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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

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Wanderungen in der Niederlausitz

schosses, die Anlage des Treppenhauses, ja sogar die in Sepiatönen gehaltne Malerei
der Wände und des Plafonds sehr an das Schloß von Altdöbern und könnte Wohl
von demselben Joseph Krinner herrühren, der dort im Jahre 1755 die entsprechenden
Räume mit Bildern geschmückt hat. Aber im Pförtner Treppenhause fehlen ganze
Fetzen des Wandputzes, andre find durch Brand geschwärzt, und der große, durch
zwei Stockwerke hindurchgeführte Festsaal zeigt überhaupt nur die nackten, kahlen
Ziegelwände ohne Marmorverkleidung, ohne Stuck und ohne Spiegel; sogar die
Kamine sind ausgebrochen, und von den Bildern Dietrichs und Torellis, die hier
einst die Wände zierten, ist keine Spur mehr vorhanden. Was ist hier geschehn?
Den teilweise ruinösen Charakter des Schlosses Pforten hat kein geringerer aus
dem Gewissen als Friedrich der Große. Der preußische König hat den Minister
Brühl, wie aus vielen unmittelbaren Äußerungen seiner Briefe, ja sogar aus
manchen von ihm gedichteten Versen hervorgeht, mit all der Leidenschaft gehaßt,
deren eine so impulsive Natur fähig war. Trotzdem bewahrte er im Winter 1756/57,
während dessen er im Brühlschen Palais auf der Angustnsstraße residierte, gegen
die bei der Königin Maria Josepha im Residenzschlosse zurückgebliebne Gräfin Brühl
eine gewisse Ritterlichkeit; als sie ihn am 23. März 1757 um eine Schutzgarde
für ihr Palais, den dahinterliegenden Brühlschen Garten und das allerdings schon
mehrfach von preußischen Soldaten bestohlne Belvedere bat, antwortete er fast
freundschaftlich: Vous pouvs? fers ksrwsillsnt g,ssur6ö aus 1'ein n'^ touolisra Z. rivn
insws s-xrös wor Äbssnos. .. und schließt seinen Brief mit den Worten: 8ur es
xris visu ein'it vous ait, wacka-ins 1s. oomtssss as LiüKI, su sa, Wirth se äiMs
Kclräs. Aber schon am 31. März sah sich die Ministersgattin plötzlich verhaftet
und wurde wider ihren Willen unter Eskorte eines Leutnants von Mcmdelsloh
über Schlesien nach Polen abgeschoben. War Friedrich der Große ein Heuchler?
Gewiß nicht. Vielmehr war eine plötzliche Sinneswandlung bei ihm eingetreten.
Die leichten Dragoner des Regiments Württemberg, das aus kriegsgefangnen Sachsen
des ehemaligen Regiments Rutowsky bestand, denen man den preußischen Fahneneid
abgepreßt hatte, waren auf dem Marsche nach Böhmen desertiert, nachdem sie den
Winter über auf den Brühlschen Gütern in Forst und Pforten einquartiert gewesen
waren. Diese Desertionen, die aus einer natürlichen Anhänglichkeit der Truppen
an ihre alten Fahnen entsprangen, schob Friedrich -- gewiß mit Unrecht -- aus
geheime Machinationen Brühls und seiner Gattin. Deshalb der drohende Ton des
Briefes, mit dem er auf die Bitte der Gräfin, sie in Dresden zu lassen, antwortete:
Uf xsnseü pÄS MS 1'on in'oktvnsg iwxunoillönt: it n'^ g, risn as plus lÄoils <zms
as Sö vöNAsi-, czmanä ein 1s ohne . . . Hus votrs wari se vous us Issssut xg,s wa
rMieuos c>u vous su rssssutiisii clss hilfts tsrriblss... L!s u'sse, point <zus js
vsuills as Lor "LiMls" g,mitis, ^s 1s inöxnss trox se js sais Iss mo^fus as va-mers
ass snnomis ouvsrts se es.eb6s "sus avoir iseours K. ass b^ssssss se d, ass vrus-utös.
