Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Wanderungen in der Niederlausitz

zwischen Spree und Reiße liegenden Gau Rice hinein. In der Gegend von Guben
stoßen die Lausitzer zum Heerbann, ihre Heidengötter werden ihnen vorangetragen.
Wir sehen also, daß Dobrilugk -- der Name bedeutet "schöne Wiese" -- ums
Jahr 1000 eine wahrscheinlich von slawischen, heidnischen Deditzen bewohnte Lichtung
des Urwaldes war, an der von der Elbe bei Magdeburg an die Oder führenden
Heer- und Handelsstraße, Danach schweigen unsre Quellen fast zwei Jahrhunderte.
Im Jahre 1181 oder 1184 soll dann Markgraf Dietrich (1150 bis 1185),
Konrads des Großen Sohn, Kaiser Barbarossas Freund und Waffengeuosse, das
Kloster Dobrilugk gestiftet haben; sein Bruder und Erbe der Niederlausitz, Dedo
der Feiste, der 1190 an einer mit dem Messer ausgeführten Entfettungskur starb,
hat die Stiftung gefordert; aber die älteste Urkunde des Klosters, die die Stiftung
Dietrichs und Dedos bestätigt und die Grenzen des Klostergebiets bestimmt, ist
erst vom Jahre 1199 und rührt von Dedos Sohn Konrad her, der von 1190
bis 1210 Markgraf der Niederlausitz war. In dieser Zeit wurde die erste und
einzige wettiuische Fürstin in Dobrilugk begraben: Elisabeth, Konrads Gemahlin,
eine polnische Prinzessin. Für ihr Seelenheil stiftete Konrad am 18. Dezember
1209 sechzehn Hufen Landes und den zehnten Teil des Ertrags seiner Weinberge
in Belgern an der Elbe und in Schlabrendorf (zwei Stunden südlich von Luckau).'

Die Kulturaufgaben, die die Zisterzienser in und um Dobrilugk zu lösen hatten,
waren fast dieselben wie später in Neuzelle an der Oder. Sie hatten, wie die
Urkunde von 1199 mit ihren Ortsbestimmungen beweist, ein noch ganz unentwickeltes
Waldgebiet bekommen, aber ein Menschenalter saurer Arbeit genügte doch, rings
um das Kloster einen reichen Kranz deutscher Bauerndörfer entstehen zu lassen.
Deun die Urkunde, in der Heinrich der Erlauchte 1234 die Besitzungen des Klosters
bestätigt, zählt folgende Dörfer auf: Kirchhayn, Wediroldishaiu (Werenshayn),
Frankenowe (Frankena), Heinrichsdorf (Hennersdorf), Mouchehusen (Münchhnusen),
Eychholtz, Lug (Lugau), Fischwazzir. Rikirstors (Rückersdorf), Fredrichsdorf (Frieders¬
dorf, südlich vou Dobrilugk, ein andres Dorf desselben Namens nördlich davon
ist später erworben worden), Grunowe, Lhndeuowe (Lindena), Schonenboru (Schön¬
born), Schultz (jetzt Vorwerk), Boynitz (Vönitz bei Liebenwerdci), Kemenitz, Wiu-
dischemarke, Valkeuberg, Cucuxdorf (Kauxdorf bei Liebenwerda), Costendorf (Coß-
dorf, nördlich von Mühlberg), Altena, Wysitz. Schon damals hatte also der
Klosterbesitz in der Gegend von Liebenwerdci und Wahrenbrück die Schwarze Elster
überschritten; in den folgenden Jahren erreichte er die Elbe, als Grabitz, jetzt der
Sitz des berühmten Gestüts, von Ulrich von Pack erworben und spater von Heinrich
dem Erlauchten in ein Allod umgewandelt wurde. Bald darauf erlangen die
Mönche auch das Recht freier Überfahrt über deu Strom bei Zwethau (Torgnu
gegenüber) und erwarben auf dem linken Elbufer im grasreichen Bruchlande
mehrere Inseln und Werber (z. B. Kunzwerda). Rings um das Kloster wohnen
zahlreiche eidliche Geschlechter, wie die Herren von Ylburg (Eilenburg), von Finster¬
walde, von Sonneuwalde, von Schlieben, von Liebenwerda, von Senftenberg, die
Burggrafen von Wettin, von Golfen usw. Sie waren des Klosters Gehilfen bei
der Germanisierung des Landes, bei der Anlage deutscher Bauerndörfer, sie waren
öfters auch des Klosters Bedränger wegen der Nutzung der Wälder und der Mühlen,
wegen der Ausübung der Jagd; sogar rin den "Förstern" (torsswrii) Heinrichs des
Erlauchten kamen die Mönche in Streit, aber meist wurde solcher Zwist doch zu¬
gunsten des Klosters beendet, weil es das kostbarste Gut spenden und versagen
konnte, den Frieden der Seele und die Vergebung der Sünden, und je mehr sich
der zügellose Adel des Landes in wilde Fehde, in Sinnenlust und Blutschuld ver¬
strickte,' um so reicher und länger wurde die Liste der frommen Stiftungen, die
des Klosters Besitz mehrten. Einmal freilich erscheint das Kloster selbst mit böser
Schuld beladen: im Jahre 1318 ist der Burggraf Hermann von Golfen auf
Dvbrilugker Gebiet, und wie es scheint, nicht ohne Vorwissen des Abts ermordet
worden. Aber Bischof Withego von Meißen schützt das Kloster vor der Rache der


Wanderungen in der Niederlausitz

zwischen Spree und Reiße liegenden Gau Rice hinein. In der Gegend von Guben
stoßen die Lausitzer zum Heerbann, ihre Heidengötter werden ihnen vorangetragen.
