Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Schlachtendarstellungen in der Musik

In dieser schlichten Gesellschaft nimmt sich die mit ganz andern Prätentionen
auftretende "Schlacht vor Pavia" seltsam aus. In dem Stück geht es recht
kriegsgemäß aufgeregt zu. Deutlich erkennt man die zweistimmigen Trompeten¬
weisen, die wir schon bei Janequin gefunden haben. Daneben aber herrschen
lebhafte Gänge und mächtig treibende, kurze Figuren vor. Besonders auffallend
sind große Sprünge mit scharfen Dissonanzen. Ein in der modernen Programm¬
musik Geschulter könnte leicht ein ausführliches Programm unterlegen. Dennoch
würde trotz allem das Stück, wenn es heute im Original auf der Laute aus¬
geführt würde, auf uns kaum den Eindruck einer Schlacht machen; denn man
muß bedenken, daß die Laute einen nur um weniges kräftigern Klang hatte als
die moderne Guitarre. Also hier noch derselbe Zwiespalt zwischen Gegenstand
und Mittel wie bei den Griechen.

Als gegen Ende des sechzehnten Jahrhunderts als eine letzte große Frucht
der Renaissance der begleitete Sologesang und die Oper ins Leben traten, da war
den Schlachtendarstellungen wieder ein weites Feld gewonnen. Erwähnenswert
ist zunächst eine Schöpfung des genialen Dramatikers Claudio Monteverdi, seine
Tassos "Befreiten Jerusalem" entnommene dramatische Szene II ooiribÄttimsuto
al ranorkäi 6 al Lloriuäa, bei der zwar keine Schlacht, aber doch ein Zweikampf
in Musik gesetzt ist. Diese berühmte Szene, eines der frühesten Muster echten
hochdramatischen Stils, stammt aus dem Jahre 1624; sie war hier besonders
anzuführen, weil darin das Tremolo der Geigen zum erstenmal angewandt
worden ist. Dieses anfänglich bespöttelte Ausdrucksmittel ist bis auf den heutigen
Tag ein unentbehrliches Requisit des leidenschaftlichen Stils geblieben.

In der Oper wurden Schlachtenszenen besonders beliebt seit der Vorherrschaft
der venezianischen Schule, die in den dreißiger Jahren des siebzehnten Jahr¬
hunderts anfängt und sich über fünfzig Jahre erstreckt. Die Texte der vene¬
zianischen Opern setzten sich aus Liebeshändeln und etwas Haupt- und Staats¬
aktion, die eben auch zu Schlachten Anlaß gab, zusammen. Eine Hauptstärke
der Komponisten ist ihr gesunder, kräftiger Realismus. So gehören auch ihre
frischen, naturwahren Kriegsszenen zu den Glanzstücken ihrer Opern. Ein Rest
dieser realistischen Kunst, für die namentlich der führende Komponist Cavalli
(z. B. in "Didone," 1641, vgl. H. Kretzschmar, Die venezianische Oper. Viertel-
jahrsschr. f. Musikwissenschaft. 1892. S. 40) den Ton angegeben hat, lebt
heute noch fort, nämlich in den Oratorien Händels. Besonders das berühmte
Schlachtbild "Blase die Trompet, erhebt das Feldgeschrei!" im Judas Makka-
bäus fußt auf den Venezianern. Da haben wir mit den schmetternden Trom¬
peten und dröhnenden Pauken echte Kriegsmusik der Zeit. Der Naturton ist
Prächtig getroffen, die Wirkung unwiderstehlich packend, alarmierend und be¬
geisternd.

Vereinzelte Seitenstücke zu den angeführten Proben aus der Opern- und
der Oratorienliteratur finden wir im siebzehnten und im achtzehnten Jahrhundert
auch in der Orchestermusik. Kriegerische Interessen standen ja in dieser Zeit
immer stark im Vordergrund, und es scheint, daß die Komponisten, nur schon
um ihren Gönnern, den hohen Herren, denen sie ihre Werke widmeten, zu ge¬
fallen, zuweilen etwas Kriegsmusik antönen ließen. So jedenfalls der Badener
Joh. Kaspar Fischer, der seine unter dem Titel I^s Journal nu xrintemps er¬
schienenen Orchestersuiten dem Markgrafen Ludwig von Baden, dem berühmten
Türkenbesieger, widmete und wohl deshalb gleich in der ersten Suite eine
Uarodö und ein im Stile Händelscher Kriegsmusik gehaltnes ^ir as8 vom-
battaus bringt. (Neudruck in den Denkmälern deutscher Tonkunst, Band 10.)

