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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

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Gräfin Susanna

ein Sonett von Ronsard im Ohr -- erinnern Sie sich dessen? -- Voioi 1<z dois.
Aber ich möchte wissen, welche Villa, welcher Garten Ihnen gehört. Warum habe
ich mich nicht danach erkundigt, als ich aus dem Paradies Vertrieben wurde? Ver¬
mutlich könnte ich es hier leicht erfahre" -- ich dürfte wohl nur danach fragen.
Aber Ihr Name ist mir zu heilig. Ich kann ihn nicht vor Menschen aussprechen,
die vielleicht nicht ihr Haupt entblößen, wenn sie ihn hören.
Susanna lachte leise.

Auf einer andern Seite (der Brief war acht Seiten lang) war zu lesen:
Es ist natürlich sehr schön hier. Die Art, wie sich die Stadt am Hügel aufbaut,
die rote und gelbe und lila Tüuchung der Häuser, die Olivengärten, der strahlend
blaue Himmel -- alles ist malerisch und schön. Aber ich verlange nicht nach
Schönheit, wenigstens nicht nach dieser Art von Schönheit. Ja, wenn Sie mit
mir hier wären -- dann! Aber Sie sind in Crafvrd und nicht hier, und ich
sehne mich nach Craford. Es gab eine Zeit, wo mir Craford als der trübseligste
Ort von ganz Europa erschien, und wo der Gedanke an Italien alles in sich be¬
griff, was leuchtend und schön und romantisch war, einerlei, ob in Rom oder
Florenz oder Venedig. Es gab eine Zeit, wo mich nichts mit solcher Wonne er¬
füllte, als mir Morgens beim Erwachen sagen zu können: Ich bin in Italien -- in
Italien -- in Italien! Aber die Zeiten haben sich geändert. Damals waren Sie
in Italien, und heute sind Sie in Craford. Italien ist für mich zu Staub und
Asche geworden, und Craford ist der einzige Ort, wo Leben Leben ist -- ich sehne
mich nach Craford!

Und wieder auf einer andern Seite hieß es: Ich kann nicht leugnen, daß
mich in der Kathedrale eine gewisse Rührung überkam. So viele Generationen
meines Geschlechts sind in ihr getauft und getraut worden und liegen in ihr be¬
graben. Und wie oft mögen Sie dort gebetet haben! -- Man zeigte uns die
Reliquien von San Guido und die Spina d'Oro. Nun, und man ist ja schließlich
auch nicht von Stein. Ich versuchte, mir darüber klar zu werden, in welchem
Teile der Kirche Sie für gewöhnlich zu knien pflegten, welches Ihr Betstuhl sei,
aber leider ohne Erfolg! Aber dennoch fühlte ich etwas wie einen Hauch Ihrer
Gegenwart, und mein Herz schlug höher. Ebenso ging es mir im Palazzo Rosso,
unter den Augen all dieser bewegungslosen und schweigenden toten und dahin-
gegangnen Valdeschi in ihren Rüstungen, Krausen, Puffen und Perücken konnte
man nicht ganz gleichgiltig bleiben. Ein alter Diener, der uns herumführte und
sagte, er sei schon ich weiß nicht mehr wie viel hundert Jahre im Dienste der
Familie, begrüßte mich als "Verwandten," weil er meinen Namen Craford er¬
kannte, und zeigte uns daraufhin auch die Privatgemächer und das Bild meines
Großvaters. Auch in einem Stein hätte sich dabei etwas gerührt. In dem Thron-
saale war ich plötzlich davongeführt und zurückgetragen worden zu dem Regen-
nachmittag in Craford. Ich wanderte wieder an Ihrer Seite auf den Klippen und
hörte Ihre Stimme und schwelgte in dem Gefühl Ihrer Nähe und Ihrer wunder¬
vollen Schönheit, wie Sie gegen den Wind ankämpften, mit dem Hintergrund der
See und des Himmels. Erinnern Sie sich? Erinnern Sie sich, wie stark und
kräftig die Luft war mit ihrem Duft vou wildem Thymian, und wie die Strand-
fchwalben uus umzogen? Als wir durch die langen, etwas kahlen Räume schritten,
schien mir Ihr Schatten vor uns her zu huschen. Oder wenn ich aus den hohen
Fenstern blickte, glaubte ich, Sie müßten eben unten über die Piazza oder die
Riva gegangen sein. Was die Isola Nobile betrifft, so bedaure ich allerdings, daß
sie nicht mir gehört, aber nur, weil ich nicht in der Lage bin, Ihnen einen so
fürstlichen und doch so lieblichen Wohnort anbieten zu können.

Susanna lachte.