In diesen scharfen Worten muß man im Hinblick auf das, was weiterhin geschah,
die erste noch halbversteckte Drohung finden, Friedrich werde, falls Brühl in seinem
feindseligen Verhalten fortfahre, auch vor "niedrigen Maßregeln und Grausamkeiten"
nicht zurückschrecken, d. h. er werde an Brühls Privateigentum Rache nehmen. Der
Sommer verging, ohne daß der König seine Drohung ausführte; nur daß er das
Brühlsche Palais in der Augustusstraße am 4. September 1757 zum großen
Schaden des Hauses in ein preußisches Lazarett verwandeln ließ, das mit zwei¬
tausend Kranken und Verwundeten belegt wurde. Aber am 20. Oktober 1757
marschierte er, nachdem er zwei Tage lang im Schlosse Annaburg sein Quartier
gehabt hatte, aus den dunkeln Wäldern der Lochauer Heide hervor in die lichten
Niederungen der Schwarzen Elster um Herzberg und nahm auf dem dicht vor der
Stadt liegenden Schlosse Grochwitz sein Quartier. Dieses Schloß ebenso wie das
südlich von Herzberg gelegne Nahnisdorf war Brühls Eigentum. Er hatte das
Schloß von dem Oberlandbaumeister Knöffel erbauen und von dem bekannten Maler
Dietrich mit Bildern schmücken lassen, die demi Kunstkenner Karl Heinrich von Heineken


Wanderungen in der Niederlausitz

schosses, die Anlage des Treppenhauses, ja sogar die in Sepiatönen gehaltne Malerei
der Wände und des Plafonds sehr an das Schloß von Altdöbern und könnte Wohl
von demselben Joseph Krinner herrühren, der dort im Jahre 1755 die entsprechenden
Räume mit Bildern geschmückt hat. Aber im Pförtner Treppenhause fehlen ganze
Fetzen des Wandputzes, andre find durch Brand geschwärzt, und der große, durch
zwei Stockwerke hindurchgeführte Festsaal zeigt überhaupt nur die nackten, kahlen
Ziegelwände ohne Marmorverkleidung, ohne Stuck und ohne Spiegel; sogar die
Kamine sind ausgebrochen, und von den Bildern Dietrichs und Torellis, die hier
einst die Wände zierten, ist keine Spur mehr vorhanden. Was ist hier geschehn?
Den teilweise ruinösen Charakter des Schlosses Pforten hat kein geringerer aus
dem Gewissen als Friedrich der Große. Der preußische König hat den Minister
Brühl, wie aus vielen unmittelbaren Äußerungen seiner Briefe, ja sogar aus
manchen von ihm gedichteten Versen hervorgeht, mit all der Leidenschaft gehaßt,
deren eine so impulsive Natur fähig war. Trotzdem bewahrte er im Winter 1756/57,
während dessen er im Brühlschen Palais auf der Angustnsstraße residierte, gegen
die bei der Königin Maria Josepha im Residenzschlosse zurückgebliebne Gräfin Brühl
eine gewisse Ritterlichkeit; als sie ihn am 23. März 1757 um eine Schutzgarde
für ihr Palais, den dahinterliegenden Brühlschen Garten und das allerdings schon
mehrfach von preußischen Soldaten bestohlne Belvedere bat, antwortete er fast
freundschaftlich: Vous pouvs? fers ksrwsillsnt g,ssur6ö aus 1'ein n'^ touolisra Z. rivn
insws s-xrös wor Äbssnos. .. und schließt seinen Brief mit den Worten: 8ur es
xris visu ein'it vous ait, wacka-ins 1s. oomtssss as LiüKI, su sa, Wirth se äiMs
Kclräs. Aber schon am 31. März sah sich die Ministersgattin plötzlich verhaftet
und wurde wider ihren Willen unter Eskorte eines Leutnants von Mcmdelsloh
über Schlesien nach Polen abgeschoben. War Friedrich der Große ein Heuchler?