Auch in der instrumentalen Hausmusik dieser Zeit ist die Vorliebe für
Schlachtenmusik nicht erloschen. Wie im sechzehnten Jahrhundert auf der Laute,
treffen wir sie nun auf dem Klavier oder auf der in kleiner Form im Haus
ebenfalls beliebten Orgel. Schon Frescobaldi, der älteste Klassiker der Orgel,


Schlachtendarstellungen in der Musik

In dieser schlichten Gesellschaft nimmt sich die mit ganz andern Prätentionen
auftretende „Schlacht vor Pavia" seltsam aus. In dem Stück geht es recht
kriegsgemäß aufgeregt zu. Deutlich erkennt man die zweistimmigen Trompeten¬
weisen, die wir schon bei Janequin gefunden haben. Daneben aber herrschen
lebhafte Gänge und mächtig treibende, kurze Figuren vor. Besonders auffallend
sind große Sprünge mit scharfen Dissonanzen. Ein in der modernen Programm¬
musik Geschulter könnte leicht ein ausführliches Programm unterlegen. Dennoch
würde trotz allem das Stück, wenn es heute im Original auf der Laute aus¬
geführt würde, auf uns kaum den Eindruck einer Schlacht machen; denn man
muß bedenken, daß die Laute einen nur um weniges kräftigern Klang hatte als
die moderne Guitarre. Also hier noch derselbe Zwiespalt zwischen Gegenstand
und Mittel wie bei den Griechen.

Als gegen Ende des sechzehnten Jahrhunderts als eine letzte große Frucht
der Renaissance der begleitete Sologesang und die Oper ins Leben traten, da war
den Schlachtendarstellungen wieder ein weites Feld gewonnen. Erwähnenswert
ist zunächst eine Schöpfung des genialen Dramatikers Claudio Monteverdi, seine
Tassos „Befreiten Jerusalem" entnommene dramatische Szene II ooiribÄttimsuto
al ranorkäi 6 al Lloriuäa, bei der zwar keine Schlacht, aber doch ein Zweikampf
in Musik gesetzt ist. Diese berühmte Szene, eines der frühesten Muster echten
hochdramatischen Stils, stammt aus dem Jahre 1624; sie war hier besonders
anzuführen, weil darin das Tremolo der Geigen zum erstenmal angewandt
worden ist. Dieses anfänglich bespöttelte Ausdrucksmittel ist bis auf den heutigen
Tag ein unentbehrliches Requisit des leidenschaftlichen Stils geblieben.

In der Oper wurden Schlachtenszenen besonders beliebt seit der Vorherrschaft
der venezianischen Schule, die in den dreißiger Jahren des siebzehnten Jahr¬
hunderts anfängt und sich über fünfzig Jahre erstreckt. Die Texte der vene¬
zianischen Opern setzten sich aus Liebeshändeln und etwas Haupt- und Staats¬
aktion, die eben auch zu Schlachten Anlaß gab, zusammen. Eine Hauptstärke
der Komponisten ist ihr gesunder, kräftiger Realismus. So gehören auch ihre
frischen, naturwahren Kriegsszenen zu den Glanzstücken ihrer Opern. Ein Rest
dieser realistischen Kunst, für die namentlich der führende Komponist Cavalli
(z. B. in „Didone," 1641, vgl. H. Kretzschmar, Die venezianische Oper. Viertel-
jahrsschr. f. Musikwissenschaft. 1892. S. 40) den Ton angegeben hat, lebt
heute noch fort, nämlich in den Oratorien Händels. Besonders das berühmte
Schlachtbild „Blase die Trompet, erhebt das Feldgeschrei!" im Judas Makka-
bäus fußt auf den Venezianern. Da haben wir mit den schmetternden Trom¬
peten und dröhnenden Pauken echte Kriegsmusik der Zeit. Der Naturton ist
Prächtig getroffen, die Wirkung unwiderstehlich packend, alarmierend und be¬
geisternd.