Gegen den Schluß hin schrieb er: Ich sehe auf die See hinaus und stet^
mir vor, daß sie ja von hier bis nach England reicht und also eine Art Verbin¬
dung zwischen uns herstellt. Vielleicht sehen auch Sie in diesem Augenblick auf das


Gräfin Susanna

ein Sonett von Ronsard im Ohr — erinnern Sie sich dessen? — Voioi 1<z dois.
Aber ich möchte wissen, welche Villa, welcher Garten Ihnen gehört. Warum habe
ich mich nicht danach erkundigt, als ich aus dem Paradies Vertrieben wurde? Ver¬
mutlich könnte ich es hier leicht erfahre« — ich dürfte wohl nur danach fragen.
Aber Ihr Name ist mir zu heilig. Ich kann ihn nicht vor Menschen aussprechen,
die vielleicht nicht ihr Haupt entblößen, wenn sie ihn hören.
Susanna lachte leise.

Auf einer andern Seite (der Brief war acht Seiten lang) war zu lesen:
Es ist natürlich sehr schön hier. Die Art, wie sich die Stadt am Hügel aufbaut,
die rote und gelbe und lila Tüuchung der Häuser, die Olivengärten, der strahlend
blaue Himmel — alles ist malerisch und schön. Aber ich verlange nicht nach
Schönheit, wenigstens nicht nach dieser Art von Schönheit. Ja, wenn Sie mit
mir hier wären — dann! Aber Sie sind in Crafvrd und nicht hier, und ich
sehne mich nach Craford. Es gab eine Zeit, wo mir Craford als der trübseligste
Ort von ganz Europa erschien, und wo der Gedanke an Italien alles in sich be¬
griff, was leuchtend und schön und romantisch war, einerlei, ob in Rom oder
Florenz oder Venedig. Es gab eine Zeit, wo mich nichts mit solcher Wonne er¬
füllte, als mir Morgens beim Erwachen sagen zu können: Ich bin in Italien — in
Italien — in Italien! Aber die Zeiten haben sich geändert. Damals waren Sie
in Italien, und heute sind Sie in Craford. Italien ist für mich zu Staub und
Asche geworden, und Craford ist der einzige Ort, wo Leben Leben ist — ich sehne
mich nach Craford!

Und wieder auf einer andern Seite hieß es: Ich kann nicht leugnen, daß
mich in der Kathedrale eine gewisse Rührung überkam. So viele Generationen
meines Geschlechts sind in ihr getauft und getraut worden und liegen in ihr be¬
graben. Und wie oft mögen Sie dort gebetet haben! — Man zeigte uns die
Reliquien von San Guido und die Spina d'Oro. Nun, und man ist ja schließlich
auch nicht von Stein. Ich versuchte, mir darüber klar zu werden, in welchem
Teile der Kirche Sie für gewöhnlich zu knien pflegten, welches Ihr Betstuhl sei,
aber leider ohne Erfolg! Aber dennoch fühlte ich etwas wie einen Hauch Ihrer
Gegenwart, und mein Herz schlug höher. Ebenso ging es mir im Palazzo Rosso,
unter den Augen all dieser bewegungslosen und schweigenden toten und dahin-
gegangnen Valdeschi in ihren Rüstungen, Krausen, Puffen und Perücken konnte
man nicht ganz gleichgiltig bleiben. Ein alter Diener, der uns herumführte und
sagte, er sei schon ich weiß nicht mehr wie viel hundert Jahre im Dienste der
Familie, begrüßte mich als „Verwandten," weil er meinen Namen Craford er¬
kannte, und zeigte uns daraufhin auch die Privatgemächer und das Bild meines
Großvaters. Auch in einem Stein hätte sich dabei etwas gerührt. In dem Thron-
saale war ich plötzlich davongeführt und zurückgetragen worden zu dem Regen-
nachmittag in Craford. Ich wanderte wieder an Ihrer Seite auf den Klippen und
hörte Ihre Stimme und schwelgte in dem Gefühl Ihrer Nähe und Ihrer wunder¬
vollen Schönheit, wie Sie gegen den Wind ankämpften, mit dem Hintergrund der
See und des Himmels. Erinnern Sie sich? Erinnern Sie sich, wie stark und
kräftig die Luft war mit ihrem Duft vou wildem Thymian, und wie die Strand-
fchwalben uus umzogen? Als wir durch die langen, etwas kahlen Räume schritten,
schien mir Ihr Schatten vor uns her zu huschen. Oder wenn ich aus den hohen
Fenstern blickte, glaubte ich, Sie müßten eben unten über die Piazza oder die
Riva gegangen sein. Was die Isola Nobile betrifft, so bedaure ich allerdings, daß
sie nicht mir gehört, aber nur, weil ich nicht in der Lage bin, Ihnen einen so
fürstlichen und doch so lieblichen Wohnort anbieten zu können.

Susanna lachte.

