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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Es ist nicht Überhebung, die uns veranlaßt, auf diese Erinnerungen zurück¬
zukommen. Aber im Hinblick darauf, daß uns Deutschen noch große Anstrengungen
zur See bevorstehn, wenn wir ans den weltbeherrschenden Wogen etwas gelten "vollen,
darf die eigne Nation immer wieder daran gemahnt werden, daß wir im Rate unsrer
Vertreter hinter der Tüchtigkeit, der Kraft und der Hingebung, die wie im Heere
auch in der Marine lebt, nicht zurückbleiben dürfen. Wenn wir Deutschen unsre Zeit
richtig verstünden, so müßte das Drängen auf die Ausgestaltung der Flotte nicht
von der Regierung, nicht vom Flottenverein, sondern von der großen Mehrheit
unsers Volkes und seiner Vertreter ausgehn. Es ist jüngst in einer lesenswerten
Schrift,*) deren Inhalt im ganzen wir uns nicht anzueignen vermögen, deren herz¬
erfrischender Ton aber doch seine Wirkung nicht verfehlt, gerade vom entschieden
liberalen Standpunkt aus darauf hingewiesen worden, daß der zweitgrößten Handels¬
flotte der Welt nicht eine fünftgrößte Kriegsflotte entspricht, und daß sie zu ihrem
Schutze nicht ausreicht; daß ferner in der deutschen Nationalversammlung im Jahre
1848 das erste deutsche Flottengesetz von allen weittragenden Vorlagen die einzige
war, die nahezu einstimmige Annahme gefunden hatte. Man erkannte eben damals
mehr als heute, daß eine starke deutsche Flotte nicht nur von militärischer, sondern
zunächst von wirtschaftlicher und nationaler Bedeutung sei. Eine neue Flotteuvorlage,
die ein drittes Doppelgeschwader für die Heimat und eine den gewaltig anschwellenden
Zahlen unsrer eignen Handelsflotte sowie unsrer gesamten Seeinteressen entsprechende
Anslcmdflotte fordert, sollte eigentlich gar keiner nähern Begründung bedürfen.
Zumal bei der klaren, durchsichtigen Organisation unsrer Schlachtflotte, die, wie in
einem lebensvollen Organismus eine Zelle neben die andre tritt, so ein Geschwader
an das andre reiht und jedem Schiff im voraus seinen Platz in der Front an¬
weist. Wir sind bei der Verteilung der Kolonien in der Welt zu kurz gekommen,
es ist die höchste Zeit, dafür zu sorgen, daß wir wenigstens am Welthandel unsern
vollen Anteil erhalten. Neben aller Tüchtigkeit unsrer Kaufleute und Reeber wird
das schließlich doch eine Machtfrage sein, und die Zeit, die uns bleibt, ist vielleicht
nur noch kurz bemessen.

Es ist an dieser Stelle wiederholt auf die ebenso neue wie eigentümliche Er¬
scheinung hingewiesen worden, daß die parlamentarische Initiative sich der Ein¬
führung von Wohltaten an die Angehörigen des Heeres zuwendet, die ehedem
ausschließlich Sache der Armeeverwaltung und der höchsten Stelle war. Nachdem
der Reichstag in den letzten Monaten eine Resolution über den Urlaub der Mann¬
schaften und ihre kostenlose Beförderung, möglichst auch mit den Schnellzügen, an¬
genommen hat, kommt jetzt der Offiziersurlaub an die Reihe. Nach einer An¬
kündigung der Nationalzeitung scheint die Absicht zu bestehn, ein gesetzliches Recht
auf Urlaub für den Offizier in Anspruch zu nehmen. Das Blatt fügt als Motiv
hinzu: "Diese Frage verdient bei der nächsten Beratung des Heeresetats um so
mehr einer aufklärenden Besprechung unterzogen zu werden, als die Inanspruch¬
nahme der physischen und geistigen Kräfte namentlich der Hauptleute und Majors
im Laufe der letzten Jahre außerordentlich zugenommen hat." Für die Hauptleute
ist das zutreffend, für die Majors weniger, wenngleich zugegeben werden mag, daß
die Majors zum Teil unter den Folgen der Überlastung der Hauptmannszeit stehn.
Urlaub wird aber gerade den Hauptleuten je nach der dienstlichen Möglichkeit
reichlich erteilt. Glaubt der Reichstag, daß darin noch weiter gegangen werden
solle, so muß er zunächst dafür sorgen, daß jede Kompagnie außer ihrem Haupt¬
mann einen Oberleutnant und drei Leutnants, wie ehedem, hat, und zwar wirklich
vorhaudne, nicht als Adjutanten usw. abkommandierte. Kriegsakademie, Jeutralturn-
anstalt, Schießschule, Lehrbataillou, die Kadettenanstnlten, die Unteroffizierschulen usw.
nehmen eine sehr große Zahl von Offizieren in Anspruch, die in der Front ihrer