Vereinzelte Seitenstücke zu den angeführten Proben aus der Opern- und
der Oratorienliteratur finden wir im siebzehnten und im achtzehnten Jahrhundert
auch in der Orchestermusik. Kriegerische Interessen standen ja in dieser Zeit
immer stark im Vordergrund, und es scheint, daß die Komponisten, nur schon
um ihren Gönnern, den hohen Herren, denen sie ihre Werke widmeten, zu ge¬
fallen, zuweilen etwas Kriegsmusik antönen ließen. So jedenfalls der Badener
Joh. Kaspar Fischer, der seine unter dem Titel I^s Journal nu xrintemps er¬
schienenen Orchestersuiten dem Markgrafen Ludwig von Baden, dem berühmten
Türkenbesieger, widmete und wohl deshalb gleich in der ersten Suite eine
Uarodö und ein im Stile Händelscher Kriegsmusik gehaltnes ^ir as8 vom-
battaus bringt. (Neudruck in den Denkmälern deutscher Tonkunst, Band 10.)

Auch in der instrumentalen Hausmusik dieser Zeit ist die Vorliebe für
Schlachtenmusik nicht erloschen. Wie im sechzehnten Jahrhundert auf der Laute,
treffen wir sie nun auf dem Klavier oder auf der in kleiner Form im Haus
ebenfalls beliebten Orgel. Schon Frescobaldi, der älteste Klassiker der Orgel,