Gegen den Schluß hin schrieb er: Ich sehe auf die See hinaus und stet^
mir vor, daß sie ja von hier bis nach England reicht und also eine Art Verbin¬
dung zwischen uns herstellt. Vielleicht sehen auch Sie in diesem Augenblick auf das


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[0726] Gräfin Susanna ein Sonett von Ronsard im Ohr — erinnern Sie sich dessen? — Voioi 1<z dois. Aber ich möchte wissen, welche Villa, welcher Garten Ihnen gehört. Warum habe ich mich nicht danach erkundigt, als ich aus dem Paradies Vertrieben wurde? Ver¬ mutlich könnte ich es hier leicht erfahre« — ich dürfte wohl nur danach fragen. Aber Ihr Name ist mir zu heilig. Ich kann ihn nicht vor Menschen aussprechen, die vielleicht nicht ihr Haupt entblößen, wenn sie ihn hören. Susanna lachte leise. Auf einer andern Seite (der Brief war acht Seiten lang) war zu lesen: Es ist natürlich sehr schön hier. Die Art, wie sich die Stadt am Hügel aufbaut, die rote und gelbe und lila Tüuchung der Häuser, die Olivengärten, der strahlend blaue Himmel — alles ist malerisch und schön. Aber ich verlange nicht nach Schönheit, wenigstens nicht nach dieser Art von Schönheit. Ja, wenn Sie mit mir hier wären — dann! Aber Sie sind in Crafvrd und nicht hier, und ich sehne mich nach Craford. Es gab eine Zeit, wo mir Craford als der trübseligste Ort von ganz Europa erschien, und wo der Gedanke an Italien alles in sich be¬ griff, was leuchtend und schön und romantisch war, einerlei, ob in Rom oder Florenz oder Venedig. Es gab eine Zeit, wo mich nichts mit solcher Wonne er¬ füllte, als mir Morgens beim Erwachen sagen zu können: Ich bin in Italien — in Italien — in Italien! Aber die Zeiten haben sich geändert. Damals waren Sie in Italien, und heute sind Sie in Craford. Italien ist für mich zu Staub und Asche geworden, und Craford ist der einzige Ort, wo Leben Leben ist — ich sehne mich nach Craford! Und wieder auf einer andern Seite hieß es: Ich kann nicht leugnen, daß mich in der Kathedrale eine gewisse Rührung überkam. So viele Generationen meines Geschlechts sind in ihr getauft und getraut worden und liegen in ihr be¬ graben. Und wie oft mögen Sie dort gebetet haben! — Man zeigte uns die Reliquien von San Guido und die Spina d'Oro. Nun, und man ist ja schließlich auch nicht von Stein. Ich versuchte, mir darüber klar zu werden, in welchem Teile der Kirche Sie für gewöhnlich zu knien pflegten, welches Ihr Betstuhl sei, aber leider ohne Erfolg! Aber dennoch fühlte ich etwas wie einen Hauch Ihrer Gegenwart, und mein Herz schlug höher. Ebenso ging es mir im Palazzo Rosso, unter den Augen all dieser bewegungslosen und schweigenden toten und dahin- gegangnen Valdeschi in ihren Rüstungen, Krausen, Puffen und Perücken konnte man nicht ganz gleichgiltig bleiben. Ein alter Diener, der uns herumführte und sagte, er sei schon ich weiß nicht mehr wie viel hundert Jahre im Dienste der Familie, begrüßte mich als „Verwandten," weil er meinen Namen Craford er¬ kannte, und zeigte uns daraufhin auch die Privatgemächer und das Bild meines Großvaters. Auch in einem Stein hätte sich dabei etwas gerührt. In dem Thron- saale war ich plötzlich davongeführt und zurückgetragen worden zu dem Regen- nachmittag in Craford. Ich wanderte wieder an Ihrer Seite auf den Klippen und hörte Ihre Stimme und schwelgte in dem Gefühl Ihrer Nähe und Ihrer wunder¬ vollen Schönheit, wie Sie gegen den Wind ankämpften, mit dem Hintergrund der See und des Himmels. Erinnern Sie sich? Erinnern Sie sich, wie stark und kräftig die Luft war mit ihrem Duft vou wildem Thymian, und wie die Strand- fchwalben uus umzogen? Als wir durch die langen, etwas kahlen Räume schritten, schien mir Ihr Schatten vor uns her zu huschen. Oder wenn ich aus den hohen Fenstern blickte, glaubte ich, Sie müßten eben unten über die Piazza oder die Riva gegangen sein. Was die Isola Nobile betrifft, so bedaure ich allerdings, daß sie nicht mir gehört, aber nur, weil ich nicht in der Lage bin, Ihnen einen so fürstlichen und doch so lieblichen Wohnort anbieten zu können. Susanna lachte. Gegen den Schluß hin schrieb er: Ich sehe auf die See hinaus und stet^ mir vor, daß sie ja von hier bis nach England reicht und also eine Art Verbin¬ dung zwischen uns herstellt. Vielleicht sehen auch Sie in diesem Augenblick auf das

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/726>, abgerufen am 23.07.2024.