"Weltpolitik und Flottenpläne" von Ludivig Flatau. Berlin 1904.
Grenzboten III 1904
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Es ist nicht Überhebung, die uns veranlaßt, auf diese Erinnerungen zurück¬
zukommen. Aber im Hinblick darauf, daß uns Deutschen noch große Anstrengungen
zur See bevorstehn, wenn wir ans den weltbeherrschenden Wogen etwas gelten »vollen,
darf die eigne Nation immer wieder daran gemahnt werden, daß wir im Rate unsrer
Vertreter hinter der Tüchtigkeit, der Kraft und der Hingebung, die wie im Heere
auch in der Marine lebt, nicht zurückbleiben dürfen. Wenn wir Deutschen unsre Zeit
richtig verstünden, so müßte das Drängen auf die Ausgestaltung der Flotte nicht
von der Regierung, nicht vom Flottenverein, sondern von der großen Mehrheit
unsers Volkes und seiner Vertreter ausgehn. Es ist jüngst in einer lesenswerten
Schrift,*) deren Inhalt im ganzen wir uns nicht anzueignen vermögen, deren herz¬
erfrischender Ton aber doch seine Wirkung nicht verfehlt, gerade vom entschieden
liberalen Standpunkt aus darauf hingewiesen worden, daß der zweitgrößten Handels¬
flotte der Welt nicht eine fünftgrößte Kriegsflotte entspricht, und daß sie zu ihrem
Schutze nicht ausreicht; daß ferner in der deutschen Nationalversammlung im Jahre
1848 das erste deutsche Flottengesetz von allen weittragenden Vorlagen die einzige
war, die nahezu einstimmige Annahme gefunden hatte. Man erkannte eben damals
mehr als heute, daß eine starke deutsche Flotte nicht nur von militärischer, sondern
zunächst von wirtschaftlicher und nationaler Bedeutung sei. Eine neue Flotteuvorlage,
die ein drittes Doppelgeschwader für die Heimat und eine den gewaltig anschwellenden
Zahlen unsrer eignen Handelsflotte sowie unsrer gesamten Seeinteressen entsprechende
Anslcmdflotte fordert, sollte eigentlich gar keiner nähern Begründung bedürfen.
Zumal bei der klaren, durchsichtigen Organisation unsrer Schlachtflotte, die, wie in
einem lebensvollen Organismus eine Zelle neben die andre tritt, so ein Geschwader
an das andre reiht und jedem Schiff im voraus seinen Platz in der Front an¬
weist. Wir sind bei der Verteilung der Kolonien in der Welt zu kurz gekommen,
es ist die höchste Zeit, dafür zu sorgen, daß wir wenigstens am Welthandel unsern
vollen Anteil erhalten. Neben aller Tüchtigkeit unsrer Kaufleute und Reeber wird
das schließlich doch eine Machtfrage sein, und die Zeit, die uns bleibt, ist vielleicht
nur noch kurz bemessen.

Es ist an dieser Stelle wiederholt auf die ebenso neue wie eigentümliche Er¬
scheinung hingewiesen worden, daß die parlamentarische Initiative sich der Ein¬
führung von Wohltaten an die Angehörigen des Heeres zuwendet, die ehedem
ausschließlich Sache der Armeeverwaltung und der höchsten Stelle war. Nachdem
der Reichstag in den letzten Monaten eine Resolution über den Urlaub der Mann¬
schaften und ihre kostenlose Beförderung, möglichst auch mit den Schnellzügen, an¬
genommen hat, kommt jetzt der Offiziersurlaub an die Reihe. Nach einer An¬
kündigung der Nationalzeitung scheint die Absicht zu bestehn, ein gesetzliches Recht
auf Urlaub für den Offizier in Anspruch zu nehmen. Das Blatt fügt als Motiv
hinzu: „Diese Frage verdient bei der nächsten Beratung des Heeresetats um so
mehr einer aufklärenden Besprechung unterzogen zu werden, als die Inanspruch¬
nahme der physischen und geistigen Kräfte namentlich der Hauptleute und Majors
im Laufe der letzten Jahre außerordentlich zugenommen hat." Für die Hauptleute
ist das zutreffend, für die Majors weniger, wenngleich zugegeben werden mag, daß
die Majors zum Teil unter den Folgen der Überlastung der Hauptmannszeit stehn.
Urlaub wird aber gerade den Hauptleuten je nach der dienstlichen Möglichkeit
reichlich erteilt. Glaubt der Reichstag, daß darin noch weiter gegangen werden
solle, so muß er zunächst dafür sorgen, daß jede Kompagnie außer ihrem Haupt¬
mann einen Oberleutnant und drei Leutnants, wie ehedem, hat, und zwar wirklich
vorhaudne, nicht als Adjutanten usw. abkommandierte. Kriegsakademie, Jeutralturn-
anstalt, Schießschule, Lehrbataillou, die Kadettenanstnlten, die Unteroffizierschulen usw.
nehmen eine sehr große Zahl von Offizieren in Anspruch, die in der Front ihrer