Wir sehen also, daß Dobrilugk — der Name bedeutet „schöne Wiese" — ums
Jahr 1000 eine wahrscheinlich von slawischen, heidnischen Deditzen bewohnte Lichtung
des Urwaldes war, an der von der Elbe bei Magdeburg an die Oder führenden
Heer- und Handelsstraße, Danach schweigen unsre Quellen fast zwei Jahrhunderte.
Im Jahre 1181 oder 1184 soll dann Markgraf Dietrich (1150 bis 1185),
Konrads des Großen Sohn, Kaiser Barbarossas Freund und Waffengeuosse, das
Kloster Dobrilugk gestiftet haben; sein Bruder und Erbe der Niederlausitz, Dedo
der Feiste, der 1190 an einer mit dem Messer ausgeführten Entfettungskur starb,
hat die Stiftung gefordert; aber die älteste Urkunde des Klosters, die die Stiftung
Dietrichs und Dedos bestätigt und die Grenzen des Klostergebiets bestimmt, ist
erst vom Jahre 1199 und rührt von Dedos Sohn Konrad her, der von 1190
bis 1210 Markgraf der Niederlausitz war. In dieser Zeit wurde die erste und
einzige wettiuische Fürstin in Dobrilugk begraben: Elisabeth, Konrads Gemahlin,
eine polnische Prinzessin. Für ihr Seelenheil stiftete Konrad am 18. Dezember
1209 sechzehn Hufen Landes und den zehnten Teil des Ertrags seiner Weinberge
in Belgern an der Elbe und in Schlabrendorf (zwei Stunden südlich von Luckau).'

Die Kulturaufgaben, die die Zisterzienser in und um Dobrilugk zu lösen hatten,
waren fast dieselben wie später in Neuzelle an der Oder. Sie hatten, wie die
Urkunde von 1199 mit ihren Ortsbestimmungen beweist, ein noch ganz unentwickeltes
Waldgebiet bekommen, aber ein Menschenalter saurer Arbeit genügte doch, rings
um das Kloster einen reichen Kranz deutscher Bauerndörfer entstehen zu lassen.