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0291" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/294708"/>
          <fw type="header" place="top"> Schlachtendarstellungen in der Musik</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_1213" prev="#ID_1212"> In dieser schlichten Gesellschaft nimmt sich die mit ganz andern Prätentionen<lb/>
auftretende &#x201E;Schlacht vor Pavia" seltsam aus. In dem Stück geht es recht<lb/>
kriegsgemäß aufgeregt zu. Deutlich erkennt man die zweistimmigen Trompeten¬<lb/>
weisen, die wir schon bei Janequin gefunden haben. Daneben aber herrschen<lb/>
lebhafte Gänge und mächtig treibende, kurze Figuren vor. Besonders auffallend<lb/>
sind große Sprünge mit scharfen Dissonanzen. Ein in der modernen Programm¬<lb/>
musik Geschulter könnte leicht ein ausführliches Programm unterlegen. Dennoch<lb/>
würde trotz allem das Stück, wenn es heute im Original auf der Laute aus¬<lb/>
geführt würde, auf uns kaum den Eindruck einer Schlacht machen; denn man<lb/>
muß bedenken, daß die Laute einen nur um weniges kräftigern Klang hatte als<lb/>
die moderne Guitarre. Also hier noch derselbe Zwiespalt zwischen Gegenstand<lb/>
und Mittel wie bei den Griechen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1214"> Als gegen Ende des sechzehnten Jahrhunderts als eine letzte große Frucht<lb/>
der Renaissance der begleitete Sologesang und die Oper ins Leben traten, da war<lb/>
den Schlachtendarstellungen wieder ein weites Feld gewonnen. Erwähnenswert<lb/>
ist zunächst eine Schöpfung des genialen Dramatikers Claudio Monteverdi, seine<lb/>
Tassos &#x201E;Befreiten Jerusalem" entnommene dramatische Szene II ooiribÄttimsuto<lb/>
al ranorkäi 6 al Lloriuäa, bei der zwar keine Schlacht, aber doch ein Zweikampf<lb/>
in Musik gesetzt ist. Diese berühmte Szene, eines der frühesten Muster echten<lb/>
hochdramatischen Stils, stammt aus dem Jahre 1624; sie war hier besonders<lb/>
anzuführen, weil darin das Tremolo der Geigen zum erstenmal angewandt<lb/>
worden ist. Dieses anfänglich bespöttelte Ausdrucksmittel ist bis auf den heutigen<lb/>
Tag ein unentbehrliches Requisit des leidenschaftlichen Stils geblieben.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1215"> In der Oper wurden Schlachtenszenen besonders beliebt seit der Vorherrschaft<lb/>
der venezianischen Schule, die in den dreißiger Jahren des siebzehnten Jahr¬<lb/>
hunderts anfängt und sich über fünfzig Jahre erstreckt. Die Texte der vene¬<lb/>
zianischen Opern setzten sich aus Liebeshändeln und etwas Haupt- und Staats¬<lb/>
aktion, die eben auch zu Schlachten Anlaß gab, zusammen. Eine Hauptstärke<lb/>
der Komponisten ist ihr gesunder, kräftiger Realismus. So gehören auch ihre<lb/>
frischen, naturwahren Kriegsszenen zu den Glanzstücken ihrer Opern. Ein Rest<lb/>
dieser realistischen Kunst, für die namentlich der führende Komponist Cavalli<lb/>
(z. B. in &#x201E;Didone," 1641, vgl. H. Kretzschmar, Die venezianische Oper. Viertel-<lb/>
jahrsschr. f. Musikwissenschaft. 1892. S. 40) den Ton angegeben hat, lebt<lb/>
heute noch fort, nämlich in den Oratorien Händels. Besonders das berühmte<lb/>
Schlachtbild &#x201E;Blase die Trompet, erhebt das Feldgeschrei!" im Judas Makka-<lb/>
bäus fußt auf den Venezianern. Da haben wir mit den schmetternden Trom¬<lb/>
peten und dröhnenden Pauken echte Kriegsmusik der Zeit. Der Naturton ist<lb/>
Prächtig getroffen, die Wirkung unwiderstehlich packend, alarmierend und be¬<lb/>
geisternd.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1216"> Vereinzelte Seitenstücke zu den angeführten Proben aus der Opern- und<lb/>
der Oratorienliteratur finden wir im siebzehnten und im achtzehnten Jahrhundert<lb/>
auch in der Orchestermusik. Kriegerische Interessen standen ja in dieser Zeit<lb/>
immer stark im Vordergrund, und es scheint, daß die Komponisten, nur schon<lb/>
um ihren Gönnern, den hohen Herren, denen sie ihre Werke widmeten, zu ge¬<lb/>
fallen, zuweilen etwas Kriegsmusik antönen ließen. So jedenfalls der Badener<lb/>
Joh. Kaspar Fischer, der seine unter dem Titel I^s Journal nu xrintemps er¬<lb/>
schienenen Orchestersuiten dem Markgrafen Ludwig von Baden, dem berühmten<lb/>
Türkenbesieger, widmete und wohl deshalb gleich in der ersten Suite eine<lb/>
Uarodö und ein im Stile Händelscher Kriegsmusik gehaltnes ^ir as8 vom-<lb/>
battaus bringt. (Neudruck in den Denkmälern deutscher Tonkunst, Band 10.)</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1217" next="#ID_1218"> Auch in der instrumentalen Hausmusik dieser Zeit ist die Vorliebe für<lb/>