„Weltpolitik und Flottenpläne" von Ludivig Flatau. Berlin 1904.
Grenzboten III 1904
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[0125] Maßgebliches und Unmaßgebliches Es ist nicht Überhebung, die uns veranlaßt, auf diese Erinnerungen zurück¬ zukommen. Aber im Hinblick darauf, daß uns Deutschen noch große Anstrengungen zur See bevorstehn, wenn wir ans den weltbeherrschenden Wogen etwas gelten »vollen, darf die eigne Nation immer wieder daran gemahnt werden, daß wir im Rate unsrer Vertreter hinter der Tüchtigkeit, der Kraft und der Hingebung, die wie im Heere auch in der Marine lebt, nicht zurückbleiben dürfen. Wenn wir Deutschen unsre Zeit richtig verstünden, so müßte das Drängen auf die Ausgestaltung der Flotte nicht von der Regierung, nicht vom Flottenverein, sondern von der großen Mehrheit unsers Volkes und seiner Vertreter ausgehn. Es ist jüngst in einer lesenswerten Schrift,*) deren Inhalt im ganzen wir uns nicht anzueignen vermögen, deren herz¬ erfrischender Ton aber doch seine Wirkung nicht verfehlt, gerade vom entschieden liberalen Standpunkt aus darauf hingewiesen worden, daß der zweitgrößten Handels¬ flotte der Welt nicht eine fünftgrößte Kriegsflotte entspricht, und daß sie zu ihrem Schutze nicht ausreicht; daß ferner in der deutschen Nationalversammlung im Jahre 1848 das erste deutsche Flottengesetz von allen weittragenden Vorlagen die einzige war, die nahezu einstimmige Annahme gefunden hatte. Man erkannte eben damals mehr als heute, daß eine starke deutsche Flotte nicht nur von militärischer, sondern zunächst von wirtschaftlicher und nationaler Bedeutung sei. Eine neue Flotteuvorlage, die ein drittes Doppelgeschwader für die Heimat und eine den gewaltig anschwellenden Zahlen unsrer eignen Handelsflotte sowie unsrer gesamten Seeinteressen entsprechende Anslcmdflotte fordert, sollte eigentlich gar keiner nähern Begründung bedürfen. Zumal bei der klaren, durchsichtigen Organisation unsrer Schlachtflotte, die, wie in einem lebensvollen Organismus eine Zelle neben die andre tritt, so ein Geschwader an das andre reiht und jedem Schiff im voraus seinen Platz in der Front an¬ weist. Wir sind bei der Verteilung der Kolonien in der Welt zu kurz gekommen, es ist die höchste Zeit, dafür zu sorgen, daß wir wenigstens am Welthandel unsern vollen Anteil erhalten. Neben aller Tüchtigkeit unsrer Kaufleute und Reeber wird das schließlich doch eine Machtfrage sein, und die Zeit, die uns bleibt, ist vielleicht nur noch kurz bemessen. Es ist an dieser Stelle wiederholt auf die ebenso neue wie eigentümliche Er¬ scheinung hingewiesen worden, daß die parlamentarische Initiative sich der Ein¬ führung von Wohltaten an die Angehörigen des Heeres zuwendet, die ehedem ausschließlich Sache der Armeeverwaltung und der höchsten Stelle war. Nachdem der Reichstag in den letzten Monaten eine Resolution über den Urlaub der Mann¬ schaften und ihre kostenlose Beförderung, möglichst auch mit den Schnellzügen, an¬ genommen hat, kommt jetzt der Offiziersurlaub an die Reihe. Nach einer An¬ kündigung der Nationalzeitung scheint die Absicht zu bestehn, ein gesetzliches Recht auf Urlaub für den Offizier in Anspruch zu nehmen. Das Blatt fügt als Motiv hinzu: „Diese Frage verdient bei der nächsten Beratung des Heeresetats um so mehr einer aufklärenden Besprechung unterzogen zu werden, als die Inanspruch¬ nahme der physischen und geistigen Kräfte namentlich der Hauptleute und Majors im Laufe der letzten Jahre außerordentlich zugenommen hat." Für die Hauptleute ist das zutreffend, für die Majors weniger, wenngleich zugegeben werden mag, daß die Majors zum Teil unter den Folgen der Überlastung der Hauptmannszeit stehn. Urlaub wird aber gerade den Hauptleuten je nach der dienstlichen Möglichkeit reichlich erteilt. Glaubt der Reichstag, daß darin noch weiter gegangen werden solle, so muß er zunächst dafür sorgen, daß jede Kompagnie außer ihrem Haupt¬ mann einen Oberleutnant und drei Leutnants, wie ehedem, hat, und zwar wirklich vorhaudne, nicht als Adjutanten usw. abkommandierte. Kriegsakademie, Jeutralturn- anstalt, Schießschule, Lehrbataillou, die Kadettenanstnlten, die Unteroffizierschulen usw. nehmen eine sehr große Zahl von Offizieren in Anspruch, die in der Front ihrer „Weltpolitik und Flottenpläne" von Ludivig Flatau. Berlin 1904. Grenzboten III 1904

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/125>, abgerufen am 25.08.2024.