Deun die Urkunde, in der Heinrich der Erlauchte 1234 die Besitzungen des Klosters
bestätigt, zählt folgende Dörfer auf: Kirchhayn, Wediroldishaiu (Werenshayn),
Frankenowe (Frankena), Heinrichsdorf (Hennersdorf), Mouchehusen (Münchhnusen),
Eychholtz, Lug (Lugau), Fischwazzir. Rikirstors (Rückersdorf), Fredrichsdorf (Frieders¬
dorf, südlich vou Dobrilugk, ein andres Dorf desselben Namens nördlich davon
ist später erworben worden), Grunowe, Lhndeuowe (Lindena), Schonenboru (Schön¬
born), Schultz (jetzt Vorwerk), Boynitz (Vönitz bei Liebenwerdci), Kemenitz, Wiu-
dischemarke, Valkeuberg, Cucuxdorf (Kauxdorf bei Liebenwerda), Costendorf (Coß-
dorf, nördlich von Mühlberg), Altena, Wysitz. Schon damals hatte also der
Klosterbesitz in der Gegend von Liebenwerdci und Wahrenbrück die Schwarze Elster
überschritten; in den folgenden Jahren erreichte er die Elbe, als Grabitz, jetzt der
Sitz des berühmten Gestüts, von Ulrich von Pack erworben und spater von Heinrich
dem Erlauchten in ein Allod umgewandelt wurde. Bald darauf erlangen die
Mönche auch das Recht freier Überfahrt über deu Strom bei Zwethau (Torgnu
gegenüber) und erwarben auf dem linken Elbufer im grasreichen Bruchlande
mehrere Inseln und Werber (z. B. Kunzwerda). Rings um das Kloster wohnen
zahlreiche eidliche Geschlechter, wie die Herren von Ylburg (Eilenburg), von Finster¬
walde, von Sonneuwalde, von Schlieben, von Liebenwerda, von Senftenberg, die
Burggrafen von Wettin, von Golfen usw. Sie waren des Klosters Gehilfen bei
der Germanisierung des Landes, bei der Anlage deutscher Bauerndörfer, sie waren
öfters auch des Klosters Bedränger wegen der Nutzung der Wälder und der Mühlen,
wegen der Ausübung der Jagd; sogar rin den „Förstern" (torsswrii) Heinrichs des
Erlauchten kamen die Mönche in Streit, aber meist wurde solcher Zwist doch zu¬
gunsten des Klosters beendet, weil es das kostbarste Gut spenden und versagen
konnte, den Frieden der Seele und die Vergebung der Sünden, und je mehr sich
der zügellose Adel des Landes in wilde Fehde, in Sinnenlust und Blutschuld ver¬
strickte,' um so reicher und länger wurde die Liste der frommen Stiftungen, die
des Klosters Besitz mehrten. Einmal freilich erscheint das Kloster selbst mit böser
Schuld beladen: im Jahre 1318 ist der Burggraf Hermann von Golfen auf
Dvbrilugker Gebiet, und wie es scheint, nicht ohne Vorwissen des Abts ermordet
worden. Aber Bischof Withego von Meißen schützt das Kloster vor der Rache der


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0595" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/295012"/>
          <fw type="header" place="top"> Wanderungen in der Niederlausitz</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_2667" prev="#ID_2666"> zwischen Spree und Reiße liegenden Gau Rice hinein. In der Gegend von Guben<lb/>
stoßen die Lausitzer zum Heerbann, ihre Heidengötter werden ihnen vorangetragen.<lb/>
Wir sehen also, daß Dobrilugk &#x2014; der Name bedeutet &#x201E;schöne Wiese" &#x2014; ums<lb/>
Jahr 1000 eine wahrscheinlich von slawischen, heidnischen Deditzen bewohnte Lichtung<lb/>
des Urwaldes war, an der von der Elbe bei Magdeburg an die Oder führenden<lb/>
Heer- und Handelsstraße, Danach schweigen unsre Quellen fast zwei Jahrhunderte.<lb/>
Im Jahre 1181 oder 1184 soll dann Markgraf Dietrich (1150 bis 1185),<lb/>
Konrads des Großen Sohn, Kaiser Barbarossas Freund und Waffengeuosse, das<lb/>
Kloster Dobrilugk gestiftet haben; sein Bruder und Erbe der Niederlausitz, Dedo<lb/>
der Feiste, der 1190 an einer mit dem Messer ausgeführten Entfettungskur starb,<lb/>
hat die Stiftung gefordert; aber die älteste Urkunde des Klosters, die die Stiftung<lb/>
Dietrichs und Dedos bestätigt und die Grenzen des Klostergebiets bestimmt, ist<lb/>
erst vom Jahre 1199 und rührt von Dedos Sohn Konrad her, der von 1190<lb/>
bis 1210 Markgraf der Niederlausitz war. In dieser Zeit wurde die erste und<lb/>