Gewiß nicht. Vielmehr war eine plötzliche Sinneswandlung bei ihm eingetreten.
Die leichten Dragoner des Regiments Württemberg, das aus kriegsgefangnen Sachsen
des ehemaligen Regiments Rutowsky bestand, denen man den preußischen Fahneneid
abgepreßt hatte, waren auf dem Marsche nach Böhmen desertiert, nachdem sie den
Winter über auf den Brühlschen Gütern in Forst und Pforten einquartiert gewesen
waren. Diese Desertionen, die aus einer natürlichen Anhänglichkeit der Truppen
an ihre alten Fahnen entsprangen, schob Friedrich — gewiß mit Unrecht — aus
geheime Machinationen Brühls und seiner Gattin. Deshalb der drohende Ton des
Briefes, mit dem er auf die Bitte der Gräfin, sie in Dresden zu lassen, antwortete:
Uf xsnseü pÄS MS 1'on in'oktvnsg iwxunoillönt: it n'^ g, risn as plus lÄoils <zms
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ass snnomis ouvsrts se es.eb6s «sus avoir iseours K. ass b^ssssss se d, ass vrus-utös.
In diesen scharfen Worten muß man im Hinblick auf das, was weiterhin geschah,
die erste noch halbversteckte Drohung finden, Friedrich werde, falls Brühl in seinem
feindseligen Verhalten fortfahre, auch vor „niedrigen Maßregeln und Grausamkeiten"
nicht zurückschrecken, d. h. er werde an Brühls Privateigentum Rache nehmen. Der
Sommer verging, ohne daß der König seine Drohung ausführte; nur daß er das
Brühlsche Palais in der Augustusstraße am 4. September 1757 zum großen
Schaden des Hauses in ein preußisches Lazarett verwandeln ließ, das mit zwei¬
tausend Kranken und Verwundeten belegt wurde. Aber am 20. Oktober 1757
marschierte er, nachdem er zwei Tage lang im Schlosse Annaburg sein Quartier
gehabt hatte, aus den dunkeln Wäldern der Lochauer Heide hervor in die lichten
Niederungen der Schwarzen Elster um Herzberg und nahm auf dem dicht vor der
Stadt liegenden Schlosse Grochwitz sein Quartier. Dieses Schloß ebenso wie das
südlich von Herzberg gelegne Nahnisdorf war Brühls Eigentum. Er hatte das
Schloß von dem Oberlandbaumeister Knöffel erbauen und von dem bekannten Maler
Dietrich mit Bildern schmücken lassen, die demi Kunstkenner Karl Heinrich von Heineken


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[0416] Wanderungen in der Niederlausitz schosses, die Anlage des Treppenhauses, ja sogar die in Sepiatönen gehaltne Malerei der Wände und des Plafonds sehr an das Schloß von Altdöbern und könnte Wohl von demselben Joseph Krinner herrühren, der dort im Jahre 1755 die entsprechenden Räume mit Bildern geschmückt hat. Aber im Pförtner Treppenhause fehlen ganze Fetzen des Wandputzes, andre find durch Brand geschwärzt, und der große, durch zwei Stockwerke hindurchgeführte Festsaal zeigt überhaupt nur die nackten, kahlen Ziegelwände ohne Marmorverkleidung, ohne Stuck und ohne Spiegel; sogar die Kamine sind ausgebrochen, und von den Bildern Dietrichs und Torellis, die hier einst die Wände zierten, ist keine Spur mehr vorhanden. Was ist hier geschehn? Den teilweise ruinösen Charakter des Schlosses Pforten hat kein geringerer aus dem Gewissen als Friedrich der Große. Der preußische König hat den Minister Brühl, wie aus vielen unmittelbaren Äußerungen seiner Briefe, ja sogar aus manchen von ihm gedichteten Versen hervorgeht, mit all der Leidenschaft gehaßt, deren eine so impulsive Natur fähig war. Trotzdem bewahrte er