Schlachtenmusik nicht erloschen. Wie im sechzehnten Jahrhundert auf der Laute,<lb/>
treffen wir sie nun auf dem Klavier oder auf der in kleiner Form im Haus<lb/>
ebenfalls beliebten Orgel.  Schon Frescobaldi, der älteste Klassiker der Orgel,</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0291] Schlachtendarstellungen in der Musik In dieser schlichten Gesellschaft nimmt sich die mit ganz andern Prätentionen auftretende „Schlacht vor Pavia" seltsam aus. In dem Stück geht es recht kriegsgemäß aufgeregt zu. Deutlich erkennt man die zweistimmigen Trompeten¬ weisen, die wir schon bei Janequin gefunden haben. Daneben aber herrschen lebhafte Gänge und mächtig treibende, kurze Figuren vor. Besonders auffallend sind große Sprünge mit scharfen Dissonanzen. Ein in der modernen Programm¬ musik Geschulter könnte leicht ein ausführliches Programm unterlegen. Dennoch würde trotz allem das Stück, wenn es heute im Original auf der Laute aus¬ geführt würde, auf uns kaum den Eindruck einer Schlacht machen; denn man muß bedenken, daß die Laute einen nur um weniges kräftigern Klang hatte als die moderne Guitarre. Also hier noch derselbe Zwiespalt zwischen Gegenstand und Mittel wie bei den Griechen. Als gegen Ende des sechzehnten Jahrhunderts als eine letzte große Frucht der Renaissance der begleitete Sologesang und die Oper ins Leben traten, da war den Schlachtendarstellungen wieder ein weites Feld gewonnen. Erwähnenswert ist zunächst eine Schöpfung des genialen Dramatikers Claudio Monteverdi, seine Tassos „Befreiten Jerusalem" entnommene dramatische Szene II ooiribÄttimsuto al ranorkäi 6 al Lloriuäa, bei der zwar keine Schlacht, aber doch ein Zweikampf in Musik gesetzt ist. Diese berühmte Szene, eines der frühesten Muster echten hochdramatischen Stils, stammt aus dem Jahre 1624; sie war hier besonders anzuführen, weil darin das Tremolo der Geigen zum erstenmal angewandt worden ist. Dieses anfänglich bespöttelte Ausdrucksmittel ist bis auf den heutigen Tag ein unentbehrliches Requisit des leidenschaftlichen Stils geblieben. In der Oper wurden Schlachtenszenen besonders beliebt seit der Vorherrschaft der venezianischen Schule, die in den dreißiger Jahren des siebzehnten Jahr¬ hunderts anfängt und sich über fünfzig Jahre erstreckt. Die Texte der vene¬ zianischen Opern setzten sich aus Liebeshändeln und etwas Haupt- und Staats¬ aktion, die eben auch zu Schlachten Anlaß gab, zusammen. Eine Hauptstärke der Komponisten ist ihr gesunder, kräftiger Realismus. So gehören auch ihre frischen, naturwahren Kriegsszenen zu den Glanzstücken ihrer Opern. Ein Rest dieser realistischen Kunst, für die namentlich der führende Komponist Cavalli (z. B. in „Didone," 1641, vgl. H. Kretzschmar, Die venezianische Oper. Viertel- jahrsschr. f. Musikwissenschaft. 1892. S. 40) den Ton angegeben hat, lebt heute noch fort, nämlich in den Oratorien Händels. Besonders das berühmte Schlachtbild „Blase die Trompet, erhebt das Feldgeschrei!" im Judas Makka- bäus fußt auf den Venezianern. Da haben wir mit den schmetternden Trom¬ peten und dröhnenden Pauken echte Kriegsmusik der Zeit. Der Naturton ist Prächtig getroffen, die Wirkung unwiderstehlich packend, alarmierend und be¬ geisternd. Vereinzelte Seitenstücke zu den angeführten Proben aus der Opern- und der Oratorienliteratur finden wir im siebzehnten und im achtzehnten Jahrhundert auch in der Orchestermusik. Kriegerische Interessen standen ja in dieser Zeit immer stark im Vordergrund, und es scheint, daß die Komponisten, nur schon um ihren Gönnern, den hohen Herren, denen sie ihre Werke widmeten, zu ge¬ fallen, zuweilen etwas Kriegsmusik antönen ließen. So jedenfalls der Badener Joh. Kaspar Fischer, der seine unter dem Titel I^s Journal nu xrintemps er¬ schienenen Orchestersuiten dem Markgrafen Ludwig von Baden, dem berühmten Türkenbesieger, widmete und wohl deshalb gleich in der ersten Suite eine Uarodö und ein im Stile Händelscher Kriegsmusik gehaltnes ^ir as8 vom- battaus bringt. (Neudruck in den Denkmälern deutscher Tonkunst, Band 10.) Auch in der instrumentalen Hausmusik dieser Zeit ist die Vorliebe für Schlachtenmusik nicht erloschen. Wie im sechzehnten Jahrhundert auf der Laute, treffen wir sie nun auf dem Klavier oder auf der in kleiner Form im Haus ebenfalls beliebten Orgel. Schon Frescobaldi, der älteste Klassiker der Orgel,

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/291
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/291>, abgerufen am 23.07.2024.