einzige wettiuische Fürstin in Dobrilugk begraben: Elisabeth, Konrads Gemahlin,<lb/>
eine polnische Prinzessin. Für ihr Seelenheil stiftete Konrad am 18. Dezember<lb/>
1209 sechzehn Hufen Landes und den zehnten Teil des Ertrags seiner Weinberge<lb/>
in Belgern an der Elbe und in Schlabrendorf (zwei Stunden südlich von Luckau).'</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2668" next="#ID_2669"> Die Kulturaufgaben, die die Zisterzienser in und um Dobrilugk zu lösen hatten,<lb/>
waren fast dieselben wie später in Neuzelle an der Oder.  Sie hatten, wie die<lb/>
Urkunde von 1199 mit ihren Ortsbestimmungen beweist, ein noch ganz unentwickeltes<lb/>
Waldgebiet bekommen, aber ein Menschenalter saurer Arbeit genügte doch, rings<lb/>
um das Kloster einen reichen Kranz deutscher Bauerndörfer entstehen zu lassen.<lb/>
Deun die Urkunde, in der Heinrich der Erlauchte 1234 die Besitzungen des Klosters<lb/>
bestätigt, zählt folgende Dörfer auf: Kirchhayn, Wediroldishaiu (Werenshayn),<lb/>
Frankenowe (Frankena), Heinrichsdorf (Hennersdorf), Mouchehusen (Münchhnusen),<lb/>
Eychholtz, Lug (Lugau), Fischwazzir. Rikirstors (Rückersdorf), Fredrichsdorf (Frieders¬<lb/>
dorf, südlich vou Dobrilugk, ein andres Dorf desselben Namens nördlich davon<lb/>
ist später erworben worden), Grunowe, Lhndeuowe (Lindena), Schonenboru (Schön¬<lb/>
born), Schultz (jetzt Vorwerk), Boynitz (Vönitz bei Liebenwerdci), Kemenitz, Wiu-<lb/>
dischemarke, Valkeuberg, Cucuxdorf (Kauxdorf bei Liebenwerda), Costendorf (Coß-<lb/>
dorf, nördlich von Mühlberg), Altena, Wysitz.  Schon damals hatte also der<lb/>
Klosterbesitz in der Gegend von Liebenwerdci und Wahrenbrück die Schwarze Elster<lb/>
überschritten; in den folgenden Jahren erreichte er die Elbe, als Grabitz, jetzt der<lb/>
Sitz des berühmten Gestüts, von Ulrich von Pack erworben und spater von Heinrich<lb/>
dem Erlauchten in ein Allod umgewandelt wurde.  Bald darauf erlangen die<lb/>
Mönche auch das Recht freier Überfahrt über deu Strom bei Zwethau (Torgnu<lb/>
gegenüber) und erwarben auf dem linken Elbufer im grasreichen Bruchlande<lb/>
mehrere Inseln und Werber (z. B. Kunzwerda).  Rings um das Kloster wohnen<lb/>
zahlreiche eidliche Geschlechter, wie die Herren von Ylburg (Eilenburg), von Finster¬<lb/>
walde, von Sonneuwalde, von Schlieben, von Liebenwerda, von Senftenberg, die<lb/>
Burggrafen von Wettin, von Golfen usw.  Sie waren des Klosters Gehilfen bei<lb/>
der Germanisierung des Landes, bei der Anlage deutscher Bauerndörfer, sie waren<lb/>
öfters auch des Klosters Bedränger wegen der Nutzung der Wälder und der Mühlen,<lb/>
wegen der Ausübung der Jagd; sogar rin den &#x201E;Förstern" (torsswrii) Heinrichs des<lb/>
Erlauchten kamen die Mönche in Streit, aber meist wurde solcher Zwist doch zu¬<lb/>
gunsten des Klosters beendet, weil es das kostbarste Gut spenden und versagen<lb/>
konnte, den Frieden der Seele und die Vergebung der Sünden, und je mehr sich<lb/>
der zügellose Adel des Landes in wilde Fehde, in Sinnenlust und Blutschuld ver¬<lb/>
strickte,' um so reicher und länger wurde die Liste der frommen Stiftungen, die<lb/>
des Klosters Besitz mehrten.  Einmal freilich erscheint das Kloster selbst mit böser<lb/>
Schuld beladen: im Jahre 1318 ist der Burggraf Hermann von Golfen auf<lb/>
Dvbrilugker Gebiet, und wie es scheint, nicht ohne Vorwissen des Abts ermordet<lb/>
worden. Aber Bischof Withego von Meißen schützt das Kloster vor der Rache der</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0595] Wanderungen in der Niederlausitz zwischen Spree und Reiße liegenden Gau Rice hinein. In der Gegend von Guben stoßen die Lausitzer zum Heerbann, ihre Heidengötter werden ihnen vorangetragen. Wir sehen also, daß Dobrilugk — der Name bedeutet „schöne Wiese" — ums Jahr 1000 eine wahrscheinlich von slawischen, heidnischen Deditzen bewohnte Lichtung des Urwaldes war, an der von der Elbe bei Magdeburg an die Oder führenden Heer- und Handelsstraße, Danach schweigen unsre Quellen