im Winter 1756/57, während dessen er im Brühlschen Palais auf der Angustnsstraße residierte, gegen die bei der Königin Maria Josepha im Residenzschlosse zurückgebliebne Gräfin Brühl eine gewisse Ritterlichkeit; als sie ihn am 23. März 1757 um eine Schutzgarde für ihr Palais, den dahinterliegenden Brühlschen Garten und das allerdings schon mehrfach von preußischen Soldaten bestohlne Belvedere bat, antwortete er fast freundschaftlich: Vous pouvs? fers ksrwsillsnt g,ssur6ö aus 1'ein n'^ touolisra Z. rivn insws s-xrös wor Äbssnos. .. und schließt seinen Brief mit den Worten: 8ur es xris visu ein'it vous ait, wacka-ins 1s. oomtssss as LiüKI, su sa, Wirth se äiMs Kclräs. Aber schon am 31. März sah sich die Ministersgattin plötzlich verhaftet und wurde wider ihren Willen unter Eskorte eines Leutnants von Mcmdelsloh über Schlesien nach Polen abgeschoben. War Friedrich der Große ein Heuchler? Gewiß nicht. Vielmehr war eine plötzliche Sinneswandlung bei ihm eingetreten. Die leichten Dragoner des Regiments Württemberg, das aus kriegsgefangnen Sachsen des ehemaligen Regiments Rutowsky bestand, denen man den preußischen Fahneneid abgepreßt hatte, waren auf dem Marsche nach Böhmen desertiert, nachdem sie den Winter über auf den Brühlschen Gütern in Forst und Pforten einquartiert gewesen waren. Diese Desertionen, die aus einer natürlichen Anhänglichkeit der Truppen an ihre alten Fahnen entsprangen, schob Friedrich — gewiß mit Unrecht — aus geheime Machinationen Brühls und seiner Gattin. Deshalb der drohende Ton des Briefes, mit dem er auf die Bitte der Gräfin, sie in Dresden zu lassen, antwortete: Uf xsnseü pÄS MS 1'on in'oktvnsg iwxunoillönt: it n'^ g, risn as plus lÄoils <zms as Sö vöNAsi-, czmanä ein 1s ohne . . . Hus votrs wari se vous us Issssut xg,s wa rMieuos c>u vous su rssssutiisii clss hilfts tsrriblss... L!s u'sse, point <zus js vsuills as Lor »LiMls« g,mitis, ^s 1s inöxnss trox se js sais Iss mo^fus as va-mers ass snnomis ouvsrts se es.eb6s «sus avoir iseours K. ass b^ssssss se d, ass vrus-utös. In diesen scharfen Worten muß man im Hinblick auf das, was weiterhin geschah, die erste noch halbversteckte Drohung finden, Friedrich werde, falls Brühl in seinem feindseligen Verhalten fortfahre, auch vor „niedrigen Maßregeln und Grausamkeiten" nicht zurückschrecken, d. h. er werde an Brühls Privateigentum Rache nehmen. Der Sommer verging, ohne daß der König seine Drohung ausführte; nur daß er das Brühlsche Palais in der Augustusstraße am 4. September 1757 zum großen Schaden des Hauses in ein preußisches Lazarett verwandeln ließ, das mit zwei¬ tausend Kranken und Verwundeten belegt wurde. Aber am 20. Oktober 1757 marschierte er, nachdem er zwei Tage lang im Schlosse Annaburg sein Quartier gehabt hatte, aus den dunkeln Wäldern der Lochauer Heide hervor in die lichten Niederungen der Schwarzen Elster um Herzberg und nahm auf dem dicht vor der Stadt liegenden Schlosse Grochwitz sein Quartier. Dieses Schloß ebenso wie das südlich von Herzberg gelegne Nahnisdorf war Brühls Eigentum. Er hatte das Schloß von dem Oberlandbaumeister Knöffel erbauen und von dem bekannten Maler Dietrich mit Bildern schmücken lassen, die demi Kunstkenner Karl Heinrich von Heineken

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/416>, abgerufen am 25.08.2024.