, sagen Sie mir ein Wort,
es genügt, und ich ziehe mich zurück.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_295218/230>, abgerufen am 23.07.2024.