fast zwei Jahrhunderte. Im Jahre 1181 oder 1184 soll dann Markgraf Dietrich (1150 bis 1185), Konrads des Großen Sohn, Kaiser Barbarossas Freund und Waffengeuosse, das Kloster Dobrilugk gestiftet haben; sein Bruder und Erbe der Niederlausitz, Dedo der Feiste, der 1190 an einer mit dem Messer ausgeführten Entfettungskur starb, hat die Stiftung gefordert; aber die älteste Urkunde des Klosters, die die Stiftung Dietrichs und Dedos bestätigt und die Grenzen des Klostergebiets bestimmt, ist erst vom Jahre 1199 und rührt von Dedos Sohn Konrad her, der von 1190 bis 1210 Markgraf der Niederlausitz war. In dieser Zeit wurde die erste und einzige wettiuische Fürstin in Dobrilugk begraben: Elisabeth, Konrads Gemahlin, eine polnische Prinzessin. Für ihr Seelenheil stiftete Konrad am 18. Dezember 1209 sechzehn Hufen Landes und den zehnten Teil des Ertrags seiner Weinberge in Belgern an der Elbe und in Schlabrendorf (zwei Stunden südlich von Luckau).' Die Kulturaufgaben, die die Zisterzienser in und um Dobrilugk zu lösen hatten, waren fast dieselben wie später in Neuzelle an der Oder. Sie hatten, wie die Urkunde von 1199 mit ihren Ortsbestimmungen beweist, ein noch ganz unentwickeltes Waldgebiet bekommen, aber ein Menschenalter saurer Arbeit genügte doch, rings um das Kloster einen reichen Kranz deutscher Bauerndörfer entstehen zu lassen. Deun die Urkunde, in der Heinrich der Erlauchte 1234 die Besitzungen des Klosters bestätigt, zählt folgende Dörfer auf: Kirchhayn, Wediroldishaiu (Werenshayn), Frankenowe (Frankena), Heinrichsdorf (Hennersdorf), Mouchehusen (Münchhnusen), Eychholtz, Lug (Lugau), Fischwazzir. Rikirstors (Rückersdorf), Fredrichsdorf (Frieders¬ dorf, südlich vou Dobrilugk, ein andres Dorf desselben Namens nördlich davon ist später erworben worden), Grunowe, Lhndeuowe (Lindena), Schonenboru (Schön¬ born), Schultz (jetzt Vorwerk), Boynitz (Vönitz bei Liebenwerdci), Kemenitz, Wiu- dischemarke, Valkeuberg, Cucuxdorf (Kauxdorf bei Liebenwerda), Costendorf (Coß- dorf, nördlich von Mühlberg), Altena, Wysitz. Schon damals hatte also der Klosterbesitz in der Gegend von Liebenwerdci und Wahrenbrück die Schwarze Elster überschritten; in den folgenden Jahren erreichte er die Elbe, als Grabitz, jetzt der Sitz des berühmten Gestüts, von Ulrich von Pack erworben und spater von Heinrich dem Erlauchten in ein Allod umgewandelt wurde. Bald darauf erlangen die Mönche auch das Recht freier Überfahrt über deu Strom bei Zwethau (Torgnu gegenüber) und erwarben auf dem linken Elbufer im grasreichen Bruchlande mehrere Inseln und Werber (z. B. Kunzwerda). Rings um das Kloster wohnen zahlreiche eidliche Geschlechter, wie die Herren von Ylburg (Eilenburg), von Finster¬ walde, von Sonneuwalde, von Schlieben, von Liebenwerda, von Senftenberg, die Burggrafen von Wettin, von Golfen usw. Sie waren des Klosters Gehilfen bei der Germanisierung des Landes, bei der Anlage deutscher Bauerndörfer, sie waren öfters auch des Klosters Bedränger wegen der Nutzung der Wälder und der Mühlen, wegen der Ausübung der Jagd; sogar rin den „Förstern" (torsswrii) Heinrichs des Erlauchten kamen die Mönche in Streit, aber meist wurde solcher Zwist doch zu¬ gunsten des Klosters beendet, weil es das kostbarste Gut spenden und versagen konnte, den Frieden der Seele und die Vergebung der Sünden, und je mehr sich der zügellose Adel des Landes in wilde Fehde, in Sinnenlust und Blutschuld ver¬ strickte,' um so reicher und länger wurde die Liste der frommen Stiftungen, die des Klosters Besitz mehrten. Einmal freilich erscheint das Kloster selbst mit böser Schuld beladen: im Jahre 1318 ist der Burggraf Hermann von Golfen auf Dvbrilugker Gebiet, und wie es scheint, nicht ohne Vorwissen des Abts ermordet worden. Aber Bischof Withego von Meißen schützt das Kloster vor der Rache der

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/595
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/595>, abgerufen am 23.07.2024.